22.09.2017
Klimakanzlerin oder Klimakanzler: Momentan gibt es wichtigeres?
Die DGS gibt keine Empfehlung für die Bundestagswahl ab. Uns ist es vielmehr wichtig darauf hinzuweisen, dass wir nicht beabsichtigen am Sonntag unsere Stimme abzugeben, sondern höchstens wählen gehen werden. Aber auch allen die der Ansicht sind, dass wählen ohnehin nichts bringt, sei versichert: Wir werden auch nach der Wahl unsere Stimme erheben, da es um mehr geht als um Mehrheiten und Parteien. Aber natürlich kann man auch vor der Wahl einen Forderungskatalog aufstellen, das hat sich zumindest die BUNDjugend getan.
Die DGS ist unparteiisch. Wir vertreten Inhalte und pochen auf Fortschritte, die gerade nach der Wahl eingefordert werden müssen. Egal welcher Coleur eine künftige Regierung ist, wichtig ist was hinten raus kommt. Als Hilfestellung für die Entscheidung können zwei Denkanstöße dienen: "Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben" (Alexander von Humboldt). Oder auch das vom Soziologen und Publizisten Harald Welzer propagierten Futur 2, das uns eine Position ermöglicht, von der wir rückblickend auf die Gegenwart schauen und uns fragen können wie wir gewesen sein bzw. nicht gewesen sein wollen. Dieser Frage müssen sich sowohl alle Wahlberechtigte und natürlich auch die Politik stellen.
Matthias Hüttmann
22.09.2017
Aktuelles zu Stecker-Solar-Geräten
In dem Thema Stecker-Solar-Geräten ist nach wie vor viel Musik. Nachdem beim Forum Netztechnik /Netzbetrieb im VDE (VDE|FNN) 936 Einsprüche zur VDE-AR-N 4105 eingegangen sind (wir hatten dazu aufgerufen) ist das Thema weiterhin stark in der Diskussion.
Erfahrungen gefragt
Die Verbraucherzentrale NRW ist derzeit sehr an konkreten Praxiserfahrungen bei der Nutzung von Stecker-Solar-Geräten interessiert. Ihre Informationen helfen dabei, die Nutzung von Steckersolar zu vereinfachen und aus der rechtlichen Grauzone herauszuholen. Bitte senden Sie Ihre Erfahrungen bis spätestens 30. September per E-Mail an: info(at)metropolsolar.de. Alle Angaben werden absolut vertraulich behandelt, nur in anonymisierter Form genutzt und nicht an Dritte weitergegeben: Das Dokument zum Download
Stecker-Solar Vortrag bei VHS in Bonn
Mit dem Fortschritt der Energiewende können immer mehr Verbraucher aktiv an dieser teilnehmen, ohne ein eigenes Dach für eine Photovoltaikanlage zu besitzen. Anstehende Änderungen in den verschiedenen Normen könnten Stecker-PV, also Kleinstphotovoltaikanlagen, auch Balkonsolaranlagen, in Deutschland legalisieren. Mieter können so unmittelbar an der Energiewende teilhaben. Darüber hinaus können Sie einen Teil ihres eigenen Stromverbrauchs sofort selber erzeugen und somit ihre Stromkosten reduzieren. Thomas Seltmann, Photovoltaik-Referent der Verbraucherzentrale NRW, erklärt, ob und unter welchen Bedingungen solche Anlagen legal zu betreiben und welche Erträge mit Ihnen zu erwarten sind: Infos und Anmeldung
PV auf dem Dach - weitergedacht!
Im Rahmen eines C.A.R.M.E.N.-Fachgesprächs hält Thomas Seltmann (anstelle des angefragten Marcus Vietzke von der DGS) am 12. Oktober in Aschaffenburg einen Vortrag zum Thema "Photovoltaik Balkonmodule": Programmflyer zum Download
Wahlkampf mit Stecker-Solar-Geräten
Dr. Julia Verlinden, Sprecherin für Energiepolitik der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, hat ein Video gedeht, in dem Sie für Stecker-Solar-Geräte wirbt. Dass der Betrieb eines solchen Geräts nicht so einfach ist, hat Sie jetzt selbst erfahren müssen. Denn während sie in ihrer Berliner Zweitwohnung bereits ein Solarmodul auf dem Balkon stehen hat, verwehrt ihr in Lüneburg der örtliche Netzbetreiber, die Avacon Netz GmbH, den Gebrauch im heimischen Garten. Links: Verbot für Balkon-Kraftwerke (Weser Kurier), Sonnig. Sauber. Selber: Solarstrom vom Balkon (Video)
22.09.2017
Uralte Exxon-Propaganda neu aufgelegt im deutschen Wahlkampf
(KlimaLounge) In den USA ermitteln Staatsanwälte gegen Exxon wegen systematischer Täuschung der Öffentlichkeit und seiner Kunden und Aktionäre über den Klimawandel. In Deutschland werden dagegen noch heute munter Märchen wiederholt, die Exxon vor Jahrzehnten in die Welt gesetzt hat. Zum Beispiel letzte Woche durch Alexander Gauland im ZDF Morgenmagazin.
