11.01.2019
Nach der Kohle zum Gas
Von der Energiewirtschaft wird parallel zur Arbeit der Kohlekommission der „Fuel Switch“ propagiert, der Austausch des Brennstoffs Kohle gegen Erdgas. Dies sei klimafreundlich, weil Erdgasheizungen und Erdgaskraftwerke weniger CO2 emittierten. Erdgas würde die Kosten- und die Versorgungssicherheit gewährleisten und die Klimaziele leichter erreichen lassen. So das gar nicht so neue Narrativ. Auch wenn die Protagonisten einer Solarisierung mit dem Slogan „Nach der Kohle die Sonne“ unterwegs sind, arbeiten mächtige Interessenverbände daran, die Weichen anders zu stellen. Erdgas, Erdgas, Erdgas sabbert es aus interessengeleiteten Mündern, von Altmaier über Putin bis zu Trump.
Mitte 2018 modifizierte die EU einen wesentlichen Faktor im Emissionshandelssystem ETS (Emissions Trading System), dem bisher völlig wirkungslosen Instrument zur CO2-Reduzierung: In den Jahren 2019 bis 2023 soll die Zahl der im Umlauf befindlichen Zertifikate drastisch verringert werden. Nachdem sie jahrelang unterhalb der Grasnarbe dümpelten, beginnen nun die Preise für europäische CO2-Emissionszertifikate zu steigen. Experten erwarten, dass sie sich bei 35 bis 40 Euro einpendeln könnten.
Die Organisation Carbon Tracker in London schätzt, dass sich ein Zertifikats-Defizit im Umfang von insgesamt rund 1,4 Mrd. Tonnen an CO2-Emissionen ergeben wird. Sie meint weiter, die dadurch steigenden CO2-Emissionspreise werden den Wechsel von der Kohle zu Erdgas gerade in Ländern wie Deutschland, Italien, Spanien und den Niederlanden begünstigen und beschleunigen. In Großbritannien sei dieser Trend bereits im Herbst 2018 erkennbar gewesen. Beim Verbrennen von Erdgas entsteht zwar weniger CO2 als bei der Kohle. Durch das höhere Wasserstoff/Kohlenstoff-Verhältnis wird um bis zu 25 % weniger CO2 erzeugt. Insofern ist es richtig, dass die Betreiber von Gaskraftwerken weniger Geld für die Zertifikate ausgeben müssen und der Umstieg auf Erdgas wirtschaftlich lukrativ wird.
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11.01.2019
649.000.000.000 Kilowattstunden Brutto
Die Berliner Denkfabrik Agora Energiewende hat gleich in der ersten Januarwoche eine Bilanz 2018 zur Stromerzeugung in Deutschland vorgelegt. Für PV-Betreiber nicht verwunderlich: Die Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien hat im vergangenen Jahr einen neuen Rekord aufgestellt und die CO2-Emissionen sind leicht gesunken. Doch wer hier einen Erfolg der Energiewende bejubelt, hat sich zu früh gefreut: Die hohen Erträge sind vor allem durch die spezifisch hohen Solarerträge verursacht – kein Wunder nach dem Rekordsommer. Und auch der Winter war mild, die Heizverbräuche daher gering. Agora Energiewende warnt deshalb und bezeichnet die CO2-Absenkung als nicht nachhaltig.
Von der Seite der Brutto-Stromerzeugung betrachtet wurden 35,2 % aus erneuerbaren Quellen (Sonne, Wind, Wasser etc.) produziert. Schaut man aus der Sicht des Verbrauchers auf den Stromverbrauch in Deutschland (der auf Vorjahresniveau lag), lag der Anteil sogar bei 38,2 %. Es zeigt sich ein hoher Stromexport: Über 52 TWh wurden im vergangenen Jahr exportiert (Saldo), das sind acht Prozent der gesamten Erzeugung. Oder anders betrachtet: Über die Hälfte der aktuellen Steinkohle-Stromerzeugung geht in den Export. Darüber gefreut haben sich vor allem die Belgier, die Ende 2018 sechs von sieben Atomkraftwerken wegen Reparaturen vom Netz nehmen mussten und nur knapp an einem massiven Stromengpass vorbeigeschrammt sind. Hauptabnehmer des deutschen Stroms ist Österreich vor Frankreich und den Niederlanden, von dort floss wiederum viel Strom nach Belgien weiter.
