26.11.2021
Die Kunst des Einforderns
SONNENENERGIE-Editorial von Matthias Hüttmann
Zum Redaktionsschluss (der aktuellen SONNENENERGIE, Anm. der Red.) liefen sowohl die Koalitionsgespräche in Berlin als auch die Klimaschutzkonferenz in Glasgow. Wie auch immer diese Verhandlungen auch enden mögen, gibt es grundsätzliche Überlegungen zur Bedeutung dieser Prozesse: Das Zitat, das Politik auch immer die Kunst des Machbaren sei, wird gerne Angela Merkel zugeschrieben. Stöbert man jedoch ein wenig mehr in diversen Quellen, dann stößt man auf weitere ähnliche Formulierungen. So ist von Otto von Bismarck der Satz „Politik ist die Kunst des Möglichen“ überliefert. Aber auch der italienische Industrielle Giovanni Agnelli (FIAT) soll schon vor längerer Zeit eine derartige Weisheit geäußert haben. Folglich ist es keine neue Erkenntnis, dass es ein weiter Weg in der Politik ist, größere Veränderungen zu bewirken. Dennoch sollte bedacht werden, dass Staatsführung keineswegs immer nur aus einer Aneinanderreihung fauler Kompromisse besteht und es durchaus häufig zu überraschenden Wendungen kommt. Denn ist Politik nicht mehr in der Lage, Kompromisse zu machen, wird sie schlichtweg handlungsunfähig. Letztendlich sind Kompromisse in einer heterogenen Gesellschaft oder auch der Weltgemeinschaft unverzichtbar.
Zum Wohle Aller
Die Kunst zu Beschlüssen zu kommen, die einer möglichst breiten Mehrheit gerecht werden, lässt sich sehr gut anhand des Begriffs des Gemeinwohls beschreiben. Denn Gemeinwohl ist etwas, dass möglichst vielen Mitgliedern eines Gemeinwesens zugutekommen soll. Hier sieht man schon, dass es auch beim Wohlergehen um Mehrheiten geht und nicht alle damit glücklich sein werden. Mehrheiten sind jedoch immer noch deutlich sozialer als bloße Einzel- oder Gruppeninteressen, da sie sich intensiver auf den Begriff des Gemeinschaftseigentums berufen. Übersetzt ins Heute, Stichwort internationale Vereinbarungen und Klimakonferenzen: Um die Katastrophe noch abwenden zu können gilt es zu der Erkenntnis zu gelangen, dass alle begrenzten Ressourcen wie Atmosphäre, Meere oder Böden völkerrechtlich verbindlich geregelt werden müssen.
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26.11.2021
Reaktionen zum Koalitionsvertrag
Eine Zusammenstellung von Jörg Sutter
Seit Mittwoch ist klar: Der neue Ampel-Koalition in Berlin steht, der entsprechende Koalitionsvertrag ist ausverhandelt und wurde am Mittwoch der Öffentlichkeit vorgestellt. Nicht repräsentativ wollen wir heute einige Reaktionen dazu gegenüberstellen, die Punkte rund um das Thema der Energiewende bewerten. In der kommenden Woche möchten wir dann eine umfangreichere DGS-eigene Analyse vorlegen, auch mit Bewertungen unserer Experten zu den verschiedenen Vorhaben der neuen Regierung.
Allgemeiner Respekt
Vielfach wurde allgemein zuerst Respekt gezollt: Zum einen hinsichtlich der teilweise nicht so erwarteten schnellen Einigung über die drei Parteien hinweg. Andererseits auch über die Arbeitsweise der Koalitionäre: Denn es ist aus den Verhandlungen tatsächlich nicht durchgestochen worden, es wurden keine „Spielchen“ oder auch öffentlichkeitswirksame Statements, die die Verhandlungen hätten beeinflussen können, getroffen. Bleibt zu hoffen, dass diese konstruktive Arbeitsweise auch für die kommenden Jahre der Umsetzung der vereinbarten Ziele so beibehalten werden wird.
