07.12.2018
DGS Herbstaktion
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07.12.2018
Was wird auf der COP24 in Katowice eigentlich verhandelt?
Um die UN-Klimakonferenz in Katowice (COP 24) ist es überraschend ruhig. Von Seiten der Bundesregierung gibt es nur Allgemeinplätze wie beispielsweise, dass die diesjährige Konferenz "die wichtigste seit der COP21 (Paris) im Jahr 2015 sei." Schließlich müssen die Umsetzungsregeln für das Übereinkommen verabschiedet werden. Auch würden die Staaten im Rahmen des Talanoa Dialogs beraten, wie die Klimaziele weltweit verbessert werden können. Es werden sich, so das Bundesumweltministerium, auch Vertreter aus der deutschen Politik im Rahmenprogramm zeigen. Wenn man von Seiten der Große Koalition nichts hört, liegt dies auch daran, dass man mit leeren Händen nach Polen anreist. Der sogenannten Kohlekommission wurde Aufschub gewährt, so schnell sind von dort keine (positiven) Ergebnisse zu erwarten. Klimaschutz hat, das zeigt sich hier sehr deutlich, innerhalb der Bundesregierung keine Lobby, Aktionismus (nur keine Fahrverbote!) und Hinhaltetaktik (kein übereilter Kohleausstieg) bei gleichzeitigem Ausbau fossiler Infrastruktur (v.a. Erdgas) - das sind die Leitplanken aktueller Politik. Wenn Politik sich nicht zu den Erneuerbaren bekennt, sollte sie wohl besser erneuert werden.
Was die Umsetzungsregeln betrifft, so ist das genauer gesagt die Umsetzung des in Bonn (COP 23) mit ca. 200 Seiten vereinbarten „Regelbuchs“ zur Umsetzung des in Paris (COP 21) verabschiedeten „Weltklimaabkommens“. So soll festgelegt werden, welche Rechte und Pflichten die einzelnen Staaten haben, um das in Paris anvisierte 1,5°-Limit zu erreichen. Drei Jahre sind seit der Verabschiedung des historischen Pariser Klimaschutzabkommens bei der COP 21 vergangen. Seither wird dieses Rahmenwerk für den internationalen Klimaschutz ausgestaltet. Bei der COP 2018 muss das Regelwerk fertiggestellt werden. Dabei spielen einheitliche oder zumindest vergleichbare Methoden für die Messung von Treibhausgasen eine wesentliche Rolle – diese existieren bislang lediglich für die „Industrieländer“; die „Entwicklungsländer“ müssen in diesem Zusammenhang noch Berichtssysteme aufbauen.
Matthias Hüttmann
Links
Zu der COP 24 hat der NABU ein Hintergrundpapier veröffentlicht
Analyse von Don Lehr auf „Klima der Gerechtigkeit“ (Die Heinrich-Böll-Stiftung)
Auf der Website von Germanwatch wird auch über die Klimakonferenz berichtet
Statements zum 1,5 Grad-Ziel aus dem Fraunhofer ISI
Manuela Mattheß auf IPG (Friedrich-Ebert-Stiftung
07.12.2018
Was kommt nach dem Ende der "SONNE WIND & WÄRME?
Die neue Ausgabe der SONNENENERGIE ist da. Abonnenten haben sie bereits erhalten, an Kiosken ist sie auch schon eingetroffen. Nachdem Ende des Branchenmagazins "SONNE, WIND & WÄRME" ist die SONNENENERGIE nun eines der letzten auf Erneuerbare Energien spezialisierten Fachmagazinen. Speziell der Bereich (Solar-)Wärme ist nur noch dort zu finden. Die SONNENENERGIE bietet seit 1975 (!) Informationen aus dem gesamten Spektrum rund um das Thema Erneuerbare Energien und Energiewende. Vertreten sind alle Aspekte: Politik, Wirtschaft und Technik.
