01.11.2019
Das Elend mit dem Glauben an den Neoliberalismus
Es war Klaus Töpfer, ehemaliger Umweltminister unter Kanzler Kohl, der letzte Woche in der ZDF-Talkshow von Markus Lanz die Debatte um eine CO2-Bepreisung aufs Korn nahm. In der aktuellen Situation mit steigenden Treibhausgasemissionen sei es sinnlos, mit einer wie auch immer gearteten Verteuerung von CO2 etwas erreichen zu wollen. Ob sich denn niemand an die Diskussionen um das Ozonloch erinnern könne, fragte Töpfer. Damals sei niemand auf die verrückte Idee gekommen das FCKW, den Verursacher des Ozonlochs, mit einem Preis zu versehen. Hätte man das getan, wäre es nie zu einer Verkleinerung des Ozonloches gekommen. Die Weltgemeinschaft habe damals in einem Abkommen klare Regeln zum Abbau und Verbot von FCKW festgelegt. Anders könne es heute auch nicht funktionieren, so Töpfer.
Heute wird, entgegen allen historischen Erfahrungen, von der Macht des Marktes fabuliert und von Marktsteuerung gesprochen. Der Markt regle alles, dieses neoliberale Credo ist längst in die Reihen auch der Solarfreunde eingesickert, einer Gehirnwäsche gleich. Obwohl den meisten Aktivisten in der Energiewendebewegung nach Jahrzehnten der Auseinandersetzung klar sein müsste, dass die Durchsetzung der Erneuerbaren Energien eine politische Machtfrage ist, verschanzen sie sich hinter dem Fetisch Markt und belügen sich selbst. Das reicht vom Verein CO2 Abgabe e.V. über Teile der Solarorganisationen bis hin zu Ottmar Edenhofer vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK).
Auch wenn es irre scheint, setzen sie - bewusst oder unbewusst - darauf, dass ein einziger Parameter, nämlich der Preis einer Tonne CO2-Äquivalente, einen gesellschaftlichen und globalen Wandel in der Energieerzeugung herbeiführen könnte. Dabei tut dieses Narrativ so, als ob alle Akteure des Marktes gleich seien und sich dementsprechend bei einer Preissteigerung auch gleich verhielten - der Kraftwerksbetreiber wie auch der Mieter, der nur am Thermostatventil seines Heizkörpers drehen müsste. Dass dem global agierenden Energiekonzern andere Möglichkeiten der Kostensenkung zur Verfügung stehen als einem Hauseigentümer mit Fernwärmeanschluss, wird dabei geflissentlich unter den Teppich gekehrt. Allen wird der gleiche Impetus zum Energiesparen unterstellt. Doch der Energiekonzern verdient nicht mit einer Reduzierung der Energiekonsumption, im Gegenteil. Hier wird das neoliberale Narrativ zur plumpen Lüge ...
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01.11.2019
Sonnen-Strom aus Dunkelheit
„Zappelstrom“ – so hat der für seine fundamentalistische Ablehnung der Erneuerbaren Energien bekannte Professor Hans-Werner Sinn den Strom aus Sonne und Wind rhetorisch abgewertet. Der Ökonomieprofessor, von 1999 bis 2016 Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung in München, spricht damit einen Gedanken an, der bei vielen Gegnern der Erneuerbaren Energien, aber auch bei Unentschlossenen und Zweiflern vorherrscht: „Was ist, wenn nachts die Sonne nicht scheint, und der Wind nicht weht.“ Dass es Stromspeicher gibt, dass Bioenergie und die noch ausbaufähige Wasserkraft (siehe auch SONNENENERGIE 3/2019: Kleine Wasserkraft) rund um die Uhr einsetzbar sind, und dass auch die Offshore-Windkraft mit ihren hohen Jahresarbeitsstunden dem oft kaum nachsteht, ist zu wenig bekannt, und spielt für besorgte Bürger auch keine Rolle. Deshalb ist die Nutzungserschließung von weiteren Formen der Erneuerbaren Energien, die zusätzlich Strom erzeugen und dabei die heutigen Stromerzeugungs-Kurven glätten können, von Bedeutung.
