06.04.2018
SolarRebell – die Rebellion ist noch längst nicht zu Ende
Mit dem neuen Standard für steckbare Solargeräte ist ein Durchbruch für eine demokratischere und regenerativere Energieversorgung erreicht worden. Seit der Änderung der DIN VDE 0100-551 im Herbst vergangenen Jahres können Laien stromerzeugende Geräte in jedem Stromkreis normgerecht anschließen. Mit den Minisolaranlagen kann sich endlich auch die Gruppe der Mieter in Deutschland an der Energiewende aktiv beteiligen. Aber auch wenn mit der DIN VDE 0100-551-1 die wichtigste Norm geöffnet wurde, tangieren die steckbaren Solargeräte mindestens noch zwei weitere Normen, um die nach wie vor gekämpft wird. Zum einen läuft bei dem Gremium der VDE 0298-4 seit Juni 2017 eine Anfrage bezüglich einer Bagatellgrenze. Zum anderen werden in den nächsten Monaten fast eintausend Einsprüche auf die VDE-AR-N 4105: 2017-07 verhandelt. Dabei wird es darum gehen, ob die Netzbetreiber im Forum Netztechnik / Netzbetrieb im VDE (FNN) bereit sind, den EU Netzkodex 2016/631 in Form eines vereinfachten Meldeverfahrens umzusetzen. Dieser impliziert für Anlagen bis 800 Watt vereinfachte Regelungen. Dazu kommt die Neuerstellung einer Produktnorm für diese Geräteklasse, die von der DGS beantragt wurde. Denn auch die Hersteller wollen wissen, wie sie ihre Produkte ausstatten und konfektionieren sollen.
Der Widerstand der Netzbetreiber im FNN zeigt, dass es nach wie vor darum geht, Markteintrittsbarrieren für dezentrale Erzeugungsgeräte zu errichten bzw. zu erhalten. Auch wenn der Betrieb von steckbaren Solargeräten ganz klar außerhalb ihrer Befugnisse liegt, kämpfen sie um jedes Kilowatt, das sie durch ihre Netze jagen können. Denn solange ihr Geschäft nach den Quantitäten der Strombelieferung bezahlt wird, haben vor allem die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) keinerlei Interesse an der Dezentralisierung. Die Verteilnetzbetreiber haben unter dem Druck der großen vier ÜNB für sich noch keine neue Rolle in der Energiewende gefunden, und vertreten keinen einheitlichen Standpunkt. Auch wenn die Strommengen, die durch steckbare Solargeräte erzeugt werden, vorerst scheinbar gering ausfallen, haben sie eine politische Bedeutung.
Die Mini-PV-Anlagen können der Solarisierung einen neuen Schub in den Städten verleihen, den die in die Defensive geratene Bürgerenergie dringend benötigt. Es geht hierbei um eine Ausweitung auf neue Bevölkerungsgruppen, die beim Strom, der bei ihnen „aus der Steckdose kommt“ nicht länger als passive Stromkunden jede Preissteigerung hinnehmen müssen. Dies hat vor allem deshalb eine Bedeutung, weil die großen Monopole mit ihrer Politik der Digitalisierung, also der Steuerung von Netzen und Verbrauchern, recht weit voran gekommen sind. Sie haben verstanden, dass die Beherrschung der Fluktuationen, welche die Erneuerbaren mit sich bringen, ein entscheidender Machtfaktor in der Zukunft sein wird. Wenn demnächst allen bundesdeutschen Haushalten zwangsweise Smart Meter auf Auge gedrückt werden sollen, mit denen der Verbrauch der Haushalte gesteuert und kontrolliert werden kann, wird die Existenz von Mini-PV-Anlagen, die sich dieser Kontrolle entziehen, ein wichtiger Faktor im Kampf gegen die Rekonstruktion der alten Monopolherrlichkeit sein.
Um den Bürgern und Mietern steckbare Solargeräte näher zu bringen, hat die DGS neben den Sicherheitsstandards nun eine Abhandlung mit dem wichtigsten Fragen zu diesen Geräten ausgearbeitet. Mit diesen sogenannten FAQ (frequently asked questions – also den häufigsten Fragen, die Benutzer und Interessenten haben) gibt die DGS nicht nur Antworten, sondern macht den nächsten Schritt, um den SolarRebell oder das Balkonkraftwerk, wie es andere nennen, weiter zu popularisieren. Darüber hinaus ist neben diesen FAQ eine vertiefende Expertenfibel in Arbeit, die demnächst auch zur Verfügung stehen wird.
