16.03.2018
Neues vom Speichermarkt: Energy Storage Europe
Mitte dieser Woche fand in Düsseldorf die Messe Energy Storage Europe statt, die die Themen Stromspeicher, aber auch Wärme- und Kinetikspeicher bis hin zu Power-to-Gas-Technologien umfasste. Mit 170 Ausstellern ist die Messe gegenüber dem Vorjahr gewachsen, Besucherzahlen waren zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Im Bereich der Batterie-Heimspeicher war jedoch eine ganze Reihe von Firmen nicht vertreten: Insbesondere der deutsche Marktführer Sonnen und Senec, die aktuell von der EnBW übernommen werden soll, fehlen. Auch Caterva – derzeit nach der Insolvenz noch auf Investorensuche – hatte die Teilnahme abgesagt. Die Veranstaltung verschrieb sich mehr der größeren Technik. Zu den Neuheiten der Austeller unten mehr.
Konferenz und Apell
Parallel zur Messe und den messebegleitenden Vorträgen fand auch die 12. IRES-Konferenz zur Speicherung Erneuerbarer Energien von Eurosolar mit zahlreichen internationalen Referenten statt. Prof. Peter Droege, Präsident von Eurosolar, betonte zu Beginn, dass sich die Erneuerbaren inzwischen breit durchgesetzt haben, was positiv zu bewerten sei. Andererseits ist im vergangenen Monat Februar der Polarwirbel über dem Nordpol erstmals seit langem wieder zusammengebrochen, er ist für die Großwetterlage n Europa verantwortlich. Dies macht deutlich, so Droege, dass der Klimawandel inzwischen auch konkret bei uns angekommen ist. Er fordert daher eine „Neue Energiemarktordnung“ für die dezentrale Energiewende, das Abziehen von Geldern aus dem nuklear- und fossilen Bereich und die Koppelung aller neuen Infrastrukturausbauten mit erneuerbaren Systemen.
Ein Schwerpunkt in den Vorträgen war die Aufgabe der Speicherung im Rahmen der Sektorenkopplung. Dabei wurden Batteriespeicher, Wärmespeicher und andere Speichermöglichkeiten behandelt. Auch die Kombination mit anderen Flexibilisierungsmöglichkeiten des Stromnetzes wurden behandelt, darunter die Kombinationen mit Demand-Site-Management oder virtuellen Kraftwerken. Ebenso wurden die wirtschaftlichen Aspekte von Geschäftsmodellen, Markteintrittsstrategien und Finanzierung thematisiert.
Der Speicherverband BVES forderte den Abbau von regulatorischen Hemmnissen für den Speichereinsatz in Deutschland. Die meisten hiesigen Speicherfirmen erzielen jetzt den Großteil ihres Umsatzes bereits im Ausland, da der Markt in Deutschland zwar wächst, aber gebremst ist. „Wir brauchen einen funktionierenden Heimatmarkt für Speicher“, so Heinrich Gärtner, Präsidiumsmitglied des BVES zu Beginn der Messe.
Der BVES hat auch erstmals Zahlen und Daten zur Speicherbranche veröffentlich, die zukünftig fortgeschrieben werden sollen. Für das Jahr 2018 wird ein Branchenumsatz von 5 Mrd. € erwartet. Knapp die Hälfte sind Pumpspeicher, der Rest Batterie- und Wärmespeichern. 2017 waren in Deutschland Stromspeicher (Pumpspeicher, Batterien) mit rund 39 GWh und einem Stromvolumen von etwa 10 TWh sowie Wärmespeicher mit rund 30 TWh installiert.
Vorgestellte Neuheiten
Die Max Bögl Wind AG stellte ihr Wind/Wasserspeicher-Pilotkraftwerk in Gaildorf (Baden-Württemberg) vor, bei dem mit mehreren Windkraftanlagen Strom erzeugt wird, der dann durch ein Pumpspeicher -das Oberbecken steckt in den Fundamenten der WKA´s - quasi „im Kraftwerk“ gespeichert werden kann (siehe auch SONNENENERGIE 5|16).
Die AEG Power Solutions stellte ein Projekt in Norddeutschland vor, bei dem erstmals ein Batteriespeicher mit einer Power-To-Heat-Anlage gekoppelt und vom Kunden zur Regelleistungs-Bereitstellung genutzt werden soll. Der Bau der Anlage soll im Sommer beginnen, die Anlage wird 2018/2019 in Betrieb genommen.
Der Anbieter Younicos aus Berlin, der ja bereits seit Jahren weltweit große Speicher aufbaut und betreibt, hat als neues Produkt die Miete eines Batteriespeichers für gewerbliche Anwendungen im Programm. Ab einer Größe von 250 kW Leistung kann ein Speicher für eine Laufzeit von 4 Jahren gemietet werden. Damit werden Bedenken wegen hoher Anfangsinvestitionen zerstreut. Younicos wurde im vergangenen Jahr vom internationalen Konzern Aggreko übernommen, der im konventionellen Bereich im Gigawattmaßstab mobile Energieerzeugungsanlagen im Programm hat. Daher war es mit der Firmenübernahme nur logisch, dieses Angebot auch auf große Batteriespeicher auszuweiten.
Das DGS-Mitglied Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) aus Freiburg zeigte eine Einspeisestation für Wasserstoff ins Erdgasnetz im Modell, die in Realgröße 2017 in Freiburg errichtet wurde. Dort kann regenerativ erzeugter Wasserstoff in das Gasnetz eingespeist werden. Spannend ist dabei vor alle die Regelung. Sie kann beispielsweise durch Regulierung der Wasserstoffzufuhr den Heizwert des Gases stabilisieren oder, auf Basis von Preissignalen der Strombörse, bei zu hohem Stromangebot die Wasserstoffproduktion starten, um eine regenerative Stromerzeugung nicht abregeln zu müssen (Bild1).
Auch zwei Anbieter der gewerblichen Batteriespeicher haben neue Produkte präsentiert: Tesvolt hat eine neue Outdoor-Version eines 67/76 kWh-Speichers für Gewerbe und Industrie gezeigt, Fenecon eine neue commercial-50-Serie, bei der nun – mit verschiedenen Batteriemöglichkeiten – der neue 50 kW-Batteriewechselrichter von KACO zum Einsatz kommt (Bild 2).
Jörg Sutter