Zum Inhalt: Die Ausgabe 4|18 beschäftigt sich (aus traurigem Anlass) mit dem Aufstieg und Niedergang der Zeitschrift Sonne Wind & Wärme, dem notwendigen Paradigmenwechsel in der Wärmepolitik, Solarthermie für Freifläche und Fernwärme, Holz als Baustoff für Hochhäuser, der Wirtschaftlichkeit von Batteriespeichern, der neuen PV-Installationsnorm VDE 0100-712, DC-Steckverbindern und DC-Leitungen, der Kohlekommission, dem E-Mobil-Laden, Zählerkonzepten für die Photovoltaik, dem EuGH-Urteil zum Beihilfe-Charakter des EEG, Gemeinwohlökonomie und Blockchain. Das ist nur ein Ausschnitt, das Inhaltsverzeichnis können Sie hier einsehen.
Für DGS-Mitglieder ist die digitale SONNENENERGIE kostenlos, für alle anderen gibt es das Jahresabo zum Preis von 39 €. Aber auch Nichtmitglieder können die SONNENENERGIE, in gedruckter oder digitaler Form, abonnieren. Hier finden Sie das Bestellformular für das Abo der gedruckten SONNENENERGIE, die digitale SONNENENERGIE könnem Sie hier abonnieren. Das Jahresabo gibt es für gerade mal 39 €. Das ermäßigte Abo für BdE-Mitglieder, Rentner, Studierende, Schüler, Behinderte, Arbeitslose erhalten Sie für 35 € im Jahr. Im Bahnhofs- und Flughafenbuchhandel ist das Einzelheft zum Preis von 9,75 € erhältlich. DGS-Mitglieder können die SONNENENERGIE in beiden Varianten lesen.
Das Inhaltsverzeichnis zum Download
07.12.2018
Ihre DGS-Mitgliedschaft 2019
Die DGS wird ihre Aktivitäten im kommenden Jahr mit vollem Einsatz weiterführen. Ob Schulungen, Beratungen, Energiekonzepte, politische Stellungnahmen oder Vorträge zu Balkonkraftwerken – wir werden weiter an vielen Themen der Energiewende arbeiten. Zuletzt konnten wir gemeinsam mit anderen Verbänden bewirken, dass die geplanten Änderungen für PV beim Energiesammelgesetz nicht ganz so katastrophal ausfallen wie ursprünglich von der Bundesregierung geplant. All diese Aktivitäten kosten jedoch Geld und werden bei der DGS zum größten Teil aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden finanziert.
Nachdem wir seit vielen Jahren den Mitgliedsbeitrag konstant gehalten haben, wird der Betrag ab dem 01.01.2019 für ordentliche Mitglieder von 65 auf 75 Euro angehoben. Bei Firmen und ermäßigten Beiträgen ändert sich nichts. Sie können versichert sein, dass dieser Aufschlag voll in unsere Arbeit fließt. So sind zum Beispiel einige Weiterentwicklungen in der Publizistik (DGS-News, SONNENENERGIE) geplant. Insgesamt sind die Anforderungen an unsere Aktivitäten gestiegen – sei es durch die neuen Datenschutzbestimmungen oder Preiserhöhungen von Zulieferern. Wir sehen uns auch in einer großen publizistischen Verantwortung, nachdem im Jahr 2018 Zeitschriften wie die „Sonne Wind und Wärme“ und Joule aufgeben mussten und nun auch der Brancheninfodienst BINE zum Jahresende eingestellt wird.
Sie sind bereits Mitglied bei uns? Dann profitieren Sie weiter von der Zeitschrift, den News, und dem Netzwerk aus DGS-Fachleuten, die Sie bei Fragen jederzeit ansprechen können. Sie sind noch kein Mitglied bei uns? Dann machen Sie mit! Wir freuen uns, schon seit längerer Zeit steigende Mitgliedszahlen vermelden zu können. Eine Mitgliedschaft in der DGS ist ein kleiner Schritt der eigenen Energiewende und Sie können vielfach davon profitieren. Oder wie wäre es mit einer Mitgliedschaft als Geschenk für Kinder, Neffen oder den Nachbarn zu Weihnachten? Auch das ist selbstverständlich möglich. Rufen Sie einfach an: Tel. 030-293812-60 oder nutzen Sie dieses Formular.
Wir freuen uns auch, wenn Sie unsere Arbeit durch eine Spende unterstützen, nutzen Sie dazu einfach unsere Herbstaktion. Stellvertretend für das Präsidium bedanke ich mich schon heute für Ihre Unterstützung, Ihr Verständnis und Ihr Vertrauen. Damit wir die Energiewende schnell umsetzen können.
