05.04.2019
Wie die Wärmewende laufen lernt
Bivalente Heizungsanlagen mit Gasbrennwertkessel und Solarthermie seien nach wie vor die kostengünstigste Lösung, lautet eine These in der Debatte um die Wärmewende. Andere Positionen hingegen sehen in einer fossil-freien Kombination von PV und Solarthermie, zusammen mit einem großen thermischen Speicher der Bauart Jenni, die wirtschaftlichere Anwendung. Wie dem auch sei, im Folgenden soll nicht für die eine oder andere Kombination gesprochen werden. Vielmehr geht es um einige methodische Überlegungen und Thesen, die diese Debatte zu ersprießlichen Erkenntnissen führen könnte. Es sollen weder Gebäudeaspekte thematisiert werden und es soll auch nicht die Schädlichkeit von Erdgas besprochen werden. Das ist an anderer Stelle bereits ausführlich geschehen. Blicken wir als erstes zurück ins Jahr 2000 zum Start des EEG. Ein zentraler Aspekt des erfolgreichen Gesetzes bestand darin, die hohen Kosten einer in kleiner Stückzahl auf den Markt gebrachten Technologie auszugleichen. Diesen Zweck hat das EEG erfüllt, man sprach recht bald von einer beeindruckenden Lernkurve. Heute sind PV-Anlagen billig, der Effekt einer Economy of Scale ist längst erreicht.
Dieser Anschub hat im Wärmebereich nie existiert. Wir wollen hier nicht darüber spekulieren, wie es dazu kam, dass die Rot-Grüne Bundesregierung unter Kanzler Schröder ohne Not in Neuwahlen gesteuert wurde und nach deren Scheitern einen vergleichbaren Mechanismus für den Wärmebereich nicht bis zur gesetzten Reife bringen konnte. Bis heute leiden sämtliche fossil-freien Wärmeanlagen bzw. deren Komponenten unter dem Problem hoher Stückkosten. Während Gas-Brennwertkessel in hoher Auflage für den Weltmarkt von den Bändern laufen, bleiben z.B. Solarkollektoren (573.000 m2 in 2018) und Wärmepumpen (+ 84.000 in 2018) Nischenprodukte mit hohen spezifischen Herstellungskosten. Die gesamte Förderpolitik der nachfolgenden Merkel-Koalitionen hatte nie das Ziel verfolgt, diese Nachteile einer fehlenden Economy of Scale auszugleichen. Die Förderpolitik war nie mehr als Schmuck am Nachthemd. Viele in der Energiewendegemeinde hingegen zerfloss bei jeder kleinen Erhöhung von Bafa oder KfW in devoten Ergebenheitsbekundungen ohne zu realisieren, wie sehr sie von der Regierung an Nase herum geführt wurde.
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05.04.2019
Ist eine CO2-Steuer der richtige Weg?
Am vergangenen Mittwoch fand zum Thema CO2-Bepreisung ein öffentliches Fachgespräch des Umweltausschusses des Bundestages in Berlin statt. Geladen waren Holger Lösch vom BDI, Oldag Casper von Germanwatch e.V., der Naturwissenschaftler Dr. Sebastian Lüning, Prof. Dr. Joachim Weimann von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Universität Weimar, Ulf Sieberg von CO2-Abgabe e.V. sowie Prof. Barbara Praetorius von der HTW Berlin. Frau Praetorius war als eine der Vorsitzenden der Kohlekommission auch dafür verantwortlich, dass sich im Endbericht der Kommission folgender Satz findet: „Die Kommission empfiehlt die Einführung einer CO2-Bepreisung mit Lenkungswirkung auch im Non-ETS (damit ist der Bereich außerhalb des europäischen Emissionshandels gemeint) zu prüfen.“ Auch forderte die Kommission, das Energiepreissystem auf den Prüfstand zu stellen. CO2-Anreizwirkung bei Kraftstoffen seinen zu gering, Belastungen auf Strom zu hoch, so die Kommission.Die Statements und Fragen an die Experten drehten sich in den beiden Stunden rund um verschiedene Aspekte einer CO2-Bepreisung, diese sollen hier nacheinander beleuchtet werden.
