19.10.2018
Grünes Wachstum, radikale Transformation der Weltwirtschaft und Obsoleszenz
Drei bemerkenswerte Veröffentlichungen der jüngsten Zeit machen deutlich, dass es größere Veränderungen braucht um, abgesehen von der Klimakatastrophe, nicht noch umfänglicher in die Bredouille zu kommen. Dabei wird deutlich, welches Luftschloss sich hinter einem grünen Wachstum verbirgt, welche notwendige radikale Transformation der Weltwirtschaft vom Club of Rome gefordert werden und was für die Welt das Beste ist.
1. Warum Wachstum nicht grün sein kann
Am 12. September diesen Jahres erschien in Magazins Foreign Policy der Artikel "Why Growth Can't Be Green (Warum Wachstum nicht grün sein kann)" von Jason Hickel. Der Autor ist ist Anthropologe, Autor und Fellow der Royal Society of Arts. Dort schreibt Hickel, dass neue Daten belegen, dass es schwer bis unmöglich ist den Kapitalismus zu unterstützen und gleichzeitig die Lebensbedingungen auf unserem Planeten zu schützen. Wir haben den Text für Sie frei übersetzt:
Die Warnungen vor einem ökologischen Zusammenbruch sind allgegenwärtig. In den letzten Jahren haben Zeitungen wie der Guardian und die New York Times, alarmierende Berichte über die Ausbeutung der Böden, die fortschreitende Entwaldung und den Zusammenbruch von Fischbeständen und Insektenpopulationen veröffentlicht. Eines hatten alle Krisenberichte gemeinsam: Sie wurden und werden vom globalen Wirtschaftswachstum und dem damit verbundenen Konsum vorangetrieben. Er zerstört die Biosphäre der Erde und geht über elementare planetarische Grenzen hinaus, die wissenschaftlich belegt, respektiert werden müssen, um einen Kollaps zu vermeiden. Viele politische Entscheidungsträger haben daraufhin auf das so genannte "grüne Wachstum" gedrängt. Das Credo: Alles, was wir tun müssen, ist, in effizientere Technologien zu investieren und die richtigen Anreize zu schaffen, dann werden wir in der Lage sein, weiter zu wachsen und gleichzeitig unsere Auswirkungen auf die Natur zu verringern, die bereits auf einem nicht nachhaltigen Niveau sind. Technisch gesehen ist das Ziel die "absolute Entkopplung" des Bruttoinlandsprodukts (BIP) vom gesamten Verbrauch der natürlichen Ressourcen nach der Definition der UNO. Das klingt nach einer eleganten Lösung für ein ansonsten katastrophales Problem. Es gibt nur einen Haken: Neue Erkenntnisse deuten darauf hin, dass grünes Wachstum nicht das Allheilmittel ist, auf das alle gehofft haben.
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2. Was wir ändern müssen wenn wir bleiben wollen
Anlässlich seines 50-jähriges Bestehen und Jubiläums, dass der Club of Rome am Mittwoch in Rom feierte, wurde eine neue Agenda für das laufende Jahrhundert vorgestellt. In ihr wird der aktuelle Zustand der globalen öffentlichen Güter bewertet sowie die aktuell dringlichsten Wendepunkte thematisiert. Aus Sicht des Club of Rome braucht es eine radikale Transformation der Weltwirtschaft, sodass unser Wohlstand mit dem Fortbestand der Erde in Einklang gebracht wird. In einer aktuellen Veröffentlichung der "Deutschen Gesellschaft CLUB OF ROME" heißt es:
Obwohl mittlerweile die Folgen des Mangels an Nachhaltigkeit offensichtlich sind, agieren die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft weltweit nicht konsequent, weil sie es nicht wagen, die gegenwärtige Weltwirtschaftsordnung in Frage zu stellen, die Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung fördert. So werden die seit vielen Jahren angebotenen Lösungen viel zu langsam oder nur halbherzig umgesetzt. Wir sind überzeugt, dass die Menschheit über die geistigen und technischen Möglichkeiten für einen solchen Wandel verfügt. Deshalb möchten wir mit der Verknüpfung bereits vorhandener Gedanken und Maßnahmen einen motivierenden Impuls in die öffentliche Diskussion geben: Für eine konsequente Weichenstellung hin zu einem systemischen Wandel. Unabhängig davon, was andere tun: Wir sollten in Deutschland engagiert auf Nachhaltigkeit setzen - aus Verantwortung, aber auch in der Erkenntnis, dass wir damit zugleich eine Blaupause schaffen, die unserer Wirtschaft zugutekommt.