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11.01.2019
Politische Energie-Baustellen für 2019
Das neue Jahr hat die erste Woche schon hinter sich gebracht, die neuen Rekorde der Erneuerbaren bei der Stromerzeugung 2018 wurden kurz gefeiert, dann aber wieder der Blick der Realität zugewendet. Einige energiepolitische Großvorhaben stehen in diesem Jahr an. Zeitlich als erstes wird im Februar das Ergebnis der Kohlekommission und damit die weitere Zukunft der Kohle in Deutschland diskutiert werden.
Lassen Sie uns träumen: Die Kohlekommission legt einen konkreten Ausstiegszeitplan bis 2035 vor, der mit Maßnahmen zur sozialen Abfederung flankiert wird. Details werden noch im politischen Diskurs überarbeitet, dann als gesellschaftlicher Kompromiss mit breiter Mehrheit und großer Akzeptanz in der Bevölkerung verabschiedet. Die aktuellen Kohlegruben und Bergwerke werden zu Solar- und Windfarmen sowie Speichern umfunktioniert, wie es Greenpeace Energy bereits skizziert hat. Und um den Willen zum Klimaschutz zu bestätigen, entscheidet die Bundesregierung: Der Hambacher Forst bleibt bestehen und wird zum Schutzgebiet klassifiziert. Soweit der Traum. Realität: Mitte Februar sollen erst einmal die Ergebnisse der Kommission vorgelegt werden. Weiteres Vorgehen unklar.
Zu den weiteren Themen: Energieimporte, Netzausbau, Klimaschutzgesetz, EEG-Änderung, GEG, Atomausstieg, Kleinverkehr, Ziele und Störfeuer und weiteren politischen Aufgaben
11.01.2019
Hochspannung ohne Volk
Hilflosigkeit. Anders ist das Gefühl nicht zu beschreiben, das Bürger wie kommunal Verantwortliche überkommt, wenn sie sich ernsthaft in die Planung von Hochspannungstrassen einschalten wollen. Daraus entstehen vielerorts Wut und heftige Proteste. Darüber wundern sich jene, die 100-prozentig von der Sinnhaftigkeit neuer Trassen kreuz und quer durch die Republik überzeugt sind: Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB), Bundesnetzagentur (BNetzA), CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmeier nebst regierungsbeamtlichem Gefolge. Wer die Entwicklung seit der Gründung der neuen Berliner GroKo aus CDU, SPD und CSU aufmerksam verfolgt, wird das Gefühl nicht los: Diese Energie-Zentralisten entfernen sich immer weiter von der Lebenswirklichkeit der normalen Menschen. Gerade in Süddeutschland.
In der Vergangenheit hat sich aber auch der Bayerische Landtag nicht gerade mit bürgernahem Ruhm bekleckert. Da hatte die trassenkritische Bürgerinitiative (BI) Brand, Landkreis Wunsiedel in Oberfranken, im August 2017 eine Petition an das freistaatliche Parlament gesandt. Es ging um Probebohrungen, die der ÜNB Tennet für die Hochspannungs-Gleichstromübertragung (HGÜ) Südostlink in Oberfranken durchführt. Ein Jahr nach dem Einreichen hätte die Petition eigentlich noch behandelt werden sollen, bevor der Landtag neu gewählt wurde: Am 20.09.2018 stand sie auf der Tagesordnung im Ausschuss für Wirtschafts- und Energiefragen. Doch einen Tag davor erhielt die BI die Information: Aus die Maus, „Ihre Petition wird leider doch nicht behandelt werden“. Wie bürgernahe Demokratie hört sich das nicht an. Und ob die neue, nach eigenen Aussagen noch bürgernähere Bayern-Koalition aus CSU und Freien Wählern sich demnächst mit diesem Bürgeranliegen beschäftigen wird, ist offen.