Klaus Oberzig
Link zu den FAQ der DGS
Ausführliche Liste von Fragen und Antworten der DGS-Arbeitsgruppe PVplug
06.04.2018
Kommt die Atomkraftrückkehr?
Auf der Suche nach einer Begründung: Ein Hessischer Politiker löst wegen fehlender Übertragungstrassen eine Debatte um Atom-Verlängerung aus. Eine Atomrückkehr scheint nun nicht mehr ausgeschlossen? Selbst Grüne machen sich inzwischen Gedanken über noch längere Laufzeiten der Atommeiler (AKW) in Deutschland. Auch wenn Vordere der Ökopartei eine solche Revision des Atomausstiegs strikt ablehnen: Die Debatte könnte neu beginnen. Weil heute schon klar sei, dass die Hochspannungs-Gleichstromleitung (HGÜ) Südlink im Jahr 2022 nicht fertig sei, werde sich bald „die CSU in Bayern hinstellen und erklären: Damit in den Fabriken von BMW und Siemens nicht die Lichter ausgehen, müssen wir die Atomkraftwerke länger laufen lassen“. So zitierten dieser Tage mehrere Zeitungen den hessischen Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir. Zwar schob der Grüne nach: „Das kann nicht sein!“ Dennoch: Tarek Al-Wazir brachte damit einen Weiterbetrieb deutscher Atomkraftwerke erneut ins Gespräch, über den „endgültigen“ Ausstiegstermin 2022 hinaus. Wenn also selbst die Grünen über einen möglichen Wieder-Wieder-Wieder-…-Wiedereinstieg philosophieren, ist zu vermuten: Die ganze hiesige Politik ist mit einem solchen Szenario zumindest befasst.
Bisher hatten sich hauptsächlich AfD-Politiker für das Nichtabschalten der AKW ausgesprochen. Begründet hatten sie das nicht wirklich. Aber inzwischen dürfte feststehen: Weder der von Al-Wazir genannte Südlink als auch die in der Bundesnetzplanung ebenfalls ganz oben stehende HGÜ-Leitung (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung) Südostlink wird nicht bis zum Atomende 2022 fertig werden. Deren Bau wurde aber immer im Zusammenhang mit dem Abschalten der AKW begründet. Und vor allem für solche Trassen hat der Bundestag extra das NABEG, das Netzausbaubeschleunigungsgesetz beschlossen.Dennoch: Ob diese beiden und andere geplante Höchstspannungsleitungen überhaupt kommen, steht in den Sternen. Denn längst haben sich längs entlang der geplanten Trassen deren Gegner organisiert. Mit Gegengutachten oder Einwendungen versuchen sie, die Pläne zu stoppen. Im Gegenzug hat der vom Bund finanzierte „Bürgerdialog Stromnetz“ auf Detail-Fragen aus der Bevölkerung meist nur Standardantworten parat.
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06.04.2018
SONNENENERGIE 1|18: War der erste Januar ein Meilenstein für die Erneuerbaren?
Details machen de Unterschied: Anfang dieses Jahres wurde ein "Meilenstein in der Transformationsgeschichte des Energiesystems" bejubelt. Dieser euphorische Ausruf bezog sich darauf, dass laut den Messdaten der Bundesnetzagentur, der erzeugte Strom aus Erneuerbaren Energien einen Moment lang den kompletten Strombedarf Deutschlands decken konnte. Dies war zumindest auf der Internetseite Smard herauszulesen. Die dort veröffentlichten Daten geben einen aktuellen Überblick über das Geschehen am Strommarkt wieder.
Aber unabhängig von dem vermeintlichen historischen Moment sind die Zuwächse der Erneuerbaren wahrlich eine Erfolgsgeschichte. 2007 lag ihr Anteil in der öffentlichen Nettostromerzeugung bei gut 15%, heute sind es bereits knapp 40%. Um die Euphorie ein wenig zu bremsen, sollte man aber nicht vergessen, dass dies momentan nur den kleineren Teil unserer Energieversorgung ausmacht. Weil das gerne übergangen wird, ist im Koalitionsvertrag unserer möglichen neuen Regierung auch irreführendes zu lesen. So steht dort unter anderem wörtlich, dass man die Erneuerbaren Energien bis 2030 auf etwa 65 % ausbauen möchte. Kein Wort davon, dass es nur um den Stromanteil geht und Wärme damit nicht gemeint ist. Aber damit beschäftigt sich dieser Text erst einmal nicht.
