10.11.2017
Besser Neuwahlen riskieren statt Kohleausstieg auf dem Scheiterhaufen der Koalitionsgespräche zu verbrennen
Der EE-Runde Tisch hat anlässlich der Jamaika-Sondierungen folgende Stellungnahme angegeben:
Die Demo am 4. November in Bonn hat nach zwei Wochen scheinbarer Jamaika-Routine alles durcheinander gewirbelt. Vertreter von Industrieverbänden und ihre Leib- und Magen-Parteien, die im fossilen Glashaus sitzen, hatten weder mit der Stärke der Klimaschutzfreunde und den Aktionen der Kohlegegner gerechnet, noch schätzten sie die breite Sympathie in der Bevölkerung richtig ein. Es zeigte sich innerhalb weniger Stunden, dass das Klima kein Randthema ist und die Grünen Verhandler nicht einfach so in die Knie gezwungen werden können. Jetzt schäumen sie vor Wut, haben aber auch ihre Linie, den Wolf im Schafspelz zu mimen, verloren.
Seit Sonntag erleben wir auf allen Hörfunk- und Fernsehkanälen Gegenangriffe der Klimavandalen. Offenbar glauben sie, sich mit einer lautstarken Entlastungsoffensive Luft verschaffen zu können. Der erste Vorstoß kam von FDP-Chef Lindner, der die 2020 Klimaziele, die von der schwarz-gelben Koalition unter FDP Beteiligung beschlossen worden waren, in Frage stellte. Sie seien letztlich ein unwichtiges Etappenziel, man müsse sich auf 2030 orientieren. Und Graf Lambsdorff der Zweite sieht im Einhalten der Klimaschutzziele - CO2-Minderung um 40% bis 2020, bisher absehbar: ca. 30% - insbesondere durch entschlossenen Kohleausstieg wieder einmal alle Arbeitsplätze im Lande gefährdet, was „einem industriellen Selbstmord gleichkäme“, weil er ja gelernt hat, dass in Kohleabbau und –verstromung Menschen arbeiten, wohingegen Erneuerbare Energien und Ökostrom noch immer von den Heinzelmännchen frei Haus geliefert werden. Kein Wort auch zu den Arbeitsplätzen, die Automatisierung und Digitalisierung freisetzen.
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10.11.2017
Solaranlagen und Lohnsteuerhilfe
In letzter Zeit sind bei uns einige Rückmeldungen zum Thema Lohnsteuerhilfe und Solaranlage eingegangen. So haben sich Anlagenbesitzer beklagt, dass die Lohnsteuerhilfe die Beratung verweigert, wenn eine Solaranlage betrieben wird. Ist das korrekt? Und wenn ja, warum? Die DGS hat bei der Lohnsteuerhilfe Baden-Württemberg nachgefragt.
Die Beratung der Lohnsteuerhilfe beruht auf der gesetzlichen Grundlage des §4 Nr.11 des Steuerberatungsgesetzes. Hierin ist klar geregelt, dass Lohnsteuerhilfevereine keine Beratung leisten dürfen, wenn Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft, aus Gewerbebetrieb oder selbständiger Arbeit erzielen oder umsatzsteuerpflichtige Umsätze erzielt werden. Davon darf weder ein Beratungsverein noch ein einzelner Berater abweichen. Die Vergütung einer PV-Stromeinspeisung ist immer umsatzsteuerpflichtig, selbst wenn der Betreiber die Kleinunternehmerregelung des 19 UStG in Anspruch nimmt. In diesem Fall erhält zwar der Betreiber keine Umsatzsteuer mit der Einspeisevergütung und führt also auch keine Umsatzsteuer an das Finanzamt ab. Doch der Amtsschimmel wiehert: Die Umsatzsteuerpflicht besteht formal auch in diesem Fall und die Vergütung gilt daher auch als umsatzsteuerpflichtiger Umsatz, obwohl die Umsatzsteuer nicht erhoben wird.