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11.01.2019
Klima ist pure Statistik
Es ist auffällig, dass in der Wetterberichterstattung der öffentlich-rechtlichen Fernsehstationen in den letzten Jahren häufiger nicht nur über das Wetter gesprochen wird. Auch gibt es vermehrt Veröffentlichungen von telegenen Wetterexperten zum Klima. Beispielsweise hat Sven Plöger zusammen mit Frank Böttcher das Buch Klimafakten veröffentlicht. Auch tritt Özdem Terli auf der Mattscheibe mit Warming-Stripes-Kravatte auf, erklärt die Zusammenhänge ganz praktisch und anschaulich und ist schließlich auch bei Twitter in Sachen Klima sehr aktiv.
Das ist auch sinnvoll, schließlich wird Klima leicht mit Wetter verwechselt. Manch einer fragt sich, wie es möglich sein soll langfristige Berechnungen zur globalen Mitteltemperatur anzustellen, wenn man sich bei der Wettervorhersage bereits nach zwei Tagen schnell mal vertut. Der Unterschied: Die Wettervorhersage prognostiziert regional detailliert. Das Klimamodell dagegen simuliert langfristig das große Ganze. Bisweilen sorgt auch die vielzitierte 2-Grad-Schwelle (oft als Grenze fehlinterpretiert) für Verwirrung. Denn wir leben bereits heute mit einer Erwärmung von 0,8°C über dem vorindustriellen Wert, die Temperaturzunahme ist dabei regional sehr unterschiedlich, weshalb es unklar ist wo die Grenze zwischen gefährlichem und ungefährlichem Klimawandel genau liegt.
In seinem Vortrag "Klimawandel – Oder doch nur das Wetter?" (zum Mitschnitt) am 9. Januar 2019 im Department Physik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg brachte es Karsten Schwanke, Meteorologe und ARD-Moderator, auf dem Punkt: „Jeder von uns hat eine Meinung zum Wetter, denn Wetter ist emotional. Jeder mag ein anderes Wetter. Klima dagegen ist nicht fühlbar, sondern letztlich nur reine Statistik.“ In seinen kurzweiligen Ausführungen beschrieb er anschaulich, wie Wettervorhersage gemacht wird und wie schwierig eine solche Prognose sein kann. Schwanke verdeutlichte, dass es durchaus hilfreich ist, ein Gespür für all‘ die chaotischen und nicht linearen Wechselwirkungen zu bekommen, will man ein Verständnis für das entwickeln, was da draußen so passiert. Nur so könne man für sich die Frage beantworten: Ist das jetzt Wetter oder bereits Klimawandel?
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11.01.2019
Leschs Lithium-Litanei, oder: ein Astronomieprofessor auf Abwegen
Das Elektroauto hat viele Feinde: die konventionelle Autoindustrie, ihre Zulieferer, ihre Werbe- und PR-Agenturen, Gebrauchtwagenhändler, Schummeldiesel-Besitzer usw. usw. – in erster Linie also alle, die durch eine Verkehrswende Geld verlieren könnten. Daher ist man manchmal überrascht, wer sich in diese Front so einreiht: seit neuestem auch der Astronom und medial präsente Erklärer naturwissenschaftlicher Themen Professor Dr. Harald Lesch. Lesch, allzu inniger Verbindungen zur Autoindustrie gänzlich unverdächtig, hat Ende vergangenen Jahres an der TU Ilmenau vor Studierenden einen schwungvollen und z.T. polemischen Vortrag zu dem ihm eher fachfremden Thema „Das Kapitalozän - Erdzeitalter des Geldes“ gehalten. Der Vortrag wurde aufgezeichnet und auf Youtube gestellt. Dass ein nur dreiminütiger Ausschnitt aus diesem Vortrag (ab Minute 33:24) nun durch die Netze geistert, in dem Lesch gegen Elektromobile polemisiert, ist angesichts der vielen Feinde des Elektroautos nicht überraschend.
Viel interessanter ist es, sich die Thesen von Harald Lesch in diesen drei Video-Minuten zu analysieren, die dieser mit seinem wissenschaftlichen Renommee im Rücken so plakativ vorträgt.
lesen Sie hier den Kommentar von Götz Warnke
11.01.2019
ABSI-Kongress 2019: "Klimawandel stoppen – es ist höchste Zeit, legen wir los!"