100 % Erneuerbarer Strom
Betrachten wir zunächst die Grundlage der Meldung. Zu dem besagten Zeitpunkt, dem 01.01.2018 um 06:00 Uhr, gab es laut Smard einen Stromverbrauch von 40.955 MWh. Die Stromproduktion der Erneuerbaren lag zum gleichen Zeitpunkt - ohne Photovoltaik, es war noch dunkel - bei 41.009 MWh. 54 kWh, das ist äußerst knapp und auch nicht ganz richtig. Denn bei den visualisierten Stromdaten kann man zwar Erzeugung und Verbrauch in unterschiedlichen Auflösungen bis runter zu einer Viertelstunde ablesen, aber die physikalische Einheit ist falsch. Erinnern wir uns an den Physikunterricht, dann wissen wir das Arbeit Leistung mal Zeit ist. Das bedeutet in dem Fall, dass es um 06:00 Uhr keinen Stromverbrauch (der Begriff ist eigentlich schon falsch) in MWh, sondern höchstens eine abgerufene Leistung in MW geben konnte. Die Anzeige von Viertelstundenwerten ist auch deshalb besonders verwirrend, da dort MWh pro Viertelstunde angegeben werden. Für die tatsächliche Leistung muss alles mal vier genommen werden. Auch gibt es bei der installierten Erzeugungsleistung eine gewisse Dikrepanz. Smard gibt für die PV 41.25 MW an, auf der Homepage der Bundesnetzagentur sind es 42.98 MW. Aber unabhängig davon ist es auch wichtig zu erfahren, woher diese Daten eigentlich stammen, um sie letztendlich einordnen zu können. Von Seiten des Anbieters heißt es dazu: Die Daten stammen vom Verband der europäischen Übertragungsnetzbetreiber (ENTSOE). An ihn werden die Daten von den Übertragungsnetzbetreibern aufgrund einer EU Verordnung gesendet.
Als Vergleich betrachten wir deshalb eine andere, unabhängige Plattform, die Energy Charts des Fraunhofer ISE. Dort kann man die Leistung in GW (und nicht in MWh) ebenso detailliert ablesen. Verwunderlich ist, dass die Daten nicht die gleichen Werte haben. Für den besagten historischen Augenblick findet man eine elektrische Leistung der Erneuerbaren von 44,37 GW. Die Stromlast ist mit 40,95 GW, bis auf die physikalische Einheit, identisch. Daraus ist zu erkennen, dass es zu dem Zeitpunkt eine Überproduktion an Erneuerbaren Energien von 3,24 GW gab. Nur woher kommt die Diskrepanz der beiden Energiedaten bei der Erzeugung?
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06.04.2018
Weniger Todesfälle durch Klimawandel?
(KlimaLounge) Im Winter sterben mehr Menschen als im Sommer. Aber bedeutet das auch, dass durch die globale Erwärmung insgesamt das Sterberisiko sinkt?
In gemäßigten Breiten zeigen die Sterbefall-Statistiken eine deutliche Saisonalität. Mehr Menschen sterben in den kalten Wintermonaten als in den warmen Sommermonaten. In Europa beträgt der Unterschied zwischen den durchschnittlichen Todesfallzahlen im Winter (Dezember – März) und den restlichen Monaten des Jahres 10% bis 30%. Man könnte nun die simple Rechnung aufmachen: Wenn die Winter durch den Klimawandel milder werden, werden weniger Menschen durch kalte Witterung sterben. Aber ist es wirklich so einfach?
Diese Frage ist umso interessanter, weil ja auch bei Hitzewellen überdurchschnittliche Sterbefallzahlen auftreten. So waren zum Beispiel im Sommer 2003 nach Schätzungen bis zu 70 000 Todesfälle in ganz Europa auf die damals herrschende Rekord-Hitzewelle zurückzuführen. Bei fortschreitendem Klimawandel mit vermehrten und stärkeren Hitzewellen ist demnach mit einer Zunahme von ‚Hitzetoten‘ zu rechnen. Könnte nun aber diese erwartete Zunahme der hitzebedingten Sterblichkeit durch eine Abnahme der kältebedingten Sterblichkeit ausgeglichen oder sogar überkompensiert werden? Ist das womöglich eine der wenigen positiven Auswirkungen des Klimawandels?
Durch die Rekord-Hitzewelle im Sommer 2003 waren in Paris die Leichenhäuser überfüllt, und die Stadt musste gekühlte Zelte am Stadtrand aufstellen, um die vielen Särge mit Opfern unterzubringen. Sie richtete eine Hotline ein, wo Menschen nachfragen konnten, wo sie vermisste Opfer der Hitzwelle finden können. Foto: Wikipedia,Sebjarod, CC BY-SA 3.0.