Einzig eine PV-Anlage, bei der die Einspeisung ausgeschlossen ist, könnte hier anders behandelt werden. Das wäre eine völlig autarke Anlage (z.B. einige Module, die direkt an einen Lüfter auf dem Dach und nicht an das Stromnetz angeschlossen sind). Denkbar wäre z.B. auch eine PV-Anlage mit Speicher für Eigenverbrauch, bei der eine Überschusseinspeisung in das öffentliche Stromnetz ausgeschlossen wird. Das ist aber bei üblicher Größe von Ein- und Zweifamilienhausanlagen technisch derzeit nicht sinnvoll. In Ermangelung einer Netzeinspeisung (und damit eines Verkaufs der Energie) gilt das Beratungsverbot selbstverständlich bei privaten Solarthermieanlagen nicht.
Fazit: Aufgrund der aktuellen Gesetzeslage ist die Beratung der Lohnsteuerhilfe für einen Kunden, der eine übliche PV-Anlage mit Netzeinspeisung betreibt, nicht möglich. Eine diesbezügliche Gesetzesänderung oder z.B. die Einführung eines Bagatellbetrages o.ä. ist laut Einschätzung der Lohnsteuerhilfe Baden-Württemberg derzeit leider auch nicht zu erwarten.
Jörg Sutter
10.11.2017
Wasserstoff: Energie der Zukunft?
Ende vergangenen Monats hat die Deutsche Shell in Hamburg ihre Wasserstoff-Studie [1] im Rahmen eines Energiedialogs vorgestellt. Das 72-Seiten-Werk mit dem Titel „Energie der Zukunft? Nachhaltige Mobilität durch Brennstoffzelle und H2“ wurde in Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut erstellt. Es soll aufzeigen, dass Wasserstoff und Brennstoffzellen (BSZ) nicht nur im Gebäudesektor eine geeignete Alternative sind, sondern auch im Transportsektor als E-Mobilität eine große Zukunft haben. In Japan gibt es 200.000 Brennstoffzellen-Heizsysteme.
In der Tat haben Wasserstoff und auch die BSZ dort in einigen Bereichen bereits Fuß gefasst: in der Raumfahrt (Raketentreibstoff), bei U-Booten, Flurförderfahrzeugen (Gabelstaplern etc.), städtischen Bussen, und ja, auch bei PKWs. Ganze 5.000 Autos gibt es davon heute – weltweit! Mag also H2 bereits heute im Transportsektor Verwendung finden, ein Konzern wie Shell Deutschland, der allein in diesem Land rund 2.000 Tankstellen mit seinen Tankwagen ansteuert, kann von solchen geringen H2-Mengen nicht leben. Will die Shell dieses Versorgungsnetz nicht verlieren, muss der Konzern eine andere Art der Treibstoff-Verteilung finden. Denn dass Benzin und Diesel ihre Zukunft längst hinter sich haben, ist auch den Verantwortlichen der Mineralöl-Industrie längst klar. Vor diesem Hintergrund, und weil eine flächendeckende Wasserstoff-Versorgung des Straßenverkehrs nicht ohne öffentliche (Förder-)Mittel aufbaubar ist, wird auch die Motivation zu einer solchen Studie nur allzu verständlich.
Doch jenseits aller Hochglanz-Studien bleiben die Nachteile einer flächendeckenden Wasserstoff-Wirtschaft, als da sind:
- Die Energieverluste: der Wirkungsgrad der Elektrolyse-Verfahrens zur Gewinnung von Wasserstoff liegt heute bei 65%, der Wirkungsgrad der Technik im Auto bis zum Reifen auf der Straße bei 60%. Schon damit sind von der zu Beginn eingesetzten elektrischen Energie gerade einmal 39% verblieben. Rechnet man jetzt noch die Energieverluste durch Transport zu den Tankstellen, bei den Speichern und Betankungsvorgängen hinzu, dann klingt die Annahme von einem Gesamtwirkungsgrad von 29%, wie sie Dr. Johannes Töpler vom Deutschen Wasserstoff-Verband publizierte, mehr als optimistisch. Jedenfalls kann das System energetisch mit einer Kette PV → Batterie → E-Motor → Rad nicht mithalten.