Unter diesem Motto kommen die etwa 200 Bayerischen und Österreichischen Solarinitiativen am 15. und 16. Februar 2019 zu ihrer Jahrestagung in der Technischen Hochschule Rosenheim zusammen. Bei diesen Treffen geht es schon lange nicht mehr allein um Solarenergie, sondern um alle Aspekte des ökologischen Umbaus der Energieversorgung. Auch der sparsame und effiziente Umgang mit Energie spielt eine Rolle, ebenso wie gesellschaftliche und politische Entwicklungen.
Am ersten Tag der Veranstaltung kommen hochkarätige Wissenschaftler zu Wort: Die Professoren Dr. Georg Kaser, Dr. Wolfgang Seiler, Dr. Bruno Burger und Dr. Volker Quaschning machen den Teilnehmern deutlich, warum der Klimawandel schnellstmöglich gestoppt werden muss und welche Strategie dazu notwendig ist. Der abendliche Vortrag von Professor Dr. Harald Lesch „Lass mich doch in Ruh‘ mit deinem …-Klimawandel“ richtet sich an die Allgemeinheit und ist daher auch öffentlich zugänglich.
Am zweiten Tag geht zunächst Hans-Josef Fell, ein Urgestein der Energiewende, auf aktuelle Erneuerbare-Energien-Themen und das Volksbegehren zum Klimaschutz ein. Praxisorientierte Vorträge aus vielen Bereichen zeigen dann auf, wie man vor Ort der Energiewende zum Durchbruch verhelfen kann. Der Motivationsaufruf des Bergsteigerduos Huber Buam schließt die Veranstaltung ab.
Mehrere Exkursionen in der Stadt Rosenheim, eine Fachausstellung und ein Extra-Raum für Gespräche schaffen weitere Möglichkeiten zur Information, Diskussion und Vernetzung. Lokale Akteurinnen und Akteure der Energiewende sind herzlich aufgerufen, die Veranstaltung an einem oder an beiden Tagen zu besuchen!
Hier finden Sie das vorläufige Programm als Download.
Teilnahme als Aussteller + Sponsoring: Haben Sie Interesse als Aussteller teilzunehmen?
Hier finden Sie den Sponsorenflyer.
Anmeldung über das Buchungssystem.
11.01.2019
Mögliches dekarbonisiertes Energiesystem im Jahr 2050
Grafik aus einer Präsentation im Auftrag des FraunhoferISE und der RHCETIP (Renewable Heating And Cooling European Innovation and Technology Platform, www.rhc-platform.org): Wie könnte ein dekarbonisiertes Energiesystem im Jahr 2050 aussehen, vereinfachtes dekarbonisiertes Energiesystemmodell mit Energiefluss von der Erzeugung bis zur Nachfrage.
Hauptmerkmale: Hocheffiziente, fast ausschließlich erneuerbare Energiequellen, Elektrifizierung von Verkehr und Heizung, Sektorkopplung, intelligentes Energiemanagement.
11.01.2019
Georg Salvamoser Preis 2019: Mut und Engagement für mehr Klimaschutz gesucht!
Auf der Klimaschutzkonferenz COP 24 in Kattowitz wurde klar, dass die bisherigen Maßnahmen bei weitem nicht ausreichen, um die globale Erwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Umso mehr kommt es jetzt auf engagierte Menschen in Vereinen, Firmen und Kommunen an, die die Energiewende voranbringen. Um dieses Engagement für eine zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen gespeiste Energieversorgung zu würdigen, lobt die Georg-Salvamoser-Stiftung mit der Stadt Freiburg auch 2019 wieder den mit 25.000 Euro dotierten Georg Salvamoser Preis aus. Bewerbungen sind ab 10. Januar 2019 auf www.georg-salvamoser-preis.de möglich.
Bewerben können sich Institutionen und Einzelpersonen, Unternehmen und Kommunen, Vereine und Projektgruppen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Die Jury würdigt, welchen Beitrag das eingereichte Projekt zu einer vollständigen Versorgung aus regenerativen Energien leistet. Des Weiteren zählt der Innovationsgrad – kreative Lösungsansätze, die über existierende Standardmodelle hinaus weisen, sind gefragt. Auch der Vorbildcharakter der Projekte ist ein wichtiges Kriterium für die Jury. Und nicht zuletzt wird auch das Durchhaltevermögen gewertet, mit dem die Bewerber ihre Projekte zum Erfolg gebracht haben. Speziell für junge Unternehmen, Start-ups, Schulklassen oder Jugendgruppen verleiht die Jury den Sonderpreis JUNGE ENERGIE. Von den 25.000 Euro Gesamtpreisgeld sind hierfür 5.000 Euro reserviert.