Vor wenigen Monaten ist zu diesem Thema eine neue Studie in Lancet Planetary Health mit meiner Beteiligung veröffentlicht worden. Hier wurden zum ersten Mal umfassend für über 400 Städte in 23 Ländern Abschätzungen dazu gemacht, wie sich die temperaturbedingten Sterberaten durch Klimawandel verändern könnten. Bevor wir aber dazu kommen, welche Schlüsse sich tatsächlich aus dieser Studie über die möglichen Auswirkungen der globalen Erwärmung ziehen lassen, schauen wir uns zunächst einmal an, was grundsätzlich über den Zusammenhang zwischen Temperatur und Sterberisiko bekannt ist.
Das Sterberisiko steigt außerhalb eines optimalen Temperaturbereichs
Typischerweise finden epidemiologische Studien, die auf täglichen Zeitreihen beruhen, einen U- oder J-förmigen Zusammenhang zwischen mittlerer Tagestemperatur und dem relativen Sterberisiko. Außerhalb eines optimalen Temperaturbereichs steigt das Risiko zu sterben an, und das nicht nur in den gemäßigten Breiten sondern auch in den Tropen und Subtropen. Dabei ist die optimale Temperatur umso höher je wärmer das lokale Klima, denn offensichtlich sind die Menschen zumindest bis zu einem gewissen Grad gut an die vorherrschenden klimatischen Bedingungen angepasst. Auch wenn ‚kalt‘ und ‚warm‘ lokal also etwas unterschiedliches bedeuten können, zunächst einmal ist der einfache Schluss aus diesen statistischen Zusammenhängen: sowohl niedrige als auch hohe Außentemperaturen stellen ein Sterberisiko dar. Zu beachten sind aber noch ein paar weitere Aspekte.nicht?
lesen Sie den hier den vollständigen Gastbeitrag von Veronika Huber auf dem KlimaLounge Blog
06.04.2018
Mehr PV-Anlagen braucht das Land!
Die Sektion Niederbayern der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. erklärt 2018 symbolisch zum „Jahr der PV-Anlage“: Obwohl PV-Anlagen mittlerweile wieder Renditen von bis zu 7% erwirtschaften, ist der jährliche Zubau immer noch um 80% niedriger als in 2012. Bleiben die Zubauraten so niedrig, dauert es mindestens 170 Jahre, bis Deutschland die Wende zu 100% Erneuerbaren Energien schafft. Das ist eindeutig zu spät, findet die Sektion Niederbayern der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) und erklärt 2018 deshalb symbolisch zum „Jahr der PV-Anlage“. Ein kostenloser PV-Kompass mit den wichtigsten Informationen soll Laien durch den Anschaffungs- und Installationsprozess leiten.
Ungenutzte Dachflächen oder Balkongeländer sind für den Besitzer eine ungenutzte Strom- und Einnahmequelle und ein ungenütztes Stück Unabhängigkeit vom Strompreis. Doch leider gibt es diese „nackten“ Dächer und Balkone in Deutschland noch zur Genüge. „Ich kann nicht verstehen, warum so viele Leute keine PV-Anlage installieren.“, so Walter Danner von der DGS Sektion Niederbayern, „Photovoltaikanlagen sind wieder rentabel und für die Energiewende unverzichtbar!“. Eine PV-Anlage mit einer installierten Modulleistung von knapp 10 kWp kann ihrem Besitzer eine Rendite von über 7% erwirtschaften. Eine Kilowattstunde seines selbst produzierten Stroms kostet den PV-Besitzer dabei weniger als 7 Cent. Grund dafür sind die stark gesunkenen Modulpreise, die stetig steigenden Strompreise und die hohe Lebenserwartung der Module, die mittlerweile bei etwa 30 Jahren liegt. Dadurch wird besonders beim Eigenverbrauch des selbst erzeugten PV-Stroms eine hohe Wirtschaftlichkeit erzielt. Aber auch Volleinspeiseanlagen sind effektiv.
In der breiten Bevölkerung ist dieses Wissen jedoch noch nicht sehr weit verbreitet. „Eine PV-Anlage? Das rechnet sich doch gar nicht mehr, oder?“, diese Frage hören Solarteure mittlerweile ständig. Seit dem Ende des PV-Booms in 2012 sind die Zubauraten bei Photovoltaik um 80% auf jährlich weniger als 1,5 GWp gesunken. Laut Professor Volker Quaschning von der Technischen Hochschule Berlin, benötigt Deutschland allein bei der PV-Technologie eine installierte Modulleistung von 415 GWp, um die Wende zu 100% Erneuerbaren Energien zu schaffen. Bleibt die Zubaurate auf dem aktuell niedrigen Stand, wird dieses Ziel erst in etwa 245 Jahren erreicht.