- Die Technik-Kosten: jede H2-Tankstelle kostet heute 1.000.000 Euro. Bei einer flächendeckenden Wasserstoff-Versorgung und den rund 14.000 Tankstellen in Deutschland werden die finanziellen Folgen des Systems deutlich. Dazu kommen die Kosten für die benötigten Groß-Elektrolyseure, die Hochdruckpumpen zur Verdichtung des zu speichernden Wasserstoffs, die Spezialtankwagen, ja selbst die deutschen Feuerwehrmänner brauchen eine Woche Spezialschulung für die H2-Tankstellen. Weiterhin muss der Autofahrer einen fast doppelt so hohen Preis für BSZ-Fahrzeuge bezahlen wie für vergleichbare E-Autos.
Vielleicht wird sich die Wasserstoff-Wirtschaft künftig einige Gebiete des Transportsektors wie den Luftverkehr oder den Seeverkehr erschließen – für den flächendeckenden Straßenverkehr bedeutet sie mehr Nachteile als Vorteile. Zudem haben die H2-Propagierer einen wichtigen Aspekt übersehen: die kommende E-Mobilität ist nicht nur ein Wechsel des Treibstoffs wie etwa von Diesel auf Benzin, sondern sie ist ein fundamentaler Systembruch: der sich verbreitende Typus des Prosumers will nicht nur seine Energie selbst erzeugen, er will sie auch selbst verbrauchen. Da sind Fotovoltaik auf dem Dach und das E-Auto unter dem Carport die ideale Kombination. Wenn künftig immer mehr Autos eigene PV-Module tragen [2] und immer mehr Handelshäuser wie IKEA eigene Stromtankstellen anbieten, werden die großen Tankstellen-Ketten überflüssig. Und das Versprechen „nachhaltiger Mobilität durch Brennstoffzelle und H2“ hört sich dann an wie ein Konzept aus längst vergangenen Zeiten.
Götz Warnke
[1] Energie der Zukunft? Nachhaltige Mobilität durch Brennstoffzelle und H2 (Shell)
[2] Sion: Elektrofahrzeug mit integriertem Solarzellen
10.11.2017
Von Inseln, Stürmen, steigendem Meeresspiegel und Klimaleugnern
(KlimaLounge) In Bonn beginnt heute der 23. Weltklimagipfel der Vereinten Nationen: die COP (Conference of the Parties – gemeint sind mit “Parties” die Parteien der Klimarahmenkonvention UNFCCC). Die Leitung liegt dieses Jahr bei Fidschi – aber weil der kleine Inselstaat im Pazifik keine Konferenz mit erwarteten 25.000 Teilnehmern beherbergen kann, findet der Gipfel in Bonn statt, dem Standort des UN-Klimasekretariats.
Die kleinen Inselstaaten sind besonders vom Anstieg des Meeresspiegels betroffen und haben sich zu einem Verbund zusammengeschlossen: AOSIS, der Alliance of Small Island States. Dass die Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad als Ambition im Pariser Abkommen steht, gilt nicht zuletzt als ihr Erfolg. Eine Diplomatin aus Palau, mit der ich am Freitag in Bonn beim Abendessen saß, sagte dazu: seit dem Pariser Abkommen haben die Inselstaaten zumindest das Gefühl, den Kopf wieder über Wasser zu haben.
Tropenstürme
Dieses Jahr standen einige dieser Inselstaaten im Rampenlicht der Medien aufgrund der erlittenen Zerstörungen durch tropische Wirbelstürme. Schon fast vergessen: im Mai richtete der Zyklon Donna Verwüstungen in Vanuatu an. Es war der stärkste Tropensturm, der je in einem Mai – außerhalb der normalen Tropensturmsaison – auf der Südhalbkugel verzeichnet wurde (Kategorie 4 laut Saffir-Simpson-Skala). Und dann kam die historische Hurrikansaison im Atlantik mit einer ganzen Reihe von neuen Rekorden – und massiven Schäden auf einer Reihe von Karibikinseln sowie in den USA. Es gibt wohl kaum Hurrikanexperten, die hier keinen Zusammenhang mit den gestiegenen Meerestemperaturen sehen, die schließlich die Energiequelle dieser Stürme sind (siehe dazu den lesenswerten Kommentar des Top-US-Hurrikanforschers Kerry Emanuel vom MIT). Ein sehr sorgfältiges Übersichtspaper in Science über den Stand der Forschung folgerte im vergangenen Jahr: "We thus expect [tropical cyclone] intensities to increase with warming, both on average and at the high end of the scale, so that the strongest future storms will exceed the strength of any in the past."
