18.11.2016
DGS legt zum DKE-Workshop Positionspapier zu Stecker-Solar-Geräten vor
Bagatellgrenze und Verzicht auf Meldepflichten
Die DGS geht am Montag, 21.11.2016 mit fundierten Positionen in den Normungs-Workshop der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (DKE). Zu der Veranstaltung hatten DKE/VDE auch Hersteller und Befürworter eingeladen. Der Workshop gilt als Auftakt eines "Runden Tisches" der nach langen kontroversen Diskussionen konkrete Schritte im Normprozess zu steckerfertigen Photovoltaik-Anlagen erarbeiten soll.
Unter dem Titel "Grünes Licht für Stecker-Solar-Geräte" begründet die DGS-Arbeitsgruppe PVplug nun ihre zentralen Positionen. Wichtigste Forderungen des Positionspapiers sind die Einführung einer Bagatellgrenze bis 2,6 Ampere für den Anschluss von Stecker-Solar-Geräten und ein Verzicht auf Meldepflichten für Anlagen bis 800 Watt. Die Forderungen fußen auf einer Vielzahl wissenschaftlicher Gutachten. Ergänzt wurden diese durch eigene Messungen in den Laboren der HTW Berlin. Die Auswertung der Untersuchungen zeigt: Auch in Deutschland besteht keine Gefahr beim Anschluss sicherer Stecker-Solar-Geräte, sofern Leistungsgrenzen eingehalten werden.
Nach den Niederlanden, der Schweiz und Österreich sollte es daher nach Auffassung der DGS auch in Deutschland für alle Menschen die Möglichkeit geben, Stecker-Solar-Geräte ohne unangemessenen bürokratischen Aufwand in Betrieb nehmen zu können. Vorraussetzung hierfür ist, dass die Forderungen der DGS im gegenwärtigen Normprozess umgesetzt werden.
"Wir bekommen mit dem Workshop nun erstmals ein Forum, um unsere Argumente den Normungsgremien strukturiert vortragen zu können, wir freuen uns daher sehr auf eine sachliche Diskussion", sagt Marcus Vietzke, der Koordinator von PVplug.
"Verbraucherfreundliche Regelungen sind auf der Grundlage einer rationalen Sicherheitsanalyse möglich und zugleich auch nötig, um die Energiewende endlich auch in die Städte bringen zu können", fasst Vietzke seine Erwartungen an die Diskussion zusammen.
PVplug ist eine Gruppe, die die Barrieren für Stecker-Solar-Geräte abbauen und dadurch Pionierarbeit für die urbane Energiewende leisten möchte. PVplug vereint die Kompetenz von Ingenieuren, Wissenschaftlern, Rechtsanwälten, Energiebloggern, Unternehmern, Fachjournalisten und PR-Arbeitern, die ehrenamtlich tätig sind. Konstituiert hat sich die Gruppe auf der Intersolar 2016, seitdem sind zahlreiche neue Mitglieder hinzugekommen. Seit August 2016 ist PVplug eine Arbeitsgruppe der DGS (Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V.).
PVplug unterhält ein Informationsportal zu Stecker-Solar-Geräten. Unter www.PVplug.de finden sich einerseits alle Informationen zum aktuellen Normprozess, aber auch zahlreiche wissenschaftliche Gutachten sowie Hinweise zu Presseveröffentlichungen, Fachbeiträgen und Unterstützern.