Der neue Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium hatte sich im Februar festgelegt: Es soll keine CO2-Steuer in dieser Legislatur eingeführt werden, so seine Ankündigung beim Jahresempfang des BEE in Berlin. Doch der politische und öffentliche Druck wird derzeit größer, die CO2-Bepreisung wird von den Befürwortern als ein einfaches und wirksames Instrument auf dem Weg zur Erfüllung der Klimaziele gesehen. Verschiedene Länder wie Schweiz, Schweden und Dänemark haben damit bereits gute Erfahrung gemacht.
Um was geht es genau?
Eine CO2-Steuer belastet die Emissionen, die bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern entstehen. Zur Bemessung werden dabei das eigentliche CO2 selbst, aber auch andere Treibhausgase erfasst, denen eine Bepreisung zu Grunde gelegt werden soll. Eine CO2-Steuer könnte in Deutschland z.B. die Stromsteuer teilweise ablösen, die ja in der derzeitigen Ausgestaltung nicht zwischen klimaschädlichen Kohlestrom und klimafreundlichen Solar- oder Windstrom unterscheidet, sondern für jeden Strom erhoben wird. Das betont auch der BEE in seiner aktuellen Pressemitteilung und fordert dort die vollständige Ersetzung der Stromsteuer durch eine CO2-Steuer. Hintergrund ist ein aktueller Gesetzentwurf zur Änderung der Stromsteuer.
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05.04.2019
Mut zur Nachhaltigkeit
Einmal im Jahr vergibt ZEIT-Wissen, ein Tochtermagazin der Wochenzeitung Die Zeit, den Preis „Mut zur Nachhaltigkeit“ für drei Kategorien im Rahmen einer großen Festveranstaltung, die wie schon im vergangenen Jahr von der Zeit, der Kupferhütte Arubis AG, sowie der Stiftung „Forum für Verantwortung" des Stifters Klaus Wiegandt gesponsert wurde, und diesmal den Titel „Nachhaltige Urbanität & Stadtentwicklung“ hatte. Andreas Sentker Ressortleiter Wissen bei der Zeit, unterstrich gleich in seinem Eingangsstatement die Bedeutung der Städte für die Nachhaltigkeitsentwicklung der Erde, in dem er auf extrem wachsenden Bevölkerungszahlen gerade in Millionenstädten der Entwicklungs- und Schwellenländer hinwies, z.B. Delhi von 28 Millionen heute auf 38 Millionen in 2030.
Wiegandt war es dann auch, der im ersten großen Vortrag des Tages die grundsätzlichen Weltprobleme skizzierte: im UN-Nachhaltigkeitsbericht von 2006 hätten alle wichtigen Entwicklungspfade in die falsche Richtung gezeigt. Heute sei es in den Bereichen Hunger, Wasser, Armut besser geworden, aber beim Rest der Probleme wie z.B. Abholzung, Biodiversität, Klimawandel, Plastikverschmutzung und Bevölkerungswachstum liefe die Entwicklung immer noch in die falsche Richtung. Larry Fink, Gründer und Vorstandsvorsitzender des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock, habe im Vorfeld des diesjährigen Davoser Weltwirtschaftsforums einen Brief an die CEOs der großen internationalen Konzerne geschrieben, dass die heutige Entwicklung so nicht mehr weiter gehen könne, und dass die Konzerne sich stärker auf den Stakeholdervalue als den Shareholdervalue konzentrieren müssten.
Wiegandt hob die Wichtigkeit einer Finanztransaktionssteuer hervor, um Spekulation zu bremsen und den Staaten höhere Steuereinnahmen mehr Luft für Reformen zu verschaffen. Er lobte die #FridaysforFuture-Bewegung und sagte: „Wir müssen das Spielen mit dem Überleben unserer Kinder beenden!“ Das Pariser Abkommen sei offensichtlich nicht geeignet, den Klimawandel zu stoppen. Wiegandt setzt auf ein weltweites, massives Aufforstungsprogramm mit 350 Milliarden Bäumen auf 350 Millionen Hektar Fläche. Weltweit gäbe es Interesse an solchen Programmen. Ein wichtiger internationaler Partner dafür könne China sein, dass in den letzten 25 Jahren eine Fläche von der Größe Großbritanniens habe aufforsten lassen. Er selbst plane im Rahmen einer Initiative in Deutschland Unternehmen als Spender für solche Aufforstungsprogramme zu gewinnen.