Das ist eindeutig zu spät, findet die Sektion Niederbayern der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) und erklärt 2018 deshalb symbolisch zum „Jahr der PV-Anlage“.
Mit einem kostenlosen PV-Kompass soll Laien der Zugang zur Technologie „Photovoltaik“ erleichtert werden. Die handliche Broschüre liefert kurz und knapp die wichtigsten Informationen zum Thema Photovoltaik und leitet Schritt für Schritt zur eigenen PV-Anlage. Der PV-Kompass soll zur Anschaffung einer PV-Anlage animieren und durch den Anschaffungs- und Installationsprozess leiten. Erhältlich ist die handliche Broschüre im DinA6-Format im Büro der DGS Sektion Niederbayern in Reisbach (Tel.: 08734 93 977 16, Email: niederbayern@dgs.de), auf der Facebook-Seite der DGS Sektion Niederbayern, sowie bei allen teilnehmenden DGS-Fachfirmen. Außerdem kann der PV-Kompass als PDF hier direkt online angefordert werden.
PV-Kompass
Auch sonst legt die DGS Sektion Niederbayern ihren thematischen Fokus dieses Jahr verstärkt auf das Thema „Photovoltaik“ und möchte der Bevölkerung sowohl theoretische als auch praxisbezogene Möglichkeiten bieten, sich mit der Technologie zu befassen. Die neu gewonnene Wirtschaftlichkeit soll dabei verstärkt kommuniziert und somit indirekt ein Anstieg bei den Zubauraten von PV bewirkt werden. Die Energiewende soll so beschleunigt und die regionale Wertschöpfung durch selbst erzeugten und verbrauchten PV-Strom gefördert werden. Aktuelle Informationen zu den Aktionen und Veranstaltungen der DGS Sektion Niederbayern sind auf ihrer Facebook-Seite zu finden.
06.04.2018
Große Solarthermieanlage für Vorzeigeprojekt „Solarenergiedorf Liggeringen“
Das „Solarenergiedorf Liggeringen“ ist mit seinem regenerativen Nahwärmenetz ein Leuchtturmprojekt für die Region Radolfzell am Bodensee. Die Stadtwerke Radolfzell haben nun die Errichtung einer 1.100m² großen Solaranlage für eine umweltfreundliche Wärmebereitstellung beauftragt. Der Win-Win-Effekt für Bewohner und Wärmewende ist garantiert.
Durch den Bau des neuen Wärmenetzes in Radolfzell-Liggeringen am Bodensee erneuert sich ein ganzer Ortsteil. Seit Baubeginn im Herbst 2017 laufen die Erschließungsarbeiten für die Fernwärmeleitungen, welche die regenerativ gewonnene Wärme aus Solarthermie und Biomasse bereits diesen Winter zu den Hausbewohnern transportieren könnten. Das Vorzeigeprojekt der Stadtwerke Radolfzell beinhaltet auch ein Glasfasernetz. Fernwärmekunden erhalten dadurch eine leistungsfähige Datenverbindung. Der Großteil der Häuser wird derzeit mit oft veralteten Öl- oder Flüssiggaskesseln beheizt. 90 der 260 Hausbesitzer sollen noch dieses Jahr Nutznießer der ökologisch-smarten Wärmeversorgung werden.
Saubere Wärme von der solarthermischen Großanlage
Derzeit läuft das Genehmigungsverfahren zur Errichtung der Heizzentrale mit dem Biomassekessel und einer großen Freiflächen-Solarthermieanlage. Das Solarsystem mit einer Kollektorfläche von rund 1.100 m², was einer thermischen Leistung von rund 775 kW entspricht, soll bereits im Sommer 2018 errichtet werden. Es liefert jährlich etwa 470.000 kWh Wärme und deckt somit etwa 20% des jährlichen Bedarfs. Im Sommer wird die Solarthermie die Wärmeversorgung komplett alleine übernehmen. Ausnahme bleiben nur längere Schlechtwetterperioden. Wenn die Nutzerzahlen steigen, kann die Anlage ausgebaut werden. Entsprechende technische Vorbereitungen werden bereits bei der Errichtung getroffen.
Win-win Effekt für Bewohner und Wärmewende
Vor allem die Bewohner von Radolfzell-Liggeringen profitieren von dem Vorzeigeprojekt der Stadtwerke. Anreize werden auf mehreren Ebenen geschaffen: Attraktive Anschlusskosten samt Wärmevertrag kombiniert mit einem Glasfaseranschluss sparen nicht nur Kosten, Platz (im Heizkeller) und Zeit, sondern auch CO2-Emissionen für den Klimaschutz. Andreas Reinhardt fasst es so zusammen: „Dieses Vorhaben ist ein Leuchtturmprojekt für die Stadtwerke und die Region. Es ist mit der Modernisierung eines ganzen Ortsteils verbunden. Seit 2014 stehen wir regelmäßig mit den Bürgern in Kontakt und tragen gemeinsam das Projekt. Es entsteht dadurch ein deutlicher Mehrwert für unsere Kunden und unsere Umwelt“.