Aktuell: Die PVPlug-Initiative wurde mit dem pv magazine award 2016 ausgezeichnet (Link)
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Zu dieser (und anderen) DGS-Pressemeldungen
Ansprechpartner für die Presse:
Mathias Helfert
m.helfert(at)indielux.com
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18.11.2016
Es klemmt in Marrakesch – Emissionslücke lässt sich nicht so leicht schließen
In Marrakesch läuft die UN-Klimakonferenz COP 22 nun fast zwei Wochen. Sie soll die Beschlüsse von Paris in Handlungspläne umsetzen und so eine weltweite Dekarbonisierung einleiten. Dazu sollen die einzelnen Länder ihre Klimaschutzziele einbringen, die dann in der Summe ausreichen, um das in Paris skizzierte Ziel zu erreichen. Doch ähnlich wie es in Deutschland zu sehen war, wo ein schwacher Klimaschutzplan erst nach heftigen Auseinandersetzungen und mit großen Zugeständnissen an die Industrie auf dem letzten Drücker vom Kabinett verabschiedet wurde, läuft es offensichtlich in vielen Ländern. Die einzelnen nationalen Klimaschutzziele, genannt NDCs (Nationally Determined Contributions), so sie denn überhaupt vorliegen, reichen bei Weitem nicht aus, um die Pariser Ziele zu erreichen. Für dieses Dilemma gibt es immerhin einen schicken Begriff, nämlich „Emission Gap“, also die Lücke zwischen den Emissionen, die vermieden werden müssen und denen, die laut der NDCs eingespart werden können. Nach Berechnungen der UNEP, dem United Nations Environmental Programme, beträgt die Emissionslücke mindestens fünf Gigatonnen CO2. Werden sie nicht eingespart, lässt sich das 2°C-Limit nicht einhalten. Vom 1,5°C-Ziel ganz zu schweigen. Auch der aktuelle World Energy Outlook der Internationalen Energieagentur (IEA) kommt zu ähnlich düsteren Einschätzungen.
Um aus diesem Dilemma herauszufinden wird gegenwärtig viel gerechnet und verglichen. Da die Länder sehr unterschiedliche Verfahren anwenden und sich auf unterschiedliche Baselines, also Referenzjahre, beziehen, lässt es sich derzeit schwer abschätzen, wie viele Emissionen die Staaten effektiv einsparen wollen und werden. Kein Wunder, dass die Konferenz in diesen Fragen nur langsam voran kommt. Umso wichtiger wäre es gewesen, wenn ein Land wie Deutschland mit einem Klimaschutzplan aufgetreten wäre, der mit harten Fakten z.B. über ein definitives Ende der Kohleverstromung, aufwartet. Stattdessen muss Deutschland sich vorrechnen lassen, dass die Treibhausgas-Emissionen – auf CO2-Äquivalente umgerechnet – von 902 Millionen Tonnen im Jahr 2014 auf 908 Millionen Tonnen im Jahr 2015 angestiegen sind. Der Lack scheint ab am schmucken Kleid des Landes, das einst als Vorreiter für die Energiewende gefeiert wurde.
Das wurde schmerzhaft deutlich, als Deutschland am vergangenen Mittwoch zum „Fossil of the Day“ gekürt wurde. In den deutschen Medien war davon kaum etwas zu hören und zu lesen. Mit dieser Negativauszeichnung, die vom Climate Action Network International (CAN) vergeben wird, werden Staaten während der Klimakonferenzen für fehlende Ambitionen gerügt. Anlass, diesen Preis an Deutschland zu verleihen, war wohl die Tatsache, dass Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel den ursprünglichen Entwurf des Klimaschutzplans von Umweltministerin Barbara Hendricks massiv verschlechtert hatte und zudem durchsetzen konnte, dass der Zeitplan für eine Dekarbonisierung weiterhin unklar bleibt. Denn erst im Jahr 2018, also nach der nächsten Bundestagswahl, soll eine Kommission dafür konkrete Vorschläge erarbeiten.
Stattdessen versucht die Bundesregierung mit Geldspenden ihr Image aufzupolieren. So kündigte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks in Marrakesch an, mit einer einmaligen Zahlung in Höhe von 50 Millionen Euro eine Finanzlücke des sogenannten Adaptation Fund zu schließen. Aus dem Anpassungsfonds werden Projekte zur Klimaanpassung in armen Ländern finanziert, beispielsweise hitzeresistentes Saatgut, der Bau von Dämmen oder Bewässerungssystemen. Er war im Rahmen des Kyoto-Protokolls, das 2020 ausläuft, geschaffen worden und soll nun unter das Dach des neuen Paris-Abkommens geholt werden. In Schieflage war er dadurch geraten, dass die CO2-Zertifikate aus dem Clean Development Mechanism inzwischen nur noch Schrottwert haben.
