22.11.2019
Erweiterte PV-Checks für Unternehmen
Photovoltaik-Check Plus: Schon bisher gab es für örtliche Unternehmen das kostenfreie Beratungsangebot „Solarcheck“ der Stadt Nürnberg, sich neutral über den Einsatz von PV im eigenen Betrieb beraten zu lassen. Der PV-Check mit dem „Plus“ geht darüber hinaus: Das Potenzial wird erhoben, die Wirtschaftlichkeit analysiert, die Ergebnisse nebst möglicher Umsetzung werden vorgestellt. Und ein Fachleuteteam begleitet die weiteren Schritte sogar noch bei der Realisierung. Ein Beispiel für andere Kommunen?
Der städtische Umweltreferent Peter Pluschke (Grüne) nennt Solarstrom „die Schlüsseltechnologie. Wir brauchen eine Vervierfachung des PV-Bestands in der Region, um die Klimaziele zu erreichen.“ Sein CSU-Kollege, der Wirtschaftsreferent Michael Fraas betont: „Umwelt und Wirtschaft müssen bewusst und gemeinsam auf dieses Ziel hinarbeiten. Konkrete Maßnahmen, vor Ort handeln“ fordert er. Und das nicht nur, „um die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, indem die riesigen Energiesparpotenziale im Gewerbe genutzt und damit Geld gespart“ werde. Sondern eben auch durch den Einsatz von Erneuerbaren Energien in den Unternehmen selbst.
Rainer Kleedörfer vom Regionalversorger N-Ergie fordert „massiven Zubau an Wind und PV“. Dabei speisen in dessen Verteilnetz bereits über 50.000 dezentraler Stromerzeuger ein. „Schnell geht der Zubau nur mit PV. Die Preise haben sich deutlich reduziert, die Potenziale sind gewaltig, gerade auf den Dächern. Hier ist Platz für weitere 40.000 Megawatt“ (MW), sagt Kleedörfer. Zum Vergleich: Zurzeit sind etwa zwei Drittel der in Bayern installierten 12.000 MW Solarstrom-Leistung auf Dachflächen montiert. Kleedörfer stellt dazu klar: Sein Unternehmen sei selbstverständlich bereit, „selbst in die Finanzierung einzusteigen. Mietkauf ohne eigene Investition“ biete der Konzern Dritten an. Eine PV-Anlagengröße über 100 kW sei dafür aber Voraussetzung.
Neutrales Beratungsangebot
Der PV-Check Plus ist ein Angebot der firmenunabhängigen „Solarinitiative Nürnberg“ des städtischen Umweltreferats. Mit der Beratung beauftragt ist die Energieagentur Nordbayern. EAN-Geschäftsführer Erich Maurer: „Wenn mehr Firmen PV-Anlagen auf Firmendächern platzieren, dann wird auch die Akzeptanz allgemein noch besser. Sowieso ist die Wirtschaftlichkeit für Unternehmen weiterhin gegeben, besonders wenn man über 50 Prozent des Stroms selbst nutzt. Das Zauberwort bei der Wirtschaftlichkeit ist die Eigenstromnutzung“ sagt Maurer, „je mehr, umso besser“. Schließlich werde der zugekaufte, teurere Netz-Strom durch PV-erzeugten ersetzt. Und der koste heute um die zehn Cent pro Kilowattstunde, also wesentlich weniger als der Strom vom Versorger.
Wenn eigentlich alles für PV im Unternehmen spricht, warum ist dann überhaupt der PV-Check Plus notwendig? Für Stefan Seufert von der DGS Franken, einem der Fachberater der Solarinitiative, gibt es dafür eine ganze Reihe Gründe: „Beim Bestand haben die Firmen oft Angst wegen der Statik. Die Wirtschaftlichkeitsprognose für Solarstrom ist nicht Kernkompetenz von Unternehmen, die Mitarbeiter haben andere Aufgaben. Es gibt jede Menge Betreiberkonzepte und, und und.“ Diese Bedenken durch Fakten zerstreuen, die Firmen intensiv unterstützen sei Sinn des Projekts. Und auch nach der Entscheidung „pro solar“ sei die Unterstützung dank des „Plus“ im neuen Programm gewährleistet. Die vier Stufen dabei: Der Vor-Ort-Besuch eines Beraters bei der Firma, die Durchführung des PV-Checks selbst, dessen Präsentation im Unternehmen, die Hilfe bei der Projektumsetzung.
Steigerung des Eigenverbrauchs möglich
Beim Nürnberger Busunternehmen Schielein-Reisen erzeugt bereits seit ein paar Jahren eine 200-kW-PV-Anlage auf dem Dach der Fahrzeughalle Solarstrom. Etwa die Hälfte davon nutze die Firma bereits im eigenen Betrieb, berichtet Alex Nettersheim, der Qualitätsbeauftragte bei Schielein und gleichzeitig Leiter des Omnibusbetriebs. Er denkt zudem über den Kauf von Elektrobussen nach. Durch deren Ladung könne der Eigenverbrauch sogar noch steigen. Doch: „Wir fahren nicht nur Stadtverkehr. Deshalb genügen die 180 bis 250 km Reichweite nicht, die serienmäßige E-Busse anbieten“, schränkt Nettersheim ein. Auf jeden Fall lobt er die Beratung durch die Solarinitiative: „Uns als Laien hat der Solarcheck die notwendigen Infos geliefert. Und zwar nicht nur zu PV, sondern auch zum Einsatz von LED-Leuchtstoffrühren oder zur Druckluftanlage.“ 30 solch kostenfreier Solarchecks habe man bereits durchgeführt, heißt es von der Solarinitiative.
Allerdings wäre zusätzliche Unterstützung hilfreich gewesen, zum Beispiel bei der Auswahl der passenden Installationsfirma, zur Erfüllung der Bürokratie. Zu Stolpersteinen eben, an die Nicht-Energie-Firmen zunächst nicht denken, heißt es von Schielein einschränkend. „Genau deshalb nehmen wir die Firmen jetzt länger an der Hand“, freut sich Erich Maurer von der EAM über die zusätzlichen Möglichkeiten, die der um das „Plus“ erweiterte PV-Check der Solarinitiative Nürnberg nun biete.
Heinz Wraneschitz
PS: Für zehn Nürnberger Firmen – nach dem Windhundprinzip – ist der erweiterte PV-Check Plus im Wert von etwa 1000 Euro kostenlos. Es genügt eine Mail an wirtschaftsservice(at)stadt.nuernberg.de oder ein Anruf unter 0911-231-8528. Stichwort: „PV-Check Plus“.