Zur vollständigen Pressemeldung des Solarthermie-Spezialisten SOLID
06.04.2018
Warum klassische Sonnenhäuser immer noch ihre Berechtigung haben
Heizen mit Strom ist im Trend. Wärmepumpen in Kombination mit Photovoltaikanlagen sind nachgefragt. Haben klassische Sonnenhäuser mit ihren großen Solarwärmeanlagen da überhaupt noch eine Berechtigung und eine Zukunft? Lesen Sie unser Interview mit Georg Dasch, dem 1. Vorsitzender des Sonnenhaus-Instituts.
Herr Dasch, Heizen mit Strom, vor allem mit Photovoltaik und Wärmepumpe, ist im Trend. Warum sollte heute überhaupt noch jemand ein Sonnenhaus mit einer großen Solarthermie-Anlage bauen?
Georg Dasch: Das klassische Sonnenhaus-System ist heute schon mit 100 Prozent regenerativer Heizenergie möglich. Ein gutes Sonnenhaus hat die niedrigsten Heizkosten bei einer geringen Komplexität der Anlage. Der Vorteil der Solarwärme besteht in den geringen spezifischen Speicherkosten und der Langlebigkeit von Wärmespeichern mit Wasser als Medium.
Also keine Photovoltaik auf dem Sonnenhaus?
Dasch: Ich habe schon bei meinen ersten Sonnenhäusern zusätzlich zur Solarthermie-Anlage Solarstrommodule mit in das Dach integriert. Damals waren sie zur Volleinspeisung, heute wird der Strom im Haushalt mitverbraucht. Die Kombination von Solarthermie, Nachheizen mit Biomasse und die Stromversorgung für Haushalt und Mobilität über eine Photovoltaikanlage ermöglichen ein Maximum an Eigenversorgung mit Solarenergie.
Um mindestens 50 Prozent Heizenergie von der Sonne zu erreichen, muss die Solarwärme zwischengespeichert werden. Dafür ist ein Langzeitwärmespeicher nötig und der braucht Platz. Was hat sich hier getan?
Dasch: Ein Langzeitwärmespeicher ist dann nötig, wenn der solare Deckungsgrad die 50 Prozent überschreiten soll. Ein Speicher von acht Kubikmeter ermöglicht bei einem Einfamilienhaus Deckungsraten von ca. 70 Prozent. Der Platzbedarf ist also nicht mehr so groß. Außerdem kann der Speicher geschickt in das Gebäudeinnere integriert werden, zum Beispiel als optischer Blickfang im Flur, um den herum sich die Treppe in das Obergeschoss schlängelt.
Ist eine Holzheizung oder eine Gastherme das bessere Nachheizsystem in Sonnenhaus?
Dasch: Wenn das Ziel eine 100 Prozent regenerative, CO2 freie Energieversorgung ist, dann scheidet eine Gastherme aus. Wenn es darum geht, geringe Investitionskosten zu haben und ein Anteil fossiler Energieverbrauch toleriert wird, dann ist eine Gasheizung eine Option.
Das Sonnenhaus-Konzept wird immer häufiger in Mehrfamilienhäusern und Geschosswohnungsbauten eingesetzt. Meistens kommen große Solarthermie-Anlagen zum Einsatz. Wie kann sich die Solarthermie hier gegen Photovoltaik und Wärmepumpe durchsetzen?
Dasch: Der Vorteil der Solarthermie ist die Bereitstellung von Temperaturen jenseits der 60 Grad, was eine komfortable, hygienisch einwandfreie Versorgung mit Warmwasser ermöglicht. Mehrfamilienhäuser werden in der Regel mit Gasthermen oder Biomassekesseln beheizt. So lange im Nachheizsystem ein Feuer brennt, ist die Kombination mit einer großen Solarwärmeanlage sehr sinnvoll. Eine PV-Anlage auf dem Dach kann ja sonst die Heizkosten nicht senken. Wenn die Nachheizung mit einer Wärmepumpe geplant ist, dann ist die Entwicklung eines Photovoltaik-Wärmepumpenheizsystems sinnvoll.
Wird es in 20 Jahren noch klassische Sonnenhäuser mit Solarthermie geben?