So kreisen denn viele Diskussionen in Marrakesch bereits um die Frage, ob der sogenannte Bottom-up-Mechanismus der NDCs, also das Einsammeln und Addieren der einzelnen, auf freiwilliger Basis erstellten nationalen Klimapläne, eine richtige Entscheidung war und auf welchen, notfalls veränderten Wegen man weitermachen könne, um das Ziel der Begrenzung der Klimaerwärmung doch noch zu erreichen.
Klaus Oberzig
Link:
Klimaretter Blog
BEE-Statement zum World Energy Outlook der Internationalen Energieagentur (IEA
18.11.2016
Oxford PV übernimmt ehemaligen Bosch Standort für Perowskit-Fertigung
In Brandenburg an der Havel soll eine moderne Produktionslinie für Perowskit-Solarzellen errichtet werden. Das gab vergangene Woche die Oxford Photovoltaics Ud (Oxford PV), Vorreiter der Perowskit-Technologie, am Rande des Forums Solarpraxis in Berlin bekannt. Das Unternehmen habe dazu Grundstück und Fertigungsgebäude der ehemaligen Bosch Solar CISTech GmbH erworben. Oxford PV will seine Perowskit-Technologie auf branchenübliche Wafer-Größe hochskalieren und die für den kommerziellen Einsatz erforderlichen Herstellungsprozesse optimieren. „Wir freuen uns sehr, dass wir einen Standort übernehmen konnten, der es uns ermöglicht, die Markteinführung unserer Technologie zu beschleunigen“, sagte Frank Averdung, CEO von Oxford PV. Sein Unternehmen habe bereits mit der Einstellung von Mitarbeitern begonnen, die die Inbetriebnahme vorantreiben. Die Produktion könne innerhalb weniger Monate anlaufen. Dieser Optimismus gründe sich nicht nur auf die hervorragend ausgestatteten Anlagen in Brandenburg, sondern auch auf die hoch qualifizierten und erfahrenen Arbeitskräfte, die auch nach der Schließung durch Bosch in der Region immer noch verfügbar waren bzw. sind.
Perowskit habe das Potenzial, den Wirkungsgrad von Solarzellen deutlich zu erhöhen, so Averdung weiter. Oxford PV arbeite an einer Tandemkonfiguration, bei der die Perowskit-Zelle auf eine handelsübliche Siliziumzelle aufgesetzt werde. Dies könne den Wirkungsgrad von Silizium- oder CIGS Solarzellen stärker als andere konventionelle Verfahren steigern, da sich ein breiteres Spektrum des Sonnenlichtes einfangen und in Elektrizität umwandeln lässt. Die Perowskit-Zelle arbeite vor allem im Infrarot und im infrarotnahen Bereich, den handelsübliche Zellen so nicht abdeckten. Auch wenn die untere Zelle dadurch Einbußen erleide, liege der Gesamtertrag dieser Verbundlösung deutlich höher. Erste Simulationen hätten ergeben, dass mit einer Leistungssteigerung von 20 Prozent gerechnet werden könne. Dies ließe sich bei weiteren Entwicklungen steigern und eröffne das Potenzial für eine grundlegende Umgestaltung des Solar-Marktes. Den Markteintritt für das neue Produkt erwartet Oxford PV für Ende 2018.
Perowskit ist die Solarzellentechnologie mit der bisher schnellsten Steigerung des Wirkungsgrades, und Oxford PV sagt von sich selbst, dass es an der Spitze der weltweiten Entwicklung und Kommerzialisierung dieses aufregenden neuen Materials stehe. Oxford PV wurde 2010 als Spin-off der University of Oxford von Professor Henry Snaith gegründet. Inzwischen beschäftigt das Unternehmens 37 Mitarbeiter, darunter Chemiker und Werkstoffspezialisten, die daran arbeiten, die neue Perowskit-Solartechnologie auf den Markt zu bringen. Professor Snaith wurde letztes Jahr von Thomson Reuters in dessen Rangliste der weltweit einflussreichsten Wissenschaftler an zweiter Stelle genannt. Oxford PV erwartet, dass Zellhersteller die Leistung ihrer Solarzellen mit der neuen Technologie um ca. 30 Prozent steigern können und neue Multi-Milliarden-Dollar-Märkte für die Erzeugung von Solarstrom entstehen. Die Patente für die neue Technologie liegen bei der University of Oxford.
