11.10.2019
Um es mit Rio Reiser zu sagen: Alles Lüge…
"Jedes Ministerium ist jetzt ein Klima-Ministerium", tönte Bundesumweltministerin Svenja Schulze und versuchte fröhlich - oder musste sie ob ihres kabarettreifen Auftritts vor der Bundespressekonferenz selbst lachen? - den Eindruck zu erwecken, dass die Einhaltung der neu bestimmten Klimaziele kein Problem sei. Doch außer einer pauschalen Zahl von 40 % hat die Regierung keine differenzierten Einsparfestlegung darüber treffen können, welcher Bereich bzw. welches Ministerium mit welchem konkreten Sparvorgaben unterwegs sein soll. Sanktionen für den Fall einer Nichteinhaltung gibt es nicht, außer lauwarmen Absichtserklärungen liegt nichts Konkretes auf dem Kabinettstisch. Das entspricht dem, was die Bundesregierung auch schon in den vergangenen Jahren praktiziert hatte. "Ich habe mir sagen lassen, dass wir die Klimaziele verfehlen", hatte vor einigen Monaten scheinheilig Kanzlerin Angela Merkel ihre mangelnden Anstrengungen im Klimaschutz kommentiert. Man muss kein Prophet sein, aber darauf wird es wieder hin auslaufen. Schuld wird auf alle Fälle niemand in der Regierungskoalition haben, es dürfte halt einfach wieder nicht geklappt haben.
Vor diesem Hintergrund lohnt ein Blick auf das, was parallel zur Debatte um das Klimaschutzprogramm in der Berliner Politlandschaft so alles passiert. "Gas ist sexy", sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zeitgleich zum Abschluss des sogenannten Dialogprozesses "Gas 2030" vor den versammelten Granden der Erdgaswirtschaft. Seit Monaten hatte sein Ministerium mit diesen über die zukünftige Rolle des Erdgases beraten und sich dann auf die Formel geeinigt, dass man der Diskussion mit den Vertretern der Erneuerbaren Energien über eine Vollelektrifizierung des Energiesystems endlich ein Ende setzen wolle. Ein weiteres Ergebnis dieses Dialogprozesses war die Einschätzung, dass die Gasnachfrage bis 2030 „leicht ansteigen“ werde. Danach würde der „Pfad in die Wasserstoffwelt beginnen“, so Altmaier. "Wasserstoff wird ein Schlüsselrohstoff für die Energiewende werden". Er wolle "Deutschland bei der Wasserstofftechnologie zur Nummer eins in der Welt" machen ...
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11.10.2019
Holz- und Sonnenkombination vorantreiben
Wie kommt man beim Heizen weg von Öl und Gas? Zum Beispiel mit der „Kombination von Solarthermie und Biomasse“, sagen die Bio- und Holzenergie-Verbände. Und deshalb hatte die Holz-Sonnen-Kombi beim Fachkongress Holzenergie auf der Festung Marienberg Würzburg Ende September sogar ihr eigenes Forum mit diesem Namen. "Nicht Energiewende: Energiesystemwende wäre der bessere Begriff. Denn wir brauchen die komplette Umstellung auf Erneuerbare Energien“, sagt Professor Harald Thorwarth von der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg. Dort hat er den Lehrstuhl für Feuerungstechnik inne. Und ihm ist bewusst: „Es geht nicht nur darum, Strom erneuerbar zu erzeugen, sondern auch bei Wärme und Verkehr muss umgestellt werden. Noch basieren 60 Prozent der Energieversorgung auf fossilen Rohstoffen. Darüber wird bisher nicht geredet“, kritisiert er die öffentlichen Meinungsbildner gerade in Politik und Wirtschaft.
Mit Sonnenwärme über den Sommer, im Winter ergänzt durch Biomasse-Heizung: Vor allem in Deutschlands Süden gibt es schon 35 solcher Wärmenetze in Deutschland, wie Pauschinger zeigt. Und anders als oft behauptet sei „Solarthermie in der Fernwärme ausgereift und marktverfügbar, schafft Deckungsanteile bis 50 Prozent, garantiert stabile Wärmekosten unter 50 €/MWh. Und das vor Einbeziehung der Förderung!“ Aber trotzdem hat sich auch nach Pauschingers Kenntnis die Solarwärme-Nutzung in Quartieren in den letzten 15 Jahren kaum erhöht: Erst für die nächsten Jahre seien relevante Zuwächse für die Wohn-Wärmeversorgung geplant, konkret nennt er sieben Neu-Anlagen ...