„Die Energiewende braucht kreative Ideen“, sagt Jurymitglied Carolin Salvamoser von der Georg-Salvamoser-Stiftung. „Die Leidenschaft, die hinter den Ideen steckt und die Menschen dazu bewegt, ihren Weg gegen alle Widerstände zu verfolgen, ist für uns preiswürdig.“
Die auf der Webseite www.georg-salvamoser-preis.de präsentierten Preisträgerinnen und Preisträger der vergangenen Jahre zeigen, wie breit das Spektrum an engagierten Menschen ist. So gewann 2018 mit PVplug eine Arbeitsgruppe der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS), die sich zielstrebig für „Guerilla-Strom vom Balkon“ durch die bürokratischen Gremien kämpfte. 2017 konnte das mittelständische Unternehmen Monte Ziego aus Teningen die Jury mit seiner rundum nachhaltigen Käseproduktion überzeugen. Den Sonderpreis JUNGE ENERGIE erhielt 2018 die „Energieschule“ des Münchner Vereins Green City Energy e.V., die Kinder und Jugendliche mit ihren Projekten für die Themen Erneuerbare Energien und Klimaschutz sensibilisiert.
Bewerbungen ab 10. Januar möglich:
Das Online-Bewerbungsportal ist seit dem 10. Januar 2019 geöffnet. Informationen zu den Teilnahmerichtlinien, Auslobungskriterien, bisherigen Preisträgern und vielem mehr finden sich jetzt schon auf www.georg-salvamoser-preis.de. Die Preisverleihung findet am 16. Mai auf der Intersolar Europe in München statt
11.01.2019
Kleiner Medienspiegel
Frankreich lässt PV schwimmen: Das auf Erneuerbare Energien spezialisierte französische Unternehmen Akuo Energy hat mit dem Bau des ersten schwimmenden Solarkraftwerks Frankreichs in der Kleinstadt Piolenc nahe des südfranzösischen Orange begonnen. Für das 17-MW PV-Projekt "O'MEGA1" werden auf einer Fläche von 17 Hektar 47.000 Module installiert, die später 4.733 Haushalte versorgen sollen. Die Module werden auf neuen Hydrelio-Schwimmkörpern des französischen Spezialisten Floating Photovoltaic "Ciel & Terre" installiert; sie finden ihren Platz in einem alten, gefluteten Steinbruch. Das Gesamtprojekt wird mit Kosten von 17 Millionen Euro veranschlagt: http://www.enviro2b.com/2018/12/28/akuo-energy-se-lance-dans-la-construction-dune-centrale-solaire-flottante-de-17-mw-en-france/
Denkmalschutz behindert PV-Ausbau: Mecklenburg-Vorpommerns Energieminister Christian Pegel (SPD) hat sich dafür ausgesprochen, PV-Panele auch auf denkmalgeschützten Gebäuden zu installieren und damit übertriebenem Denkmalschutz eine Absage zu erteilen. Auf den nach innen geneigten Dächern des Energieministeriums habe der Denkmalschutz eine PV-Installation verhindert, obgleich diese Dächer gar nicht von der Straße einsehbar sind. Begründung des Denkmalschutzes: man könne ggf. die Installation aber vom Turm des Schweriner Doms aus sehen und als störend empfinden. Bisher gäbe es nur auf 27 Gebäuden im Landesbesitz PV-Anlagen, was lediglich drei Prozent aller Landesgebäude seien: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Energiewende-Denkmalschutz-behindert-Gewinnung-von-Solarstrom-4263904.html