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3. Reparieren oder neu kaufen?
(zeitpunkt.ch) Reparieren ist für die Umwelt fast immer das Beste. Die jüngsten Untersuchungen des Öko-Instituts in Freiburg bestätigen diesen Befund. Den kaputten Staubsauger reparieren oder einen Neuen kaufen? Die Waschmaschine nach zehn Jahren gegen eine Effiziente austauschen? Den defekten Kühlschrank auf den Recyclinghof oder zur Reparatur bringen? Das Öko-Institut hat sich im Auftrag des Umweltbundesamtes erneut mit diesen Fragen ausführlich auseinandergesetzt. Die wichtigste Empfehlung: Aus ökologischer Sicht lohnt es mit wenigen Ausnahmen immer besser, defekte Haushaltsgeräte reparieren zu lassen und sie so lange wie möglich zu nutzen. Das spart Energie und Ressourcen, die für die aufwändige Herstellung neuer Produkte nötig sind. Und wenn man ein neues Produkt kauft, sollte man stets qualitativ hochwertige Produkte bevorzugen – sie haben in der Regel eine lange Lebensdauer und sind damit aus Umweltsicht und in vielen Fällen auch finanziell vorteilhafter.
19.10.2018
Erdgas und die mittel- bis langfristige Parkposition wird nicht gehen
Die Diskussion über unsere Haltung als DGS zu Erdgas läuft weiter. Dabei kommen neben den klimaschädlichen Vorkettenemissionen beim Erdgas interessanterweise auch vergleichbare Vorkettenemissionen bei der Kohle zur Sprache, die durchaus relevant für die laufende Kohleausstiegsdiskussion sind. Deshalb wollen wir sie nicht unerwähnt lassen, auch wenn das für einen Moment von unserem Thema Erdgas wegzuführen scheint. Für viele Zuschriften aber gilt, dass ihre Autoren sich im Augenblick schwer vorstellen können, während der laufenden Auseinandersetzungen um einen Kohleausstieg auch einen Ausstieg aus dem Erdgas zu fordern. Die Gründe mögen unterschiedlich sein, sei es, dass DGS-Mitglieder als Energieberater oder Installateure mit den Vorstellungen und Wünschen ihrer Kunden konfrontiert sind und darüber hinaus vielleicht auch geschäftlich z.B. von einer Erdgas-Brennwertheizung profitieren oder sei es, dass sie es politisch-taktisch für zu schwierig halten, mit den Thema Erdgasausstieg "noch eins drauf zu setzen".
In dieser Situation hilft es wenig, die Widersprüche unter den Teppich zu kehren. Denn die Mehrzahl der Zuschriften handeln ja genau davon und thematisieren sie ungewöhnlich deutlich: "Ich würde sagen, wenn Kohle die Pest ist, ist Erdgas die Cholera. Auch gefährlich, aber noch etwas besser behandelbar. Natürlich macht es Sinn, vorübergehend das kleinere Übel zu wählen, aber mittel- und langfristig müssen wir aus allen fossilen Energieträgern raus, da sind wir uns wohl einig." Die Qual, aus der Erdgasverbrennung aussteigen zu wollen, aber keine direkte Lösung zu finden, drückt sich eben darin aus, dass man auf eine Art Stufenplan verfällt, der zuerst die "Pest Kohle" angeht und danach "mittelfristig", sich der "Cholera Erdgas" zuwendet. Oder aber die Hoffnung formuliert, einen irgendwie harmonischen Übergang von der fossilen Verbrennung zu einer klimaverträglich Verwendung zu finden: "Aber wie schon geschrieben, handelt es sich bei Erdgas um einen fossilen Brennstoff. Daher müssen wir langfristig auch aus Erdgas aussteigen. In einer Übergangszeit können Erdgaskraftwerke als Backup dienen. Langfristig müssen diese Anlagen mit erneuerbarem Gas betrieben werden, mit über Power-to-H2 oder Power-to-CH4 erzeugtem Gas".
