02.02.2018
Quaschning und Trump: Konzept kontra Klimalügen
Es war wirklich Zufall. Aber genau zu der Zeit, als US-Präsident Donald Trump auf dem sogenannten Welt-Wirtschafts-Forum WEC im Graubündner Davos seine mit wenig Beifall bedachten Thesen von amerikafreundlicher Wirtschaft vom Teleprompter ablas, sprach im fränkischen Erlangen Prof. Volker Quaschning über Energieversorgung aus 100 Prozent Erneuerbaren Energien. Was wäre passiert, wenn sich die Konzernchefs die 18.000 Schweizer Franken (CHF) Eintritt für´s WEC gespart hätten – die Basis-Jahresmitgliedsgebühr von 42.500 CHF gar nicht mitgerechnet – und stattdessen für gerade mal 70 Euro Kongressgebühr in die ehemalige Kirche „Kreuz+Quer“ gekommen wären? Sie hätten mit etwa 200 an der Zukunft der Erde Interessierten über Gott, die Welt und deren künftige Energieversorgung, diskutieren können.
Aber vor allem hätten die teuer bezahlten Manager durch Quaschnings wissenschaftlich belegtes Referat erfahren, wie sich anderthalb Grad höhere Temperaturen auf den Meeresspiegel unserer Erde auswirken. Fatal nämlich. „3,5 Grad mehr Durchschnittstemperatur seit der letzten Eiszeit“ habe es in 20.000 Jahren gegeben, stellte der Professor heraus – und zeigte dazu 120 Meter höhere Meere.
„Ein Großteil der Menschheit lebt küstennah. 100 Millionen Menschen weltweit leben bis einen Meter überm Meeresspiegel. Geht deren Lebensraum verloren, müssen die weg. Das ist die größte Sorge“, sagte Quaschning voraus. Er meinte damit nicht nur das schnell überflutete New York mit Trumps Hochhäusern. Heute schon gebe es 23,5 Mio. Klimaflüchtlinge weltweit - doppelt so viele wie jene Menschen, die vor Krieg fliehen. Die ließen sich auch nicht durch Sperren aufhalten, sagte Quaschning voraus. „Wer die Flüchtlingszahlen dauerhaft reduzieren will, muss das Klima schützen, nicht Mauern bauen“, rief er in Richtung Davos und Trump.
In den Jahren seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert bis heute ist die Lufttemperatur gerade mal um 0,5 Grad gestiegen. Was passiert, wenn jene 1,5 Grad dazu kommen, auf denen sich die Staatschefs in Paris 2015 geeinigt haben? Auch Quaschning kann das nicht konkret sagen: 20, 30, noch mehr Meter höhere Meere? Gut, über 60 Meter weiter nach oben kann das Wasser nicht kommen – dann sei nämlich alles Dauereis der Pole geschmolzen.
Doch der Wissenschaftler zeigt: Nicht einmal die 1,5-Grad-Grenze kann mit den CO2-Minderungsmaßnahmen gehalten werden, die unsere Regierenden bislang eingeleitet haben. „Wir müssen bis 2020 ein Ende der Installation von Gas- oder Ölkesseln beschließen. Wenn wir das versemmeln, sind die Klimaschutzziele nicht erreichbar.“ Warum geht in Deutschland nicht, was in Skandinavien längt beschlossen ist, fragt er traurig.
Bei uns werde gerade mal die Stromversorgung auf Ökoenergie umgestellt. Doch beim Verkehr – für 25 Prozent des Energieverbrauchs verantwortlich – und bei der Wärme, die mehr als die Hälfte Energie verbraucht, passiere bislang (fast) nichts. Aber wenn Autos und Wärmepumpenheizungen elektrisch betrieben werden, ist wesentlich mehr Strom als bisher nötig. Natürlich brauche es dafür jede Menge Kraftwerke, Sonne oder Wind. Zwei Prozent der Landesfläche reiche aber dafür aus, die Hälfte auf Solardächern, rechnet er vor. Wobei momentan „willkürliche Leistungsgrenzen“ der Regierung den Photovoltaik-Ausbau, Bayerns 10H-Regelung auch den Windausbau verhindern. Er schlägt einen Blick nach China vor: Dort geht es voran. Und mehr Arbeitsplätze als die Kohle böten Zukunftsenergien ohnehin. Als Speicher für den regionalen und zeitlichen Ausgleich zwischen Erzeugung und Verbrauch hat Quaschning vor allem die Gasnetze ausgemacht: Power to Gas (P2G) sei verfügbar.
Die Kostendiskussion ist für Volker Quaschning ohnehin absurd: „Wir geben zig Milliarden für Klimafolgenbeseitigung und 45 Milliarden für den Import von Kohle, Öl und Gas aus.“ Die wären für die Neuen Energien frei. Deshalb schlägt er eine Art Revolution vor: „Wir müssen die Energiewende selbst in die Hand nehmen. Denn wir haben einen Planeten zu retten.“ Was natürlich bei den Teilnehmern der Jahrestagung Bayerischer und Österreicher Solarinitiativen ABSI gut ankommt. Deren Mitgründer Prof. Ernst Schrimpff aus Freising bekannte denn auch: „Ich bin sehr glücklich, Sie heute hier reden zu hören.“
Leider waren keine Welt-Wirtschafts-„Führer“ in Erlangen dabei. Aber was sollten die sich auch im fränkischen Nieselwetter mit den echten Problemen der Welt beschäftigen, wenn sie in der Schweiz im Schnee Bücklinge vor einem Klimaleugner machen können? Damit ist halt kurzfristig mehr Geld zu verdienen.
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