19.01.2024
2023: Was war? Oder war da was? Und was kommt?
Ein energetischer Rück- und Ausblick aus Sicht der DGS von Jörg Sutter
Fast drei Wochen ist das neue Jahr schon alt, doch lohnt es sich aus meiner Sicht, einige Zahlen und Erreichtes aus dem vergangenen Jahr zu betrachten, ist es dich die Basis für unsere Arbeit in diesem Jahr 2024.
Solarmarkt und Energiewende
Während es im Bereich der Windkraft noch immer schleppend vorangegangen ist, ist die Photovoltaik in 2023 über sich hinausgewachsen: Statt der im EEG vorgesehenen neun Gigawatt Zubau an neuen Anlagen wurden nach Angaben des Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) rund 14 Gigawatt realisiert. Das ist mehr als das aktuelle EEG-Ziel von 13 GW, das für 2024 erreicht werden soll. Ein riesiger Erfolg, nicht zuletzt auch den Vereinfachungen zu verdanken, die mit dem EEG 2023 und z.B. der Steuerbefreiung für private Anlagen verbunden waren und sind.
Die Solarthermie hatte es da schon schwerer: Im privaten Bereich ist dieser Sektor weiter zurückgegangen, jedoch kamen die solarthermischen Großanlagen voran. Aktuelle Marktzahlen sind hier leider noch nicht verfügbar.
Bei der Windenergie konnten im vergangenen Jahr Onshore 745 neue Anlagen mit gesamt 3,6 Gigawatt zugebaut werden. Insgesamt stehen in Deutschland an Land damit 61 Gigawatt an Windleistung.
Die Zahl der Stromspeicher hat sich im vergangenen Jahr gar verdoppelt, der BSW beziffert die gesamte Speicherkapazität jetzt auf 12 Gigawattstunden. Insgesamt sind eine Million Speicherbatterien bereits installiert.
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19.01.2024
Das GEG: Energie, Erregung, Autarkie, Teil 6: Feste, flüssige, gasförmige Brennstoffe
Ein Bericht von Götz Warnke
Neben den Wärme-Wärme-Heizungen (Fernwärme, Solarthermie) und den strombetriebenen Heizungen (Wärmepumpe, Infrarot) ist das GEG auch für Brennstoffe technologieoffen; dass bei diesen Brennstoffen aus Gründen des Klimaschutzes besonders auf Art und Herkunft geachtet werden muss, versteht sich von selbst. Die GEG-Anforderungen an diese Optionen werden in § 71g GEG (feste Biomasse) und in § 71f GEG („Anforderungen an Biomasse und Wasserstoff einschließlich daraus hergestellter Derivate“) festgeschrieben.
§ 71g fordert, dass der Biomasse-Ofen/-Kessel automatisch (!) beschickt wird, Wasser als Wärmeträger nutzt, ausschließlich adäquate Biomasse nutzt, und mit dieser Biomasse die EU-Vorschriften gegen Entwaldung und Waldschädigung einhält. § 71f ist erheblich umfangreicher, da er die GEG-konformen flüssigen und gasförmigen Brennstoffe aus Biomasse umreißt – aber auch die flüssigen und gasförmigen Brennstoffe aus Wasserstoff! Dabei ist grüner – und blauer – Wasserstoff zulässig, wenn seine GEG-konforme Herkunft bilanziell nachgewiesen wird. Das gilt auch für seine gasförmigen (Methan) oder flüssigen Derivate (E-Fuels wie Ammoniak oder Methanol). Bei den flüssigen und gasförmigen Brennstoffen aus Biomasse wird geregelt: Sie müssen aus nachhaltigem Anbau stammen und dürfen nur einen kleineren Anteil von potentiellen Nahrungsmittelpflanzen wie Getreide oder Mais als Ausgangsstoffen enthalten. Dazu kommen weitere Regelungen zur Bilanzierung und der dabei zu berücksichtigen Vorschriften – so weit, so gesetzlich.
Kommen wir nun zu den einzelnen Brennstoffen.
Biomasse
Biomasse in Form von Holz ist wegen ihrer fast universellen Verfügbarkeit und – bezüglich anderer Biobrennstoffe – hohen Energiedichte der älteste Heizstoff der Menschheit überhaupt. Allerdings ist Holz über die längste Zeit hin immer auch ein Bau- und Werkstoff gewesen, und gewinnt diese Rolle im Zuge der CO2-Minderungsbemühungen zu Lasten von Plastik, Stahl und Beton zurück. Das führt - wie schon einmal im 18. Jahrhundert - zu einer verschärften Konkurrenz, aus der sich künftig deutliche Preissteigerungen ergeben dürften.
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19.01.2024
Sorgen gemeinsame Windpläne für eine echte Windwende in Bayern?