Jörg Sutter
07.12.2018
Das Energie-Sammelgesetz ist verabschiedet
Am Freitag vergangener Woche wurde das Energie-Sammelgesetz mit einigen Änderungen gegenüber dem ursprünglichen Entwurf vom Bundestag in 2. und 3. Lesung mit der Mehrheit von CDU, CSU und SPD verabschiedet. Am 14.12. muss noch der Bundesrat zustimmen, aber das wird allgemein erwartet. Die Sonderausschreibungen für PV und Wind werden 2019-2021 umgesetzt, die vielkritisierte Absenkung der PV-Vergütung wird geringfügig geändert.
Nachdem Verschiebungen ja eine Kernkompetenz der Regierung in Berlin ist, wurde auch dieses Verhalten nun wieder an den Tag gelegt: Die Erreichung des 65 %-Zieles der Bundesregierung ist nicht im Gesetz konkretisiert, sondern in eine Arbeitsgruppe ausgelagert. Die Erneuerbare-Branche ist bereit, die Arbeitsgruppe zu unterstützen, die bereits im Dezember erstmals tagen soll. Gleichzeitig müssen die Berechnungen zur Erreichung der Klimaziele und konkret der Ausbau der Erneuerbaren natürlich im groben Gleichklang mit der Abschaltung von Atom- und Kohlekraftwerken erfolgen. Während bei den AKW´s die konkreten Zeitpläne stehen, hat die Regierung mit der Verschiebung der Ergebnisse der Kohlekommission auf Januar/Februar auch die Berechnungsgrundlage für den Ausbau der Erneuerbaren Energien aufgeschoben. <
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07.12.2018
SolSys - Solarbasierte Versorgungskonzepte für Wohngebäude
Am 21. November hatte das Projekt “SolSys“ zum Abschlussworkshop nach Berlin geladen. Im Rahmen von “SolSys“ wurden auf Solarenergie basierende Energieversorgungskonzepte für Wohngebäude analysiert. Wärme und Strom wurden dabei parallel betrachtet. Ziel war, Konzepte für einfach zu implementierende Paketlösungen zu erarbeiten. Damit wollten die Projektpartner, die Technische Universität Braunschweig, das Fraunhofer ISE aus Freiburg und das SWT Stuttgart, einen deutlichen Anschub für den Markt von solar basierten Versorgungskonzepten für Wohngebäude erreichen. Sie beziehen sich dabei sowohl auf EFH als auch auf MFH.
Beim Abschluss-Workshop erläuterten die Projektpartner zum einen das Monitoring von Systemen aus sechs verschiedenen Ein- (4) und Mehrfamilienhäusern (2) sowie Sensitivitätsuntersuchungen anhand von Simulationen. Von einem ganz anderen Fachgebiet der Uni Braunschweig wurde eine Umfrage zu Akzeptanz und Nutzung von Solarsystemen präsentiert. Über 300 Personen in drei Städten wurden zum Einsatz und zu ihrer Einschätzung von Solaranlagen (PV und Thermie) befragt.
Es hatte vor alle der erste Punkt auf der Agenda in die Veranstaltung gelockt: „Bewertungsmaßstäbe und -kriterien solarbasierter Energieversorgungskonzepte“ Darauf wurde in den verschiedenen Vorträgen nicht wirklich eine Antwort gefunden. Die Ergebnisse im Rahmen des Endberichtes werden erst in der ersten Jahreshälfte 2019 veröffentlicht, so dass mir bisher nicht klar ist, ob hier von dem Projekt neue (und bestenfalls praxisrelevante) Ansätze entwickelt wurden. Die Analysen der Beispiel - Häuser waren sehr spezifisch auf die Fälle bezogen. Die dort gewählte Bewertung anhand von Strom und Wärme führte zu kontroversen Diskussionen. Wenn bei einem Vergleich von Solarthermie-Anlagen und PV-Anlagen die Stromnutzung (und -erzeugung) mit bewertet und mit den Emissionen des Deutschen Strommixes gerechnet wird, dann hat die Thermieanlage wenig Chancen das Rennen zu machen.
