26.10.2018
Ladetechnik-Vorstellungen auf der eMove
In der vergangenen Woche fand auf dem Messegelände in München die Mobilitätsveranstaltung eMove360 statt. Das Spektrum der Messe umfasst die Bereiche Elektromobilität sowie vernetztes und autonomes Fahren. Wer hier eine Vielzahl von Elektrofahrzeugen erwartet hatte, wurde enttäuscht. Als bekannte große Fahrzeughersteller hatten nur Tesla und e.Go größere Stände, andere Hersteller fehlten. Auch die namhaften Zulieferer der Automobiltechnik waren nicht vertreten. Dafür einige Neuigkeiten – auch im Rahmen des eMove-Awards, die als gute Ideen Erfolg versprechen.
So entwickelt die Firma Easelink aus Graz derzeit einen Ladebalg, der von den E-Auto-Herstellern im Unterboden der Fahrzeuge eingebaut werden soll. Auf dem Garagenboden wird die dazugehörige Ladeplatte fest verschraubt und angeschlossen. Wird das Fahrzeug in der Garage abgestellt, senkt sich der Kabelbalg auf die Platte und es kann direkt mit bis zu 22 kW AC steckerlos geladen werden (Bild1). Ziel von Easelink ist es, im Jahr 2021 in Serie zu gehen. Gegenüber dem induktiven Laden kann hier eine deutlich höhere Ladeleistung realisiert werden.
Die Firma Intech aus Garching bei München stellte einen umgerüsteten klassischen Linienbus der Stadtwerke Landshut vor, der unter der Markenbezeichnung Etrofit vom Dieselbus auf Elektroantrieb umgerüstet wurde. Beim Umbau werden Motor, Getriebe und Hinterachse ausgebaut und durch eine Antriebsachse mit Elektromotor ersetzt. Batterien sowie neue Heiz- und Klimatechnik werden auf dem Dach angebracht. Nachdem derzeit nur wenige Elektrobusse von den großen Herstellern lieferbar sind, schafft diese Umrüstung für Kommunen die Chance, trotzdem eine rasche Umrüstung des öffentlichen Nahverkehrs zu erreichen.
Auffällig auf der Messe war die große Anzahl von Anbietern von Ladetechnik aus Belgien und den Niederlanden. Bei den Ladelösungen steht Flexibilität im Vordergrund: Immer mehr verschiedene und einfachere Abrechnungssysteme, Ladeleistungen und automatische Steuerung der Ladung von verschiedenen Fahrzeugen bei Ladeparks mit vielen Ladepunkten. Auch der Komfort des Nutzers steht im Fokus. Dazu hat der niederländische Anbieter Juice in seinem modularen Baukasten intelligenter Lademöglichkeiten nun auch ein System integriert, das keine Ladekarten mehr benötigt – das Fahrzeug wird per Kamera und Kennzeichenerkennung identifiziert und der Ladepunkt entsprechend freigeschaltet. Ist das ankommende Fahrzeug nicht berechtigt, so leuchtet im Display der Ladesäule ein Halteverbotsschild auf.
Eine V2G-Ladestation wurde von Enovates gezeigt, als V2G wird der Energieweg von Vehicle-to-Grid, also die Rückspeisung von Strom aus der Fahrzeugbatterie in das lokale Stromnetz verstanden. Das Gerät kann in beide Richtungen 10 kW Leistung übertragen und ist mit einem Chademo-Stecker ausgestattet. Laut Standpersonal ist ein Einsatz in Deutschland wohl innerhalb von größeren Arealnetzen (z.B. Gewerbepark, Firmengelände) möglich. Eine Rückspeisung ins öffentliche Netz ist regulatorisch in Deutschland nicht erlaubt. Zu diesem Thema hat abseits der Messe in dieser Woche auch Mobilty House eine Lösung vorgestellt; deren Ladelösung ist nach eigenen Angaben mit einem Nisssan Leaf nun sogar für Regelleistung präqualifiziert.
Ego-Mobile aus Aachen zeigte neben der Vision Emove auch die aktuelle Version des Prototypen vom Ego-Life, einem Kleinwagen, der auch auf dem Testgelände für Probefahrten bereitstand. Das Fahrzeug ist mit drei verschiedenen Leistungen vorgesehen (20/40/60 kW), auch die Batteriegrößen (15/18/24 kWh) unterscheiden sich, das Leergewicht liegt aber immer unter 1.000 Kilogramm, damit ist die Sportlichkeit des Wagens gesichert. Im kommenden Jahr soll die Produktion des Elektroautos beginnen.
Jörg Sutter