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05.04.2019
Geoengineering - Büchse der Pandora (2)
Im August letzten Jahres haben wir das letzte Mal über die große Gefahr der technischen Klimamanipulation berichtet. Hintergrund war damals eine Pressemeldung des Bundesumweltministerium, die darüber informierte, dass in Deutschland künftig bestimmte Formen des marinen Geoengineerings zu kommerziellen Zwecken untersagt seien. Dabei handelt es sich jedoch lediglich um die Untersagung des kommerziellen marinen Geoengineerings und keine Absage an diese Technologie. Unter dem Deckmantel der Forschung wird weiter daran gearbeitet.
Um zu sehen wo überall auf unserem Planeten an Geoengineering-Projekten gearbeitet wird, empfiehlt sich ein Blick auf die interaktive Karte welche die ETC Group zusammen mit der Heinrich-Böll-Stiftung erstellt hat und aktuell hält. ETC (Action Group on „Erosion, Technology and Concentration“, ausgesprochen "et cetera") ist eine internationale Organisation, die sich der "Erhaltung und nachhaltigen Förderung der kulturellen und ökologischen Vielfalt und der Menschenrechte" verschrieben hat. Diese Karte zeigt den weltweiten Stand des Geoengineerings, indem sie den Umfang der Forschung und Versuche zeigt. Da es keine vollständigen Daten zu von Wetter- und Klimaprojekten gibt, ist diese Karte nur unvollständig. 2012 fanden sich darauf knapp 300 Projekte, fünf Jahre später konnten schon über 800 solcher Projekte identifiziert werden. Dazu gehören Projekte aus den Bereichen der CO2-Abscheidung und -Speicherung (Carbon Capture), Manipulation der Sonneneinstrahlung (Solar Radiation Management), Wetteranpassung (Weather Modification) und anderen Ansätzen.
Das Geoengineering als lukratives Geschäft angesehen wird, lässt sich im Übrigen auch daran erkennen, dass erst kürzlich bei den Vereinten Nationen entsprechende Fortschritte zur Regelung und Steuerung der Anwendung dieser Technologie von Ländern mit hohen Emissionen wie auch erdölproduzierenden Staaten blockiert wurden. Damit wird deutlich, dass die Verursacher der Klimakatastrophe insgeheim darauf spekulieren, von genau dieser zu profitieren, bzw. sich in ihrem Tun nicht einschränken lassen wollen. Auf der Website „Geoengineering Monitor“ ist zu lesen, dass wegen des besagten Drucks dieser Nationen die Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA) keinen Vorschlag zur Untersuchung der Risiken von Geo-Engineering-Technologien vorgelegt hat und die Notwendigkeit einer strengeren Regelung nicht geprüft wurde. Während viele Länder auf dem vierten UNEA-Treffen in Nairobi einen Vorsorgeansatz verteidigten, der auf den bereits in den Vereinten Nationen vereinbarten Moratorien für Geoengineering aufgebaut hätte, blockierten eine Handvoll emissionsreicher, ölproduzierender Länder aktiv jeden Fortschritt. Im vergangenen Januar hatte die Schweiz zusammen mit 11 weiteren Ländern einen Vorschlag für die UNEA vorgelegt, um den Status von Geoengineering -Technologien zu bewerten und Möglichkeiten der Vereinten Nationen zu prüfen, Dabei ging es vor allem um CO2-Abscheidung und die Manipulation der Sonneneinstrahlung.
Um mal ein plastisches Bild von Geoengineering zu zeichnen: Setzt man auf Klimamanipulation ist das in etwa so, als ob man versucht eine abgefeuerte Gewehrkugel mit Hilfe einer hinterher geschossenen, zweiten Patrone, einzufangen.
Matthias Hüttmann
Geoengineering - Büchse der Pandora (1) (DGS-News vom 03.08.18)
Interaktive Karte der weltweiten Geoengineering-Projekte
High-Emitting, Oil-Producing Countries Block Progress on Geoengineering Governance at UN (Geoengineering-Monitor, 14.04.19)
05.04.2019
Expertenkreise im SolarZentrum Berlin
Das SolarZentrum Berlin ist eine unabhängige, produkt- und herstellerneutrale Beratungsstelle rund um das Thema Sonnenenergie und wird von der Senatsverwaltung für Wirtschaft Energie und Betriebe gefördert. Zusätzlich zu unseren Beratungsdienstleistungen für unterschiedliche Zielgruppen organisieren wir Expertenworkshops und Informationsveranstaltungen um interessante Projekte und Ideen vorzustellen und Sie zu aktuellen technologischen, rechtlichen und förderpolitischen Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten. Das SolarZentrum Berlin ist ein Projekt des Landesverbands Berlin Brandenburg der DGS.