Auch wenn man sich schon ausführlicher mit dem neuen Energieforschungsprogramm beschäftigt hat, konnte Frau Krüger vom Projektträger Jülich die Aufmerksamkeit nochmal verstärkt darauf lenken, wieweit sich die Fördermöglichkeiten mittlerweile in die Anwendungsbereiche hineinbegeben, was an dem Fokus Reallabore sehr deutlich wird. Wer die Solarthermie in dem Forschungsprogramm sucht, findet diese im Gebäude- und Quartiersbereich des Programms versteckt.
Berit Müller
07.12.2018
It's too darn hot: Von der Herausforderung ein unkonventionelles Buch zu übersetzen
Lesestoff für jeden und für die Liebsten eines jeden Nicht nur zu Weihnachte: Dieses Buch möchte man allen Politikern in die Hand drücken - und jedem Zweifler! Das schrieb Susanne Jung vom Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. erst vor wenigen Tagen über den "Tollhauseffekt". Seit Juli ist das Buch auf dem Markt. Dank großer Nachfrage ist deutsche Ausgabe der Ende Juni 2018 in den USA erschienenen Taschenbuch-Ausgabe von "The Madhouse Effect", einem Gemeinschaftswerk des Klimaforschers Michael E. Mann und des Karikaturisten Tom Toles, mittlerweile in der zweiten Auflage erschienen.
Aber nicht nur der Zuspruch ist erfreulich hoch, auch die Rezensenten des Buches, ein mittlerweile durchaus illustrer Kreis, äußerten sich überwiegend sehr positiv. Hier finden Sie eine ausführliche Übersicht der Buchbesprechungen, die Liste wird stetig aktualisiert. Selbst das "Institute of Translation and Interpreting" der britische Berufsverband für praktizierende Übersetzer, Dolmetscher und Sprachdienstleister, berichtete schon darüber.
Das US-Amerikanische Original erschien bereits 2016, kurz vor der Wahl Donald Trumps. Als sich die Übersetzer Matthias Hüttmann und Herbert Eppel ans Werk machten, stürzten die ersten Meldungen über die rückwärtsgerichtete Politik aus Washington über die Welt herein. Das machte das Buch einerseits umso interessanter, andererseits konnte man vermuten, dass sich schon während des Übersetzens einiges überholt hatte. Das dachte sich vermutlich auch Michael Mann, so dass er zeitgleich an einem "post-election"-Kapitel arbeitete. Das erwies sich im Nachhinein als eine glückliche Fügung, da die deutschen Leser die deutsche Ausgabe sogar noch vor dem Original erwerben konnten. Aktueller geht es wohl kaum. Die deutsche Ausgabe schmückt dazu zusätzlich auch noch ein Vorwort des deutschen Klimaforschers Stefan Rahmstorf.
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07.12.2018
Der Ausbau der Gasinfrastruktur verschärft die Klimakrise
Während die Kohlekommission alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, wird in der Energiewirtschaft vom „Fuel Switch“, also dem Austausch des Brennstoffs Braunkohle gegen Erdgas, gesprochen. Dieser würde die Versorgungssicherheit gewährleisten und die CO2-Emissionen senken, wird behauptet. Das sei die passende Brückentechnologie, so das gängige Narrativ. Beim Verbrennen von Erdgas entsteht zwar weniger CO2 als bei anderen fossilen Energieträgern. Durch das höhere Wasserstoff/Kohlenstoff-Verhältnis wird um bis zu 25 % weniger Kohlenstoffdioxid erzeugt. Doch zusammen mit den sogenannten Vorkettenemissionen, die in Form von Leckagen bei der Förderung und dem Transport auftreten, ist es kein Deut besser als Kohle. Denn Methan wirkt in den ersten 20 Jahren seiner Verweildauer in der Atmosphäre fast 90 mal klimaschädlicher als CO2.
Betrachtet man dies alleine aus deutscher Perspektive, bleibt die Problematik verborgen. Vor allem in den USA, aber auch in anderen Ländern wie etwa Russland, wo neben der konventionellen Erdgasförderung immer mehr Schiefergas mit der Frackingmethode gefördert wird, ist die Situation kritischer. In den USA sind Studien zufolge die Vorkettenemissionen rund dreimal so hoch wie in Europa. Hinzu kommt, dass Fracking-Gas im Gegensatz zu konventionellem Erdgas, das als trocken bezeichnet wird, aus sogenanntem Nass-Gas besteht. Das gefrackte Schiefergas enthält einen höheren Anteil an Ethan, der bis zu 15 Prozent betragen kann. Es dient als Grundstoff zur Plastikherstellung. In den USA entstand daher in den letzten Jahren ein Ethanmarkt, der mehr und mehr das bisher verwendete Ölderivat Naphta verdrängt. Ethan aus Frackinggas ist kostengünstiger als Naphta.