Seit einigen Jahren gibt es zunehmend Entwicklungen, die Strahlungswärme der Erde als weitere Energiequelle zu nutzen. Diese terrestrische Ausstrahlung ist je nach Bodenbeschaffenheiten, Geographie und der darüber liegenden Atmosphäre unterschiedlich stark. Bekannt ist, dass es in klaren, trockenen Nächten, bei denen die Wärmestrahlung des Bodens besonders ungehindert ins Weltall entweichen kann, am Boden besonders kalt wird. Das Bonmot, in der Wüste seien schon mehr Menschen erfroren als verdurstet, hat hier seinen Hintergrund. Es geht bei der technischen Umsetzung also letztlich um die Nutzung des Temperaturgefälles zwischen dem warmen Erdboden und dem kalten Weltall. Immerhin strahlt der Globus kontinuierlich eine Wärmeleistung von 100 Petawatt (PW) ins Weltall, was ca. dem 60fachen der vom Golfstrom transportierten Wärme entspricht ...
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01.11.2019
Sonnenstrom auch nachts nutzen
Der Markt für Stromspeichersysteme hat weiter an Fahrt aufgenommen. Anbieter können sich wieder an der Speicherinspektion der HTW beteiligen. Auch ist es jetzt auch in Rheinland-Pfalz und Brandenburg möglich für den Erwerb eines Speichers eine Förderung erhalten.
Das Forscherteam der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Berlin testet Speichersysteme, untersucht dabei im Detail die unterschiedlichen Energiepfade und ermittelt dann Wirkungsgrade, die über die verschiedenen Techniken hinweg miteinander vergleichbar sind. Im Juni hat die HTW die 2019er Ausgabe des Testberichts, genannt „Stromspeicher-Inspektion“, veröffentlicht. Diesen Bericht können Sie hier kostenlos abrufen. Die Mehrzahl der dort 16 getesteten Heimspeicher-Systeme haben mit einer sehr guten Effizienz und einem System Performance Index (SPI) von über 88 Prozent überzeugt. Für die Neuauflage 2020 werden nun Hersteller und Anbieter von Batteriesystemen gesucht, die sich an der Untersuchung beteiligen möchten.
Im Bereich von neuen Solarstromanlagen werden derzeit rund 60% der verkauften Haussysteme gleich gemeinsam mit einem Batteriespeicher gekauft. In einigen Bundeländern gibt es Förderungen für Speicher, neuerdings auch hier in Rheinland-Pfalz. Gefördert werden dort fest installierte Batteriespeicher, die in Verbindung mit einer neuen Photovoltaik-Anlage errichtet werden. Antragsberechtigt sind Privathaushalte und kommunale Liegenschaften wie Schulen. Batteriespeicher für bereits existierende PV-Anlagen werden nicht gefördert ...
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01.11.2019
Sinteg-Schaufenster-Netzprojekte: Praktischer Nutzen nicht immer erkennbar
„Mach Deinen Balkon schön!“ Ein brandaktueller, 20-seitiger Leitfaden mit dem Inhalt „Mit steckerfertigen PV-Anlagen selbst Strom erzeugen" auch die DGS hat daran mitgearbeitet - ist ein greifbares Ergebnis aus dem süddeutschen C/sells-Projekt. Das wiederum ist eines von fünf bundesdeutschen „Schaufenstern Intelligente Energie“, kurz Sinteg. Die Sinteg-Schaufenster – sie sind bis Ende 2020 geöffnet - werden vom Bundeswirtschaftsministerium BMWi mit insgesamt 200 Millionen Euro bezuschusst, wenn auch nicht paritätisch verteilt. Allein 44 Mio. Euro fließen zu C/sells. Warum dann jener Leitfaden zusätzlich vom „Solarcluster Baden-Württemberg“ unterstützt werden musste, obwohl z.B. großteils Billig-Stock-Fotos verwendet wurden, bleibt das Geheimnis des Herausgebers Smart Grids-Plattform Baden-Württemberg e.V. Diese Plattform ist der Träger von C/sells. Die Vereins-Mitglieder reichen vom Industriekonzern 3M bis zum ZSW-Forschungszentrum des Landes.