Der texanische Mineralöl-Riese ExxonMobil (der regelmäßig Jahresgewinne in zweistelliger Milliardenhöhe einfährt) steht in den USA zunehmend unter Druck. Seit bald zwei Jahren ermittelt der Generalstaatsanwalt von New York, Eric Schneiderman, gegen den Konzern. Weitere Ermittlungen führen die Staatsanwälte von Kalifornien, Massachusetts und den US Virgin Islands. Zudem hat eine Gruppe von Aktionären die Firma verklagt. Auch die US-Börsenaufsichtsbehörde hat letztes Jahr eine Untersuchung begonnen.
Der Hintergrund ist der Vorwurf, Exxon sei sich spätestens seit den 1980er Jahren im Klaren gewesen, dass die Nutzung fossiler Brennstoffe zu einem folgenschweren globalen Klimawandel führen wird. In seiner öffentlichen Kommunikation hat Exxon dagegen über Jahrzehnte Zweifel am anthropogenen Klimawandel verbreitet, Ergebnisse der Klimaforschung diskreditiert und Organisationen der Klimaleugner massiv finanziell unterstützt. (Als erster Einstieg in das Thema eignet sich dieser Artikel bei Wikipedia.) Der Fall ist vergleichbar mit jenem der Tabakindustrie, die viele Jahre wider besseres Wissen öffentlich die Schädlichkeit von Zigaretten bestritten hatte. In einer 1998 erzielten Einigung mit den Staatsanwälten von 46 US-Bundesstaaten mussten sich die Tabakfirmen am Ende verpflichten, ihre Desinformation einzustellen und mehr als 200 Milliarden US$ zum Ausgleich für die von ihnen mitverschuldeten Krankheitskosten zu bezahlen.
lesen Sie den hier den vollständigen Artikel von Stefan Rahmstorf
Link: 'Alternative Fakten' - Wer glaubt an Sie? (DLF)
22.09.2017
CO2-Abgabe für Wärmemarkt: Eher Trojanisches Pferd denn Anschub für Erneuerbare
Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) hat am 18. September einen „Vorschlag für eine CO2-Bepreisung im Wärmemarkt“ vorgestellt. Zwei Monate zuvor hatte er bereits für eine CO2-Steuer auf Strom „eine marktwirtschaftliche Lösung für den Stromsektor“ auf den Tisch gelegt. Bislang gebe es im Wärmemarkt „nicht die richtigen Anreize, um moderne Technologien und Erneuerbare Energie einzusetzen, da die Kosten für eine Entsorgung der Emissionen in der Atmosphäre nach wie vor nicht beim Anlagenbetrieb anfallen, sondern stillschweigend vergesellschaftet werden“, lautete die Erklärung von Dr. Peter Röttgen, dem neuen Geschäftsführer des BEE. Das klang, ähnlich wie beim Vorschlag für eine CO2-Bepreisung beim Strom, nach einem marktwirtschaftlichen Steuerungsinstrument.