Auch wenn die Eröffnung des SolarZentrums voraussichtlich erst im Mai stattfinden wird, findet bereits im April ein erster Expertenkreis statt, ein zweiter wird im Juni durchgeführt. Zielgruppen der Expertenworkshops sind: Architekten, Planer, Handwerker, Anlagenbetreiber und Immobilienbesitzer, Wohnungsbaugesellschaften, Vertreter von Industrie und Gewerbe sowie der öffentlichen Hand. Interessierte anderer Bereiche sind ebenso herzlich willkommen. Der Veranstaltungsort ist jeweils das Effizienzhaus Plus, Fasanenstr. 87 in Berlin. Die Veranstaltungen sind kostenfrei.
30.04.2019: Innovative Lösungen für Photovoltaik
Photovoltaik (PV) ist eine etablierte Technologie zur Stromerzeugung. Sie wird aber kontinuierlich weiterentwickelt und Innovationen bieten neue Möglichkeiten für PV-Anwendungen. Im Rahmen des Expertenkreises wird Dr. Björn Rau, Beratungsstelle für bauwerkintegrierte PV (BIPV) des Helmholtzzentrums Berlin, auf die aktuelle Situation der BIPV eingehen. Er wird bereits vorhandene technische und gestalterische Lösungen aufzeigen und die Herausforderungen der initialen Akteure eines Bau- oder Sanierungsvorhabens wie auch der Anbieter und Entwickler technischer Lösungen darstellen. Antje Vargas, Geschäftsführerin der Geoclima Desing, wird uns zum Thema PVT (die gleichzeitige Erzeugung von Strom und Wärme mittels spezieller PV Module) insbesondere Praxisbeispiele im Neubau und Bestand vorstellen. Wichtiger Punkt ist dabei auch wie Denkmalschutzgebäude modernisiert werden können. Zusätzlich wird ein Experte der DGS Berlin das Thema Bifaziale Module angehen und erklären wie diese funktionieren, welche Erträge sie bringen und wo sie geeignet sind: Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung und Anmeldung
18.06.2019 Photovoltaik-Anlagen: Steuern, Recht und Wirtschaftlichkeit
Michael Vogtmann, DGS Franken, wird über alles Wichtige rund um Steuern, Recht und Wirtschaftlichkeit für den Bau und Betrieb von Photovoltaikanlagen referieren. Die aktuellsten rechtlichen Vorgaben und finanziellen Rahmenbedingungen werden verständlich vorgestellt. Ziel ist es zu klären, welche Betreibermodelle zu welchen Voraussetzungen passen. Im Anschluss an den Vortrag wollen wir Fragen aus der Expertenrunde mit ihm diskutieren. Michael Vogtmann ist Diplomkaufmann und Unternehmensberater und für die DGS Franken als Experte zu allen Fragen rund um EEG, Steuern, Recht, Wirtschaftlichkeit und Betreibermodellen für Photovoltaikanlagen unterwegs: Weitere Informationen zu dieser Veranstaltung und Anmeldung
05.04.2019
Kein wirksamer Klimaschutz durch langsamen Kohleausstieg
(Volker Quaschning) Deutschland wird ohne eine andere Energie- und Klimapolitik alle selbst gesteckten Klimaschutzziele und das Pariser Klimaschutzabkommen sehr deutlich verfehlen. Wird der Kohleausstieg nach den Empfehlungen der Kohlekommission umgesetzt, ändert das wenig. Für wirksamen Klimaschutz müsste der Kohleausstieg doppelt so schnell erfolgen (siehe Grafik).