Die fünf Sinteg-Schaufenster mit den wunderbaren Künstlernamen C/sells, DESIGNETZ, enera, NEW 4.0 und WindNODE bearbeiten jeweils spezifische Schwerpunkte. Insgesamt will Sinteg „in großflächigen Modellregionen übertragbare Musterlösungen für eine sichere, wirtschaftliche und umweltverträgliche Energieversorgung bei zeitweise 100% Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien entwickeln und demonstrieren“. Bei C/sells, das sich über Baden-Württemberg, Bayern und Hessen erstreckt, ist das Ziel nicht weniger als „das Energiesystem der Zukunft im Solarbogen Süddeutschlands“ zu schaffen ...
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01.11.2019
SONNENENERGIE 3|19: Von der CO2-Steuer zur nachhaltigen Wirtschaft
In der gegenwärtigen politischen Situation hat sich die Diskussion über wirksame Instrumente zur Eindämmung des Klimawandels zugespitzt. Die DGS hat sich klar für eine CO2-Steuer ausgesprochen. Der Beirat der DGS sieht sich veranlasst, die Dringlichkeit zu betonen, die sozial-ökonomischen Implikationen zu beleuchten sowie der Politik Alternativen zu einer CO2-Steuer vorzuschlagen.
Vor mehr als 12 Jahren erschien 2007 ein interessanter Vorschlag zum Thema Klimaschutz: Wer Kohlenstoff in Form von Erdöl, Erdgas oder Kohle bergmännisch fördert oder importiert und so in den Markt einer Volkwirtschaft einbringen will, benötige eine Lizenz in Form eines zu kaufenden und handelbaren Zertifikats. Die Menge der Zertifikate werde stetig verknappt, so dass sich die Emissionen an CO2 automatisch vermindern. Der Autor Dr. Gerd Eisenbeiß, ehemaliges Vorstandsmitglied für den Bereich Energie des Forschungszentrums Jülich, schlug vor, alle auf den Markt kommenden kohlenstoffhaltigen Energieträger zu erfassen, nach ihrem Kohlenstoffgehalt zu bewerten und danach Kohlenstoff-Lizenzen zu erteilen. Vor der Entstehung von CO2 müsse man ansetzen, dann brauche man nicht mehr jedes Auto, jede Heizung, jede Glühlampe und jede Kleinanlage zu erfassen, um die Emission der Treibhausgase mit einem Preis zu versehen. Wenn solche Kohlenstoff-Lizenzen gekauft und gehandelt werden müssten, dann würde die Menschheit sofort weniger CO2 erzeugen.
Auch dass die Einnahmen des Staates aus den Lizenzeinnahmen zur sozialen Kompensation der höheren Kosten einzusetzen seien, war Teil des Vorschlags. Scheinbar schwierige Fragen wie etwa die Bewertung von Bio-Energien würden automatisch beantwortet, weil bei einer Pflanze nur jene im Dünger und im Maschineneinsatz direkt oder indirekt enthaltenen Kohlenstoffanteile lizenzpflichtig seien, nicht aber aus der Luft gebundener oder recycelter Kohlenstoff. Leider ist die Politik auf diesen genialen Vorschlag nicht eingegangen – wohl wegen den sich ergebenden Preiseffekten in allen Lebensbereichen. Bis heute huldigt man der Illusion, Klimaschutz könne ohne kostenbedingte schwerwiegende Struktureffekte in der Wirtschaft und die Zumutung beträchtlicher Änderungen im Lebensstil der Menschen gelingen. Heute ist sowohl die globale, als auch die deutsche klimapolitische Situation im Grunde unverändert - außer dass viel Zeit verschenkt wurde und zwischenzeitlich noch einmal so viel Treibhausgase emittiert wurden, dass sanfte Wege in effektiven Klimaschutz nicht mehr möglich erscheinen ...
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01.11.2019
SONNENENERGIE 3|19: Solaranlagen für Klima- und Artenschutz
Betreiber von Solar-Freiflächenanlagen und Solarschäfer können gemeinsam etwas für Biodiversität und Energieversorgung tun: Meint man es hierzulande ernst mit dem Klimaschutz, so müssten künftig verstärkt Freiflächen mit Photovoltaik und Solarthermie, also der Erzeugung von Solarstrom und Solarwärme, belegt werden. Diese Flächen können aber auch für die Artenvielfalt und den Klimaschutz eine große Bedeutung haben, da sie helfen, dem zunehmend fehlenden Lebensraum für Insekten und Weidetiere, entgegenzuwirken. Aber es geht auch um weitere Aspekte, die solche Flächen in Diensten der Allgemeinheit verrichten können. Denn es geht in diesem Zusammenhang eben nicht nur darum, Grünflächen zu schaffen, auf denen die Energie der Sonne geerntet wird. Es geht vielmehr um einen ganzheitlichen Ansatz, der im Zuge des Klimawandels immer essentieller wird.