Gerade solche Tropenstürme von früher nie beobachteter Stärke häufen sich in den letzten Jahren. Fidschi selbst leidet noch heute unter den Folgen von Zyklon Winston im Februar 2016: dem stärksten Tropensturm, der je auf der Südhalbkugel beobachtet wurde, und gleichzeitig dem teuersten Tropensturm aller Zeiten im Südpazifik.
lesen Sie den hier den vollständigen Artikel von Stefan Rahmstorf
10.11.2017
SONNENENERGIE 3|17: Wärmeversorgung und Energiesuffizienz
Anbei stellen wir Ihnen zwei Artikel aus der aktuellen Ausgabe der SONNENENERGIE vor.
Die SONNENENERGIE ist in der Vereinsmitgliedschaft der DGS enthalten. Zudem können Vereinsmitglieder weitere Stückzahlen der SONNENENERGIE zum Vorzugspreis erwerben. Als Mitglied im Bund der Energieverbraucher, erhalten Sie die SONNENENERGIE zu vergünstigten Kondtionen. Die SONNENENERGIE ist im Einzelverkauf an Bahnhofsbuchhandlungen erhältlich.
Fortschrittliche Wärmeversorgung
Die Zukunft muss nicht ausschließlich elektrisch sein: Unsere Wärmeversorgung ist überwiegend eine Technologie von "vorgestern". Meist werden fossile, auf Kohlenstoffverbindungen basierende Brennstoffe verwendet. Erdgas hat alleine einen Anteil von mehr als 50 %, das betrifft Gebäude wie auch Wohnungen. Etwa ein Drittel aller Wärmeerzeuger werden mit Heizöl beschickt. Neben dem Hauptenergieträger Erdgas gibt es bei Mehrfamilienhäusern einen relativ hohen Anteil an Fernwärmeanschlüssen, Heizöl spielt dort eine geringere Rolle. Absolut betrachtet werden Ein- und Zweifamilienhäuser relativ selten mit Biomasse oder Strom beheizt. Bei neueren Gebäuden gibt es einen signifikanten Anteil an Wärmepumpenheizungen und Biomasse-Heizkesseln. Auch hier nimmt der Anteil an Heizöl ab. Jedoch ist nicht allein der Ist-Zustand unserer Heiztechnik problematisch, ebenso stellt die schon seit Jahren schleppende Modernisierungsrate ein großes Problem dar. Hierzu haben wir an dieser Stelle schon mehrfach ausführlich berichtet. Das alles hat zur Folge, dass der Anteil von Solarthermie bei allen Heizungsarten nach wie vor leider sehr gering ist und ein Wechsel von fossil zu regenerativ nur auf einem niedrigen Level stattfindet. Von einer Solarisierung unserer Wärmeversorgung sind wir demzufolge weit entfernt, genau genommen bewegen wir uns auch nicht in diese Richtung. Denn auch wenn Solarwärme installiert wird, kommt sie meist nicht über den Status einer Alibi-Technologie hinaus.
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Energiesuffizienz im Gebäudebereich
Warum wir mehr vom "Weniger" brauchen: Die Entwicklung nachhaltiger Energiesysteme lässt sich nur durch eine globale Begrenzung der absoluten Endenergieverbräuche erreichen. Der Grund: Die heute bekannten Techniken zur Energiebereitstellung sind - unabhängig von den eingesetzten Primärenergieträgern - immer mit erheblichen Ressourcenverbräuchen und Umweltauswirkungen verbunden. Die Pro-Kopf-Energieverbräuche der Industrieländer betragen im Durchschnitt das Drei- bis Vierfache des globalen Durchschnitts. Deshalb müssen gerade die Industrieländer, weil sie über Ressourcen und Know-how für eine nachhaltige Transformation ihrer Energiesysteme verfügen, zeigen, dass eine absolute Reduktion des Pro-Kopf-Energieverbrauchs bei gleich bleibender Lebensqualität möglich ist.