www.volker-quaschning.de
05.04.2019
Von „mehr Klimaschutz“ zu „kein Schuldach ohne PV-Anlage“
Immer noch wird darüber gestritten, ob die Schüler-Demonstrationen wegen Unterrichtsversäumnis und Verstoß gegen die Schulpflicht vertretbar seien. Sachsen-Anhalts Bildungsminister z.B. verneint das und droht mit Bestrafung. - Lächerlich! Im Land sind 2018 über 700.000 Stunden ausgefallen, nicht wegen Schülerstreik, sondern weil Hunderte von Lehrern fehlen. Wenn es logisch zuginge, müsste der Minister vor Gericht, da er für das großskalige Unterlaufen der Schulpflicht verantwortlich ist. Solche Logik figuriert aber wohl nicht im Lehrplan. Offenkundig geht es ihm nicht um die Durchsetzung des hehren Rechts auf Bildung, sondern um die Verunglimpfung des Klimaschutzes. Dieser legt nämlich den Finger in eine Wunde: Auch in Sachsen-Anhalt gibt es Kohle-Industrie, weswegen die Landesregierung in der Kohlekommission zu den Kräften gehörte, die am heftigsten für die Verschiebung des Ausstiegs nach hinten kämpften. Nun bekommt sie von der Jugend vorgehalten: „Ihr klaut uns die Zukunft!“ - Da versucht man, auf eine andere Thematik abzulenken.
Zum Glück wissen die Schüler, was wichtiger ist: das Nicht-Ausfallen von zwei Schulstunden oder die Erhaltung der Lebensvoraussetzungen auf diesem Planeten. „Fehlstunden verkraftet man, Klimawandel eher nicht so“ war in Magdeburg auf einem Pappschild zu lesen. Es handelt sich auch nicht bloß darum, durch den Regelverstoß und das damit verbundene Risiko die Dringlichkeit und Bedeutung der Aktionen zu erhöhen. Vielmehr gerät die Regel selber auf den Prüfstand: Entspricht diese Schulbildung, an der teilzunehmen, wir gesetzlich gezwungen werden, eigentlich unseren Interessen? Wir werden darin zu funktionierenden Gliedern eines Gesellschaftssystems erzogen, das dabei ist, den Ast, auf dem wir alle sitzen, abzusägen. Kann das gut sein?
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05.04.2019
Kleiner Medienspiegel
Sanktionen wegen Friday for Future zweifelhaft: Nachdem in dieser Woche eine erste Münchner Schule Ihren Schülern bei Fernbleiben des Unterrichts am Freitag mit finanziellen Bußgeldern droht, hat der Solarförderverein ein Kurzgutachten dazu verfassen lassen. Prof. Felix Ekardt von der Forschungsstelle Nachhaltigkeit und Klimapolitik betont darin, dass schon die Landesschulgesetze der Bundesländer hohe Hürden für eine mögliche Sanktionierung vorsehen. Erkennbar müsste eine Schulpflichtverletzung sein, die den Bildungsauftrag insgesamt gefährde, was bei einem unregelmäßigen Fernbleiben an nur einigen Schulstunden klar zu verneinen ist. Anmerkungen eines Twitter-Nutzers zu diesem Thema: Wenn die Schulen es schaffen würden, die derzeit durch Lehrermangel ausfallenden Schulstunden alle auf den Freitag zu legen, wäre damit allen geholfen… Das Kurzgutachten findet sich auf der Website des SFV: sfv.de/artikel/fridays_for_future_verfassungsschranken_fuer_sanktionen_bei_schulischer_abwesenh.htm
Preise für Batteriespeicher sinken weiter: Nach einer Auswertung der RWTH Aachen sind die Preise für Stromspeicher im vergangenen Jahr weiter gefallen: Um rund 10 Prozent und damit auf rund 1.200 Euro pro kWh Speicherinhalt. Jedoch sind die einzelnen Angebote – je nach Qualität und technischen Features – recht unterschiedlich. Die in Aachen ermittelte Preisspanne für 75 % der Speichersysteme reicht von 800 bis zu 1.800 Euro pro Kilowattstunde (inklusive MwSt.). Setzt man einen Speicher für 800 Euro/kWh an und erzielt dieser eine Lebensdauer von 20 Jahren, so kann der Speicher recht wahrscheinlich wirtschaftlich betrieben werden. 90 % der verkauften Speicher werden gemeinsam mit neuen PV-Anlagen angeschafft, nur 10 % werden nachgerüstet: www.photovoltaik.eu/Archiv/Meldungsarchiv/article-868568-110949/preisrueckgang-bei-solarstromspeichern-.html