Anders herum betrachtet, können Freiflächen-Solaranlagen sogar problematisch, sein. Zu diesem Schluss kommen Forscher des National Renewable Energy Laboratory (NREL) in Cororado, USA. Sie können diverse Umweltschäden hervorrufen, wenn durch diese Art von Landnutzungsänderung die Biodiversität, die Wasser-, Luft- und Bodenqualität beeinträchtigt wird. Werden jedoch bestimmte Parameter beachtet, können Solaranlagen auf degradierten Flächen die knappen Landressourcen durchaus schonen.
Der IPCC-Sonderbericht über Klimawandel und Landsysteme hat das erst Anfang August 2019 deutlich gemacht. Dort ist zu lesen, dass Landsysteme die Hauptgrundlage für die Existenz und das Wohlergehen von Menschen bilden, einschließlich der Bereitstellung von Nahrung, Trinkwasser und vielen weiteren Ökosystemleistungen, sowie die biologische Vielfalt. Da der Menschen bereits über 70% der globalen, eisfreien Landoberfläche beeinflusst, erscheint es umso wichtiger, mit Freiflächensolaranlagen keine toten, rein industriellen Energieproduktionsflächen zu schaffen, sondern die Rolle dieser Areale entsprechend dem Klimasystem anzugehen ...
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01.11.2019
Karikaturen- Sammlungen und Ausstellung
Auch in diesem Jahr hat der Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV) wieder die beliebtesten Karikaturen von Gerhard Mester zusammengetragen, ergänzt durch ein Kalendarium für das Jahr 2020. Der SFV bedankt sich bei allen SFV-Mitgliedern, Fördermitglieder und Spendern von Herzen für die Unterstützung in diesem Jahr. Ihnen und den Solarbrief-Abonnenten wird unsere Karikaturensammlung Mitte Dezember als Geschenk zugestellt. Wer noch kein Mitglied ist und trotzdem unseren tollen Kalender haben möchte, kann diesen ganz einfach bei uns bestellen. Je nach Menge gelten dafür unterschiedliche Stückpreise (6 € bis 10 Exemplare, 5 € bis 50 Exemplare, 4 € bis 100 Exemplare, 2 € ab 100 Exemplaren). Hier können Sie bestellen.
Von DGS-Karikaturisten Richard Mährlein gibt es schon länger ein gedrucktes Büchlein, an das wir an dieser Stelle auch gerne wieder mal erinnern. Richard Mährlein zeichnet ebenso schon seit Jahren für die Erneuerbaren Energien. Seine Cartoons findet man seit 2012 regelmäßig in der SONNENENERGIE und seit 2016 wöchentlich in den DGS News. In besagtem kleinem Druckwerk haben wir einige davon ausgesucht, was uns anhand der großen Auswahl und Vielfalt nicht gerade leicht fiel. Mit dem Kauf dieses Buches unterstützen Sie die Arbeit der DGS. Im Rahmen der Aktionswoche „Grün-Grün-Grün“ für den Klimaschutz, die vom 3. bis 10.11. in Erlangen stattfindet, können Sie eine Auswahl seiner Karikaturen besichtigen. Sie sind Teil der Ausstellung „Glänzende Aussichten - Karikaturen zu Klima, Konsum und anderen Katastrophen“. Die Ausstellung in der Heilig-Kreuzkirche in Erlangen sind während der Kirchenöffnungszeiten bis zum 9.11.2019 zu sehen, die Finissage findet am 10.11.19 um 12:00 Uhr statt.
01.11.2019
Herbstforum Altbau am 27.11.2019 in Stuttgart
Am 27. November 2019 findet in Stuttgart die größte Fachtagung zum Thema Energieeffizienz im Gebäudebereich im süddeutschen Raum statt. Der Veranstalter kündigt hierzu inspirierende Vordenker, Macher und Praktiker mit Trends im energieeffizienten Sanierungssektor, kompakte Vorträge, eine begleitende Plattform der Kooperations- und Wirtschaftspartner sowie Raum für Diskussionen und neue Denkansätze an.