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19.10.2018
Die EEG-Umlage sinkt - ein gutes Zeichen
6,405 Cent pro Kilowattsunde - das ist die von den vier Übertragungsnetzbetreibern festgesetzte EEG-Umlage für das kommende Jahr 2019. Schon vor der Veröffentlichung war allgemein davon ausgegangen worden, dass die Umlage sinken wird, 2018 lag der Wert bei 6,79 und 2017 bei 6,88 Cent/kWh. Und dieser Trend soll sich auch weiter fortsetzen - so diverse Langfristprognosen, denn ab 2021 fallen die ersten alten (teuren) Anlagen aus der Förderung, neu gebaute Anlagen sind inzwischen viel billiger und erhalten weniger Vergütung. Am Beispiel Photovoltaik ist das besonders deutlich: Wurden kleine Anlagen im Jahr 2000 noch mit einem Vergütungssatz von 50,62 Cent pro Kilowattstunde gefördert, sind es heute nur noch 11,83 Cent pro kWh als Festvergütung für Anlagen bis 10 kWp. "Heutige Erneuerbare-Energie-Anlagen sind bereits kostengünstiger als konventionelle", so Dr. Peter Röttgen vom Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) in einer Stellungnahme gegenüber dem Handelsblatt.
Ein Grund für die sinkende Umlage ist der höhere Marktpreis von Steinkohle, Öl und Gas, der sich auch im kommenden Jahr auf hohem Niveau halten soll. An der Absenkung der EEG-Umlage ist aber auch der Emissionshandel schuld, der derzeit für steigende Preise bei Emissionszertifikaten sorgt. Der Marktwert von Ökostrom wird angehoben, die EEG-Umlage, die die Differenz von Marktwert zu Vergütungshöhe ausgleicht, wird dadurch kleiner.
"Mit der EEG-Umlage hat Deutschland die Energiewende vorangetrieben: Dank ihr sind die Erneuerbaren auch international bezahlbar geworden und mittlerweile günstiger als schädliche fossile Energieträger wie Kohle. Erst im August wurde ein Solarpark in Deutschland völlig ohne Subventionen bezuschlagt. Das zeigt: Das Instrument EEG-Umlage wirkt, es hat die saubere Energieversorgung marktfähig gemacht. Dass sie nun sinkt, sind gute Nachrichten für den Klimaschutz und die Verbraucher", so die Kommentierung des WWF. Damit kann auch die Forderung vieler Verbände und Wissenschaftler bekräftigt werden, dass die Erneuerbaren Energien dringend endlich in großen Maßstab ausgebaut werden müssen, um überhaupt die Klimaziele für 2030 zu erreichen. In den vergangenen Jahren war dies politisch, mit der Begründung der Belastung der Bürger in Form der EEG-Umlage, oft ausgebremst worden. Ein offenes Feld sind auch noch immer die Industrieprivilegien, die inzwischen für 2.298 Unternehmen mit jährlich zusammen 114 TWh (Werte für 2018) gewährt werden. 5,28 Mrd. Euro beträgt das Volumen dieser Befreiungen in diesem Jahr. Würden diese abgeschafft oder anderweitig finanziert, so könnte die EEG-Umlage nach Berechnungen des BEE um weitere 1,5 Cent sinken.
Bitter bleibt jedoch für den Stromkunden, dass die private Stromrechnung im kommenden Jahr trotzdem eher leicht steigen denn sinken wird: Die EEG-Umlage treibt den Preis nicht mehr, diese Rolle übernehmen nun die gestiegenen Beschaffungskosten sowie die steigende Netzgebühren, letztere betragen im Schnitt im kommenden Jahr rund 8 Cent pro Kilowattstunde. Und auch die Kosten für den Anschluss der Offshore-Windräder wurde in eine neue Umlage ausgelagert - bezahlt muss sie natürlich trotzdem, auch wenn der Name nun ein anderer ist.
