27.05.2022
Spannender SteckerSolar-Workshop während der InterSolar 2022
Ein Bericht von Ralf Haselhuhn
Im Rahmen des Forums der InterSolar2022 fand in der Messhalle der Photovoltaikaussteller am Freitagvormittag den 13.05.2022 der Workshop zur Entwicklung einer Produktnorm für steckerfertige Solargeräte vor zahlreich interessiertem Publikum statt.
Steckerfertige Solargeräte – auch „Mini-PV-Anlagen“ und „Balkonkraftwerke“ genannt – bieten jedem die Möglichkeit umweltfreundlichen Solarstrom auf dem eigenen Balkon zu erzeugen. Um die Gebrauchstauglichkeit dieser Geräte sicherzustellen, wird eine Produktnorm für „Stecker-Solargeräte“ entwickelt, die unter anderem grundlegende Anforderungen an Sicherheit und Prüfung festlegt. Im Rahmen eines WIPANO-Verbundprojektes wurde der Entwurf einer Produktnorm für Stecker-Solargeräte erarbeitet sowie die wissenschaftliche Begleitforschung vorgenommen. Die Verbundpartner in diesem Projekt sind DGS Berlin Brandenburg, DKE, Fraunhofer ISE, indilux, SolarInvert und SIZ. Zum Austausch mit dabei im Projekt sind die assoziierten Partner Kalkhoff, SMA, Verbraucherzentrale NRW und die ÖkostromAG.
Dominika Radacki, von der DKE (Deutsche Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE) eröffnete den Workshop und vermittelte die Inhalte und Vorgehensweise des WIPANO-Projekts „SteckerSolar“. Sie stellte unter anderen die einzelnen Arbeitspunkte und Meilensteine des bis zum 31.01.2023 laufenden Projektes vor (Vortrag zum Download).
Danach stellte Hermann Laukamp vom Fraunhofer ISE (Institut für Solare Energiesysteme) detailliert den Inhalt den Entwurf der Produktvornorm vor. Es geht hierbei um ein Produkt für „Laien“, ein Haushaltsgerät. Es erfolgt keine Installation durch Fachkräfte, deshalb haben die Dokumentation und Montantage- sowie Bedienungsanleitung herausragende Bedeutung. Die einzelnen Anforderungen sowie die Normen der Komponenten wurden von Laukamp anschaulich erklärt. Er berichtet auch von den massiven Einsprüchen und Bedenken des GdV, des ZVEH und FNN gegen den vorgesehenen Schukostecker. Dadurch kam es zur Verschiebung der Veröffentlichung der Norm und bei der Abstimmung im zuständigen DKE-Komitee 373 zu einer Pattsituation bei der Abstimmung. Daraufhin empfahl das Komitee 373 den Passus mit dem Schukostecker in den unverbindlichen Anhang der Normentwurf zu verschieben. Der Entwurf der Vornorm soll bis zum September 2022 erscheinen. Dann hat die Öffentlichkeit die Möglichkeit Einsprüche einzubringen (Vortrag zum Download).
Mit Spannung wurde von den Zuhörern der Vortrag zu den Ergebnissen von diversen Versuchsreihen an gealterten Elektroinstallationen vor Ort und von gealterten Komponenten im Labor von Ralf Haselhuhn vom DGS Landesverband Berlin Brandenburg e.V. erwartet. Die DGS übernahm im Projekt die Belastbarkeitsreserven in bestehenden Elektroinstallationen zu bestimmen, Temperaturen bei Überströmen zu messen und mögliche Gefährdungen zu analysieren. Anhand der recherchierten Altersstruktur von Elektroinstallationen in Deutschland wurden Worst-Case-Szenarien gefunden. Zudem wurden die Belastungsschwerpunkte in typischen Hausinstallationen festgestellt. An diesen Worst-Case-Belastungsschwerpunkten wurden die Übertemperaturen bei zusätzlichen Strombelastungen ermittelt. Als Fazit zog Haselhuhn, dass selbst bei unwahrscheinlichen Szenarien mit Überströmen bzw. Gerätefehler und gleichzeitiger volle Solarstromeinspeisung im selben Stromkreis keine Brandrisiken durch Steckersolargeräten bis 600 W auch bei den untersuchten gealterten Elektroinstallationen (bis 60 Jahre alt, u.a. Aluminiumleitungen und Bakelitdosen) bestehen (Vortrag zum Download).
Der letzte Vortrag zeigte die zukünftigen Entwicklungen im Bereich Steckersolargeräte auf. Tobias Schwarz vom Wechselrichterhersteller SolarInvert erläuterte die Möglichkeit mittels einer speziellen Steuerung des Wechselrichters den angeschlossenen Stromkreis zu überwachen. Mittels Impedanzmessung und Frequenzmustererkennung können die Entwickler der Firma Lichtbögen oder schlechte Kontaktstellen erkennen. Das Gerät wird dann eine Warnmeldung von sich geben und abschalten. Damit das bei den unterschiedlichsten Störungen sicher gelingt, muss jedoch noch weiter geforscht werden. Zukünftige Produktentwicklungen für Steckersolargeräte können mit dieser Technologie die Elektroinstallation überwachen und die Sicherheit sogar erhöhen (Vortrag zum Download).
Begleitet wurde die Veranstaltung von vielen Fragen und Diskussionen der Teilnehmer zwischen den Vorträgen und am Ende eines gelungenen Workshops.