In dem hochkarätig besetzten Referentenfeld findet sich auch Michael Vogtmann von der DGS. Er berichtet als "Koryphäe der Photovoltaik" von spannenden Erfahrungen und tollen Ausblicken nicht nur im Zusammenhang mit der Sektorenkopplung in Wohngebäuden. Weiterer Referenten sind beispielsweise Dr. Andre Baumann (Staatssekretär des baden-württembergischen Umweltministeriums), Prof. Dr. Harald Welzer (“Scientist for future“ und Autor des Buches „Alles könnte anders sein“), die Architekten Jochen Schurr und Norman Räffle, Thomas Hartmann (baden-württembergisches Unternehmer-Urgestein), Christian Stolte („Gebäudechef der dena“) wie auch Architekt Dr. Burkhardt Schulze Darup.
Veranstalter: Zukunft Altbau, gefördert vom Umweltministerium Baden-Württemberg
Zeit: 27. November 2019, 9:30 bis 16:45 Uhr
Ort: Sparkassenakademie, Pariser Platz 3 A, 70173 Stuttgart, Fußnähe Hauptbahnhof
Programm
Tagungsflyer
01.11.2019
Kleiner Medienspiegel
1.100 MW Neue Kohle: Schon seit Jahren mühen sich die Errichter, das neue Steinkohlekraftwerk Datteln 4 fertigzustellen und ans Netz zu bringen. In den letzten Jahren hat sich die Stimmung jedoch gegen die Kohle gedreht, der Kohleausstieg ist beschlossen. Doch weder Betreiber Uniper noch die Bundesregierung scheinen daran Interesse zu haben, die Fertigstellung dieses Kraftwerks zu verhindern, dabei hatte auch die Kohlekommission den Verzicht empfohlen. Im Januar 2020 soll eine erste Test-Netzzuschaltung erfolgen, im Sommer die neuen 1.100 MW dann mit Volldampf CO2 in die Atmosphäre blasen. Verantwortungslos: www.energate-messenger.de/news/196218/netzanschluss-fuer-datteln-4-im-januar. Passend dazu dieser Ausschnitt aus der Bundespressekonferenz: Entlarvendes Desinteresse der Sprecherin des Wirtschaftsministeriums und des Regierungssprechers ab Min. 52:40: www.jungundnaiv.de/2019/10/30/bundesregierung-fuer-desinteressierte-bpk-vom-30-oktober-2019/
Verunsicherung bei Heizungssanierungen, Kunden stornieren Aufträge: Nach der Ankündigung der Bundesregierung, Heizungssanierungen steuerlich zu fördern und Austauschprämien anzubieten, ist der Markt derzeit verunsichert, wie das Portal haustec.de berichtet. Die konkreten Ausgestaltungen dieser Maßnahmen sowie der Zeitpunkt sind laut Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern zu unklar. Der Verband hat in einer repräsentativen Umfrage unter den bayerischen SHK-/OL-Innungsfachbetrieben abgefragt, ob es seit September kundenseitig zu Stornierungen von Heizungsaustauschen gekommen sei. Von den knapp 450 teilnehmenden Betrieben hätten dies 37 Prozent bestätigt. Die Summe belaufe sich auf knapp sieben Millionen Euro. Ein weiterer Punkt der Verunsicherung sei das beabsichtigte Ende der Modernisierungsförderung und das Verbot eines Neueinbaus reiner Ölheizungen ab dem Jahr 2026, wie es der jetzt beschlossene GEG-Entwurf vorsieht. Hier gehen mehr als zwei Drittel der Betriebe davon aus, dass alte Ölheizungen eher bis zum endgültigen Ausfall weiterbetrieben werden, also ein gegenteiliger Effekt eintreten dürfte: www.haustec.de/management/markt/verunsicherung-bei-heizungssanierungen-kunden-stornieren-auftraege