Jörg Sutter
Informationsschrift u.a. mit den Berechnungsgrundlagen der EEG-Umlage 2019
Hintergrundpaper des BEE
19.10.2018
Fraunhofer ISE stellt die Systemfragen
Natürlich nutzte das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE die Klimatechnik-Messe Chillventa auch, um Neuheiten zu präsentieren. Doch im Mittelpunkt des ISE-Stands in Nürnberg standen Systemfragen. "Sollten die Hersteller die Verantwortung für die Effizienz des Gesamtsystems übernehmen? Und wenn ja: wie am besten?" Oder: "Was ist notwendig, um die Integration der Wärmepumpen in das Energiesystem der Zukunft zu beschleunigen?" ... war auf den Standwänden zu lesen. Die Besucher konnten ihre Antworten auf die Wände pinnen und mit den Fraunhofer-Spezialisten diskutieren.
Eine anderes Thema, erläutert von Peter Schossig, dem Abteilungsleiter für Wärme- und Kältetechnik am ISE: "Was genau ist wirklich besser: Feld- oder Labortests? Wir haben bewusst offene Fragen gestellt." Denn die Wärmepumpen-Welt entwickelt sich sehr schnell weiter, sowohl in der Technik der Geräte als auch wegen der grundlegenden Veränderung im immer regenerativeren Energiesystem. "Früher kamen Ein- und Ausschaltsignale vom EVU. Heute bestimmt oft der Eigenstrom aus der Photovoltaik am Dach, wann die Wärmepumpe laufen sollte." Was laut Schossig bedeutet: "Die Optimierung bleibt nicht mehr dem Stromversorger überlassen, sondern die muss der Hausbesitzer selber machen."
Aber nicht nur für die Nutzer sei die Qualität der Installation oder die Frage nach der Systemverantwortung wichtig: Immer öfter komme es zu Energie-Contracting, gerade im Geschosswohnungsbau. Da müsse der Contractor möglichst genau vorausplanen können. Doch wer übernehme am Ende die Verantwortung, wenn im gesamten Wärmesystem irgendetwas nicht funktioniert: Der Hersteller der Wärmepumpe, des Speichers, der Steuerung? Oder der Installateur, die Planungsfirma? Oder etwa der Generalunternehmer?
ISE-Mann Schossig empfiehlt deshalb einen möglichst hohen Standardisierungsgrad bei der Installation: "Je standardisierter, umso besser" funktioniere die Gesamtanlage. Bei den Herstellern dringe man mit diesem Gedanken immer besser durch, sagt er. Aber was ist mit den Installateuren, dem Großhandel, den Planern? Diese Fragen wurden am Stand teils kontrovers diskutiert.
An einer der ausgestellten Fraunhofer-Neuheiten wurde das Thema "Systemverantwortung" besonders deutlich: beim Photovoltaisch-Thermischen Hybrid Kollektor (PVT). Der solle möglichst mit einer Wärmepumpe kombiniert werden: "Die Symbiose der beiden Technologien weist zahlreiche Vorzüge auf: Der Kollektor liefert Niedertemperaturwärme an den Verdampfer und Strom für den Kompressor. Damit kann eine Erdsonde oder eine Außenlufteinheit ersetzt werden, was die Geräuschentwicklung eliminiert. Die Solarzellen werden direkt auf die Absorber laminiert, um den Wärmeübergang von den Zellen auf das Fluid zu optimieren. Die Initiative integraTE² von Fraunhofer ISE und Partnern möchte im Rahmen der Ausschreibung eneff.gebäude.2050 die technische Integration von Anlagen zur thermisch-elektrischen Energieversorgung mittels PVT und Wärmepumpen im Markt etablieren." So der Werbesprech der ISE-Pressemitteilung. Aber was, wenn entweder die PV, die Solarthermie, die Steuerung, die Wärmepumpe nicht mehr will: Wer ist verantwortlich?
Fragen über Fragen. Bleibt abzuwarten, wer wann wie konkrete Antworten liefert. Der Fraunhofer-ISE-Stand auf der Chillventa war erst der Anfang der Diskussion.
Heinz Wraneschitz
19.10.2018
Ladeinfrastruktur schaffen - aber wie?
Allgemein unstrittig ist die Feststellung, dass aktuell und in der Zukunft die Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge ausgebaut werden muss. Wir haben in den vergangenen Monaten auch mehrfach in den DGS-News über Schnelladesäulen und öffentliche Projekte für Stromtankstellen berichtet.