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10.11.2017
Das Seehofer-Paradox
Es kam, wie im Worst-Case-Szenario vorgesehen. Die komplexe und für den Klimaschutz entscheidende Frage eines längerfristigen Zulassungsendes von Verbrennungsmotoren ist im Wahlkampf und im Dieselstreit explodiert. Horst Seehofer spielt sich zum Retter des Diesels und Verbrenners auf, mit ihm wird es keine Verbote geben, und koppelt daran Koalitionsmöglichkeiten. Auch Christian Lindner hat die Parole ausgegeben, dass es keine Dieselverbote geben werde und ein „schneller Umstieg auf reine Elektromobilität der Umwelt zum jetzigen Zeitpunkt mehr Schaden als Nutzen bringe“. Cem Özdemir reagiert auf Seehofer reflexartig, macht den Abschied vom Verbrenner zur Koalitionsbedingung. Und die Grünen sind genau da angekommen, wo sie sicher nicht hin wollten: in der Ecke der Autoverbotspartei. Dieses Mal eben nicht Fleisch, sondern Auto. Das kann die Partei ein paar Prozente kosten, noch problematischer ist es wohl mittelfristig für den Klimaschutz jeder neuen Bundesregierung. Die unüberlegte Zuspitzung bedeutet nämlich, dass wir es erst mal mit einem weiteren politischen Tabu zu tun haben, neben Kohle und Massentierhaltung.
Mit der Materie nicht vertraut
Ein Zulassungsende oder Quoten für elektrische Modelle sind tatsächlich nicht einfach zu kommunizieren. Doch jetzt wird leider in der öffentlichen Wahrnehmung ein zeitlich und räumlich sehr begrenztes Fahrverbot für bestimmte Dieselautos in problematischen Innenstadtbereichen (wegen Stickoxiden) verknüpft mit der ganz anderen Frage der längerfristigen Zulassung von Verbrennungsmotoren wegen CO2 (2030 oder später). Schon das Wort Verbrennerverbot ist falsch. Mit dem Zulassungsende werden Diesel und Benziner auf der Straße eben nicht verboten. Schlechter hätte es in Sachen Kommunikation nicht laufen können. Warum aber war das beinahe unvermeidlich? Die gesellschaftliche Diskussion zum Zulassungsende in Deutschland war relativ neu. Man könnte sagen, selbst Politikerinnen wie Wirtschaftsministerin Zypris sind noch nicht ganz mit der Materie vertraut („der Diesel ist eigentlich ein guter Motor“). Das ist überraschend, wo doch aktuell die britische und französische Regierung zumindest das weit entfernte Jahr 2040 als Zulassungsende beschlossen haben. In Norwegen, den Niederlanden und Österreich wurde das Thema schon vor ein, zwei Jahren diskutiert mit Blick auf 2025 oder 2030.
In Deutschland blieb dagegen der erste Beschluss der Grünen im Herbst 2016 relativ unter dem Radar. Und die Unstimmigkeit 2017 zwischen Kretschmann und der Bundespartei hatte gezeigt, wie lausig die Grünen die Kommunikation vorbereitet und innerparteilich abgestimmt hatten. Selbst ein Beschluss des Bundesrats, der es lediglich als wünschenswert beschrieb, wenn 2030 kein Verbrenner mehr verkauft werden würde, führte nicht zu einer echten Debatte über die verschiedenen Wege zum erneuerbaren Autoverkehr. Das ist überraschend, wo doch die Bundesregierung mit Blick auf das Pariser Abkommen in ihrem Klimaplan sehr wohl sportliche Ansagen macht: 2030 soll im Verkehr 42 bis 40 Prozent weniger CO2im Vergleich zum Jahr 1990 ausgestoßen werden. Bisher konnten im Verkehrsbereich die Emissionen nicht relevant gesenkt werden, und niemand weiß so richtig, wie das angesichts der heutigen politischen Debatte (keine Dieselfahrverbote!) überhaupt gehen soll. Nicht überraschend, dass der heutige Verkehrsminister diese Debatte nicht geführt hat.
