11.08.2023
17 Monate auf PV-Anlage gewartet: Was lange währt – ist beleibe nicht gut
Ein Tatsachenbericht von Heinz Wraneschitz
So sollten Photovoltaikgeschäfte nicht ablaufen. Denn in Krisendorf (Name geändert), einer kleinen Gemeinde im Landkreis Fürth/Mittelfranken, hat es 17 Monate gedauert, bis eine Photovoltaik-Anlage (PVA) ihren Dienst am Dach und im Keller antrat.
Am 1. August 2023 hat der Stromnetzbetreiber den Zähler ausgetauscht, ab sofort darf die PVA Strom Ökostrom produzieren. Auch das letzte elektronische Bauteil, die Ansteuerung für einen Elektroheizstab wurde an dem Tag installiert. Deshalb ist Jürgen Grabowski (Name geändert) eigentlich recht glücklich. Denn endlich fließt Solarstrom vom Dach in sein Hausnetz, in die Batterie im Keller, oder ins Netz des örtlichen Netzbetreibers. Doch bis es so weit war, musste er knapp eineinhalb Jahre warten.
„Ich habe damit gerechnet, dass die Anlage im Jahr 2022 in Betrieb geht“, sagt der Besitzer des Einfamilienhauses am nordöstlichen Ende von Krisendorf. Klar, auch Grabowski hatte im Februar 2022 gewusst: Lieferung, Montage und Inbetriebnahme der eigenen Stromversorgung würden nicht von heute auf morgen passieren. Denn wie auch DGS-News mehrfach berichteten: einige Zeit herrschte weltweiter Mangel an Solarmodulen, Wechselrichtern, Batteriespeicher, also den Hauptkomponenten von PVA.
Passend dazu schrieb sein Lieferant schon in der Auftragsbestätigung vom Februar 2022: „Ihr Projekt ist in KW38 zur Umsetzung eingeplant“, also für Ende September. Aber eben des vergangenen Jahres 2022. Doch erst einmal waren gleich „40 Prozent des Gesamtbetrags bei Auftragserteilung fällig“, in diesem Fall gut 7.000 Euro brutto: Damals musste auch für kleine PV-Anlagen noch Mehrwertsteuer bezahlt werden.
Mit der „Dreschfabrik Jubelgesellschaft mbH“ (Name geändert) hatte sich Grabowski einen der bekannteren Solaranlagenanbieter aus der näheren Umgebung ausgesucht. Denn der Käufer hatte einige Sonderwünsche: Einerseits sollte der Solarstrom möglichst auch des Nachts im Haus zur Verfügung stehen – also musste eine Speicherbatterie eingeplant werden. Und dann sollte bei Bedarf ein Elektroheizstab das Wasser im Heizungsspeicher mit Sonnenstrom erwärmen. Die ausführlichen Schriftwechsel mit Dreschfabrik weisen denn auch viele Details auf, die für Außenstehende nur aufwändig zu erklären wären.
Der Mailaustausch zwischen Dreschfabrik und dem Käufer wuchs über die Zeit auf viele Dutzend Seiten (liegen der Redaktion vor). Mehrfach finden sich darin Zusagen der Firma, wann die Anlage fertiggestellt sein werde. Immerhin wurden im Oktober 2022 die 12 Solarmodule auf dem Dach tatsächlich installiert, die Leitungen in den Keller verlegt. Doch dann passierte lange Zeit - wieder nichts mehr.
Auf Nachfragen des Käufers antwortete die Firma teilweise erst sieben Wochen später mit lapidaren Phrasen wie: „Wir verstehen Sie als Kunde, dass die Liefersituation nicht gerade zufriedenstellend ist.“ Für Grabowski ist im Rückblick „diese Nicht-Kommunikation einfach kein Geschäftsgebaren. Der Lieferant muss zu Problemen stehen. Aber bei dem findet ein Projektmanagement nicht statt.“ Und: „Es ist mehr psychologisch: es hat sich bei mir viel Ärger aufgebaut und aufgestaut.“ Trotzdem hat er fast eineinhalb Jahre stillgehalten und erst vor ein paar Wochen einen Anwalt mit der Vertretung seiner Interessen beauftragt. Und zwar, als der schriftlich zugesagte Termin „KW23/2023“ wieder nicht eingehalten wurde – das war Anfang Juni.
Mit uns wollte Lieferantenchef Frank Drescher (Name geändert) nicht sprechen. Er kündigte Ende Juli am Telefon lediglich an, seinen Anwalt über unseren Auskunftswunsch unterrichten zu wollen.
Nun aber, seit 1. August 2023, also 17 Monate nach der Bestellung läuft die PV-Anlage. „Ich habe heute sogar schon mit drei Kilowattstunden Solarstrom Brauchwasser erwärmt“, freut sich Jürgen Grabowski am Telefon. Er sagt auch, mit den in seinem Haus tätigen Dreschfabrik-Installateuren sei er sehr zufrieden gewesen. Nur das Management der Firma ist ihm bis heute ein Dorn im Auge.
Anders als bei der Anlagenfertigstellung war das Unternehmen bei der Schlussrechnung sehr schnell: Die kam schon am 2. August beim Kunden an, einen Tag nach der Inbetriebnahme. Und zwar genau zu dem (Netto-)Preis, der zuletzt im Oktober 2022 bestätigt worden war. Denn bekanntlich wird seit 1. Januar 2023 keine Mehrwertsteuer für kleine PVA mehr fällig.
Immerhin der Preis hat gehalten. Denn die Firma hatte bereits in der ersten Auftragsbestätigung im Februar 2022 vorsorglich angekündigt gehabt: „Wird die Leistung später als vier Monate nach Vertragsabschluss erbracht, ist Dreschfabrik Jubelgesellschaft mbH bei einer eingetretenen Lohn- und/oder Materialpreiserhöhung berechtigt, den Preis entsprechend anzupassen. Übersteigt der Angebotspreis zum Zeitpunkt der Montage den zunächst vereinbarten Angebotspreis um mehr als fünf Prozent, ist der/die Kunde/Kundin berechtigt, vom Vertrag zurückzutreten.“ Zumindest hier erlebte Grabowski keine negative Überraschung.