Doch die meisten Fahrzeuge werden noch immer zu Haus geladen, meistens einfach über Nacht in der Garage. Auch hier müssen Wallboxen oder andere Lademöglichkeiten dafür bereitstehen. Im Einfamilienhaus ist das einfach zu realisieren, hingegen stellt der Einbau im bestehenden Mehrfamilienhaus oder bei Mietsgebäuden oftmals ein vielschichtiges Problem dar. In dieser Woche fand dazu eine Info-Veranstaltung im Bauzentrum München statt, hier wurden einige Aspekte, auf Basis der in Bayern geltenden Regelungen, erörtert.
Zu Anfang stand das Thema Sicherheit: Der Referent der Branddirektion München führte aus, dass für Elektrofahrzeuge keine brandschutztechnische Neubewertung erforderlich ist, sondern vergleichbare Gefahren und vergleichbare Brandlasten wie bei Verbrenner-Fahrzeugen angesetzt werden können. Schwieriger wird es dann schon bei der Frage, ob der Einbau von Wallboxen, z.B. in einer größeren Tiefgarage, eine bauliche Änderung mit allen dazugehörigen Konsequenzen ist, was der zweite Referent aus seiner Sicht verneinte. Das heißt, solch eine Maßnahme kann als Modernisierung gesehen werden, das Parken und Laden eines E-Fahrzeugs entspricht einer normalen Nutzung einer Garage, eine Baugenehmigung ist dann für den Wallbox-Einbau nicht notwendig.
Wichtig ist aber sowohl für den Einbau von Ladepunkten als auch für die notwendige Verkabelung, dass Durchbrüche durch Wandflächen geschottet werden (in München speziell bei Außenwänden auch unbedingt wegen der hohen Lage des Grundwasserspiegels) und dass unter Umständen ein Tragwerksplaner eingeschaltet wird, wenn beispielsweise hohe Lasten an die Wand geschraubt oder tragende Teile durchbohrt werden sollen. Oft müssen dann auch Elektroinstallationen durch das Treppenhaus geführt werden, dann sind die Anforderungen der Leitungsanlagen-Richtlinie - in der jeweils für das Bundesland gültigen Fassung - zu beachten. Für den schwierigsten Fall wurde es dann juristisch: Der Einbau von Wallboxen in der Tiefgarage einer Wohn-Eigentümergemeinschaft. Hier wird in der Praxis auch von einer Modernisierungsmaßnahme ausgegangen, die dann mit 75%-Zustimmung der Eigentümergemeinschaft umgesetzt werden kann. Hochrichterliche Entscheidungen liegen dazu aber noch nicht vor.
Als Angebot für gewerbliche Betreiber und Wohnungsbaugesellschaft stellte ein Vertreter der Stadtwerke München eine Mietlösung vor, bei der die Stadtwerke Wallboxen mit max. 22 kW Ladeleistung einbauen und an E-Autofahrer vermieten. Übrige Bewohner des Hauses sind hiervon nicht betroffen. Die Lösung ist technisch mit einer Netzüberwachung und einem Lademanagement ausgestattet, so dass am Hausanschluss sichergestellt ist, dass keine Überlastung auftritt, auch wenn in den kommenden Jahren immer mehr Ladepunkte installiert werden. Wird es eng im Netz, wird die Ladeleistung heruntergeregelt - der Stromverbrauch der Haushalte hat Vorrang. Weitere rechtliche Fragen wurden behandelt, dabei wurde betont, dass die oft zitierte Ladesäulenverordnung nur für öffentliche Ladepunkte und nicht für Eigenheim- und Parkgaragen von Wohnanlagen gültig ist, in denen nur Mieter/Eigentümer ihre Fahrzeuge aufladen dürfen. Für den Nicht-Juristen wird es dann an der Stelle undurchsichtig, wo juristisch der Letztverbraucher des Ladestroms betrachtet wird: Hier gibt es in den verschiedenen Gesetzen unterschiedliche Definitionen: Während im Energiewirtschaftsgesetz (EWG) die Ladesäule der Letztverbraucher ist, ist es im EEG das Fahrzeug bzw. der Fahrer. Das muss z.B. bei der Frage nach Eigenverbrauch oder Stromsteuerpflicht genau untersucht werden.