Lesen Sie hier den kompletten Artikel von Martin Unfried
Erstveröffentlichung: in der taz, die tageszeitung am 22.09.2017
10.11.2017
Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik 2017 verliehen
Der Wettbewerb um den vom Solarenenergieförderverein Bayern ausgelobten Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik 2017 ist entschieden. Der mit 15.000 Euro dotierte Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik 2017 geht an das Architekturbüro Klärle, Bad Mergentheim, für die Sanierung eines Bauernhofs. Für das vielschichtige Aufgabenfeld des Bauens im ländlichen Raum leistet das Projekt „Hof 8“ im Taubertal einen außerordentlichen Beitrag. Beim „Hof 8“ gelingt eine selbstbewusste Sanierungsmaßnahme mit einem integralen Energiekonzept für den Plusenergie-Gebäudekomplex. Die Arbeit setzt für eine nachhaltige Weiterentwicklung des ländlichen Raums wertvolle Impulse und zeigt, dass Photovoltaik zu einem ganz selbstverständlichen Baumaterial einer Gebäudesanierung werden kann.
Die Jury vergab zudem zwei Anerkennungspreise (dotiert mit jeweils 5.000 Euro). Sie gehen an das Aktiv-Stadthaus in Frankfurt am Main (HHS Architekten + Planer; EGS-plan) sowie an die Copenhagen International School (C. F. Møller Architects; ECIS). Das Aktiv-Stadthaus ist ein herausragendes Projekt mit Pilotcharakter im verdichteten, innerstädtischen Umfeld mit einem ambitionierten Energiekonzept. Die Copenhagen International School ist ein Neubau im Hafengebiet von Kopenhagen. Das speziell beschichtete Deckglas der monokristallinen Module rückt die Photovoltaik in den Hintergrund und ermöglicht neuartige farbige Solarfassaden.
Insgesamt 134 Arbeiten aus 26 Ländern wurden für den Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik 2017 angemeldet. Mit dem Preis würdigt der Solarenergieförderverein Bayern herausragende Beiträge der Planung und Gestaltung gebäudeintegrierter Solaranlagen und macht die Öffentlichkeit auf beispielhafte Lösungen in qualitativ anspruchsvoller Architektur aufmerksam. Der SeV lobt bereits zum siebten Mal den Wettbewerb zur Integration der Solartechnik in Architektur aus. Die Ergebnisse werden nun u. a. in einer Wanderausstellung dokumentiert, die beim Solarenergieförderverein Bayern kostenfrei auszuleihen ist.
Architekturpreis Gebäudeintegrierte Solartechnik 2017: Ergebnisse des Wettbewerbs
10.11.2017
Kleiner Medienspiegel
Spitzenlobbyist hat direkten Zugang zu Jamaika-Gesprächen: Der Hauptgeschäftsführer vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), Stefan Kapferer, darf sich als FDP-Mann an den laufenden Jamaika-Sondierungen teilnehmen. Als einflussreicher Spitzenlobbyist des wichtigsten Energieverbandes Deutschlands, vertritt Kapferer unter anderem Energieriesen wie RWE, Vattenfall und ExxonMobil. Nun ist er bei den Sondierungen ausgerechnet Teil der Arbeitsgruppe Klima- und Energiepolitik – dem Themengebiet, das seinen Arbeitgeber direkt betrifft. Dass ein Energielobbyist den Verhandlungen zur künftigen Klimapolitik beiwohnt ist ein schräges Signal und zeigt: Teile der Politik tolerieren ungleiche Einflussnahme noch immer. Auf der anderen Seite machen es die Grünen auch nicht besser; sie haben ebenfalls einen der Bremser der Energiewende in ihrer Verhandlungsdelegation sitzen: Staatssekretär Rainer Baake, der unter Wirtschaftsminister Gabriel Deckelung und Ausschreibungen mit in das EEG gebracht hatte: Lobbyist nimmt an Gesprächen über Energiepolitik teil
Söder und Dobrindt zum Verbot von Autos mit Verbrennungsmotoren: Die Auseinandersetzung innerhalb der CSU zwischen Platzhirsch Horst Seehofer und seinem Herausforderer Markus Söder ist originell genug, anlässlich der Jamaika-Sondierungen kommt eine ehemalige Forderung des damaligen CSU-Generalsekretärs wieder hoch. Damals hatte Söder die Deutschen per Gesetz dazu zwingen wollen, nur noch klimafreundliche Autos zu fahren. Das hatte der Spiegel damals erfahren. "Ab dem Jahr 2020 dürfen nur noch Autos zugelassen werden, die über einen umweltfreundlichen Antrieb verfügen", wurde der jetzige Bayerische Finanz- und Heimatminister zitiert. Von diesem Zeitpunkt sollten herkömmliche