Seinen Vorschlag hatte der BEE nicht selbst ausgearbeitet, sondern das Wirtschaftsforschungs- und Beratungsunternehmen Prognos mit einer Studie beauftragt. Deren Ergebnis sieht so aus, dass eine Ergänzung der Energiesteuer auf fossile Brennstoffe um eine CO2-Komponente in Höhe von 25 Euro pro Tonne CO2 inklusive eines Rückerstattungsmodells vorgeschlagen wird. Erstaunlich daran ist, dass es sich dabei weniger um eine neue Idee, sondern um eine Übernahme des in der Schweiz seit zwei Jahrzehnten stufenweise entwickelten Modells einer CO2-Abgabe mit Rückerstattung an alle Bürger (über die Krankenversicherung) handelt. Bereits beim Handel werden die fossilen Brennstoffe mit der Abgabe belastet. Je nach Verbrauch erhalten alle Schweizer Haushalte pro Kopf eine Rückverteilung, die 2016 durchschnittlich 88 Franken betragen habe. Ergänzend gibt es im Alpenland ein nationales Gebäudeprogramm, das die Haus- und Immobilienbesitzer zu einer energetischen Modernisierung anreizen soll.
Bei der deutschen Anpassung des Modells stellt der BEE die Frage der sozial gerechten Rückerstattung in den Mittelpunkt. In der Schweiz bestehe der Schwachpunkt darin, dass einkommensschwache Haushalte stärker belastet würden. Was dort wenig diskutiert werde, wolle man hierzulande aber anders handhaben. Prognos habe drei verschiedene Modelle und ihre Auswirkungen untersucht, nach denen man eine vollständige Rückvergütung der zusätzlichen Steuereinnahmen in Höhe von 3,4 Mrd. Euro an die Haushalte vornehmen könne. Eine Rückerstattung, die sich an einem Haushalt und der Anzahl in ihm lebender Bewohner orientiert, garantiere die gerechteste Verteilung. Man könne sich einen Einwohner- oder Haushaltsscheck vorstellen, müsse aber noch mögliche Kanäle für die Rückerstattung prüfen. Das brauche nicht über die Steuerbehörden laufen, es sei auch ein Modell wie die GEZ vorstellbar.
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22.09.2017
Klimawandel! War da was?
(Kontext Wochenzeitung) Im Bundestagswahlkampf spielen globale Erwärmung und Naturkatastrophen keine Rolle. Parteien und Politikern ist das Thema zu heiß, sagen Experten. Selbst die Grünen nuscheln nur noch verschwurbelte Öko-Botschaften, um die Wähler nicht zu verschrecken.
Was für ein Zufall. Gerade als die heiße Phase des Bundestagswahlkampfs beginnt, brechen die Katastrophen los: Auf der grönländischen Nassuttooq-Halbinsel frisst sich ein Buschfeuer durch Torfmoore, die nach Rekordtemperaturen von 25 Grad ausgetrocknet sind. In den Schweizer Alpen taut die globale Erwärmung den Permafrost, der seit Menschengedenken poröse Bergriesen zusammenhält. Und die Weltmeere heizen sich so stark auf, dass aus ihnen Wirbelstürme von bislang nicht gekannter Wucht aufsteigen. Das Desaster kommt vom menschengemachten Klimawandel, sagen Wissenschaftler.
Die jüngsten Wetter- und Naturextreme kosteten tausende Menschenleben. Von Küsten flohen Millionen Bewohner ins Landesinnere, Alpentäler mussten geräumt werden. Zurück blieben verwüstete Landschaften und zerstörte Infrastruktur, deren Instandsetzung Hunderte Milliarden Euro verschlingt. Trotz alledem: Deutschland ist eine Insel der Sorglosen – im hiesigen Wahlkampf spielen die akuten Katastrophen keine Rolle, fast alle Politiker blenden die dramatischen Ereignisse an Infoständen oder in Talk-Shows einfach aus.
Höhepunkt der umweltpolitischen Ignoranz: Im TV-Duell diskutierten Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihr Herausforderer Martin Schulz (SPD) ausgiebig über Flüchtlinge, den türkischen Staatspräsidenten Erdoğan und die innere Sicherheit. Ein bisschen auch über soziale Probleme, Digitalisierung und Bildung. Was komplett fehlte? Die gewaltigen Herausforderungen des Klimawandels mit allem, was hierzulande daran hängt: die ausgebremste Energiewende, die wieder steigenden Treibhausgasemissionen, die nur schleppend vorankommende Verkehrswende. Nur zum Diesel-Betrug äußern sich Merkel, Schulz und Co. – aber meist absurd, indem sie den fossilen Selbstzünder zum vermeintlichen Klimaschützer reinwaschen.