Zum anderen wurde in manchen Reaktionen der Koalitionsvertrag aber auch schon in Verbindung mit den geplanten Personalien und der Ressortverteilung gestellt und darauf hingewiesen, dass es – bei allen positiven formulierten Zielen im Vertrag – durchaus in der Umsetzung noch zu Bremsungen, beispielsweise durch den neuen Finanzminister kommen kann. Zumal im Koalitionsvertrag insgesamt über Kosten und Finanzierung der Maßnahmen nicht viel zu finden ist. Im Gegenteil: Wurden im Sondierungspapier noch Steuererhöhungen und neue Substanzsteuern ausgeschlossen, fehlt dieses Ziel nun im Koalitionsvertrag.
Doch einige zentrale Weichenstellungen gehen doch – auch das das kann man verallgemeinernd sagen – in die Richtung von Klimaschutzes und Energiewende, wenn auch teilweise die Kritik zu lesen ist, dass auf halbem Wege stehengeblieben wird: „Überflüssige, unwirksame und umwelt- und klimaschädliche Subventionen und Ausgaben“ will die neue Koalition abbauen, doch ein Ölheizungsverbot steht eben nicht konkret im Vertrag. Auch an vielen anderen Stellen findet man ähnliche Absichtserklärungen, aber keinen konkreten Durchgriff.
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26.11.2021
Das verbliebene CO2-Budget gerecht verteilen
Ein Bericht von Götz Warnke
Der in Hamburg residierende World Future Council (WFC) ist eine gemeinnützige Stiftung, die eher im Stillen operiert. 2007 von Jakob von Uexküll, dem Gründer des Alternativen Nobelpreises, aus der Taufe gehoben, beschäftigt er sich mit rechtlich-organisatorischen Aspekten der Umsetzung der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals/SDGs), nach dem Motto, dass man schließlich „das Rad nicht neu erfinden“ müsse, da es für die meisten Probleme bereits gute und nachhaltige Politiklösungen gäbe – z.B. in den Normen und Rechtssetzungen anderer Staaten. Insofern arbeitet der WFC meist mit internationalen Organisationen, ExpertenInnen und politischen AkteurInnen zusammen. Auch wenn es einige prominente Namen wie Prof. Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker oder Prof. Dr. Maja Göpel unter den (Ehren-)Ratsmitgliedern gibt, so ist doch der WFC für die öffentliche Diskussion in Deutschland über die Themen Erneuerbare Energien und Klimaschutz weitgehend bedeutungslos. Daher ist es umso interessanter, wenn aus der stillen Stiftung ein in deutscher Sprache abgefasstes Papier an die Öffentlichkeit gelangt – wie jetzt die 47-seitige Studie „Wie kann das verbliebene CO2-Budget gerecht auf die Weltbevölkerung aufgeteilt werden?“ vom Wirtschaftswissenschaftler Dr. Matthias Kroll.
Nach einer Kurzbeschreibung des Autors und seiner Organisation folgt eine kurze Einleitung, in der die heutige Problematik des Wettlaufs „zwischen dem Aufbau der Erneuerbaren Energien auf der einen und dem schrumpfenden CO2-Restbudget auf der anderen Seite“ gut herausgearbeitet, sowie die verwendete Begrifflichkeit „Globaler Norden ↔ Globaler Süden“ geklärt wird.
Die Aussagen der Einleitung zum verbleibenden CO2-Budget angesichts des Pariser 1,5-Grad-Ziels sind mit einer Vielzahl von Quellen belegt, wie überhaupt das Papier mit seinen 40 Textseiten auf 73 Anmerkungen kommt. Ein Satz in der Einleitung zur CO2-Problematik ist allerdings selbst problematisch: „Während Methan jedoch nach wenigen Dekaden seine Klimawirksamkeit verliert, verbleibt Kohlen(stoff)dioxid sehr lange ... in der Erdatmosphäre.“ In der Gewichtung wird offensichtlich übersehen, dass Methan auf 20 Jahre gesehen 84 mal klimaschädlicher ist als CO2 – und auf die nächsten 20 Jahre kommt es wegen der drohenden Kipppunkte des Klimas nun einmal an.