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11.10.2019
Auto-Kraftstoffe (5): H2 - hoffnungslos hintenan
„Keep it simple“ ist ein bewährter Grundsatz für Ingenieure und Techniker. Wenn also Power-to-X (PtX) – wie wir im letzten Kapitel Auto-Kraftstoffe (4) gesehen haben – aus verschiedenen Gründen keine Lösung für eine Verkehrswende ist, warum es dann nicht mit einem Kraftstoff versuchen, den spätestens jeder Mittelstufen-Schüler aus den Knallgas-Experimenten des Chemie-Unterrichts kennt: den Wasserstoff (H2). 1766 vom englischen Naturforscher Henry Cavendish entdeckt, kommt dieses leichteste und im Weltall häufigste aller Elemente auf der Erde nicht in elementarer Form, wohl aber in Verbindungen vor, deren häufigste Wasser ist. Wasser lässt sich u.a. mit erneuerbarem Strom (Elektrolyse) aufspalten und so Wasserstoff gewinnen, der sich bei Bedarf wiederum mit dem Sauerstoff der Luft zu Wasser verbrennen lässt. Die Elektrolyse ist prinzipiell zwar auch eine Power-to-Gas-Technik, wird aber meist nicht so bezeichnet, weil sie erheblich älter als der PtG-Begriff ist, und weil sie im Gegensatz zu anderen PtG-Techniken nicht auf eine weitere chemische Umwandlung des Wasserstoffs setzt.
Wasserstoff ist ein interessanter Speicher, wenn genügend überschüssiger Strom und Wasser vorhanden ist. Ansonsten sind die Umwandlungsverluste eine erhebliche Beeinträchtigung dieser Technologie. Jenseits des reinen Speichersegments mag die Technik einige Nischen im Verkehrssegment besetzen – z.B. im Schienenverkehr, wo die Strecken täglich gleich sind und der Wasserstoff direkt im Betriebsbahnhof erzeugt werden kann, oder beim künftig noch verbleibenden LKW-Fernschwerlastverkehr. Aber für eine Verkehrswende in der Fläche ist Wasserstoff ungeeignet: zu kompliziert, zu wenig effektiv, zu teuer. Zwar gibt es immer wieder Ansätze von interessierten Industrie- und Wirtschaftskreisen, diese Technologie doch noch durchzusetzen [6], die allumfassende Verkehrswende hin zum Wasserstoff wird es nicht geben ...
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11.10.2019
CO2 – weg damit!
In den vergangenen Jahren haben wir uns darauf konzentriert, die Erneuerbare Energien voranzubringen und damit den Ausstoß von CO2 für die Zukunft zu vermindern. Der Kohleausstieg soll die Emission von CO2 im Kraftwerksbereich reduzieren, Elektroautos den Ausstoß im Verkehr mindern. Doch bei bestimmten Industrieprozessen (z.B. Zement- oder Glasherstellung) könnte es schwierig werden, CO2-Emissionen zu senken oder ganz zu vermeiden. Die Forschung arbeitet daher auch daran, entstandenes CO2 weiterzuverarbeiten.
Unter dem Fachausdruck „CO2-Konversion“ werden die Verfahren zusammengefasst, die CO2 als Ausgangsstoff einsetzen und in verschiedenen Produkten und Verfahren nutzbar machen. Im August fand dazu eine Veranstaltung der Fördergesellschaft Erneuerbare Energien (FEE) in Duisburg statt. Die FEE betont: Nur die Freisetzung nach fossilen Verbrennungs- und Stoffwandlungsprozessen macht Kohlendioxid zum Klimaschadgas. Kohlenstoff und seine Verbindungen sind natürliche Bestandteile des Lebens, es kommt darauf an, CO2 endlich als Rohstoff zu verstehen und Technologien zu entwickeln, dieses Gas energetisch und stofflich zu nutzen. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, zu denen geforscht wird. Auch erste Schritte zur kommerziellen Anwendung wurden schon gegangen ...
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11.10.2019
Biochar: Auch jede Menge Pro-Argumente
In der letzten Ausgabe der DGS-News veröffentlichten wir in unserer Rubrik „Geoengineering-Technologien“ eine Übersetzung des „Geoengineering-factsheets BioChar“ der Website Geoengineering Monitor, einem Gemeinschaftsprojekt von Biofuelwatch, und ETC mit Unterstützung der Heinrich Boell Stiftung. Zu dieser kritischen Veröffentlichung rund um die Biokohle erhielten wir zwei sehr interessante Rückmeldungen, die wir Ihnen nicht vorenthalten möchten und auf diesem Weg auszugsweise vorstellen.