Das Schlimme daran: Die vierte Gewalt im Staate lässt zu, dass Kanzlerin und Kandidat, Fachminister und Abgeordnete zum drängenden Klimaproblem schweigen. Stattdessen fragt ARD-Moderatorin Sandra Maischberger im TV-Duell: "Ist einer von Ihnen beiden in der Kirche gewesen heute?" Auch stört es kaum einen aus der Starjournaille, wenn der Liberale Christian Lindner bei Windkraftverschwörern und Klimaskeptikern Stimmen fischt. Oder, dass die AfD wie Donald Trump das Pariser Klimaschutzabkommen aufkündigen will. Da hilft tatsächlich nur noch Beten.
Auszug mit freundlicher Genehmigung von Kontext, lesen Sie hier den kompletten Artikel
22.09.2017
Wasserstoff im Lkw: Sauber weit und sicher fahren mit LOHC
Für kurze Distanzen und geringe Lasten Elektroautos – für den Personen- und Gütertransport auf weiteren Strecken Wasserstoff-Lkw und –Busse mit LOHC-Tanks. Das schlagen Prof. Wolfgang Arlt und seine Mit-Autoren in der Machbarkeitsstudie „Wasserstoff und Speicherung im Schwerlastverkehr“ als Straßen-Verkehrskonzept der Zukunft vor.
Egal, ob der in LOHC gebundene Wasserstoff (H2) zentral im Hydrolyseur am Windpark in der Nordsee, am Solarkraftwerk in der Sahara oder dezentral an der Tankstelle vor Ort bereitgestellt wird: LOHC ist auf jeden Fall sicherer zu lagern und zu transportieren als die wesentlich bekannteren H2-Nutzungsarten in flüssiger oder Hochdruck-Form. Gerade die Explosionsgefahr von H2-Tanks wurde bislang oft als Argument gegen den per Elektrolyse herstellbaren, im Verbrauch sauberen Energieträgers H2 genutzt. Wird er mit Hilfe von Strom aus Sonnen- oder Windkraftwerken erzeugt, dann gilt er als emissionsfrei. In der Studie der Friedrich-Alexander-Uni Erlangen-Nürnberg, weisen die Autoren um Wolfgang Arlt auf diesen Vorteil besonders hin. Aus Wasser gemacht, wird er wieder zu Wasser, ohne messbare Schadstoffe.
Und weil „die H2-beladene LOHC-Flüssigkeit auch importiert werden kann, z.B. aus Nord-Afrika, Island oder Kanada, können auf diese Weise die weltweit günstigsten Standorte für die Erzeugung regenerativer Energie für die emissionsfreie Mobilität in Deutschland genutzt werden“. Ein Punkt, der mit der Kritik aufräumt, 100 Prozent E-Mobilität wäre wegen der hierzulande begrenzten Stromerzeugungskapazitäten unrealistisch. E-Mobilität mit H2? Sicher. Klar, man denkt zunächst an Wasserstoffnutzung in einem Verbrennungsmotor. Aber H2 eignet sich genauso als Antriebsmittel für Brennstoffzellen (BZ). Und auch BZ können Lkw oder Busse antreiben – natürlich über einen zusätzlich nötigen Elektromotor. Nicht zuletzt haben das die FAU-Forscher in ihrer Studie errechnet.
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22.09.2017
Kafkaeske Solarpolitik: Einmal Audi vernichtet
Wir stellen uns folgendes Szenario vor: Der Automobilkonzern Audi meldet Insolvenz an und 80.000 Mitarbeiter stehen auf der Straße. Die Bundesregierung reagiert darauf mit Häme: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel tritt vor den versammelten Automobilverband und verkündet eine „Atempause“ für die zu schnell wachsende deutsche Automobilindustrie. Ein Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel sekundiert mit der Aussage, die Autoindustrie brauche keinen Welpenschutz mehr.
Absurde Vorstellung? Nicht ganz, genau das ist der deutschen Solarindustrie geschehen. In den letzten sechs Jahren hat die zuvor aufstrebende Branche zwei Drittel, rund 81.000, ihrer Arbeitsplätze verloren. Bitter ist das nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für deutschen Stromverbraucher, die mit ihren Stromkosten auch den Durchbruch der Zukunftstechnologie Photovoltaik erst ermöglicht und finanziert haben – und noch viele Jahre finanzieren.