Dasch: Auch in 20 Jahren wird es noch klassische Sonnenhäuser geben, weil sie technisch nicht überholt sind. Welche Technik neu eingesetzt wird, das will ich heute nicht beurteilen, weil bei der PV-Wärmepumpentechnologie noch viel Potential liegt. Wenn die Stromerzeugung ganzjährig regenerativ ist und Strom für ein paar Wochen gespeichert werden kann, dann muss man bewerten, was wirtschaftlicher ist: Strom oder Wärme zu speichern.
Quelle: Sonnenhaus Institut e.V.
06.04.2018
Kleiner Medienspiegel
Solarthermie in Deutschland mit 36 EUR/MWh auf Rekordtiefststand: Auf solarthermalworld.org findet sich ein Interview von Bärbel Epp mit Christian Holter, dem Geschäftsführer des österreichischen Systemlieferanten S.O.L.I.D.. Dort ist zu lesen, dass Betreiber mehrerer Gas-Kombikraftwerke der Bundesnetzagentur die endgültige Abschaltung ihrer Anlagen mitgeteilt haben. Hintergrund ist, dass diese Anlagen nicht mehr wirtschaftlich sind, da sie aufgrund eines hohen Anteils an kostengünstigem, erneuerbarem Netzstrom immer weniger Stunden laufen. Ihre Abschaltung führt zu einer Verknappung der Versorgung der deutschen Kommunen mit Wärmeenergie in den Fernwärmenetzen. Solarthermische Großanlagen mit saisonalem Speicher könnten dazu beitragen, die Lücke zu schließen: Big Solar Germany: Utility-scale solar heat at record-low 36 EUR/MWh
Bündnis Bürgerenergie (BBEn) startet Petition für mehr Rechte von Energie-Prosumern: Die Online-Petition fordert Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier auf, seine Blockadehaltung gegen neue europaweite Rechte von Energie-Prosumern aufzugeben. EU-Kommission und Europäisches Parlament fordern aktuell, dass alle Bürgerinnen und Bürger erneuerbaren Strom problemlos selbst erzeugen, nutzen und weiterveräußern können. Mit breiter Unterstützung der Bürgerenergie-Community will das BBEn den Bundeswirtschaftsminister dazu bewegen, diese Blockadehaltung zu beenden. Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner müssen oftmals schmutzigen Kohlestrom oder gefährlichen Atomstrom aus dem Netz beziehen – anstatt saubere Sonnenenergie vom eigenen Dach oder dem des Nachbarn zu nutzen. Das EU-Parlament will das ändern. Mit der Petition will das Bündnis Bürgerenergie dafür sorgen, dass die Bundesregierung ihre Blockadehaltung aufgibt und der visionäre Vorschlag des EU-Parlaments für mehr Prosumerrechte umgesetzt wird. Interessierte können die Petition auf der Kampagnenplattform WeAct unterstützen: Für mehr Rechte von Energie-Prosumern: Deutschland muss Blockadehaltung in der EU endlich aufgeben!
Neuer Bundestagsausschuss "Bau und Heimat": Der Bereich Bau war bisher im Bundestags-Ausschuss Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit beheimatet, passend zum bisherigen Bundesministerium für Umwelt und Bauen. Mit dem neuen Zuschnitt der Bundesministerien ergibt sich die Notwendigkeit auch die Ausschüsse im Bundestag thematisch anzupassen, bzw. im Falle des Bauens neu zu gründen. Nach der Bildung der neuen Bundesregierung soll der Bundestag noch einen zusätzlichen Ausschuss für die Bereiche Bau und Heimat bekommen. Das Gremium soll auch für Heimat und Regionalplanung zuständig sein. Noch nicht ganz klar ist, in welchen Bundesministerien die Themenbereiche energetische Gebäudesanierung, energetische Stadtsanierung bzw. Quartierssanierung sowie die entsprechenden Förderprogramme der KfW Bankengruppe und der Städtebauförderungbetreut werden: Bundestag: Neuer Ausschuss "Bau und Heimat" und kritische Oppositions-Anfragen
Fortschritte in der Perowskit-Forschung: Das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) hat herausgefunden, dass bei der Absorption von Licht gebundene Elektron-Loch-Paare entstehen können. Diese lassen sich für den Stromfluss leicht genug trennen und verstärken außerdem die Absorption. Das Blei in den Perowskit-Solarzellen wirkt sich nur schwach auf die Umwelt aus, meldet Oxford PV auf Grundlage einer entsprechenden Studie. Forscher des KIT haben gemeinsam mit Wissenschaftler des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung (ZSW) und der Ludwig-Maximilians-Universität München auf Perowskiten basierenden Dünnschicht-Tandem-Solarzellen untersucht. Herausgekommen seien neue Erkenntnisse zur physikalischen Natur der optischen Übergänge, über die in der Zeitschrift „Applied Physics Letters“ berichtetet wird: KIT und Oxford PV machen Fortschritte in der Perowskit-Forschung
