29.11.2019
Erneuerbare Energien für eine erfolgreiche sozioökonomische Revolution
Der Solar World Congress (SWC) fand zum ersten Mal in Südamerika statt. In Santiago trafen sich 422 Wissenschaftler aus 48 Ländern. Chile wurde aufgrund des hohen Niveaus der Solarforschung und als führender Innovator in der Region als Gastgeber ausgewählt. Der Kongress gilt als eine der führenden wissenschaftlichen Veranstaltungen zur Solarenergie weltweit. Es war der 34. Kongress, der lokal vom Solar Energy Research Center (SERC) Chile mit Unterstützung des Corfo Solar and Energy Innovation Committee und des chilenischen Energieministeriums organisiert wurde. SERC Chile ist ein Forschungsverbund von derzeit sieben Universitäten, der Nationalen Kommission für Forschung, Wissenschaft und Technologie (CONICYT) und von Fraunhofer Chile Research, Center for Solar Energy Technologies (CSET).
ISES veranstaltet im zweijährigen Turnus diesen Kongress gemeinsam mit der International Conference on Solar Heating and Cooling for Buildings and Industry (SHC) und der International Conference on Solar Air Conditioning (SAC). Breits die Einreichungen von Präsentationen zeigte die große Bedeutung des wissenschaftlichen Austausches für Chile und die Region. Von den ausgewählten Präsentationen kamen die meisten aus Chile (73) und aus Brasilien (61), aus Deutschland und Spanien wurden jeweils 34 Beiträge zugelassen. Die wesentlichen Themen, die zur Solarenergienutzung zur Diskussion standen waren: Technologien und Anwendungen zur Versorgung mit solarer Wärme und Kälte, Solarstrom, Gebäudeintegration, Energiespeichermethoden, Bewertung von Solarressourcen und die Aus- und Weiterbildung zum Thema Energie.
Die Bedeutung des SWC 2019 für Chile wurde auch bei der Eröffnung am 04. November deutlich, bei der gleich zwei Minister aus dem neu besetzten Kabinett sich die Ehre gaben: Energieminister Juan Carlos Jobet und Wissenschaftsminister Andrés Couve sowie des Exekutivdirektors des Solarkomitees, Max Correa. Bei dieser Gelegenheit wurde die Arbeit des SERC Chile hervorgehoben, das seit 2013 daran arbeitet, die Hindernisse abzubauen, die die solare Entwicklung des Landes, die für die Nachhaltigkeit unserer Wirtschaft von entscheidender Bedeutung ist, immer noch behindern. "Wir sind uns der Herausforderungen bewusst, vor denen wir als Land bei der Entwicklung Erneuerbarer Energien stehen, und wir setzen uns für Energieinnovationen ein, um bei saubereren Energien voranzukommen", so der Energieminister. Chile wird bei dieser vordringlichen Entwicklung im Rahmen der DE-CL-Zusammenarbeit unter der Leitung der GIZ bei mehreren Projekten unterstützt.
Der zu dem Zeitpunkt des Kongresses noch amtierende ISES-Präsident Dr. Dave Renné sagte in seiner Eröffnungsrede: "Chile ist interessant, weil es einen großen Solarmarkt, die beste Solarressource der Welt sowie mehrere laufende Solarprojekte und die Möglichkeit hat". Und Daniel Mugnier, Direktor des Solar Heating and Cooling Programms (SHC), fügte hinzu: "Dieses Treffen ist aufgrund seines wissenschaftlichen und natürlichen Potenzials für Chile absolut nützlich". In diesem Sinne betonte der Geschäftsführer des Corfo-Solarkomitees, Max Correa, dass der Erfolg der Erneuerbaren Energien in der multisektoralen Beteiligung mit maßgeblichen Beiträgen des öffentlichen und privaten Sektors sowie der Wissenschaft liegt. Der wissenschaftliche Vorsitzende des SWC, José Miguel Cardemil, SERC Chile, betont diese Möglichkeit des Kongresses und bekräftigt, dass die europäische Wissenschaftsgemeinschaft "bei der Diskussion der Beiträge einen sehr guten Eindruck vom Forschungsniveau in der Region bekommen kann".
In den technischen Sitzungen und Poster-Präsentationen wurden Beiträge zu den folgenden Themen präsentiert und diskutiert:
1- Solare Wärme- und Kühltechnologien
2- Anwendungen der solaren Wärmeversorgung und Kühlung
3- Solare und erneuerbare Stromversorgung
4- Energiespeicher für Wärme und Strom
5- Solarenergiemarkt und -politiken
6- Systeme der Energieversorgung und Sektorenkopplung
7- Off-Grid und ländliche Energieversorgung
8- Architektur, Gebäudeintegration
9- Solare Ressourcen und Meteorologie
10 - Technologien zur Wasseraufbereitung
11 - Bildung und Ausbildung (ISREE 2019)
12 - Spezielle Themen
Die einzelnen Vorträge und Poster zu den Themen, die in den Plenarsitzungen und technischen Sitzungen diskutiert wurden, können auf der Webseite zum SWC 2019 (https://www.swc2019.org/program/program-overview.html ) recherchiert werden.