Das ist der Grund, warum die Bundesregierung neben dem westeuropäischen Erdgas und dem aus den GUS-Staaten das US-Fracking-Gas in Form von LNG per Tankschiffe importieren und im Binnenland verteilen will. Es bietet, neben der Nutzung als Brennstoff zusätzlich für die petrochemische Industrie neue und profitable Marktperspektiven. Die Plastikindustrien in den USA, aber auch in England, haben längst vorgemacht, wie sich über die Mehrfachverwertung von nassem, gefracktem Erdgas neue Geschäftsfelder etablieren lassen. „Fracking 4 plastik“ formulierte denn auch eine Stellungnahme der Antifracking-Organisation „Food & Water Europe“ diesen neuen Verwendungszweck von Erdgas.
Anstatt den Ausbau der Erneuerbaren Energien in allen Sektoren zu intensivieren und die Erneuerbaren zum Kohlenachfolger zu erklären, werden die Erneuerbaren in Deutschland von der Bundesregierung nach wie vor gedeckelt. Neben der im Bau befindlichen Nord Stream 2 Pipeline soll zusätzlich eine LNG-Infrastruktur aufgebaut werden. Mit dieser Konzentration auf Erdgas werden die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht erreicht werden können, wenn zukünftig neben der individuellen Wärmeerzeugung mit Erdgasbrennwertkesseln Erdgas auch als Kohlenachfolger in der Stromerzeugung eingesetzt wird. Vor allem wenn im Rahmen großer Fernwärmenetze erdgasbetriebene Blockheizkraftwerke für die Ausweitung der Kraft-Wärmekopplung sorgen sollen.
Betrachtet man zusätzlich den Expansionskurs der Plastikindustrie auf Ethanbasis, wird klar, von einer Brückentechnologie kann nicht die Rede sein. Im Gegenteil, es wird global auf einen exorbitant höheren Gasverbrauch und eine weitaus größere Klimabelastung für die nächsten fünfzig Jahre hinauslaufen. Und was macht die Bundesregierung auf der Klimakonferenz in Katowice? Nichts, was sich wesentlich von dem unterscheidet, was die Autoindustrie vorgemacht hat: verschleiern, lügen und betrügen.
Klaus Oberzig
07.12.2018
Umweltverbände und Bürgerinitiativen gegen Flüssiggas (LNG)-Terminal in Niedersachsen
Das geplante Flüssiggas (LNG)-Terminal in Niedersachsen torpediert die Klimaschutzverpflichtungen und führt zu Investitionsruine: Gegen die Pläne der niedersächsischen Landesregierung, den Bau eines Flüssiggas-Terminals in Stade oder Wilhelmshaven zu unterstützen, formiert sich großer Widerstand. Fast 50 Bürgerinitiativen, Umwelt-, Ärzte- und Erneuerbare-Energien-Verbände haben in einer ausführlichen Stellungnahme die ökologischen und ökonomischen Gründe gegen angedachte LNG-Terminals (englisch: liquefied natural gas) im Norden Deutschlands dargelegt.
Die Landesregierung wirbt für das LNG-Terminal, das mit staatlichen Subventionen gefördert werden soll. Die InitiatorInnen der Stellungnahme hingegen betonen: „Öffentliche Fördermittel in Millionenhöhe sollen in ein LNG-Großprojekt mit einer ökonomischen Lebenszeit von mindestens 30 Jahren fließen, für das es keinen volkswirtschaftlichen Bedarf gibt. Die Flüssiggas-Terminals in Europa sind schon jetzt nicht ausgelastet. Die anstehenden Investitionsentscheidungen sollen für Zeiträume erfolgen, in denen aufgrund des fortschreitenden Klimawandels eine radikale Abkehr von fossilen Brennstoffen unumgänglich ist. Deutschland ist bereits überversorgt mit Gas und muss noch vor 2050 vollständig dekarbonisiert werden.“
Die Initiativen und Verbände machen darauf aufmerksam, dass Erdgas nur ein weiterer fossiler Energieträger ist, auf den wir wegen seiner klimaschädigenden Wirkung dringend verzichten müssen. Berücksichtigt man neben dem beim Verbrennen entstehenden CO2-Ausstoß auch die bei Förderung und Transport entweichenden Methan-Emissionen, fällt die Klimabilanz von Erdgas schlecht aus. Handelt es sich um Schiefergas, das mit Hilfe von Fracking gewonnen wurde, ist die klimaschädliche Wirkung in der gesamten Produktionskette noch wesentlich größer.