Atemberaubender Wachstumsmarkt
In etwa zeitgleich hat die chinesische Regierung genau das Gegenteil getan: Durch massive staatliche Unterstützung hat sie innerhalb weniger Jahre eine gigantische Photovoltaikindustrie aufgebaut, die den Weltmarkt längst dominiert. Dabei hatte die industrielle Entwicklung der Photovoltaik hierzulande begonnen.
In Deutschland wurde dagegen ein Schrumpfkurs verordnet, entgegen einem atemberaubend wachsenden Weltmarkt:
- Allein in den letzten drei Jahren hat er sich auf über 70 Gigawatt verdoppelt. In diesem Jahr wird nach den neuesten Prognosen weltweit so viel zugebaut, wie in Europa insgesamt in den letzten 20 Jahren installiert wurde: 100 Gigawatt, 25 Prozent mehr als im Vorjahr. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren waren es weltweit nur 2,5 Gigawatt.
- Am Ende dieses Jahres werden die weltweit installierten Solarmodule mehr Leistung liefern als alle in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke.
- International arbeiten in der Photovoltaikindustrie schon heute 3,1 Millionen Beschäftigte und bis 2040 sollen laut Bloomberg fast drei Billionen Dollar in die Solarstromgewinnung investiert werden.
Der Erfolg der Photovoltaik hat einen einfachen Grund: Das Kalkül der Politiker, die im Jahr 2000 das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geschaffen haben, ist schlicht und einfach aufgegangen. Durch Massenproduktion ist die ehemals teure Ökotechnik billig und in vielen Regionen der Welt bereits konkurrenzfähig geworden. Ausschreibungen in Deutschland weisen für Solarstrom schon Gebote von weniger als 6 Eurocent je Kilowattstunde auf, in sonnenreichen Ländern wie Dubai sind es sogar weniger als 2,5 Dollar-Cent.
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22.09.2017
Weit unter 2 Grad: Neue Klima-Berichte zeigen Lösungswege auf
Die Verringerung der CO2-Emissionen ist ein entscheidender Schritt für den Klimaschutz. Doch um eine gefährliche Erwärmung der globalen Temperaturen und ihre potenziell katastrophalen Folgen zu verhindern, sind weitere Ansätze und Maßnahmen dringend erforderlich. Das ist das Fazit zweier verknüpfter Berichte, die zur Klimawoche der Vereinten Nationen unter dem Titel "Weit unter 2 Grad Celsius" erschienen sind.
Um das 2015 im Pariser Abkommen vereinbarte Ziel zu schaffen und die durchschnittliche weltweite Erwärmung auf unter 2 Grad zu begrenzen, sind den beiden Berichten zufolge drei Schritte auf globaler Ebene nötig: Erstens muss schnell und entschieden gegen kurzlebige Klimaschadstoffe wie Methan, Ruß und Fluorkohlenwasserstoffe vorgegangen werden. Zweitens muss das globale Energiesystem bis Mitte des Jahrhunderts dekarbonisiert werden. Und drittens wird es möglicherweise notwendig, der Atmosphäre Kohlendioxid zu entziehen, sollten die Emissionen nach dem Jahr 2020 weiter steigen.
Am Bericht "Well Under 2 Degrees Celsius: Fast Action Policies to Protect People and the Planet from Extreme Climate Change" des Committee to Prevent Extreme Climate Change waren 33 Politikexperten und hochrangige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beteiligt, darunter Mark Lawrence, wissenschaftlicher Direktor am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam. Parallel erscheint die peer-reviewte Studie "Well Below 2°C: Mitigation strategies for avoiding dangerous to catastrophic climate changes" in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS).
Die Publikationen machen deutlich, dass ein ungebremster Klimawandel existentielle Risiken für Menschen, Tier- und Pflanzenarten bedeutet. Das Zeitfenster zum Handeln sei jedoch noch für einige Jahre offen und Lösungswege existieren. In seinem eindringlichen Vorwort appelliert Chemie-Nobelpreisträger Paul Crutzen an die menschliche Fähigkeit, das eigene Handeln und Denken zu reflektieren und an den Herausforderungen des Klimawandels zu wachsen.