Gerade für Firmenparkplätze ist zuerst ein Konzept gefragt, das die Anzahl, Ladeleistungen und Platzierung der Ladepunkte berücksichtigen muss. Zusätzlich muss elektrotechnisch beantwortet werden, ob ein direkter Anschluss möglich oder, wie in einem gezeigten Beispiel, eine neue Trafostation mit Mittelspanungsanschluss vorgesehen werden muss.
Janko Kroschl von der DGS München stellte zu Ende der Veranstaltung noch die Anforderungen für das Aufladen eines E-Fahrzeuges mit der eigener PV-Anlage vor: Zusammengefasst sind das die Punkte:
a) ausreichende Größe der PV-Anlage
b) großer Batteriespeicher zur Pufferung
c) Ladetechnik des Fahrzeugs muss mit PV-Anlage und Batteriespeicher kommunizieren.
Weitergehende Informationen zu einzelnen Vorträgen können gerne beim Autor per Mail angefordert werden.
Jörg Sutter
19.10.2018
Fünfter Bürgerenergie-Konvent des Bündnis Bürgerenergie am 23. und 24. November
Am 23. und 24. November 2018 findet in Wittenberg der fünfte Bürgerenergie-Konvent des Bündnis Bürgerenergie statt. Die Leitfrage der diesjährigen Veranstaltung lautet "Wie sieht er aus, der Energiemarkt der Zukunft?" Das Bündnis Bürgerenergie lädt zu Vorträgen, Erfahrungsaustausch, Vernetzung und Weiterbildung ein. Das zweitägige Treffen in der Stiftung Leucorea in Lutherstadt Wittenberg beginnt am Freitagnachmittag, den 23. November um 16.00 Uhr. Bis zum Samstagnachmittag soll gemeinsam über die aktuellen Herausforderungen und Perspektiven der Bürgerenergie diskutiert werden.
Im Juni 2018 konnte das Bündnis Bürgerenergie gemeinsam mit zahlreichen UnterstützerInnen aus der Bürgerenergie-Community einen Erfolg bei den Verhandlungen um die neue europäische Erneuerbare-Energien-Richtlinie in Brüssel feiern. Ein Lichtblick für die von Berlin arg gebremste Bürgerenergie! Die Brüsseler Einigungen beim Clean Energy Package zeigen: der Anfang einer Energiepolitik, die den Prosumer und lokale Energie-Gemeinschaften ins Zentrum stellt, ist gemacht. Für die Bürgerenergie eröffnen sich zahlreiche neue Entwicklungsmöglichkeiten, etwa beim Bürgerstromhandel und beim Eigenverbrauch. Beim Konvent 2018 möchten wir mit Ihnen ausloten, wie ein Ordnungsrahmen aussieht, der Bürgerenergie und Bürgerstromhandel gemeinwohlorientiert ermöglicht und fördert. Und mit der Politik darüber diskutieren, wie die optimale Umsetzung der "Hausaufgaben" aus Brüssel für die Bürgerenergiewende aussieht.
Das Programm
- spannende Vorträge zur Energiepolitik, etwa vom Energiewende-Experten Prof. Volker Quaschning und der neuen Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie, Dr. Simone Peter
- lebhafte Diskussionen, etwa mit Dr. Julia Verlinden MdB bei der Podiumsdiskussion „Wege zur solaren Revolution – Eigen- und Regionalversorgung mit Erneuerbaren Energien“
- bereichernde Einsichten zu Zukunftsthemen der Bürgerenergie, etwa von Sebastian Sladek zum Bürgerstromhandel in der Modellregion Schönau oder von Prof. Bernd Hirschl zur Versorgungssicherheit dezentraler Energiesysteme
- interessante Workshops, darunter Praxis-Workshops etwa zu e-CarSharing in Bürgerhand und Strategie-Workshops u.a. zur Bürgerenergie-Kommunikation sowie zu unserer politischen Positionierung. Eine ausführliche Beschreibung aller Workshops finden Sie hier.