Verbrennungsmotoren durch Wasserstoff- und Hybridtechnik abgelöst werden. Grüne Motoren schafften neue Arbeitsplätze, verkündete der Meldung zufolge der CSU-Chef in Spé. Die deutsche Autoindustrie lege beim Thema Umweltschutz nicht genügend Erfindergeist an den Tag. Durch "ein klares Ultimatum" müsse daher der "notwendige Innovationsdruck" erzeugt werden, so der Spiegel damals. Der CSU-Hoffnungsträger arbeitete damals daran, seiner Partei ein Öko-Image zu verpassen. Lag wohl daran, dass der Christsoziale Angst hatten, bei der bevorstehenden Landtagswahl in Bayern zu viele Stimmen an die Grünen zu verlieren. Vielleicht sollte er mal ein Bier mit Anton Hofreiter trinken oder meinte er eigentlich 3020? Leider sieht das der ehemalige CSU-Verkehrsminister Dobrindt anders und stellt anlässlich des Rückzugs der Grünen vom definierten Ende der Verbrennungsmotoren fest: "Wenn man Schwachsinnstermine abräume, dann sei das ja noch kein Kompromiss": CSU-Generalsekretär Söder fordert Verbot von Autos mit Verbrennungsmotoren ab 2020
Energiewende eine Frage des politischen Willens: Ein weltweites Elektrizitätssystem, das komplett auf Erneuerbaren Energien basiert, schafft Versorgungssicherheit zu jeder Stunde über das komplette Jahr und dabei auch noch kosteneffizienter als das aktuelle Stromsystem, welches hauptsächlich auf fossilen Brennstoffen und Kernkraft basiert. Das sind die Ergebnisse einer aktuellen Studie der finnischen Lappeenranta University of Technology (LUT), die am 8. November 2017 während des Global Renewable Energy Solution Showcase Events (GRESS) im Rahmen der Klimakonferenz der Vereinten Nationen COP23 in Bonn präsentiert. Eine komplette Dekarbonisierung des Elektrizitätssektors bis zum Jahr 2050 sei umsetzbar, so Christian Breyer, Hauptautor der Studie. Er ist Professor für Solarwirtschaft an der LUT und Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Energy Watch Group. Die Energiewende sei keine Frage von technologischer Umsetzbarkeit oder wirtschaftlicher Rentabilität, sondern eine Frage des politischen Willens: Zusammenfassung auf Deutsch und die komplette Studie auf Englisch: Global Energy System based on 100% Renewable Energy –Power Sector
Die Opec sieht den Bedarf an Rohöl noch rund 25 Jahre lang steigen: Ein wesentlicher Grund dafür sei, dass sich die Zahl der weltweit zugelassenen Autos bis zum Jahr 2040 auf rund zwei Milliarden fast verdoppeln werde, teilte die Organisation der erdölexportierenden Länder in Wien mit. Auch wenn in den reichen Ländern eine emissionsfreie Mobilität an Bedeutung gewänne, würden 2040 weltweit immer noch rund 85 Prozent aller Fahrzeuge mit Benzin oder Diesel fahren. Während die Ölnachfrage in den 35 entwickelten OECD-Mitgliedsländern abnehmen werde, müsse in den Entwicklungs- und Schwellenländern mit einer Steigerung des Bedarfs an Rohöl von aktuell 95,4 Millionen Barrel (je 159 Liter) am Tag auf 111,1 Millionen Barrel pro Tag gerechnet werden. Ob diese Einschätzung so stimmt, mag dahingestellt sein, sie drückt aber das Geschäftsinteresse der Ölproduzenten aus sowie ihr geringes Interesse an Klimaschutz: Opec rechnet mit steigendem Ölbedarf
Netzverstopfer AKW – Leitung frei für Erneuerbare! Atomkraftwerke behindern immer mehr die Einspeisung Erneuerbarer Energien ins Netz und damit auch die Energiewende. Unflexible AKWs können aus technischen Gründen kaum ihre Produktion drosseln, auch bei ausreichendem Angebot von Strom aus Erneuerbaren Energien. Gerade im Netzausbaugebiet in Norddeutschland verstopfen die AKWs Lingen und Brokdorf so in erheblichem Ausmaß das Netz mit Atomstrom, nirgendwo sonst wird so viel Ökostrom in Deutschland abgeregelt. Windkraftanlagen müssen aus diesem Grund immer wieder ihre Produktion einstellen. Die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt beschreibt dies unter dem Titel: „Netzverstopfer – Leitung frei für Erneuerbare!“ und setzt sich für das sofortige Abschalten der AKWs und einen Ausbau der Erneuerbaren Energien ein. Der Artikel samt weiterführenden Informationen, Infografiken und Daten zu den Einzelaspekten auf der Internetseite: Atomstrom verstopft das Netz - Schluss damit!