Mehrfachsolarzelle auf Siliziumbasis mit 33,3 Prozent Wirkungsgrad: Forscher des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) haben gemeinsam mit der Firma EVG eine neue Mehrfachsolarzelle entwickelt, die genau ein Drittel der im Sonnenlicht enthaltenen Energie in elektrische Energie umwandeln kann. Die Forscher errecihten das durch 0.002 mm dünne Halbleiterschichten aus III-V-Verbindungshalbleitern, die auf eine Siliziumsolarzelle aufgebracht werden. Das sichtbare Licht wird effizient in einer ersten Solarzelle aus Gallium-Indium-Phosphid absorbiert, das nahe Infrarotlicht in Galliumarsenid und längerwelliges Licht schließlich in Silizium: Ein Drittel des Sonnenlichts in Strom wandeln
Brandenburg: 7 Mio. Euro für Energiespeicher: 1.000 Speicher heißt das Förderprogramm, das Brandenburgs Wirtschaftsminister Gerber auf dem dritten Energiespeichertag im GeoForschungszentrum Potsdam angekündigt hat. Im Rahmen eines Förderprogramms sollen 50 Prozent maximal aber 7.000 Euro der Anschaffungskosten für einen Energiespeicher übernommen werden. Damit sollen Privathaushalte noch in diesem Jahr bei der flexibleren Eigenstromversorgung durch eine PV-Dachanlage unterstützt werden. Schließlich sei die Region besonders vom Umbau des Energiesystems betroffen, vor allem wenn die Braunkohleverstromung auslaufe: Brandenburg: 7 Mio. Euro für Energiespeicher
Großes Potenzial für Erneuerbare Energie in der Industrie: Erneuerbare Energie deckt bislang mit knapp sechs Prozent nur marginal den Energiebedarf in der Prozesswärme und Prozesskälte. Dabei gibt es erhebliche technische Potenziale zur Dekarbonisierung der Industrie. Das ist das Ergebnis eines Kurzgutachtens. Solarthermie, Wärmepumpen, feste, flüssige und gasförmige Biomasse sowie Geothermie können hier aus technischer Sicht bereits heute einen großen Beitrag leisten. So gibt es in allen Industriezweigen, von der Nahrungsmittelproduktion über die Chemie bis zur Metallverarbeitung, große Potenziale zur Integration von Erneuerbarer Energien. Am einfachsten zu erschließen sei das Potenzial im niedrigen Temperaturbereich. Im mittleren und hohen Temperaturniveau lassen sich gute Erfolge mindestens in der Teil-Dekarbonisierung erreichen, wobei es zum Beispiel für Hochtemperaturprozesse noch Forschungsbedarf gibt: Großes Potenzial für Erneuerbare Energie in der Industrie
Rekordzuwächse bei Erneuerbaren Energien, in Deutschland Investitionsrückgang: Die Investitionen in Solarenergie lagen 2017 mit 160,8 Mrd. US $ 18 Prozent über den Vorjahresinvestitionen. Sie übertreffen damit die gesamten Neuinvestitionen in Kohle-, Gas- und Kernenergiekapazitäten. Hinter diesem Anstieg steht im wesentlichen China. Mit 86,5 Mrd. US $, einem Plus von 58 Prozent, erfolgten mehr als die Hälfte der weltweiten Solar-Investitionen in China. Die weltweiten Investitionen in Erneuerbare Energie insgesamt, ohne große Wasserkraft, steigen leicht um 2 Prozent auf 279,8 Mrd. US $. Solarenergie kommt weltweit auf einen Rekord-Anteil von 57 Prozent. In Deutschland sanken die Investitionen 2017 um 35 Prozent auf 10,4 Mrd. US $. Dahinter steht ein Investitionsrückgang von 42 Prozent in Windenergie auf 7,9 Mrd. US $. In Europa ist der Investitionsrückgang bei den Erneuerbaren deutlich durch sinkende Kraftwerkinvestitionen in England und Deutschland geprägt. In England wurde etwa nur ein Offshore-Windpark finanziert, 2016 waren es noch vier große Projekte. In Deutschland wird die Zurückhaltung zumindest teilweise der Umstellung der staatlichen Förderung zugeschrieben: Global Trends in Renewable Energy Investment Report 2018
Matthias Hüttmann