Ladestrom günstiger dank Politik: Nach Intervention von Oberbürgermeister Dieter Reiter senken die Stadtwerke München ihren Preis für Ladestrom. Nachdem im März von geplanten Kosten in Höhe von 55 Cent pro kWh die Rede war, wird ab dieser Woche der neue Tarif mit 38 Cent pro kWh berechnet, außerdem entfällt für Nutzer der SWM-Ladekarte der monatliche Grundpreis. OB Reiter: „Die Umstellung auf die einfachere Abrechnung und der günstige Ladepreis sind weitere Maßnahmen zur Förderung der Elektromobilität, und damit ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz“. Stadtwerke und Verkehrsgesellschaft wollen bis Jahresende ihr Ladenetz in München auf 550 Ladesäulen ausbauen: www.emobilserver.de/nachrichten/energie-ladetechnik/1562-stadtwerke-münchen-senken-ladestrom-preis.html und www.swm.de/privatkunden/m-mobilitaet/elektromobilitaet/oeffentliche-ladestationen.html
Der Irrsinn von Irsching: …steht über einem Beitrag unseres im Krankenstand befindlichen DGS-News-Redaktionsmitglieds Heinz Wraneschitz in der Bayerischen Staatszeitung. Es geht um den Neubau eines 300MW-Gasturbinenkraftwerks am Standort Irsching nahe Ingolstadt in Bayern. Zwei sogar größere Gas-und-Dampfturbinen- (GuD-)Blöcke, einer war sogar einmal der mit dem weltweit höchsten Wirkungsgrad, laufen nur wenige Stunden im Jahr. Die Betreiber machen Millionen Miese, dürfen diese aber nicht komplett stilllegen. Sie gelten als Reserve, die unverzichtbar ist. Die neue Gasturbine dagegen wird ihre Kosten sicher einspielen, egal ob sie jemals Strom ins Netz einspeist oder nicht. Denn sie wurde vom Übertragungsnetzbetreiber Tennet damit beauftragt – zur weiteren Verbesserung der Stromnetzreserve. Die Kosten tragen die Stromkunden. Das deutsche Energiewirtschaftsgesetz und die Bundesnetzagentur machen es möglich: Planwirtschaft par excellence. Aber lest selbst: www.bayerische-staatszeitung.de/staatszeitung/wirtschaft/detailansicht-wirtschaft/artikel/der-irrsinn-von-irsching.html PS: Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) wünscht sich nach eigener Aussage von dieser Woche weitere Gaskraftwerke im Freistaat. Einer seiner Wunschstandorte: Irsching.
„German Renewables Award“ gestartet: Das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) hat zum achten Mal den bundesweiten „German Renewables Award“ ausgelobt. Die Bewerbungsfrist endet am 17. Mai 2019 um 16.00 Uhr; die Verleihung des Preises findet am 28. November 2019 in Hamburg statt. Prämiert werden herausragende Innovationen und persönliches Engagement für die erneuerbaren Energien in den vier Kategorien Produktinnovation des Jahres, Projekt des Jahres, Studentenarbeit des Jahres Erneuerbare Energien, Lebenswerk Erneuerbare Energien. Daneben gibt es auch einen Journalistenpreis. Die Entscheidung über die Auswahl der Nominierten und Preisträger trifft eine unabhängige Jury mit Vertretern aus Wissenschaft und Wirtschaft: Weitere Informationen, Teilnahmebedingungen und Bewerbung unter: www.erneuerbare-energien-hamburg.de/de/themen/german-renewables-award/uebersicht.html
Floating-PV in der Schweiz: Im Herbst diesen Jahres wird der Westschweizer Energieversorger Romande Energie am See von Toules die erste hochalpine Anlage von Schwimmender PV in Betrieb nehmen. Auf der Wasserfläche in 1810 Metern Höhe werden auf 36 Schwimmern 2240 qm bifaciale PV-Module montiert, die mit über 800.000 kWh/Jahr rund 220 Haushalte versorgen können. Von der Demonstrationsanlage erhofft man sich eine hohe Effizienz; dann könnte später auch ein Großprojekt mit > 24 Millionen kWh/Jahr folgen: www.lenouvelliste.ch/articles/valais/martigny-region/le-projet-de-parc-solaire-flottant-sur-les-lac-des-toules-entrera-en-fonction-cet-automne-827633