Umweltverbände fordern naturverträgliche Energiewende: Deutscher Naturschutzring, BUND und Eurosolar forderten auf dem vierten Energiewendeforum einen naturverträglichen Ausbau Erneuerbarer Energien. Belange von Klima- und Umweltschutz, sowie der Energiewirtschaft müssten konstruktiv miteinander abgewogen werden, erklärten die Trägerverbände des Grüner Strom Labels. Auch sie bezogen sich auf die laufenden Jamaika-Sondierungen und die UN-Weltklimakonferenz COP23, die noch bis zum 17. November in Bonn stattfindet. Sie betonten damit einen etwas anderen Schwerpunkt bei Energiewende und Klimaschutz als die meisten anderen Solar- und Klimaschutzverbände, für die ein Ausstieg aus der Kohleverstromung und ein Ende der Verbrennungsmotoren an erster Stelle steht. Umwelt- und Verbraucherverbände sowie die Akteure der Energiewirtschaft müssten auf verschiedenen Ebenen zusammenarbeiten und nicht gegeneinander“, erklärte Rosa Hemmers von Eurosolar. „Dass dies funktioniert, zeigen die Ökoenergie-Labels Grüner Strom und Grünes Gas: Die Gütesiegel stellen sicher, dass den hohen Ansprüchen der Umweltverbände Rechnung getragen wird“. Gleichzeitig würden sie den Energieversorgern praxisnahe Wege aufzeigen, wie man in eine nachhaltige Energiezukunft investieren kann, ohne dabei ökonomische Aspekte außer Acht zu lassen“, erläuterte Hemmers weiter. Eine Rückschau zum 4. Energiewendeforum ist zu finden unter: www.energiewendeforum.de
Wechselscheue Stromkunden - Entlarvendes zum deutschen Strommarkt: Rund 76 Prozent aller Haushalte in Deutschland werden durch den Grundversorger im Rahmen der Grundversorgung oder eines Sondervertrages mit Strom beliefert. Rund 1/3 der Haushaltskunden in Deutschland sind nach wie vor in der teuren Grundversorgung. Nur 24 Prozent der Haushalte sind nicht mehr beim örtlichen Grundversorger unter Vertrag. Pro Jahr wechseln Stand Heute rund 3,8 Millionen Haushalte den Stromanbieter. Umzüge sind hier mit eingerechnet und haben einen Anteil von ca. 1,1 Millionen Haushalten. Das meldet das Online-Portal stromauskunft.de. Die Zahl der Stromkunden, die ihren Anbieter oder Tarif mindestens einmal gewechselt haben, liege momentan bei etwa 11 Millionen. Weitere zwei Millionen Deutsche planten nach eigener Aussage einen baldigen Anbieter- oder Tarifwechsel. Die Hälfte aller wechselfreudigen Stromkunden stammt aus der Altersgruppe zwischen 40 und 60 Jahren: Strom in Deutschland - Stand 2017