- Zudem führen wir wie jedes Jahr die Wahl zum Rat für Bürgerenergie durch, der Vertretung der Fördermitglieder des Bündnis Bürgerenergie.
19.10.2018
Kleiner Medienspiegel
Nach dem Erfolg beim Hambacher Wald – Vom Ökomob bis Psychoterror: Im Nachgang an den gerichtlich verhängten Rodungsstopp kehrt keine Ruhe ein. Zwei Beispiele machen das deutlich. So ließ sich der Fraktionsvorsitzender des Ortsverein Niederzier, Johannes Komp, zu folgender Aussage hinreisen: “Wir werden nicht hinnehmen, dass der Ökomob alle Gesetze aushebelt, wir stellen uns an die Seite des Tagebaubetreibers, der Beschäftigten und der IG BCE.” Passend dazu suchten Kohlekumpel und RWE-Mitarbeiter das Privathaus Antje Grothus in Buir auf und hämmerten an die Fensterscheiben, wobei sie „Grothus raus“ und „Hambi weg“ grölten. Auch veranstalteten Sie ein gellendes Trillerpfeifen-Konzert und warfen Rauchböller. Antje Grothus ist als Anti-Kohle-Aktivistin durchaus Anfeindungen gewohnt, doch Protest vor ihrem Privatwohnung macht ihr Angst. Die Umweltaktivistin kämpft in der Kohlekommission der Bundesregierung für einen schnellen Kohleausstieg: https://www.aachener-nachrichten.de/lokales/dueren/spd-ruft-zum-widerstand-gegen-ende-gelaende-camp-auf_aid-33714841 und https://www.sueddeutsche.de/politik/hambacher-forst-ich-habe-mich-bedroht-gefuehlt-1.4175754
Solartaxis an der Elfenbeinküste: Mit Sonne fahren - in der Stadt Jacqueville/Elfenbeiküste, 40 km westlich der Hauptstadt Abidjan, ist das bereits Alltag. Wie die BBC berichtet, hat der findige einheimische Geschäftsmann Konaté Balla 10 Solar-Taxis aus China importiert. Die dreirädrigen Fahrzeuge für vier Passagiere haben PV-Panels auf dem Dach, die ihnen zusammen mit dem Akku eine maximale Reichweite von 150 km ermöglichen (ohne PV 120 km). Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 50 km/h, aber aus Energiespargründen werden die Taxis meist nicht schneller als 40 km/h gefahren. Die Kunden sind auch wegen der günstigen Fahrpreise zufrieden; allein die Besitzer konventioneller Taxis sind verärgert, da sie aus Kostengründen doppelt so hohe Fahrpreise nehmen müssen: https://www.bbc.com/afrique/region-45816359
Autonome Fahrzeuge - für die Verkehrswende sinnlos: Auch autonome Fahrzeuge werden zu nichts weiterem führen als zu verstopften Straßen! Diese Meinung äußerte Seleta Reynolds, Generaldirektorin des Los Angeles Department of Transportation (LADOT), in einem Interview. Verkehrsvorhersagemodelle würden zeigen, dass autonome Fahrzeuge die reale Situation sogar deutlich schlimmer machen würden. Das Problem läge dabei mehr bei den Nutzern und der Politik als bei den Computern und der Technik. Generell bedürfe es einer Einstellung der Stadtverwaltungen bezüglich der Mobilität, damit sichergestellt werde, dass die Straßen sicher für alle Verkehrsteilnehmer seien. Reynolds empfahl eine Zusammenarbeit zwischen städtischen Entscheidern, Unternehmen und der Wissenschaft, damit künftige Verkehrstechnologien die Lebensqualität der Menschen verbessern können: https://www.mobileworldlive.com/featured-content/home-banner/transport-chief-warns-autonomous-cars-could-worsen-traffic/
