01.03.2024
Erdgas wird verschwinden
Eine Analyse von Jörg Sutter
Eine Studie zum Ausstieg aus Erdgas wurde in der vergangenen Woche veröffentlicht. Sie zeigt, wie es mit der Nutzung des Erdgases weitergehen muss, um die Klimaziele einhalten zu können.
Metastudie zum Gasumstieg
Die Ausarbeitung ist eine Metastudie, was bedeutet: Es wurden keine eigenen Untersuchungen ausgeführt, sondern sie bietet einen Überblick über andere Studien und fasst diese wissenschaftlich zusammen. Insgesamt sieben Klimaneutralitätsszenarien wurden ausgewertet. Damit kann beschrieben werden, wie die Reduktionspfade in den einzelnen Sektoren aussehen müssen, um die gesetzlich festgelegten Klimaschutzziele unserer Bundesregierung einzuhalten.
Der Hintergrund und Herausforderungen
Erdgas-Verwendung ist weltweit eine der drei größten CO2-Quellen. Die Sektoren Gebäude, Industrie und Energie nutzen heute noch enorme Mengen Erdgas. Dabei muss der Verbrauch nach Klimaschutzzielen bis 2045 auf Null reduziert werden. Die untersuchten Studien zeigen deshalb alle einen steilen Abfall der Erdgasnutzung insbesondere ab 2030.
Die Studienautoren sprechen selbst davon, vor welcher gigantischen Aufgabe wir in diesem Bereich heute stehen.
Positiv kann gesehen werden, dass im Jahr 2022 durch den Preisschock, ausgelöst vor allem durch Putins Überfall-Krieg auf die Ukraine, der Erdgasverbrauch hierzulande von 850 auf unter 750 TWh gesenkt wurde.
Dass ein solcher Studienvergleich schwierig ist, auch das wird erwähnt: Die Autoren fanden hier unterschiedliche Jahresauflösungen, nicht klar definierte Begrifflichkeiten und unterschiedliche Datenlagen vor.
Der Auftraggeber der Studie
Die Studie wurde von GasWende beauftragt, einem Projekt der Werkstatt Zukunftsfragen e.V. „GasWende engagiert sich für die Energiewende und möchte dabei unterstützen, den Ausstieg aus Erdgas zu bewältigen“, so das Selbstverständnis der Organisation, das man auf der Homepage findet. GasWende wurde 2023 gegründet und hat seinen Sitz in Berlin.
Wasserstoff unwirtschaftlich, weil vielfach teurer als Erdgas
Bei all der aktuellen H2-Euphorie kann zunächst festgehalten werden: Studienübergreifend hat der Einsatz von Wasserstoff in Gebäuden keine Bedeutung, weil dabei durchweg von einem vielfachen Preis gegenüber Erdgas – und damit der Unwirtschaftlichkeit im Gebäudebereich – ausgegangen wird. In der Studie genannt wird ein fünf- bis siebenfacher Preis gegenüber Erdgas. Ein grünes Wasserstoffnetz wird betrachtet, jedoch nicht als „Ersatz“ des Erdgasnetzes, sondern nur zur Versorgung einiger Großindustrien wie Stahlwerke.
In allen Studien, die bis 2045 Klimaneutralität ansetzen, sinkt der Erdgasverbrauch, vor allem ab 2030 massiv. Dabei ist die Geschwindigkeit unterschiedlich, je nach betrachtetem Sektor: Für die Stromwirtschaft wird es schon bis 2040 möglich sein, die Gasverstromung zu beenden. Hintergrund ist das Ziel, schon bis 2030 (laut EEG) 80% der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien zu schaffen.
Im Gebäudebereich sehen die betrachteten Studien einen hohen Konsens, der einen linearen Abfall annimmt; für den Industriebereich sind sich die Studien uneins: Einige gehen vor allem zwischen 2025-2030 noch von hohen Verbräuchen aus, andere nicht.
Große Übereinstimmung zeigen die betrachteten Studien besonders hinsichtlich des zukünftigen Preises von Erdgas: Ab 2035 setzen alle Studien einen Preis zwischen 14 und 25 Euro/MWh an. Anders bei Wasserstoff: Hier liegt die Bandbreite für das Jahr 2040 zwischen 20 und 160 Euro/MWh.
Noch einmal der Hinweis:
Die Metastudie kann hier abgerufen werden: gaswende.de/studie/erdgas-metastudie-2024/