Eine Unterstützung für den Import von Flüssiggas – und dies auch noch mit öffentlichen Fördermitteln – liefe den verbindlich beschlossenen Klimaschutzzielen auf Bundes- und Landesebene sowie den Vorgaben des Pariser Abkommens zuwider, betonen die Verbände. Sie verweisen dabei auch auf aktuelle Forschungsergebnisse, die zeigen, dass der Umstieg auf LNG im Transportsektor nicht dazu geeignet ist, die Klimaziele zu erreichen.
Voraussichtlicher Hauptabnehmer des LNG in Stade wäre der Chemiegigant Dow Chemical. Das vorrangig aus den USA stammende LNG würde für den Betrieb der energieintensiven Anlagen vor Ort und als Rohstoff für Plastik und andere petrochemische Produkte genutzt. Angesichts der gravierenden negativen Auswirkungen auf den Klima- und Umweltschutz sowie der Gefahr der Schaffung von Investitionsruinen fordern die InitiatorInnen der Stellungnahme, dass das Projekt neu evaluiert wird. Zu diesem Zweck müsse es ein öffentliches Beteiligungsverfahren und eine Strategische Umweltprüfung geben. Vor Abschluss einer Bewertung, die alle Umwelt- und Gesundheitsaspekte berücksichtigt, dürfen keine öffentlichen Fördermittel fließen, fordern die UnterzeichnerInnen des Briefs. Die DGS unterstützt diese Initiative ausdrücklich.
Offener Brief/Stellungnahme zum geplanten LNG-Terminal in Niedersachsen
Ansprechpartner: Andy Gheorghiu (Food & Water Europe), agheorghiu(at)fweurope.org
07.12.2018
Kleiner Medienspiegel
BINE Informationsdienst endet am 31. Dezember 2018: Welch politische Botschaft! Ist der öffentliche Auftrag von BINE erfüllt, wohl kaum. Herausforderungen gibt es mehr denn je! Mit einer lapidaren Meldung informierte man darüber, dass der Informationsdienst von FIZ Karlsruhe zum Jahresende ausläuft. Auch wenn das Hauptportal des BINE Informationsdienstes voraussichtlich für weitere zwei Jahre noch online zur Verfügung steht und die Fachportale zu Netze, Speicher, Industrie und Kraftwerke, die bisher von BINE-Mitarbeitern redaktionell betreut wurden, ebenfalls noch weitere zwei Jahre im Netz bleiben, sind wir wegen dieser Entscheidung in der Redaktion (nahezu) sprachlos. Das geht sicherlich vielen so. Den Wissenstransfer welcher vielen durch BINE zuteil wurde, kann gar nicht quantifiziert werden, er ist einfach zu groß. Auch wenn man schon vor längerem über das nahe Ende von BINE informiert war, sind wir über die Entscheidung den Informationsdienst einzustellen, immer noch schockiert. Es fragt sich, wie Entscheidungsträger auf die Idee kommen können, dass der öffentliche Auftrag von BINE erfüllt sein könnte. Herrscht gar der Eindruck vor, es gäbe es nichts Berichtenswertes aus Wissenschaft und Forschung mehr? An Geldnot auf Seiten der öffentlichen Hand kann es ja kaum liegen: http://www.bine.info/index.php?id=23&no_cache=1&typ=34&artikel=3726
Großbritannien: Glutsommer werden "normal": Nach einem Bericht der BBC geht das Met Office, der nationale meteorologische Dienst des Vereinigten Königreichs, davon aus, dass um 2050 ein Hitzesommer wie der diesjährige Alltag statt Ausnahme sein könnte. Lag das Risiko für einen solchen Extremsommer in den 1990er Jahren noch bei weniger als 5%, so liegt es heute bereits bei 15-20%. Zudem würde der Niederschlag um rund 50% sinken. Bis 2070 könnten die Sommer sogar um 5,4° C heißer sein als der Durchschnitt der Jahre zwischen 1981 und 2000, wenn sich die Treibhausgasemissionen weiter erhöhen würden. Selbst bei niedrigen Emissionen würde laut der aktuellem "UK Climate Projections" die durchschnittliche Jahrestemperatur Großbritanniens bis 2100 um bis zu 2,3° C steigen. Die Winter könnten 2070 bis zu 4,2° C wärmer, aber auch regnerischer sein - im schlimmsten Szenario um 35% bis 2070. Dazu käme der Anstieg des Meeresspiegels, der im Jahre 2100 in London 1,15 Meter betragen könne: https://www.bbc.com/news/science-environment-46343103