Das Thema Bildung und Ausbildung, ISREE, stand 2019 zum zweiten Mal auf der Tagesordnung und wurde in zwei Sitzungen diskutiert. Auffallend dabei war, dass Fachpersonal nachgefragt und gesucht wird, es aber offensichtlich nur zwei Institutionen zu geben scheint, die die langjährige individuelle Erfahrung als Theorie und Praxis weltweit anbieten und vermitteln. Dies wurde von der ISES erkannt und der besondere ständige Ausschuss ISREE als Internationales Symposium für Bildung für Erneuerbare Energien beschlossen.
Ein Thema dem die IEA SHC große Bedeutung zuschreibt, ist die Entwicklung und Finanzierung von Projekten und Anwendungen der solaren Wärmeversorgung und Kühlung. Der Diskussion zufolge sind bisher zu wenig Projekte mit Drittfinanzierung der Wärme- u/o Kälteversorgung entwickelt worden. Die Firma Kyotherm aus Frankreich, ein "third-party ESCO" Investor, der auf der Grundlage von Wärme- oder Kälteversorgungsverträgen (HPA oder CPA) Projekte finanziert wurde der "IEA SHC Solar Award 2019" verliehen. Als ein weiterer Preisträger ist Hans-Josef Fell zu nennen, der mit dem Global Leadership Award zu Ehren von Hermann Scheer von der ISES ausgezeichnet wurde.
Nicht zuletzt noch der Hinweis auf die Proklamation des ISES SWC 2019 und SHC 2019, die unter dem Titel Renewable energy will make the socio-economic global revolution successful folgendes verlautet:
"Der Kongress, der als Vorbereitungstreffen für die 25. UNFCCC-Konferenz der Vertragsparteien (COP 25) anerkannt wurde, betonte, dass die Energiewende unbedingt beschleunigt werden muss, um der zunehmenden Dringlichkeit der Klimakrise und der Erreichung der Ziele der nachhaltigen Entwicklung der Vereinten Nationen zu begegnen.
Die Schaffung von Wohlstand, der durch fossile Brennstoffe angetrieben wird, hat in den letzten zwei Jahrhunderten auch zu Einkommensunterschieden, Energieungerechtigkeit und Umweltbedrohungen geführt. Jetzt schlagen die Menschen auf verschiedene Weise zurück - eine globale Revolution findet statt -, um diese Ungleichheiten, Umweltkrisen und Untätigkeit der Regierungen zu bekämpfen. Es sind große Veränderungen erforderlich, und wie während des Kongresses bekräftigt wurde, sind diese Veränderungen nicht nur möglich - sie sind weltweit im Gange. Ein dezentrales, auf Erneuerbaren Energien basierendes Energiesystem bietet einen viel besseren Zugang zu Energie und gibt viel mehr Menschen ein viel größeres Mitspracherecht bei der eigenen Energieversorgung, was sowohl zu Energiegerechtigkeit als auch zu Rückgewinnung und Verbesserung der Umwelt führt. Dieses "power to the people"-Modell begegnet auch dem Problem der Einkommensungleichheit.
Um das Ziel von 100% Erneuerbaren Energien in allen Endverbrauchssektoren (Strom, Transport, Wärme und Kälte) in allen Städten, Regionen und Nationen auf der ganzen Welt zu erreichen, sind weiterhin Innovationen in den Bereichen Technologie, Märkte, Politik, Gemeinschaftsaktionen und öffentliche Unterstützung erforderlich. Während beeindruckende Fortschritte erzielt werden, bleiben die Herausforderungen bestehen. Der Kongress brachte einen Dialog zwischen verschiedenen Experten in den Vordergrund, um Maßnahmen zu diskutieren und zu formulieren, um diesen gerecht zu werden.
Der Kongress betonte, dass die regionale Integration erneuerbarer Energien eine Schlüsselkomponente für sichere und flexible Systeme ist. Da unsere Energieversorgung immer stärker verteilt ist, haben die sektorale Kopplung und Technologieintegration sowie ein effektiver Energieaustausch zwischen Gemeinden und Regionen hohe Priorität. Eine spezialisierte Schulung für alle Aspekte der Entwicklung von Systemen für Erneuerbare Energien ist entscheidend für die Sicherung der benötigten Fachkräfte. Innovative öffentliche Aufklärung, Bewusstseinsbildung und gesellschaftliches Engagement sind unerlässlich, um die weltweite Unterstützung für die Energiewende zu erhöhen.
Diese Veranstaltung hat eine lange Tradition der Vernetzung von Forschung und Wissenschaft mit Entscheidungsträgern aus Politik, Industrie, Finanzwesen und Praxis bestätigt. Über 400 Teilnehmer aus 48 Ländern diskutierten die verschiedenen technologischen Fortschritte und Anwendungen, die die Welt schnell, wirtschaftlich und effizient zu 100% Erneuerbaren Energien führen können, um den Endenergiebedarf aller zu decken. Der Kongress bot zahlreiche interaktive Vorträge und Poster-Präsentationen sowie eine Vielzahl von Veranstaltungen, um die Arbeit der Berufseinsteiger zu fördern."
Rainer E. Wuest, DGS Berlin Brandenburg e.V.
Quellen
SWC 2019: www.swc2019.org/home.html
SHC 2019: shc2019.org
SAC 2019: www.solaircon.com/home.html