27.05.2022
Von der grünen Erde ins All und zurück
Eine Erkenntnissuche von Tatiana Abarzúa
Vor kurzem sind die Astronauten Kayla Barron, Raja Chari, Thomas Marshburn und Matthias Maurer wieder auf der Erde gelandet. Gemeinsam mit den NASA-Kollegen war der deutsche Astronaut Maurer mehrere Monate im Einsatz auf der Raumstation International Space Station (ISS). Maurer stellte sich in Interviews als Botschafter für die Erkenntnisse aus den Missionen im All dar. Welche Erkenntnisse sind das?
Der Blick von außen
Da ein Aufenthalt im All eine Erfahrung ist, die nur wenige Menschen machen können, fasziniert das Thema viele von uns. Episch für den Blick von außen auf die Erde ist das Foto „Blue Marble“ , das seit den 70er Jahren einen Platz im Kollektivgedächtnis hat. Der US-amerikanische Astronaut Harrison Schmitt hatte es im Dezember 1972 während der Apollo-17-Mondmission aufgenommen. Seit nun fünf Jahrzehnten wird es als Symbolbild für unseren Planeten verwendet. Doch Maurer vermittelte auch ein anderes Bild: „Die Farbe Grün hat mir im Weltall komplett gefehlt“ sagte er auf der Pressekonferenz der Europäischen Weltraumorganisation (ESA), die kürzlich in Köln stattfand.
Einsatz im Sinne der Wissenschaft
Zu den Aufgaben auf der ISS gehörten mehr als 100 Experimente, und der Empfang von Weltraumtouristen, wie der ESA-Astronaut vergangene Woche in einem Interview mit dem Deutschlandfunk erzählte. Er sagte auch, dass zukünftig ebenso Roboter in der Raumfahrt eingesetzt werden sollen. Als Argument dafür nennt er: „Roboter können wir ganz ganz weit in die Ferne schicken und müssen sie nicht wieder zurückbringen“. Trotzdem hat er die Vision, dass sich „der Mensch ins Weltall ausbreiten“ werde, so wie früher „mittels Schifffahrt neue Kontinente entdeckt und diese erobert“ wurden.
Aktuelle Aussicht: Etwa ein weiteres Jahrzehnt steuerfinanzierte Raumfahrt
Anfangs des Jahres berichtete der MDR, dass die Regierung der USA die ISS bis 2030 betreiben möchte. Die bisherigen Partner der USA beim Gemeinschaftsprojekt ISS sind neben der ESA auch Japan, Russland und Kanada. 2031, so ist es geplant, wird die ISS kontrolliert im Südpazifik im „Pazifischen Pol der Unzugänglichkeit“ abstürzen. Dem Medienbericht zufolge, soll das Geschäftsfeld Raumfahrt immer weiter privatisiert werden. Mit der Aussage „Wir freuen uns darauf, unsere Erkenntnisse und Betriebserfahrungen mit dem privaten Sektor zu teilen, um ihm bei der Entwicklung sicherer, zuverlässiger und kosteneffizienter Ziele im Weltraum zu helfen“ wird der Direktor für kommerzielle Raumfahrt bei der NASA, Phil McAlister, vom MDR zitiert.
Nun, nach dem ISS-Einsatz, steht für Maurer die „post mission phase“ an, zunächst sind es Arbeiten an der Trainingsanlage „Luna“, „um den Weg zum Mond vorbereiten“, wie er in der Pressekonferenz mitteilt. Unter anderem sei eine Raumstation im Mond-Orbit geplant.
Perspektivwechsel: Das gemeinsame Raumfahrzeug
„Das absolute Highlight meiner Mission war natürlich der Blick runter zu der Erde. Der Blick zu unserem schönen Planeten, von dem ich immer so lange geträumt habe“, sagte Maurer auf der Pressekonferenz (Minute 17:49). Sichtbar sei auch wo Menschen in die Natur eingreifen und wo sich die Natur verändere. „Plötzlich versteht auch das Herz, was da unten passiert“, ergänzt er. In den 90 Minuten, in denen die ISS einmal um den Erdball herumfliegt, werde sichtbar, so Maurer, „dass alles zusammen gehört“. Alles sei eine Einheit – wie ein Raumschiff. Er appelliert an eine gemeinsame Verantwortung, dass „wir alle dieses Raumschiff nur erfolgreich in die Zukunft bringen [können], wenn wir zusammenarbeiten“ (Minute 18:29).