E-Autos bereits heute besser: E-Autos emittieren schon heute während ihres gesamten Lebenszyklus weniger Treibhausgase und Luftschadstoffe als ihre fossile Konkurrenz. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) hervor. Danach sind die Treibhausgasemissionen von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) unter Zugrundelegung des heutigen EU-Energiemixes und über den gesamten Fahrzeuglebenszyklus um etwa 17 bis 30% niedriger sind als die von Benzin- und Dieselfahrzeugen. Da die CO2-Emissionen des EU-Energiemixes in den kommenden Jahren sinken werden, könnten auch die Lebenszyklusemissionen eines durchschnittlichen E-Autos bis 2050 um mindestens 73% sinken. Dazu kommt, dass bei BEVs die meisten Emissionen bereits bei der Herstellung anfallen - u.a. durch die Rohstoff-Gewinnung und -Verarbeitung (Kupfer, Nickel, Lithium, Kobalt). Nach Ansicht der EEA ließen sich diese Emissionen durch Recycling bzw. eine Kreislaufwirtschaft deutlich minimieren. Dennoch würden auch die E-Autos nicht völlig umweltfreundlich, da sie wie alle Fahrzeuge Feinstaub in Form Reifen- und Straßen-Abrieb emittieren. Generell sei der Verkehrssektor in der EU nicht auf dem richtigen Pfad, da die Treibhausgasemissionen seit 2014 steigen würden, so dass das Jahr 2017 vermutlich um 28% über dem Niveau von 1990 liege: https://www.eea.europa.eu/publications/electric-vehicles-from-life-cycle
Hälfte der Heim-Ladestationen mit Schwächen: Der ADAC hat Heim-Ladestationen für Elektroautos unter die Lupe genommen. Bei den Wallboxen mit einer Ladeleistung von 3,7 bis 22 kW und Preisen zwischen 300 und 2.000 Euro wurden die Zuverlässigkeit beim Laden, die Bedienung und die Sicherheit untersucht. Das Testergebnis brachte große Unterschiede zutage. Zwar erhielten immerhin sechs Boxen die Noten gut oder sehr gut. Drei haben aber so große Schwächen, dass sie als gerade noch ausreichend und nicht empfehlenswert eingestuft wurden. Drei weitere Geräte sind laut Test für den Benutzer gefährlich und damit als mangelhaft durchgefallen. Gewarnt wird vor den beiden im Internet erhältlichen Billiggeräten. Andreas Habermehl vom Zentralverband der elektrotechnischen Handwerke, der die Tests fachlich begleitet hat, verwies darauf, dass sich die Geräte bei einer Fehlermeldung des Autos nicht abschalten: https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/tests/wallbox/
Monatliches Klima-Update: Der Copernicus Climate Change Service (C3S) veröffentlicht monatlich die globale Durchschnittstemperatur der Luft. Der C3S wird vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen (EZMW) implementiert. Neben den monatlichen Klimadaten stellt er weitere Klimavariablen zur Verfügung. Alle Forschungsergebnisse basieren auf Computeranalysen, die Milliarden von Klimamessungen von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen auf der ganzen Welt auswerten. In der aktuellen Auswertung (November 2018) findet man folgende Aussagen: 1.: Weltweit lagen die Temperaturen im November mehr als 0,4°C über dem Durchschnitt, verglichen mit der Zeitspanne von 1981 bis 2010. 2.: Generell waren in Europa die Temperaturen überdurchschnittlich hoch, insbesondere in Nordskandinavien und rund um den Spitzbergen-Archipel. 3.: Die Temperaturen im Nordwesten Nordamerikas waren weit über dem Durchschnitt, im mittleren und östlichen Teil des Kontinents herrschten dagegen deutlich unterdurchschnittliche Temperaturen. Weitere Informationen und hochauflösende Grafiken: https://climate.copernicus.eu/surface-air-temperature-november-2018