Ein Bericht von Heinz Wraneschitz
Der Flächenstaat Bayern hinkt neben Baden-Württemberg beim Ausbau der Windkraft massiv hinterher. Trotz aller Regierungs-Beteuerungen der letzten Jahre. Könnte eine Idee vierer Kommunen aus dem Landkreis Ansbach / Mittelfranken helfen, den Windzubau voranzubringen?
„Im vergangenen Jahr sind (in Bayern; d.Red.) 14 neue Windräder ans Netz gegangen. … Das werden wir nutzen, jetzt mit dem Rückenwind unserer Maßnahmen durchstarten und in den nächsten Jahren die Zahlen dynamisch steigern“, verkündete Bayerns Energieminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) am 27. Januar 2023. Er versprach konkret, dass es 2023 „deutlich mehr werden“ sollen.
Doch das Gegenteil trat ein: Es ging dynamisch wieder runter mit dem Windzubau; im vergangenen Jahr wurden im Freistaat gerade mal sieben neue Windkraftwerke ans Verteilnetz angeschlossen – also halb so viele wie 2022. Dabei ging in genau diesem Jahre 2022 auch das „Wind-an-Land-Gesetz“ der Bundesregierung an den Start. Es fordert die kurzfristige Ausweisung vieler neuer Windgebiete – auch in Bayern. Bis 2027 müssen in Bayern 1,1 Prozent, bis 2032 gar 1,8 Prozent der Landesfläche explizit für Windkraftnutzung ausgewiesen werden.
Entweder geregelt – oder privilegiert
Bei Windkraft drängt deshalb die Zeit, weil ansonsten „Wildwuchs“ drohe, wie es Rainer Fugmann formuliert: Die grundsätzlich bereits privilegierte Errichtung von Windrädern müsste dann – ähnlich wie bei Ställen - überall genehmigt werden, sofern die Planer keine gesetzlichen Vorschriften verletzen. An Bayerns Bezirksregierungen sind deshalb die Regionsbeauftragten dabei, die notwendigen neuen Flächen zu finden; selbst Naturparke sind inzwischen keine Wind-Tabuzonen mehr.
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19.01.2024
Netzanschlussverfahren für PV-Großanlagen, Kurs in Berlin
Vom 1. bis 2. Februar veranstaltet die SolarAkademie Berlin den Kurs Netzanschlussverfahren für PV-Großanlagen.
Hintergrund: Heutzutage sind neu gebaute große Photovoltaikanlagen die günstigsten Kraftwerke in Deutschland. Es wurden im Jahr 2018 Photovoltaikkraftwerke mit einer Nennleistung von 2,81 GW installiert. Bis zum Jahre 2030 soll die installierte Leistung erheblich gesteigert werden. Parallel zu Planung und Bau ist auch das Genehmigungsverfahren ein wesentlicher Bestandteil, der von den Akteuren beherrscht werden sollte, um hier eine effiziente Abwicklung des Genehmigungsverfahren zu gewährleisten. Deswegen ist es für viele Firmen sinnvoll, in diesem Bereich zu investieren.
In diesem Seminar werden die vergütungsrelevanten Genehmigungsverfahren großer PV-Anlagen behandelt. Zielgruppe sind vorwiegend Projektierer oder Projektentwickler aber auch Planer, die bisher noch geringe Erfahrungen mit Genehmigungsverfahren von PV-Parks, und ihr Wissen hier vollumfänglich aufbauen oder vertiefen wollen. Die Dozenten greifen auf intensive ingenieurstechnische und planerische Erfahrung und Zusammenarbeit mit verschiedenen Netzbetreibern und Akteuren zurück.