Infografik: Well Under 2 Degrees Celsius
Infografik: Well Below 2°C
Dossier: Luftverschmutzung und Klimawandel
Infobroschüre: Gefahr für Gesundheit und Klima: Kurzlebige klimawirksame Schadstoffe
Policy Brief: Black Carbon in Europe. Targeting an Air Pollutant and Climate Forcer
Climate Engineering im Kontext von Emissionsminderungsstrategien
Pressemitteilung des Institute for Governance & Sustainable Development (IGSD)
Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung/Institute for Advanced Sustainability Studies e.V. (IASS)
22.09.2017
Kleiner Medienspiegel
Who’s the world’s leading eco-vandal? fragte am Dienstag die Londoner Zeitung The Guardian und gibt als Antwort: It’s Angela Merkel. Die deutsche Regierungschefin, die auch auf internationaler Bühne lange die Klimakanzlerin spielen konnte und dann cool das Gegenteil machte, hat auch im Ausland dieses Renommee eingebüßt. Gemessen an ihren Worten sei ihre tatsächliche Politik ein „planetary disaster“. Das bringt ihr, noch vor US-Präsident Donald Trump, den Titel der weltweit führenden Umwelt-Vandalin ein. Merkel wäge bei allen wichtigen Fragestellungen zwischen einer ethisch-moralischen Haltung und einem politischen Vorteil ab und entscheide sich dann immer für die Vorgaben aus der deutschen Großindustrie. Es sei zum großen Teil ihr anzulasten, dass Europa heute im Mief von Dieselabgasen ersticke. Who’s the world’s leading eco-vandal? It’s Angela Merkel (theguardian)
VW will 23 reine E-Autos bis 2025 anbieten, so der IWR Pressedienst. Bei der IAA in Frankfurt redete sich nicht nur VW mit dem Thema Elektromobilität heiß. Auch Daimler zeigt in Frankfurt eine ganze Palette von Fahrzeugen mit alternativen Antreiben, darunter ein Elektromobil mit Brennstoffzelle und Batterieantrieb. BMW möchte die Elektrifizierung des Antriebs mit einer umfassenden Digitalisierung und weiteren Fortschritten auf dem Gebiet des automatisierten Fahrens verbinden. Im Jahr 2025 will die BMW Group 25 Modelle mit elektrifiziertem Antrieb im Programm haben. Zwölf davon werden rein elektrisch und damit lokal emissionsfrei fahren. Dass alle wie selbstverständlich von Kohlestrom ausgehen, wurde nicht thematisiert. Daimler-Vorstandchef Dieter Zetsche erklärte allerdings, er erwarte beim Ausbau des Elektroauto-Absatzes niedrigere Renditen im PKW-Geschäft als derzeit.
Windenergieanlagen mit einer Leistung von 37.800 MW am Netz: Beim ersten Herbststurm des Jahres haben am Mittwoch (13.09.2017) die Windenergieanlagen in Deutschland von 11 bis 12 Uhr in der Spitze Strom mit einer Leistung von 37.800 MW in das deutsche Netz eingespeist. Das geht aus den vorläufigen Einspeisehochrechnungen der Transparenzplattform Entso-e der europäischen Übertragungsnetzbetreiber hervor, wie der IWR Pressedienst meldet. Onshore-Windenergieanlagen waren mit einer Leistung von 35.380 MW am Netz, Offshore-Windenergieanlagen speisten mit 2.430 MW ein. Der bisherige Rekord vom 18. März 2017 von 38.000 MW wurde damit nur knapp um etwa 200 MW verfehlt. Insgesamt erzeugten die On- und Offshore-Windenergieanlagen am Mittwoch etwa 751 Mio. kWh Strom. Davon entfallen knapp 70 Mio. kWh auf die Windenergie auf See. Bezogen auf die gesamte Stromproduktion am gestrigen Tag von etwa 1,57 Mrd. kWh haben die Windenergieanlagen den Strombedarf in Deutschland zu etwa 48 Prozent abgedeckt.
Interesse an Erdwärme-Nutzung wächst: Auf dem diesjähren Geothermiekongress (12. bis 14.09.2017) in München zeigte sich der Bundesverband Geothermie (BVG) zufrieden mit der Entwicklung seiner Branche. Das spiegle sich in den Ausbauzahlen in den Bundesländern, die jährlich bewertet werden. Brandenburg holte erstmals seit 2012 wieder den Titel der erdwärmeLIGA als erfolgreichstes Bundesland bei der Nutzung Oberflächennaher Geothermie, teilte der BVG mit. „Aufsteiger des Jahres“ mit einer Verbesserung um drei Plätze ist Rheinland-Pfalz. Die erdwärmeLIGA bewertet den Ausbau der Oberflächennahen Geothermie in den Bundesländern anhand der Förderzahlen des Marktanreizprogramms bezogen auf die Einwohnerdichte. Auch das Interesse am deutschen Know-how habe zugenommen. „Inzwischen kommen nicht nur Teilnehmer aus Europa, sondern der ganzen Welt zu uns“, sagt BVG-Präsident Dr. Erwin Knapek".