10 Jahre Solarthermalworld: Die Online-Plattform solarthermalworld.org feiert ihren 10. Geburtstag mit einem Relaunch. Die Website ist eine Fundgrube für Informationen über solarthermische Märkte und Technologien. Solar Fernwärme und industrielle Prozesswärme gewinnt derzeit weltweit an Fahrt. Solarthermalworld.org reagiert auf diesen Trend mit zwei neuen Themenfeldern: De-risking solar heat investments und ESCO – a new business model. Mit Berichten über erfolgreiche Fallstudien, Wirtschaftlichkeitsstudien und vielversprechende neue Geschäftsmodelle richten sich diese neuen Rubriken an Investoren, Energieversorger und Industriekunden. Die Seite wurde ursprünglich von der International Copper Association (ICA) und dem UNEP im Rahmen der Solar Water Heating Market Transformation and Strengthening Initiative ins Leben gerufen. Kürzlich hat die ICA eine strategische Partnerschaft mit dem IEA SHC etabliert, um wichtige Themen bezüglich Innovation und Technologie auf solarthermalworld.org zu erörtern: https://www.solarthermalworld.org/
30 Jahre ZSW: Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) feiert sein 30-jähriges Bestehen. Das Institut wurde 1988 als gemeinnützige Stiftung bürgerlichen Rechts gegründet. Inzwischen erforschen und entwickeln 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Technologien für die Energiewende. Das ZSW versteht sich als eine Brücke zwischen Grundlagenforschung und Industrie: Die Technologien bringt es gemeinsam mit Industriepartnern in den Markt. Die technische Expertise fließt auch in Studien und Beratungsdienstleistungen für die Politik ein. Um den Herausforderungen der Energiewende zu begegnen, stehen beim ZSW unter anderem die Entwicklung von leistungsfähigeren, günstigeren und besser verfügbaren Batteriematerialien sowie Verfahren zur Serienproduktion von automobiltauglichen Brennstoffzellen für die deutsche Automobil- und Zulieferindustrie im Fokus. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Entwicklung kostengünstigerer Elektrolyseanlagen zur Umwandlung von Strom aus Wind und Sonne in den Langfristspeicher Wasserstoff. Die Erhöhung des Wirkungsgrades und die Senkung der Kosten bei Dünnschicht-Solarmodulen auf Basis von Kupfer, Indium, Gallium und Selen (CIGS) werden ebenfalls weiter im Zentrum der Forschung stehen: https://www.zsw-bw.de/
Power-to-Gas - Netzbetreiber planen 100-MW-Anlage: Die Netzbetreiber Tennet, Gasunie und Thyssengas wollen die Speicherung von Erneuerbaren Energien in Gasnetzen vorantreiben. Zur großindustriellen Nutzung von Power-to-Gas planen sie daher eine 100 Megawatt starke Anlage in Ostfriesland zu errichten. Die Pilotanlage soll 2022 mit einem ersten Modul starten, danach soll bis 2028 jedes zweite Jahr ein neues Modul hinzukommen. Einsatzmöglichkeiten sind als Kraftstoff im Verkehr, als Brennstoff zur Erzeugung von Wärme und Strom oder als Grundstoff in der Industrie denkbar. Als Standorte kommen die Stadt Weener sowie die Gemeinde Wiefelstede in Betracht. Dort gibt es Tennet-Umspannwerke, die vor allem Offshore-Windstrom aus der Nordsee bündeln und weiterverteilen. Mit dem Pilotprojekt wollen die Unternehmen erste Erfahrungen mit derartigen Anlagen im industriellen Maßstab sammeln: https://www.zfk.de/energie/gas/artikel/power-to-gas-netzbetreiber-planen-100-mw-anlage-2018-10-16/
EU-Kommission will fast 200 Millionen in Batterie-Forschung stecken: In die Entwicklung leistungsfähiger Batteriezellen soll in den kommenden zwei Jahren mit fast 200 Millionen Euro gefördert werden. Dafür sollten 114 Millionen Euro aus dem EU-Forschungsprogramm „Horizon“ stammen. Im Folgejahr sollten weitere 70 Millionen Euro aus dem EU-Haushalt zur Verfügung gestellt werden. Um im Wettbewerb mit Asien Boden gut zu machen, sollen Unternehmen auch staatlich gefördert werden können. Voraussetzung dafür sei, dass mindestens zwei EU-Staaten an einem Projekt beteiligt seien und es sich um bahnbrechende Technologien handele: https://www.kfz-betrieb.vogel.de/eu-kommission-will-fast-200-millionen-in-batterie-forschung-stecken-a-766375
Matthias Hüttmann/ Götz Warnke/ Jörg Sutter