Wellenenergie-Turbine im Testbetrieb: Die 150-kW Wellenenergie-Turbine Croisic der französischen Firma Wavegem wird derzeit im SEM-REV, dem zentralen Meeresenergie-Testgebiet, auf ihre Einsatzfähigkeit untersucht. Der schwimmende, 200 Tonnen schwere Prototyp war zum Jahresende aus dem Hafen von Saint-Nazaire von einem Schlepper ins Testgebiet gezogen worden. Anders als andere Meeresenergie-Anlagen soll die schwimmende Wavegem-Turbine nicht an das festländische Stromnetz angeschlossen werden, sondern als Energielieferant für Offshore-Projekte dienen. Das Projekt zielt auf kontinuierliche Bereitstellung von Erneuerbaren Energien: https://www.lemondedelenergie.com/plateforme-houlomotrice-wavegem-croisic/2018/12/31/
Der größte Lithium-Ionen-Akku der Welt steht in Südaustralien: Für die Hornsdale Power Reserve hat Tesla hunderte PowerPack2 zusammengestellt, deren Akkuzellen von Samsung SDI stammen. Gemeinsam speichern sie bis zu 129 MWh und können 100 MW leisten. Davon sind 70 MW für Regelleistung reserviert. Über die restlichen 30 MW kann die Betreiberfirma Neoen frei verfügen. Aus einem Börsenprospekt der Betreiberfirma Neoen geht hervor, dass gespeicherter Strom ihr im ersten Halbjahr 2018 6,7 Millionen Euro Umsatz gebracht hat, davon 6,1 Millionen aus Regelleistungs-Erlösen. Ob sich die Investition in die Hornsdale Power Reserve für Neoen rechnet, bleibt abzuwarten. Laut einer früheren Beschwerde Teslas generiert der Akku weniger Einnahmen als er sollte. Er ist einfach zu schnell: Die Hornsdale Power Reserve reagiert in weniger als 150 Millisekunden auf die Nachfrage nach Regelleistung. Auf solch flotte Reaktion seien die Abrechnungssysteme des Netzes aber nicht vorbereitet: https://www.heise.de/newsticker/meldung/Teslas-Riesenakku-in-Australien-macht-sich-bezahlt-4259373.html
Ikea startet Online-Verkauf von PV-Anlagen: Das schwedische Möbelhaus bietet ab Mittwoch die neue Photovoltaik-Anlage Solstrale online in ganz Deutschland zum Verkauf an. Die Technik stammt vom britischen Unternehmen Solarcentury. Interessenten können sich über ikea.de/Solar anmelden und erhalten dann innerhalb kurzer Zeit einen Anruf eines deutschsprachigen Mitarbeiters des Ikea Partners. Ikea Deutschland arbeitet mit Solarcentury zusammen, dem größten britischen Solarunternehmen. Das 1998 gegründete Unternehmen ist heute ein international anerkannter Entwickler von Solaranlagen. Verbraucherschützer bemängeln allerdings, dass Solarcentury Vertragspartner der Kunden und für die Installation verantwortlich ist. Im Reklamationsfall ist der deutsche Kundenservice von Solarcentury und nicht Ikea zuständig. Die sogenannten Ikea- Photovoltaikanlagen werden somit ohne jegliche Verantwortung oder Garantie von Ikea verkauft:https://m2.ikea.com/de/de/news/solarenergie-mit-ikea-pub176c9d41
Neue CO2-Grenzwerte auch für Brummis: Nach den verschärften Abgasgrenzwerten für Autos, geht es nun dem Schwerlastverkehr an den Auspuff. Nach einem Beschluss des EU-Rates vom 20.12. 2018 soll deren Kohlenstoffdioxidausstoß um 30 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019 gesenkt werden. Nun wittert die Gasbranche ihre Chance. Flüssigerdgas (liquefied natural gas, LNG), sowie synthetische oder erneuerbare Gase gewönnen damit an Stellenwert. Sie punkten nicht nur mit Reichweite und kurzen Betankungszeiten, sondern sind seit dem Entschluss der Bundesregierung im Oktober auch von der Maut auf deutschen Autobahnen und Bundesstraßen befreit. Außerdem setzte die Bundesregierung ein Förderprogramm für LNG- und CNG-LKW auf. Die Branchenkenner begrüßen den EU-Beschluss. Laut Timm Kehler, Vorstand von Zukunft Erdgas, hätten die Umweltminister „die Rolle von Gas-Lastwagen klar