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26.11.2021
Zeichen der Zeit: Klimaklagen gegen die fossile Industrie
Ein Bericht von Tatiana Abarzúa
Im September teilte der Gas- und Ölproduzent Wintershall Dea AG, ein Joint Venture der Unternehmen Wintershall Holding GmbH und DEA Deutsche Erdöl AG (Pressemitteilung), mit, dass es vom Verein Deutsche Umwelthilfe (DUH) aufgefordert wurde, eine Unterlassungserklärung zu unterzeichnen. „Wie einige Unternehmen der deutschen Automobilindustrie hat auch Wintershall Dea im Vorfeld der Internationalen Automobilausstellung (IAA) Post bekommen“, wird der Vorstandsvorsitzende Mario Mehren zitiert. Er lässt erkennen, dass für ihn das Unternehmen der falsche Adressat für Kritik am Verbrennungsmotor sei, da „Wintershall Dea keine Raffinerien oder Tankstellen“ habe. Für die Aufforderung der DUH „ab 2026 keine neuen Öl- und Gasfelder mehr zu eröffnen“ sehe das Unternehmen keine Grundlage, so Mehren („Statement DUH“). Das Unternehmen, das in Deutschland mehrere Öl- und Gasfelder betreibt, lehnte die Forderungen der DUH ab. Daraufhin reichte der Verein Anfang Oktober die angekündigte Klage beim Landgericht Kassel ein.
„Für mehr CO2-Emissionen verantwortlich als ganz Österreich“
Inhalt der Klage ist ein klimaschützender Unterlassungsanspruch aus §§ 1004 Abs. 1 S. 2, 823 Abs. 1 BGB analog, mit einem Streitwert von 90.000,- Euro. Wie der Klageschrift zu entnehmen ist, sind es die Geschäftsführenden der DUH, die die Klimaklage eingereicht haben. Die Klage basiert – wie die „Klimaklagen gegen die Autobauer BMW und Mercedes-Benz“ (Pressemitteilung) – auf dem Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (die DGS-News berichteten).
Für die DUH ist Wintershall Dea „durch die Förderung von Erdöl und Erdgas für mehr CO2-Emissionen verantwortlich als ganz Österreich“. Der Umweltverein fordert vom Energiekonzern, „seine Erdgas- und Erdöl-Förderung im Einklang mit dem verbleibenden CO2-Budget gemäß des Pariser Klima-Limits“ zu reduzieren. Demnach soll Wintershall nur noch eine bestimmte Menge an Erdgas und Erdöl fördern dürfen: Erdgas und Erdöl zu fördern, das bei seiner Verbrennung mehr als 0,62 Gigatonnen (Gt) CO2 (Erdgas) oder mehr als 0,31 Gt CO2 (Erdöl) ausstoßt (ab dem 1. Januar 2021), „sofern die Beklagte für die darüberhinausgehenden CO2 -Emissionen keine Treibhausgasneutralität nachweisen kann“. Beziehungsweise „hilfsweise“, in Bezug auf das Deutschland zugeordnete CO2-Budget: „in Deutschland Erdgas und/oder Erdöl zu fördern, das bei seiner Verbrennung mehr als 14,7 Millionen Tonnen CO2 (Erdgas) bzw. mehr als 21,7 Millionen CO2 (Erdöl) emittiert“.