So merkte Dr. Daniel Meyer-Kohlstock* kritisch an, dass zwar die Übersetzung gut, die Quelle jedoch fragwürdig gewesen sei. Denn wenn man auch im Bereich Biochar vor „nicht haltbaren Utopien und Greenwashing warnen“ müsse, hätte der Autor besagter Quelle sich in dem Text zielgerichtet die negativsten Beispiele herausgepickt und damit vor allem Halbwahrheiten in die Welt gesetzt.
Eine zweite Rückmeldung kam von Dr. Carola Holweg**. Sie bedankte sich für den umgesetzten Aufklärungswillen und ließ wissen, dass der besagte Artikel sicher recht daran tut, auf mögliche Missbrauchsverhältnisse hinzuweisen, aber das Gros der tatsächlichen Umstände und Ziele auf der Basis von Biochar außer Acht lässt. Als eine, die in diversen Forschungsprojekten die Möglichkeit hat „Chancen und Grenzen von Biochar näher zu betrachten und manches berechnen zu können“, ist ihr Fazit nämlich, dass „unter gewissen Bedingungen einiges für die Pflanzenkohle spricht“.
Ausführliche Diskussion zu dem Thema, inklusive Hintergründe zu den Leserbriefautoren
11.10.2019
Extinction Rebellion: Fünf Fragen zu gewaltfreien Protesten
Im Jahr 2007 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen beschlossen, dass alljährlich am 2. Oktober der Internationale Tag der Gewaltlosigkeit begangen wird. Die Mitglieder der UN-Versammlung wählten dieses Datum in Gedenken an den Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung: Mohandas Karamchand Gandhi, genannt Mahatma (bedeutet »große Seele« in Sanskrit) Gandhi, der am 2. Oktober 1869 geboren wurde. Mit der Einführung eines Welttags für die Gewaltlosigkeit soll das Bewusstsein der Menschen für pazifistische Lösungen verstärkt werden. Gandhi wurde weltweit bekannt für das von ihm entwickelte Konzept des gewaltfreien Widerstandes.
Um mehr darüber zu erfahren, warum Extinction Rebellion (kurz: »XR«) Deutschland das Thema Gewaltfreiheit bei ihren Protesten betont, interviewte Tatiana Abarzúa Tino Pfaff. Er ist ein Pressesprecher der Klimaschutzbewegung. Sie stelle ihm 5 Fragen, eine davon veröffentlichen wir heute in den DGS-News.
Tatiana Abarzúa:
»Wo fängt für XR Deutschland Gewaltfreiheit an? Anders gesagt, wie definiert ihr für Euch Gewaltfreiheit?«
Tino Pfaff:
»Mit der Gewaltfreiheit ist es in einer Gesellschaft wie unserer nicht so einfach. Sind wir doch Teil von toxischen Strukturen, deren Aufrechterhaltung wir dadurch sichern, dass wir ‒ innerhalb und besonders außerhalb unserer Landesgrenzen, sowohl aktiv als auch passiv ‒ für das Leid anderer Menschen sorgen. Wir holen uns mit nahezu allen Mitteln das was wir wollen. Die Folgen sind uns bekannt und dennoch lässt sich wenig Änderung vernehmen. Natürlich müssen wir dabei beachten, dass wir als Einzelne nicht direkt, gegen die Ausbeuterischen, diskriminierenden, verletzenden und letztlich auch mordende Strukturen angehen bzw. uns aus ihnen herausziehen können. So sind wir auf kurz oder lang in unserem alltäglichen Handeln, ganz besonders wenn wir Dinge konsumieren die offensichtlich mit blutigen Händen produziert wurden. Doch wenn wir auf den gewaltfreien zivilen Ungehorsam schauen, ist das etwas anders. Die Extinction Rebellion bezieht sich explizit auf Gewaltfreiheit, sowohl im Handeln als auch in der Kommunikation. Das gewaltfreie (Nicht-)Handeln während des Rebellierens ist eine Sache. Weiter unterliegt das Bestreben, diese Form des Umgangs auch in den Alltag zu übernehmen und so einen Reflexionsprozess in Gang zusetzen, der uns zeigt, wo, wie, wann und wem gegenüber wir im Alltag gewaltvolle Handlungen und Sprach anwenden. Unter diesem Aspekt bedeutet Gewaltfreiheit, dass wir durch unser Tun keinem andern Menschen, wehtun wollen. In der Rebellion zeigtes sich dadurch, dass wir keinen körperlichen oder verbalen Widerstand etwa gegen Festnahmen leisten und das die Form unserer Aktionen ebenso davon geprägt ist. An der Stelle wird es allerdings dialektisch, da wir etwa durch Blockaden den Alltag unserer Mitmenschen stören und in gewisser weiße Situationen generieren, die für andere als eine Form von Gewalt empfunden wird. Ich halte diese Empfindungen für absolut berechtigt und legitim. Ich gehe an der Stelle aber einen Schritt weiter und sage, dass wir dies tun müssen. Der neueste Bericht des Weltklimarates ist eindeutig.«
Hier können Sie das komplette Interview lesen.