Mit niedrigeren Temperaturen Wärmewende anheizen: Fast drei Viertel der Energie, die in Deutschlands Privathaushalten benötigt wird, fließt laut Angaben des Umweltbundesamtes in das Heizen von Räumen. Warmwasser verbraucht zusätzliche Energie. Sogenannte Niedertemperatur-Netze bieten eine Möglichkeit, zukünftig energiesparender zu heizen. In einem Neubaugebiet in Schleswig-Holstein soll ein solches Wärmenetz im Alltag getestet werden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt fördert das Projekt fachlich und finanziell mit rund 65.000 Euro. „Das Potenzial, Energie sparsamer zu nutzen, ist im Wärmesektor nach wie vorher riesig“, sagte Dirk Schötz, Referatsleiter Klimaschutz und Energie bei der DBU, anlässlich der Inbetriebnahme. Anstatt 85 Grad Vorlauftemperatur für die Heizung seien hier maximal 65 Grad ausreichend. Und das sei entscheidend, denn durch die niedrige Vorlauftemperatur könnten die Verluste beim Verteilen der Wärme deutlich vermindert und damit die Energiekosten verringert werden: www.dbu.de/index.php?menuecms_optik=&menuecms=123&objektid=38230
100% Erneuerbare Energien bis 2030 sind möglich: Unter diesem Motto laden Bündnis Bürgerenergie (BBEn) und MetropolSolar zum Bürgerenergie-Konvent VOLLER ENERGIE 2019 am 10. und 11. Mai 2019 nach Mannheim ein. „Dazu brauchen wir eine schnellstmögliche Entfesselung der dezentralen Bürgerenergie, der endlich keine Steine mehr in den Weg gelegt werden dürfen. Es gibt bereits viele Konzepte und umgesetzte Projekte: Eigenversorgung, lokaler Bürgerenergiehandel, Sektorenkopplung, Elektromobilität. Je schneller alle Hemmnisse abgebaut werden, desto besser gelingt auch der Ausstieg aus den fossilen Energien. Denn jede zusätzliche Investition in die fossile Infrastruktur ist eine zu viel. Und auch auf den Netzausbau müssen wir nicht warten. Wenn Erneuerbare Energien von den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort erzeugt und sektorenübergreifend genutzt werden können, erreichen wir nicht nur mehr Akzeptanz, sondern auch eine schnellere und demokratischere Energiewende. Auf dem Bürgerenergie-Konvent VOLLER ENERGIE 2019 wollen wir daher konkrete Energiesystemfragen für die dezentral-zellulare Energieversorgung diskutieren und Best-Practice-Projekte vorstellen, die überall angewandt und kopiert werden können.“ Programm und Anmeldung.
Kieler Kohlekraftwerk durch BHKWs ersetzt: Nach 48 Jahren und acht Monaten endetet in Kiel die Strom -und Wärmeerzeugung mit Kohle. Die Stadtwerke hatten die Anlage mit einer Leistung von 354 MW gemeinsam mit dem Konzern Uniper betrieben. Als Nachfolger ist ein Gasmotorenkraftwerk mit knapp 200 MW an der Förde in Betrieb gegangen. Seit dem Start des Kohlekraftwerkes im Jahr 1970 waren dort 26 Mio. Tonnen Importsteinkohle verbrannt worden, was insgesamt 69 Mrd. kWh Strom sowie Fernwärme für die Fördestadt ergab. Ab 2020 soll der alte Kraftwerksblock, neben dem die neuen BHKW-Anlagen zusammen mit einem großen thermischen Speicher gebaut wurden, rückgebaut werden. Das freiwerdende Grundstück soll dann verkauft werden. Haupteigentümer der Stadtwerke Kiel ist die Mannheimer MVV Energie. Miteigentümer Uniper, damals noch Eon, hatte bereits im Jahr 2012 seinen Rückzug angekündigt und nun vollzogen. Ursprünglich wollten die Stadtwerke das Gemeinschaftskraftwerk (GKK) durch ein modernes Steinkohlekraftwerk ersetzen, entschieden sich dann aber für Erdgas. www.energate-messenger.de
Das Redaktionsteam der DGS-News