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26.11.2021
Trügerische Sicherheit an der Ostseeküste
Ein Situationsbericht von Heinz Wraneschitz
„Nordsee ist Mordsee“: Auch wenn der Film aus dem Jahre 1976 – Regie: Hark Bohm, Musik: Udo Lindenberg – nichts mit dem Meeresspiegelanstieg zu tun hat: Dem deutschen Teil des Atlantischen Ozeans unterstellt man schon immer mal wieder, dass er über die Ufer treten und Niedersachsens und Schleswig-Holsteins Landschaften überfluten würde. Doch womöglich bleibt auch bald den Anwohner*innen der Ostsee nicht mehr viel anderes übrig, als „ein Segelboot zu klau`n und einfach abzuhau`n“, wovon Lindenberg im Nordsee-Titelsong auf so wunderbare Art träumt.
Es ist trügerisch, für die dortige Bevölkerung womöglich mehr als für urlaubende Tourist*innen. Denn hier, an der Ostküste Schleswig-Holsteins, dem nördlichen Ende von Meck-Pomm und den darüber liegenden Inseln gibt es keine hohen Deiche wie an der Nordsee. Trotzdem, wenn auch etwas unter dem globalen mittleren Meeresspiegelanstieg: An der deutschen Ostseeküste hat sich in den letzten 100 Jahren der mittlere jährliche Wasserstand bereits beträchtlich erhöht. So ist der Meeresspiegel in Warnemünde um 14 cm, in Travemünde um 17 cm angestiegen.
Das „Norddeutsche Küsten- und Klimabüro“ am Helmholtz-Zentrum Hereon in Geesthacht wertet mit seinem Meeresspiegelmonitor „die mittleren Wasserstände an deutschen Nord- und Ostseepegeln fortlaufend aus und setzt sie in den langfristigen Kontext“, erfährt man in der nagelneuen Broschüre „Meeresspiegelanstieg an der deutschen Ostseeküste“. Schon seit 2003 wird hier nach der Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit“ gearbeitet, unterstützt vom Bundesministerium BMBF.
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Weihnachtsspende: Blätterwald
Auf der Suche nach den Perlen im Blätterwald
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26.11.2021
Frag' nicht, was Dir die Energiewende bringt... (Folge 11-13)
.. sondern frage besser, was Du für die Energiewende tun kannst.
Diese freie Adaption des legänderen Satzes von John F. Kennedy ("Ask not what your country can do for you – ask what you can do for your country") aus dem Jahr 1961 soll jetzt nicht allzu pathetisch daher kommen, versinnbildlicht jedoch die aus unserer Sicht aktuelle Notwendigkeit des gemeinsamen Handelns. Oder um es frei mit dem Klimawissenschaftler Michael E. Mann zu sagen: Es gibt keinen Weg, der Klimakatastrophe zu entkommen, der ohne politische Maßnahmen zur Dekarbonisierung der Gesellschaft auskäme. Dafür müssen die gewählten Politiker bereit sein, mehr für uns als für die mächtigen Verschmutzer zu tun. Das wiederum bedeutet, dass wir Druck auf die Politiker und die Verschmutzer ausüben müssen. Dies ist natürlich deutlich effektiver, wenn es viele Stimmen sind, die hierzu gemeinsam sprechen.
Die DGS ist eine Organisation, die sich bereits seit 1975 für einen systemischen Wandel einsetzt. Um unsere Position mit Entscheidungsträgern zu stärken, ist jede weiter Stimme von großem Nutzen.
Mach auch Du mit bei der DGS und stärke unser Netzwerk!
Die DGS ist überregional orientiert, aber auch regional aktiv; viel passiert somit auch auf lokaler Ebene. Unsere Mitglieder sind Frauen und Männer, Junge und Alte, Aktivisten, Experten und Interessierte. Die Bandbreite ist groß. In einer kleinen Serie möchten wir uns Ihnen die nächsten knapp 30 Wochen vorstellen. Wir wollen Ihnen zeigen, wie unterschiedlich die Motivation ist, Mitglied bei der DGS zu sein.
Folge 11: Walter Danner, Vorsitzender DGS Sektion Niederbayern
Seine Antwort auf die Frage "Auch andere sollten bei der DGS aktiv werden, weil ..." lautete: "... es wichtig ist, eine starke Lobby für 100% EE zu haben."