Super-Segelyacht spart Strom: Am Ausrüstungs-Kai von Spirit Yachts im britischen Ipswich geht die wohl größte, elektrisch angetriebene, slupgetakelte Einmast-Segelyacht ihrer Vollendung entgegen. Mit 33,9 Meter Länge ist die Spirit 111 nach Herstellerangaben die größte Einmast-Holzyacht, die seit der Shamrock V im Jahr 1930 in Großbritannien gebaut wurde. Das Schiff verfügt über einen 100-kW-E-Motor des deutschen Herstellers Torqeedo sowie über vier BMW Lithium-Batteriebänke, die sich beim Segeln durch die sich drehende Schraubenwelle im Generatorbetrieb aufladen lassen, und so dem Schiff eine große Unabhängigkeit von Landstrom ermöglichen. Voll geladen ermöglichen die Akkus der Yacht einen Fahrbereich bis zu 40 Seemeilen bei acht Knoten Geschwindigkeit. Auch beim Bau wurde durch die Verwendung von Holz aus verantwortungsvollen Quellen und anderen Kohlenstoff sparenden Systemen Wert auf einen möglichst geringen ökologischen Fußabdruck gelegt: www.boatinternational.com/yachts/news/spirit-111-launched--33195
Zeitumstellung: 2025 ist 2020: Nein, es ist keine Überraschung, dass Deutschland seine Klimaziele 2020 nicht bis zum nächsten Jahr erreichen wird. Drei Organisationen, darunter das DIW, haben nun für Greenpeace ermittelt, wann die für 2020 geplante 40%-CO2-Reduktion erreicht wird, wenn die derzeitige Politik fortgesetzt wird. „Die Studie entlarvt die mut- und ambitionslose Klimaschutzpolitik der Bundesregierung. Nach zehn Jahren Stillstand muss es jetzt darum gehen, die Versäumnisse der Vergangenheit aufzuholen“, so die politische Forderung von Karsten Smid von Greenpeace, der die Studie in Auftrag gegeben hat. 2025 wird das neue 2020 sein: www.greenpeace.de/diw-2020ziel
Ein Hoffnungsschimmer: Ausgerechnet der größte US-Kohlekonzern ist Pleite. Da halfen auch keine Spenden an Kumpel Trumpel. Der Fall zeigt beispielhaft, dass diese umwelt- und klimaschädliche Industrie nicht automatisch an der Macht bleibt: Die Regenerativen sind einfach nachhaltig, auch in ökonomischem Sinn. Aber natürlich ist die Öl-, Gas-, Kohle- oder Atomlobby weiterhin schwer aktiv: m.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/amerikas-groesster-kohlekonzern-sucht-glaeubigerschutz-16457758.html
Chile sagt Klimagipfel wegen anhaltender Unruhen ab: Wegen der schweren innenpolitischen Auseinandersetzungen hat der Andenstaat die Ausrichtung der nächsten Weltklimakonferenz im Dezember und des Asien-Pazifik-Gipfels im November abgesagt. Staatschef Sebastián Piñera erklärte am Mittwoch in Santiago de Chile, die Regierung müsse sich vorwiegend der Befriedung sowie der Ausarbeitung von Reformen widmen, die den Forderungen der Protestwelle gerecht würden. Der Klimagipfel sollte eigentlich von 2. bis 13. Dezember in der chilenischen Hauptstadt stattfinden. Bei der Suche nach einer Alternative richten sich die Blicke auch auf Deutschland - genauer gesagt, auf Bonn. Nordrhein-Westfalen mit seinem UN-Standort Bonn sei bereit einzuspringen, sagte dazu ein NRW-Regierungssprecher. „Der UN-Standort Bonn würde dafür über beste Vorerfahrungen verfügen.“ Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth schrieb auf Twitter, man sei im Kontakt mit dem UN-Klimasekretariat und der polnischen Präsidentschaft der vorigen Klimakonferenz, um die Situation zu beraten. UN-Klimachefin Espinosa hielt sich bedeckt, man lote Alternativen aus: www.tagesspiegel.de/politik/springt-bonn-ein-chile-sagt-klimagipfel-wegen-anhaltender-unruhen-ab/25171836.html