Näheres zu dem Kurs
Weitere Terminen für dieses Jahr
19.01.2024
Kleiner Medienspiegel
PV-Anlagen in Berlin: Berliner Bezirke gehen mit gutem Beispiel voran: Gemeinsam mit den Berliner Stadtwerken werden insgesamt 10 MW PV-Leistung in den Bezirken Mitte und Pankow entstehen: www.photovoltaik.eu/planung/berliner-stadtwerke-bauen-170-neue-solaranlagen-auf-bezirkseigenen-daechern
Über 500.000 neue Elektroautos: In 2023 wurden nur gut 50.000 mehr elektrische Fahrzeuge zugelassen als im Jahr 2022 – kein Wunder bei dem Auf und Ab bei Förderungen, langen Lieferzeiten, hohen Preisen und häufigem Bashing der Stromfahrzeuge in verschiedenen Medien. Noch ein weiter Weg zum Ziel der Bundesregierung, bis 2030 15 Millionen Elektrofahrzeuge auf deutschen Straßen zu sehen: www.pv-magazine.de/2024/01/17/fast-527-000-neuzulassungen-von-elektroautos-in-2023/
Die sichere Atomkraft (?): Auch Großbritannien legt langsam alte Atomkraftwerke still – derzeit aber schneller als geplant: Ausgerechnet jetzt im Winter fallen reihenweise Kraftwerken aus, von neun aktiven Reaktoren arbeiten aktuell nur drei, damit fehlen rund vier Gigawatt in der Stromerzeugung des Königreichs: www.iwr.de/ticker/akw-ausfall-torness-in-grossbritannien-liefern-sechs-von-neun-atomkraftwerken-keinen-strom-artikel6225
Akkus vom flachen Land: Der schwedische Konzern Northvolt hat den Bau seiner geplanten Akku-Fabrik im schleswig-holsteinischen Heide beschlossen: 4,5 Milliarden € sollen investiert, 3.000 neue Arbeitspläze im landwirtschaftlich geprägten Dithmarschen geschaffen werden. Wenn die Batteriefertigung erst einmal auf Hochtouren läuft, können auch die Landwirte künftig ohne stinkende Traktoren und gleichzeitigen Klagen über hohe Spritpreise zu Demos fahren: www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/northvolt-beschliesst-bau-von-batteriefabrik-in-schleswig-holstein-a-98f65645-2a7a-44ae-adff-ef811d9caab2
Solarthermie vom Lärmschutzwall: Ein interessanter Podcast von der ZfK Zeitung für Kommunale Wirtschaft; Wärme aus 5.000 kW Kollektoren für ein Wohngebiet in Crailsheim: im-fokus-zfk-podcast.podigee.io/4-new-episode
19.01.2024
Übrigens ...
... wurden im vergangenen Jahr nach Mitteilung der Bundesnetzagentur rund 260.000 Steckersolargeräte im Marktstammdatenregister angemeldet. Weil von einer recht geringen Anmeldequote ausgehen kann, könnte die reale Zahl sogar bei rund einer Million liegen.
… hat die ees Europe, eine Schwestermesse der von der DGS mitgetragenen INTERSOLAR, ein Trendpapier zu den sich immer mehr verbreitenden kleinen, mobilen Speichern herausgegeben.
… ruft das Solar Heating and Cooling Programm (SHC) der Internationalen Energie-Agentur (IEA) zu Nominierungen für den SHC Solar Award auf. Der Wettbewerb soll Projekte würdigen, die daran arbeiten, die Marktwirkung von solaren Wärme- und Kühltechnologien zu erhöhen. Nominiert werden können bis zum 15. April Personen oder Organisationen, die in den letzten fünf Jahren (2024-2020) mit einem Programm oder Projekt, das solare Wärme- und Kältetechnologien einsetzt, und wesentliche Erfolge bzw. messbare Auswirkungen bei der Minimierung der Umweltauswirkungen bei der Wärme- und Kältebereitstellung in einem oder mehreren industriellen Prozessen erzielt haben. Anmeldemöglichkeiten finden Sie hier im Link.
… sollten nach Ansicht des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) e.V. die CO2-Zertifikate/Emissionsrechte stillgelegter Kohlekraftwerke vollständig vom Markt genommen werden, damit der Kohleausstieg seine Wirkung entfalten kann. Das FÖS hat eine Studie dazu veröffentlicht, die u.a. zeigt, dass die Bundesregierung nach europäischem Recht für die im Jahr 2021 stillgelegten Kohlekraftwerke Zertifikate im Umfang von bis zu 118 Millionen Tonnen CO2 hätte bis Ende 2022 löschen lassen können.
… hat das UN-Tourismus-Panel eine Bestandsaufnahme zum Thema „Tourismus und Klimakrise“ veröffentlicht, zu dem Prof. Dr. Robert Steiger von der Universität Innsbruck entscheidende Beiträge lieferte. Der Bericht beinhaltet u.a., dass 8 bis 10 Prozent der weltweiten Emissionen werden durch den Tourismus verursacht würden – vor allem durch die wohlhabenden Länder.
… hat das Bundesumweltministerium den Bundespreis „Blauer Kompass“ neu ausgeschrieben, die nach BMUV-Angaben „höchste staatliche Auszeichnung in Deutschland für Projekte zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“. Bewerben können sich bis zum 22. März Kommunen, private und kommunale Unternehmen, Bildungs- und Forschungseinrichtungen sowie Vereine, Verbände und Stiftungen mit „innovativen Projekten zur Klimavorsorge und Anpassung an die Folgen des Klimawandels“, heißt es in der Ausschreibung.
… soll nach uns vorliegenden aktuellen Informationen das Solarpaket 1 im Februar vom Bundestag (endlich!) verabschiedet werden. Am gestrigen Donnerstag (18.1.2024) wurde endlich die Privilegierung von Steckersolargeräten zum ersten Mal im Bundestag behandelt, diese Vorgabe wird wohl (hoffentlich!) ebenfalls zeitnah verabschiedet.
Das Redaktionsteam der DGS-News