Vonovia will Modernisierungen reduzieren: Der größte deutsche Wohnungskonzern hat angekündigt, energetische Sanierungen von Immobilien deutlich zu reduzieren. Wie der Vorstandsvorsitzende Buch der Deutschen Presse-Agentur erklärte, sei eine dramatisch zurückgegangene gesellschaftliche Akzeptanz für die oft damit verbundenden Mietsteigerungen der Hintergrund für diese Entscheidung. Deshalb wolle man die Investitionen in diesem Bereich um rund 40 Prozent kürzen. – Der Vonovia-Konzern steht wegen teils deutlicher Mieterhöhungen im Zuge von Modernisierungen in der Kritik. Die Vonovia SE wurde 2001 als Deutsche Annington Immobilien AG, kurz DAIG, gegründet. Mit 486.531 eigenen und für Dritte verwalteten Wohnungen ist sie das größte Wohnungsunternehmen und der größte private Vermieter Deutschlands. Unter den weltgrößten börsennotierten Unternehmen belegt die Vonovia SE Platz 641 (Stand: Geschäftsjahr 2017). Das Unternehmen kam Mitte 2018 auf einen Börsenwert von ca. 24 Mrd. US-Dollar: https://www.deutschlandfunk.de/immobilienmarkt-vonovia-will-modernisierungen-reduzieren.1939.de.html?drn:news_id=953284
Regionale Entwicklung mit Bürgerenergie: Das Bündnis Bürgerenergie hat im Rahmen des BBEn-Konvents 2018 am 23. November seinen neuen Bericht "Regionale Entwicklung mit Bürgerenergie" präsentiert. Er stellt systematisch dar, welche Vorteile Bürgerenergieprojekte für die regionale Entwicklung haben. Bürgerschaftliches Energie-Engagement erhöht nicht nur die Akteursvielfalt, sondern ist eine gänzlich alternative Herangehensweise an wirtschaftliche Projekte. Sofern Menschen die Möglichkeit erhalten, ihre Belange selbst in die Hand nehmen zu können und damit lokale Teilhabe ermöglicht wird, entsteht eine starke Zivilgesellschaft. Transparenz und Mitbestimmung schaffen eine demokratische Form des Wirtschaftens. Und aufgrund der fast flächendeckenden Verfügbarkeit von Erneuerbaren Energien ist die regionale Wertschöpfung weit gleichmäßiger verteilt als bei einer zentral organisierten Energiewirtschaft. BBEn will spricht sich für deutlich mehr Dezentralität aus und propagiert ein dezentrales und zelluläres Energiesystem aus. BBEn lehnt eine zentrale Regelung und Steuerung ab. https://www.buendnis-buergerenergie.de/fileadmin/user_upload/downloads/Bericht_2018/Bericht_Buergerenergie18_WEBV06.pdf
Bürgerenergieprojekt 2018:Gewinner gekürt. Im Rahmen des BBEn Konvents 2018 wurden am 24. November die drei Gewinnergesellschaften des diesjährigen Wettbewerbs auf dem Bürgerenergie-Konvent in Wittenberg gekürt. Vor rund 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zeichneten Beate Petersen und Dominique Saad stellvertretend für die Jury die drei Gesellschaften als BürgerenergieProjekte 2018 aus. Für Ihre Gesellschaften nahmen Laura Zöckler (HEG Heidelberger Energiegenossenschaft eG), Ulrich Hahn (pro regionale energie eG) und Jan Reuter (Solar Powers e.V.) die zugehörigen Urkunden entgegen und stellten sich und ihre Gesellschaften dem anwesenden Publikum noch einmal vor. Lesen Sie hier den ausführlichen Beitrag zur Auszeichnung der diesjährigen Gewinner: https://www.klimareporter.de/advertorials/das-sind-die-gewinner-beim-buergerenergieprojekt-2018
Götz Warnke / Matthias Hüttmann / Klaus Oberzig