Folge 12: Bernhard Weyres-Borchert, DGS-Präsident
Seine Antwort auf die Frage "Auch andere sollten bei der DGS aktiv werden, weil ..." lautete: "...was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen. Die DGS bietet ein einzigartiges Netzwerk für jeden, der mit Begeisterung und Spirit für die onnenenergie brennt, privat wie beruflich. In der DGS sind Menschen engagiert, die an eine dezentrale Energiewende glauben und darin auch ihre eigene Zukunft sehen. Davon kann es gar nicht genug geben."
Folge 13: Hermann Ramsauer, im Vorstand der DGS Sektion München-Südbayern
Seine Antwort auf die Frage "Auch andere sollten bei der DGS aktiv werden, weil ..." lautete: "...iIm Moment den Erneuerbaren auch viel Wind ins Gesicht bläst. Die Lobby der alten Energien Kernkraft, Kohle und Öl verfügt noch über viel Geld und Macht, um den notwendigen Umstieg zwar nicht zu verhindern, aber doch zu verzögern. Wenn wir den Klimawandel einigermaßen im Zaum halten wollen, müssen wir mit gemeinschaftlichem Engagement gegenhalten."
Hier finden Sie den kompletten Steckbrief von Walter Danner, hier den von Bernhard Weyres-Borchert, hier den von Hermann Ramsauer und hier alle anderen
Mitglied werden und Prämie sichern
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Begrüßungsgeschenk: Als Neumitglied oder Werber eines Neumitglieds der DGS erhalten Sie zudem Einstiegsgeschenk - wählen Sie aus den zwei Prämien: Ein Buch aus unserem Buchshop oder ein Einkaufsgutschein bei SolarCosa. Hier können Sie Online Mitglied werden.
26.11.2021
Klimaschutz und mehr
Ein Kommentar von Christfried Lenz
Das gepriesene Urteil des Bundesverfassungsgerichtes für mehr Klimaschutz bewirkt einstweilen nicht mehr Klimaschutz, sondern lediglich weitere Klagen für selbigen. Gegen fünf Landesregierungen hat die Deutsche Umwelthilfe sie eingereicht.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) hat sich den Bundesverkehrswegeplan vorgenommen. Ein von ihm beauftragtes Rechtsgutachten kommt zu dem Ergebnis: „dass sowohl der Fernstraßenbedarfsplan (Anlage zum Fernstraßenausbaugesetz vom 23.12.2016) als auch der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030 die EU-rechtlichen Vorgaben zur Strategischen Umweltprüfung nicht erfüllen. Darüber hinaus beachten die Pläne die Belange des Klimaschutzes nicht entsprechend des Klimabeschlusses des Bundesverfassungsgerichts vom 23.04.2021 und sind deshalb unions- und verfassungsrechtswidrig.“
Auf das Tun hat dies bislang aber keinen Einfluss. Der Region „Altmark“ in Sachsen-Anhalt wird bis 2050 eine Versteppung prognostiziert. In den Dürresommern 2018 und 2019 sank das Grundwasser auf einen Tiefstand, von dem es sich auch in den etwas regenreicheren Jahren danach nicht erholt hat. Den Bundesverkehrsminister Scheuer hielt das aber nicht davon ab, den Bau eines Teilstücks der A 14 zu eröffnen, dem große Flächen belebten Bodens mir Biotopen und noch gesunden Wäldern in der Altmark zum Opfer fallen sollen.