anerkannt“. Auch mit Verbrennungsmotoren sei „klimaneutrale Mobilität möglich“. Ähnlich sieht das der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW), Gerald Linke: „Gas-Antriebe emittieren bis zu 90 Prozent weniger Feinstaub und bis zu 80 Prozent weniger Stickoxid. Zudem wird der CO2-Ausstoß um fast 25 Prozent reduziert. Auch fahren Gas-Lastwagen deutlich leiser als vergleichbare Diesel-Modelle“. Mit LNG könnten Reichweiten von über 1500 Kilometer pro Tankfüllung erreicht werden: https://www.zfk.de/mobilitaet/neue-kraftstoffe/artikel/co2-grenzwerte-jetzt-trifft-es-die-brummis-2018-12-21/?fbclid=IwAR2DtxBiWMhjMapfFNZTiDsuTnUhOXy4hr7Gve8EcHa8_9NzMGnnaPPTmjQ
Vor 250 Jahren meldete James Watt das Patent auf seine Dampfmaschine an: Als der englische Erfinder am 5. Januar 1769 das englische Patent Nr. 913 für seine deutliche Verbesserung der Newcomenschen Dampfmaschine einreichte, wurde das für die Dampfmaschinentechnik und für die Industrialisierung der Welt ein entscheidender Entwicklungssprung – Watts Konstruktion verbrauchte nur noch ein Drittel dessen an Kohle, was die Vorgängermaschinen verbrauchten. Die Dampfmaschinen vor Watt gingen nicht nur verschwenderisch mit Brennstoff um, sie waren auch umständlich zu bedienen. Gleichwohl leisteten sie ab 1776 nützliche Arbeit bei der Entwässerung von Kohlegruben und eröffneten den Weg zur Dampfschifffahrt und zur Eisenbahn. 1786 wurde die erste Dampfmühle in London in Betrieb genommen. Sie konnte – gegen den Widerstand der Wind- und Wassermüller – den Mehlbedarf von 150.000 Menschen befriedigen. Heute, nach 250 Jahren, stehen wir vor dem Ende der fossilen Verbrennungsmaschinen und stoßen das Tor zum Solarzeitalter auf: https://www.deutschlandfunk.de/vor-250-jahren-als-james-watt-das-patent-auf-seine.871.de.html?dram:article_id=437216
Uniper baut im bayerischen Irsching neues Gaskraftwerk für Tennet: Das Ende des bayerischen Atomkraftwerks Isar II im Jahr 2022 sowie der Kohleausstieg wirft seine Schatten voraus. Gestern hat Tennet die Vergabe eines 300-MW-Gaskraftwerks verkündet. Es soll als „Feuerwehr-Kraftwerk“ fungieren, um die Systemsicherheit in Bayern aufrecht zu erhalten. Nach dem Wegfall von Isar II so der Übertragungsnetzbetreiber weiter, fehlten 2023 rund 30 Mrd. kWh Strom, das jedenfalls hätten die Rechenkünstler des Wirtschaftsministeriums ermittelt. Insgesamt sollen im süddeutschen Raum rund 1.200 MW dieser „Sicherheitspuffer“ installiert werden, also noch drei weitere Anlagen. Um die Komödie vollends zur Farce zu machen, verkündete Tennet, diese seien unwirtschaftlich, aber die Bundesnetzagentur wolle es so. In Irsching laufen bereits die zwei Blöcke 4 und 5 eines modernen Gaskraftwerks, ebenfalls unter der sogenannten Netzreserveverordnung. Auch deren Eigner, Uniper, Mainova, Entega, N-Ergie, klagen, die Kraftwerke würden „nicht angemessen vergütet“. Die Bundesregierung müsse endlich geeignete Rahmenbedingungen schaffen, damit Gaskraftwerke ihren Platz neben den Erneuerbaren Energien einnehmen könnten. Die Bedeutung von Systemdienstleistungen werde in den kommenden Jahren zunehmen und das müsse schließlich belohnt werden. Was sich mit der Netzreserveverordnung so alles abzocken lässt: https://www.zfk.de/artikel/erneut-verhandlungen-um-stilllegung-von-irsching-4-5-2018-04-27/
Götz Warnke / Matthias Hüttmann / Klaus Oberzig