Klaus Oberzig
18.11.2016
Videoserie: EuroSun 2016 (4) - Hans Martin Henning: Modelling the energy transition
Eva Augsten (Kamera & Schnitt) und Bärbel Epp (Interview) haben im Auftrag der International Solar Energy Society (ISES) auf der EuroSun 2016 in Palma de Mallorca dieses Jahr mehrere interessante Videos veröffentlicht, die wir hier der Reihe nach vorstellen werden.
Im Video-Interview (auf Englisch) berichten einige der Redner und Organisatoren über Neuigkeiten und Trends aus Solarwärme und Solarstrom. Mehr als 300 Solarenergie-Experten haben die EuroSun 2016 in Palma de Mallorca besucht. Seit 1989 ist die DGS die deutsche Sektion von ISES. Eva Augsten arbeitet seit 2011 als freie Journalistin mit dem Schwerpunkt Erneuerbare Energien, u.a. auch als Autorin in der SONNENENERGIE. Bärbel Epp ist Chefredakteurin des internationalen Solarthermie-Portals www.solarthermalworld.org und betreibt die Marktforschungs- und Kommunikationsagentur solrico.
Folge 4: With complex computer simulations, Fraunhofer ISE shows how the energy transformation could work. Deputy Director Hans Martin Henning explains what the simulations can do - and why they must not be mistaken as predictions. Interview: Bärbel Epp, Camera & Cut: Eva Augsten; Music: Columbo (Rock Mix) by Dokapi.
direkt zum Video
Mehr Videos: www.evaaugsten.de/videos
18.11.2016
Der DGS SolarRebell: meine kleine Energiewende
Das DGS-Projekt für die dezentrale Energiewende für jederman
Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. hat mit dem DGS SolarRebell ein Projekt für die dezentrale Energiewende für jedermann gestartet. Als größter Solarverband Deutschlands bietet die DGS mit Ihrem SolarRebell eine kostengünstige Kleinst-PV-Anlage an. Die DGS führt die Aktion in Kooperation mit dem Photovoltaik-Anbieter miniJOULE durch. Vor allem DGS-Mitglieder – und solche, die es werden wollen – können davon profitieren. Die Kleinst-PV-Anlage zur direkten Einspeisung in das Hausnetz gibt es für DGS-Mitglieder zu einem Sonderpreis.
Weitergehende Infos zum Download (Broschüre und Datenblätter) finden Sie hier
Infoportal der DGS zu Stecker-Solar-Geräten
Die Geräte haben viele technische Namen: Mini Solar Anlage, micro Solar Anlage, plug in Solar Anlage, mini Solar Generator, plug in Solar Gerät, plugin PV Anlage, plug in Solar Generator, mikro Solar Generator, plug in PV Gerät, micro Solar Modul. Umgangssprachlich heißen sie auch Balkon-Solaranlage, Guerilla-PV oder Balkonmodul. Gemeint sind Stecker-Solar-Geräte mit einer Leistung unter 600 Watt, die einfach an die Steckdose angeschlossen werden können.
Das Potential ist riesig, die Anwendung denkbar einfach: Stecker-Solar-Geräte, die über einen eigenen Wechselrichter verfügen, können mit einem Schukostecker direkt in das häusliche Stromnetz einspeisen. Der Stromzähler läuft dann langsamer. Das ist oft die einzige Möglichkeit für Mieter und Wohnungseigentümer, die außer ihrem Balkon keine eigenen Flächen haben, an der Energiewende teilzunehmen. Doch die Einspeisung über den Schukostecker ist bisher nicht genormt. Viele Netzbetreiber beantworten daher die Anmeldung mit falschen Aussagen und Drohungen.
Website: www.pvplug.de
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