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26.11.2021
Kleiner Medienspiegel
Plug-in-Hybride als Mogelpackung: Was eigentlich jeder Insider weiß, hat die Nicht-Regierungsorganisation Transport & Environment (T&E) jetzt noch mal mit einer Studie bestätigt: die staatlich geförderten Plug-In-Hybride lohnen sich nur für die Hersteller, für Umwelt und Klima sind sie ein schädlicher Schwindel. Mit der neuen Regierung könnte es nun Schluss sein mit dieser Mogelpackung: www.spiegel.de/auto/bmw-vw-und-mercedes-in-der-kritik-plug-in-hybride-gefaehrden-klimaziele-a-36948313-d56b-41fa-aa76-a8f43f2fdbfd
Atomic-Bill macht Ernst: Investor Bill Gates setzt weiter auf Atomkraft: Seine Firma Terrapower baut im US-Bundesstaat Wyoming den ersten neuen, mit Flüssig-Salz (Natrium) gekühlten 345-MW-Reaktor. Hoffen wir mal, dass ihm das Projekt allenfalls ökonomisch und nicht realiter um die Ohren fliegt: www.t3n.de/news/bill-gates-atomreaktor-natrium-1429259/
Schön und zu groß: Hyundai zeigt auf der AutoMobility in Los Angeles die Studie "Seven", ein großer SUV mit 3,20 Meter Radstand. Vom Stromliniendesign her gelungen, von Größe und Gewicht offensichtlich überdimensioniert, werden solche "Häuptling-Dicke-Hose-Autos“ im Verkehr keine Zukunft haben: www.heise.de/hintergrund/Elektro-SUV-Konzeptfahrzeug-Hyundai-Seven-auf-der-Los-Angeles-Auto-Show-6271290.html
Und da sage noch mal jemand etwas gegen Boris Johnson: Gut (oder besser: schlecht!), er hat Europa gespalten. Aber vielleicht hätte er sonst nicht durchgesetzt, dass jedes neue Haus ab Neujahr 2022 eine Lademöglichkeit für E-Autos bekommen muss: www.lbc.co.uk/news/pm-electric-car-charge-points-legally-required/
Wasserstoffhandwerk: „Für das Handwerk sind die Wasserstofftechnologien – ebenso wie das Engagement in den Bereichen Elektromobilität, Kreislaufwirtschaft und Energieeffizienz – wichtige Bausteine seiner Energie- und Nachhaltigkeitsstrategie”, betont ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke. Na, da will wohl auch dessen Wirtschaftsbereich ein großes Stück vom H2-Hypekuchen abhaben. „Um wasserstoffbasierte, dezentrale Strom- und Wärmeerzeugungsanlagen zu planen, zu installieren und zu warten, braucht es die Kenntnisse des Sanitär-, Heizungs- und klimatechnischen Handwerks, der Elektro- und Informationstechnischen Handwerke wie aber auch die Kompetenzen der Anlagenbauer und Schornsteinfeger“, ist in dieser stark an eine Presseerklärung erinnernde Veröffentlichung von Haustec zu lesen. Stellt sich die Frage: Hat „das Handwerk“ diese Kenntnisse bislang überhaupt? www.haustec.de/management/markt/handwerk-positioniert-sich-zu-wasserstoff-als-klimaschuetzendem-energietraeger
Ladestationenförderung: Ab sofort können Unternehmen jeder Größenordnung, aber auch kommunale Einrichtungen und andere Träger jetzt Zuschüsse für nicht öffentliche Ladestationen bekommen: Während für Privatleute seit ein paar Wochen kein Geld mehr da ist, gibt’s für Profis maximal 900 Euro pro Ladepunkt – 30 Prozent Eigenanteil ist Pflicht. www.haustec.de/management/markt/kfw-zuschuesse-fuer-ladestationen-im-nicht-oeffentlich-zugaenglichen-bereich
Erstmal kein Laternenladen: Das Laternenladen ist doch nicht so einfach: Schon seit Jahren steht die Idee im Raum, dass Straßenlaternen mit Ladepunkten für E-Autos ausgestattet werden. In Berlin sollten 1.000 solcher Ladepunkte entstehen, eine Vergabe erfolgte bereits Anfang 2019, diese ist aber gescheitert. Auf die neuerliche europaweite Ausschreibung fand sich nun kein Anbieter, der das im Wechselspiel von engen Laternenmasten, Eichrecht und normativen Anforderungen umsetzen will (oder kann): www.electrive.net/2021/11/19/berlin-findet-keinen-anbieter-fuer-laternenladepunkte/
Stromversorgung ohne Atom sicher: Das bestätigt ein aktuelles Gutachten des DIW: Auch mit der Abschaltung der letzten sechs AKW in Deutschland bis Ende 2022 werden keine nennenswerten Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit zu spüren sein, beruhigt das DIW hier: www.photovoltaik.eu/foerderung/diw-stromversorgung-ohne-kernkraft-weiter-sicher
Das Redaktionsteam der DGS-News
26.11.2021
Übrigens ...