11.10.2019
Vom Protest zur Souveränität
Am Vormittag des 20. September 2019 streikten und demonstrierten in Deutschland 1,4 Millionen SchülerInnen und Ältere für mehr Klimaschutz. Am Nachmittag verpasste die Bundesregierung mit ihrem „Klimapaket“ den zuvor für ihr Engagement gelobten „jungen Menschen“ einen Schlag ins Gesicht, wie er gröber nicht hätte sein können und belehrte sie damit gleichzeitig darüber, was herauskommt, wenn man an „die Politik“ appelliert.
Doch angekommen ist diese Lektion offenkundig nicht. Von der sich soo radikal gebärdenden und auch dafür gehaltenen Extinction Rebellion über FFF bis hin zu den Organisationen der erneuerbaren Energien adressiert man weiterhin „die Politik“, oder „diese Regierung“. Man spart nicht mit Kritik und Vorwürfen, richtet diese aber an die gleichen Stellen, von denen man außer Worten noch nie etwas Schönes erhalten hat – so, als ob es ausschließlich von diesen abhängen würde, ob etwas geschieht oder nicht.
Vielleicht hängt es damit zusammen, dass es eine positive Erfahrung mit der Politik gab: die Verabschiedung des „Ur-EEG“ 2000 durch die damalige Rot-Grüne Bundestagsmehrheit. - Doch halt! Das war in Wirklichkeit nicht „die Politik“, das war eine Sternstunde der Menschheit: Zwei visionär in die Zukunft blickenden und gleichzeitig mit unverrückbarer Bodenhaftung und profunder Erfahrung im politischen Geschäft ausgestatteten Geistern (Hermann Scheer und Hans-Josef Fell) war ein Husarenstück gelungen ...
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11.10.2019
Kleiner Medienspiegel

Besser Windräder statt Wälder: Alice Echtermann vom gemeinnützige Recherche-Zentrum CORRECTIV hat sich kritisch eines Facebook-Posts angenommen, in dem Propaganda gegen die Windkraft gemacht wird. In dem rund 3.300 mal geteilten Facebook-Post ist eine Kahlschlag-Schneise mitten im Wald zu sehen, auf deren Fläche mehrere Windkraft-Anlagen stehen. Darunter steht der Text: "Der abgehackte Wald hätte übrigens mehr CO2 aufgenommen, als durch die wenigen lächerlichen Windräder CO2 gespart wird… " Abgesehen davon, dass das Bild für den aktuellen Aufreger nicht aus Deutschland, sondern aus dem waldreichen West Virginia stammt und von 2007 ist, hält auch der Anti-Windkraft-Satz einer Überprüfung nicht stand: eine durchschnittliche Windkraft-Anlage benötigt einschließlich Materiallager und Zufahrtswege eine Fläche knapp unter einem halben Hektar (0,5 ha), kann aber selbst an schlechten Standorten durch ihren Strom 3.600 Tonnen CO2 vermeiden. Ein Wald hingegen entzieht der Luft nach Berechnungen des Thünen-Institut für Waldökosysteme im Durchschnitt 2,7 Tonnen CO2 pro Jahr – ein eindeutiges Ergebnis! Wenngleich die Wälder auch noch andere wichtige Funktionen (Feuchtigkeitsspeicher, Erosionsbremse, Biodiversitätsraum) haben, so können ein paar Windräder mehr im Wald nur von Nutzen sein: correctiv.org/faktencheck/wirtschaft-und-umwelt/2019/09/27/eine-windkraftanlage-spart-mehr-co2-als-der-wald-der-fuer-sie-gerodet-wird
Nur Erneuerbare Energien wirken als Strompreisbremse: Ohne den Ausbau der Erneuerbaren Energien wären die Stromkosten für Haushaltsstrom inzwischen bei durchschnittlich 39 Cent/kWh. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im Auftrag des Ökostromversorger EWS Schönau. "Die Analyse räumt mit dem Mythos vom Kostentreiber Energiewende auf", sagt dazu Sebastian Sladek, Vorstand der EWS. Sie vergleicht auf Grundlage historischer Preisdaten der Strombörse Epex Spot für den Zeitraum 2014 bis 2018 ein fiktives Energiesystem ohne erneuerbare Energien mit dem tatsächlichen. Ohne die Einspeisung der erneuerbaren Energien hätten die Verbraucher alleine im untersuchten Zeitraum 40 Mrd. Euro mehr für Strom ausgeben müssen. Zurückgehend auf das Jahr 2011 summiere sich die Ersparnis sogar auf 70 Mrd. Euro. Die nun vorgelegte Analyse ist die Überarbeitung einer Untersuchung aus dem Jahr 2015. Sie war damals als Reaktion auf die von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) losgetretene Diskussion um die Strompreisbremse entstanden. Dieser hatte die steigenden Stromkosten vor allem dem seit 2009 schneller voranschreitenden Ausbau der erneuerbaren Energien anlasten wollen. In Zukunft könnte sich die Situation wieder ändern, warnen die Autoren. Denn ein stärkerer Einsatz von Gaskraftwerken werde sich nicht nur in den CO2-Emissionen niederschlagen. Ohne drei bis vier Mal mehr Erneuerbare-Kapazitäten werden die Klimaziele im Energiesektor deutlich gerissen und die Strompreise zudem deutlich steigen: www.energate-messenger.de/news/195764/studie-erneuerbare-als-strompreisbremse
Sicherer ohne Stromnetz: Der australische Netzbetreiber Horizon Power wird als dezentrale Stromversorgungslösung 17 Stand-Alone-PV-Systeme aufbauen und dafür 64 km Übertragungsnetz zurückbauen. Das gab am Donnerstag der vergangenen Woche die Regierung West-Australiens bekannt, die Eigentümerin von Horizon ist. Die PV-Anlagen sind mit Speicher und Notfall-Diesel ausgestattet. Die Übertragungsleitungen waren immer wieder durch Buschbrände, Unfälle und Unwetter ausgefallen. Die dezentrale Erzeugung soll nun die Versorgungssicherheit erhöhen. Der ausführliche Bericht (englisch): reneweconomy.com.au/horizon-first-utility-to-pull-down-power-lines-and-replace-with-renewable-micro-grids-71053/
FFF: Klimapaket ist Schlag ins Gesicht - Neue Demos angekündigt: Auch die Fridays-for-Future-Bewegung kritisiert das Klimapaket der Bundesregierung: In einem offenen Brief wirft FFF der Bundesregierung vor: „Ihre Entscheidungen zum Klimaschutz vom 20. September sind eine politische Bankrotterklärung. Während zeitgleich im Rahmen von #AlleFürsKlima rund 1,4 Millionen Menschen in ganz Deutschland auf der Straße waren, haben Sie sich offiziell vom 1,5-Grad-Ziel verabschiedet. Dies auch noch als Erfolg zu verkaufen, ist ein Schlag ins Gesicht aller Demonstrant*innen für wirksamen Klimaschutz“. Die Initiative hat als Konsequenz für den 29. November, also kurz vor der nächsten Klimakonferenz COP 25, die Anfang Dezember in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile beginnt, zu einem weiteren globalen Klimastreik aufgerufen: www.l-iz.de/melder/wortmelder/2019/10/Fridays-For-Future-kuendigt-Aktionstag-fuer-den-29-November-an-298692
Eine Million auf einen Schlag: Ein neuer Offshore-Windpark in Großbritannien wird derzeit fertiggestellt, er gilt derzeit als größter Windpark weltweit. Bildlich erklärt der Projektentwickler Örsted, dass jede der Anlagen mit einer Rotorumdrehung den Strom-Tagesbedarf eines Haushalts erzeugt. Die Flügel der Rotoren haben eine Flügellänge von je 75 Metern, jede Anlage hat eine Nennleistung von 7 MW (zum Vergleich: Der Growian in den 1980er Jahren hatte eine Leistung von 3 MW). Insgesamt 174 7-MW-Anlagen wurden in dem neuen Park installiert, genug, um eine Million Haushalte zu versorgen: www.energylivenews.com/2019/10/03/final-turbine-installed-at-worlds-largest-offshore-wind-farm/
Porsche-E-Renner: Nein, nein, nein, das muss nicht sein. Gerade mal gut 300 km weit kommt man(n) mit einem Ü150-Teuro-Auto. Denn wer sich in ein solches Teil setzt, will rasen. „Gib Gas, ich will Spaß“, sang einst Markus, jetzt würde er wohl trällern: „Kein Hohn, ich strom davon.“ Und kost die kWh auch ein Euro – wen juckt das schon, der (die?) sich so ein Geschoss leisten, weil damit protzen will. Da loben wir uns Tesla, die wenigstens eine eigene Ladeinfrastruktur aufgebaut haben: Bei Porsche denken die Ingenieure an so etwas Profanes wie ein vom Autobauer selbst betriebenes Ladenetz wohl nicht: www.autoscout24.de/informieren/testberichte/porsche/taycan/erster-test-porsche-taycan-turbo/