RWE-Tochter Innogy erhält massive staatliche Förderung für neue E-Ladesäulen: Nachdem zunächst die direkte Förderung von Elektroautos im Fokus stand, fördert der Staat nun verstärkt den Aufbau von Ladesäulen für Elektroautos. Grundlage ist das „Bundesprogramm Ladeinfrastruktur", aus dem die Innogy SE in dieser Woche mit 3,1 Mio. Euro die bisher größte Förderzusage erhielt. Damit kann sie 1.245 neue E-Ladesäulen mit 2.490 Ladepunkten bauen und ihre eh schon starke Marktstellung erweitern. Die neuen E-Ladesäulen werden nach Angaben von Innogy in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz entstehen. Sie kosten insgesamt rund 7,8 Mio. Euro, werden mithin also mit rund 40 Prozent durch das Bundesministerium für Verkehr bezuschusst. Die neuen 22 kW-Ladesäulen von Innogy stehen im öffentlichen Straßenraum.
Energy Watch Group (EWG) fordert grundsätzliches Umdenken von der neuen Bundesregierung: Eine neue Studie der EWG belegt, dass die Verlangsamung der deutschen Energiewende hausgemacht ist. Der Wechsel zu Ausschreibungen als Instrument zur Förderung Erneuerbarer Energien anstelle der für jedermann garantierten Einspeisevergütungen, sei ein herber Rückschlag für die Energiewende gewesen, so Hans-Josef Fell, Präsident der EWG. Seitdem die Ausschreibungen eingeführt wurden, ging der Ausbau von Photovoltaik-, Biomasse-, Wasserkraft- und Geothermie-Großanlagen drastisch zurück. Laut Fell werde 2019 auch der Ausbau der Windenergie von einem starken Rückgang betroffen sein. Wolle Deutschland nicht den Anschluss an eine der dynamischsten und innovativsten Branchen der Weltwirtschaft verlieren, müsse eine völlig andere politische Agenda in Bezug auf Erneuerbare Energien entwickelt werden. Die neue Ausrichtung sollte die Abschaffung der Ausschreibungen für Erneuerbare Energien vorsehen, die hinderliche Bürokratie abschaffen und eine innovative Einspeisevergütung für Investitionen in Kombinationen und Verbundlösungen von Erneuerbaren Energien und Speichern einführen. Urgent rethink required as Germany’s Energy Transition stalls
E-Auto-Boom überfordert Oslo: In der norwegischen Hauptstadt gibt es viele Elektroautos. Aber aktuell kommt die Stadt nicht mit dem Bau neuer Ladesäulen hinterher, wie die Fachzeitschrift E+M berichtet. 1.300 Ladesäulen gibt es im Stadtgebiet. Im Großraum Oslo sind aber derzeit 50.000 reine Elektrofahrzeuge und 30.000 Hybridfahrzeuge unterwegs. Der jährliche Zubau von 25 Prozent reicht nicht aus. Das habe bereits dazu geführt, dass der Verband Norsk Elbilforening, die Interessenvertretung der norwegischen Elektroauto-Besitzer, davon abrät, sich gegenwärtig ein E-Auto zu kaufen, wenn man es nicht selbst zuhause laden kann. Laut Sture Portvik von der Stadtverwaltung Oslo trifft das auf 60 Prozent der Stadtbevölkerung zu – als Mieter haben sie keine eigenen Garagen mit passendem Stromanschluss. Die Elektromobilität wird vom norwegischen Staat seit Jahren massiv subventioniert. So fällt beim Kauf eines Elektroautos keine Mehrwertsteuer, keine Importsteuer und keine Kfz-Steuer an. Daher können Pkw-Modelle als E-Variante günstiger sein, als die entsprechenden Verbrenner. In vielen Städten und Orten kann man außerdem kostenlos parken und das Fahrzeug laden. Inzwischen ist jeder dritte neu verkaufte Pkw in Norwegen elektrisch.
Klaus Oberzig