...hat der Versicherer DEVK wieder einmal mit einem immer wiederkehrenden Märchen aufgeräumt: E-Autos brennen auch nicht öfter als Ver-Brenner (sic). Eine richtig ausführliche Presseerklärung hat die DEVK dazu geschrieben. Dass die Dieselfans daran glauben, darauf vertrauen wir nicht.
... hat die Deutsche Umwelthilfe ein Factsheet „Fernwärme aus dem Gaskraftwerk? – Das Methanproblem“ veröffentlicht, in dem sie zeigt, dass Erdgas im Wärmesektor das Klima gefährdet. Entsprechendes stand auch in den DGS-News.
... hat das Helmholtz-Zentrum Berlin einen neuen Wirkungsgrad-Weltrekord bei Perowskit-Silizium-Tandemsolarzellen aufgestellt: 29,80 % ! Wenn die Entwicklung so weiter geht, dürfte im nächsten Jahr die „magische“ Grenze von 30 % fallen.
... ist die Nachhaltigkeit eine Kunst. Zumindest aber braucht die Uni Freiburg eine Künstlerin, um die "Junge Akademie für Nachhaltigkeitsforschung" zu "begleiten". Ob sie den 16 interdisziplinären Wissenschaftler*innen - von Umwelt- und Forstwissenschaften, Geschichts-, Politik- und Rechtswissenschaften, der Anthropologie, Mathematik bis zu Ingenieurwissenschaften - nur etwas vorlesen oder Händchenhalten wird? Wir bleiben dran.
... fasst Stefan Holzheu in einem informativen Twitterthread zusammen, was die BGR so alles falsch gemacht hat und fordert die neue Bundesregierung auf, die Arbeit der "Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe" kritisch unter die Lupe zu nehmen, die etwa bei Berechnungen zum Infraschall von Windenergieanlagen einen gewaltigen Rechenfehler "von Faktor 4.000" fabriziert hat, den das BMWi jahrelang nicht korrigiert hatte. Nächste Woche mehr dazu.
... hatte Dr. Armin Grunwald vor Kurzem öffentlich sinngemäß gesagt, dass er für Länder, die stark auf die Kernenergie gesetzt hätten, eine Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke unter Umständen als sinnvolle Option betrachte, und dafür verständlicherweise viel Kritik in der Öffentlichkeit bekommen, da er ja Co-Vorsitzender des Nationalen Begleitgremiums ist. Nun hat er zu der Kritik Stellung genommen.
... ist Portugal jetzt auch kohlefrei: Das letzte dort noch laufende Kohlekraftwerk wurde jetzt abgeschaltet, nachdem das zweitletzte schon im Januar den Betrieb eingestellt hatte (Info hier). Damit gibt es schon vier kohlefreie europäische Staaten: Belgien (seit 2016), Schweden und unser Nachbarland Österreich seit dem vergangenen Jahr.
... zeigt die Elia Group, zu der die Netzbetreiber Elia in Belgien und 50Hertz in Deutschland gehören, in einer aktuellen Studie den Weg zu „Net Zero“. Interessant: Das ganze wird in zwei Pfaden betrachtet, einmal als All-Electric (mit 70% Stromverbrauchssteigerung), einmal mit Grüngas als Energieträger und nur 30% Energieverbrauchssteigerung. Die Studie (in englisch) gibt es hier.
Das Redaktionsteam der DGS-News