Urteil zu Überbauung durch Außendämmung: Der Zivilsenat des Bayerischen Obersten Landesgerichts hat Anfang Oktober entschieden, dass ein Nachbar den Überbau seines Grundstücks mit einer Wärmedämmung, die auf der grenzseitigen Außenwand des Nachbarhauses angebracht werden soll, nicht zu dulden hat, wenn eine alternativ in Betracht kommende Ausführung als Innendämmung mit vertretbarem Aufwand bewerkstelligt werden kann. Dies ist nach den konkreten tatsächlichen Umständen des jeweiligen Einzelfalls zu beurteilen, deren Feststellung dem Tatrichter im Rahmen des Parteivortrags obliegt. Mit dem vom Gesetzgeber verwendeten Begriff des Aufwands sind nicht ausschließlich die Kosten der Baumaßnahme bezeichnet: www.steuerberater-pfuff.de/nachbar-muss-ueberbau-durch-aussendaemmung-nicht-immer-dulden/
StandortTOOL - auch für Stinker: Wer sich über unkonventionelle Tankmöglichkeiten für KFZ informieren möchte, kann seit Anfang diesen Monats auf das "StandortTOOL" zurück greifen. Diese Suchseite für Infrastrukturen "alternativer" Kraftstoffe in der Bundesrepublik Deutschland "wird im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) und der NOW GmbH" durch ein Konsortium von Instituten u.a. der RWTH Aachen und des DLR entwickelt. Die geographische Auflistung von Tankstellen ist nach Strom, Wasserstoff und Erdgas unterteilt. Gerade im Blick auf letzteres Fossil-Produkt ist die Überschrift befremdlich: "Mobilität ohne Emissionen." Sollte hier mal wieder die überragende Kompetenz des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) durchgeschlagen sein? www.standorttool.de/
Betriebserlaubnis für Erdgas-Terminal gekippt: Nach jahrelangem Widerstand gegen den Bau und den Betrieb des Erdgas-Terminals im schwedischen Gothenburg (Göteborg) haben sich die lokalen Klimaaktivisten endgültig durchgesetzt. Aus Klimagründen lehnte die schwedische Regierung am 10. Oktober den Antrag des Unternehmens Swedega auf Anschluss des LNG-Terminalsim Hafen von Göteborg an das westschwedische Gasnetz ab, wie die schwedische Klimaministerin Isabella Lövin mitteilte. Es war als neue Importroute für fossiles Gas in das Land geplant worden. Die Aktionen gegen das Terminal waren in den vergangenen Monaten von massivem zivilem Ungehorsam begleitet, der im September in einer Blockade des Energiehafens und des Terminals kulminierte. Sie waren aber auch von einer europaweiten Solidaritätsbewegung unterstützt worden. Das Terminal galt als eines der 112 Projekte der sogenannten PCI-Liste (projects of common interest) der EU. Als deutliches Signal ist das endgültige Aus nach Ansicht schwedischer Klimaaktivisten zu werten, vor allem dafür, dass die fossilen Gasprojekte der PCI-Liste unrechtmäßig sind und von der Liste gestrichen werden müssen. Die Gastivisten sind ein noch junges, europaweites Netzwerk, das gegen den Auf- und Ausbau einer Erdgas-Infrastruktur in der EU kämpft. Es unterstützt Basisgruppen, die gegen neue Gasinfrastrukturen vorgehen, unterstützt den Informationsfluss zwischen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und lokalen Gruppen und trägt zum Aufbau einer Bewegung bei, die das Gas stoppen und eine Energiewende herbeiführen will. Hier das official statement of local group Fossilgasfallan und das official statement from the Government.
Das Redaktionsteam der DGS-News