Energiebilanzen für die ersten drei Quartale: Die Anteile der verschiedenen Energieträger im nationalen Energiemix haben sich in den ersten neun Monaten des Jahres 2019 zugunsten der Erneuerbaren verschoben, schreibt die AG Energiebilanzen in ihrem aktuellen Report am 29. Oktober. Doch dabei wird heruntergespielt, dass die Anteile von Mineralöl und Erdgas gleichfalls gewachsen sind. Nur bei Stein- und Braunkohle kam es dagegen zu Abnahmen. Zusammen mit einem insgesamt sinkenden Verbrauch führe dies zu einer verringerten Kohlenstoffintensität der deutschen Energieversorgung, so der Report. Die Erneuerbaren Energien steigerten ihren Beitrag zum gesamten Energieverbrauch um 4 Prozent, ihr Anteil am Primärenergieverbrauch beträgt nun 14,8 Prozent. Die Windkraft erhöhte ihren Beitrag um 17 Prozent, die Wasserkraft um 8 Prozent. Die Solarenergie hingegen legte nur leicht um 1 Prozent zu und die Biomasse verharrte auf dem Niveau des Vorjahres. Als der eigentliche Gewinner erscheint demnach Erdgas, das seinen Anteil um 3,9 Prozent steigern konnte. Neben dem hohen Heizbedarf im kühleren Frühjahr habe dies seien Ursache vor allem der gestiegene Einsatz von Erdgas in Kraftwerken: ag-energiebilanzen.de/index.php?article_id=29&fileName=ageb_pressedienst_07_2019.pdf
GEG weiter in der Kritik: Das Institut Wohnen und Umwelt (IWU) aus Darmstadt hat sich eingehend mit dem Entwurf des Gebäudeenergiegesetz (GEG) beschäftigt und eine Stellungnahme verfasst. Diese kritisiert den Gesetzentwurf deutlich, bei folgenden Punkten sieht man Bedarf nach Änderung bzw. Konkretisierung: Das Wirtschaftlichkeitsgebot wird den Erfordernissen des Klimaschutzes nicht gerecht, die Anforderungen an das Niedrigstenergiegebäude sind zu schwach, um den klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen, die Berechnungsverfahren sollten realistischer und transparenter werden, die Anforderungen an die Verbesserung des Wärmeschutzes und der Wärmeversorgung im Bestand sollten in den Kontext von „Klimaschutz als langfristiges Schutzziel“ gestellt werden, die Anforderungen zur Erreichung eines energieeffizienten Betriebs sollten von Klimaanlagen auf Wärmeversorgungsanlagen ausgedehnt werden, der Energieausweis muss für Gebäudeeigentümer aussagekräftiger werden, das Verfahren zur Brennstoffallokation bei KWK-Anlagen sollte kurzfristig umgestellt werden und schließlich: Das Verfahren zur Anrechnung von Strom aus Erneuerbaren Energien am Gebäude sollte realistischer gestaltet werden. Kein gutes Zeugnis: www.iwu.de/fileadmin/user_upload/dateien/stellungnahmen/2019-06-28_IWU-Stellungnahme_Entwurf_GEG2019.pdf
Hilfestellung bei der Umsetzung: Die Umsetzung von Freiflächen-Solaranlagen ist keine einfache Sache. Neben den wirtschaftlichen und technischen Aspekten müssen vor allem die gesetzlichen und planerischen Randbedingungen von Investoren, Planern und Kommunen gleich von Anfang an richtig angepackt werden. Im Rahmen der Solaroffensive des Landes Baden-Württemberg hat das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft nun einen Handlungsleitfaden veröffentlicht, der neben dem gewünschten Solarausbau auch eine Verbesserung der Biodiversität bei diesen Projekten zum Ziel hat. Flächen sind im Ländle rar und teuer, daher gilt es, sie optimal zu nutzen, sei es für Photovoltaik- oder große Solarthermieanlagen. Gleichzeitig sollen Fauna und Flora profitieren – von Braunkehlchen bis zum Feldhamster. Neben Planungsrecht und verschiedenen Kostenbetrachtungen werden von verschiedenen Fachautoren auch die Themen Bürgerbeteiligung und Konfliktbearbeitung aufgegriffen. Eine kostenlose Hilfestellung für alle, die in diesem Bereich tätig sind oder es werden wollen: um.baden-wuerttemberg.de/de/service/publikationen/publikation/did/handlungsleitfaden-freiflaechensolaranlagen/, siehe auch Artikel zu Klima- und Artenschutz in der aktuellen Ausgabe der SONNENENERGIE
Das Redaktionsteam der DGS-News