08.11.2013
Offener Brief an die Verbände VDE, DKE und ZVEH
Kraftwerke auf dem Balkon lassen sich nicht verhindern: Unter bestimmten Umständen kann es bei, beziehungsweise nach der Installation einer Mini-PV-Anlage zu Gefahren kommen, die auch ein Fachmann nicht hundertprozentig ausschließen kann. Deshalb rät Bernd Dechert, Geschäftsführer Technik im ZVEH (Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke), seinen Betrieben besser auf Aufträge zu verzichten.
Eine Einschüchterung des Elektrohandwerks ist allerdings eine umstrittene Strategie zur Verhinderung von Kleinst-PV-Anlagen (Guerilla-PV). Die Frage die sich hier stellt: Kann man einerseits dazu auffordern – wie der VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik) in seiner Pressemitteilung vom 26.04.2013 – Kleinst-PV-Anlagen nicht selbst ans Haushaltsnetz anzuschließen, sondern dies fachgerecht durch Elektrofachkräfte (Elektro-Installateure) machen zu lassen, wenn gleichzeitig der ZVEH seinen Handwerksbetrieben empfiehlt auf solche Aufträge zu verzichten? Die aktuelle Situation: PV-Kleinstanlagen sind ein wichtiger Baustein der bürgernahen, dezentralen Energiewende. PV-Kleinstanlagen werden kommen, wenn sie nicht von Fachhandwerkern installiert werden, dann werden die Bürger es – mehr schlecht als recht – selber machen. Damit sind Risiken verbunden und Unfälle vorprogrammiert. Nur wer trägt dann die Verantwortung? Eine Verweigerung ist eine gefährliche Strategie. ....lesen Sie hier weiter
Aus diesem Grund hat die DGS einen offenen Brief an die Verbände VDE, DKE und ZVEH geschrieben:
Sehr geehrte Damen und Herren,
bisher gibt es in den elektrischen Verteilnetzen für die Tarifkunden vorwiegend Verbrauchsgeräte mit Leistungen bis zu 2 kW. Geräte zur Erzeugung elektrischer Energie mit Einspeisung in das Niederspannungsverteilnetz gab es in dieser Leistungsklasse praktisch nicht. In Zukunft wird es Kleinst-Kraftwerke, insbesondere kleine Photovoltaik-Anlagen mit Leistungen von einigen 100 Watt, bis unter 1 kW geben, die in das Smart Grid in den einzelnen privaten Haushalten integriert werden müssen.
Es gibt nur unzureichende technischen Regeln, Normen und Richtlinien für das Elektrohandwerk, wie diese Kleinst-Kraftwerke im Niederspannungsnetz fachgerecht anzuschließen und zu integrieren sind. Für die sichere Anwendung von Steckersolarmodulen oder von anderen regenerativen Einspeisern im Endkundenbereich wäre die Entwicklung einer genormten Einspeise-Steckdose (1, ein von der DGS entwickelter Lösungsansatz) sinnvoll, der von den Gremien aufgenommen werden sollte.
Um die Sicherheit elektrischer Anlagen auch weiterhin zu gewährleisten sowie eine Gefährdung der Bevölkerung durch die Nutzung elektrischer Energie auszuschließen, ist es dringend notwendig, dass sich die einschlägigen Institutionen (VDE, DKE, ZVEH u.a.) in Deutschland dieser Aufgabe annehmen.
Wir fordern deshalb VDE, DKE und ZVEH auf, diese technischen und rechtlichen Grauzonen umgehend zu beseitigen und für die Verbraucher (Prosumer) und das Elektro-Handwerk klare Richtlinien zu erarbeiten und in Kraft zu setzen, damit sowohl das Handwerk als auch der normale Tarifkunde in Zukunft diese Kleinst-Kraftwerke am Niederspannungsnetz (Smart Grid) sicher nutzen kann.
Wir schließen uns damit den Forderungen des Ausschusses für Industrie, Forschung und Energie des EU-Parlaments an (Entschließungsantrag vom 22.04.2013) unverzüglich die Anschlussbedingungen für Kleinst-Kraftwerke in den Ländern der Europäischen Union zu vereinfachen und zu harmonisieren. Wir betonen: Kleinst-Kraftwerke sind ein wesentlicher Bestandteil der dezentralen Energiewende mit 100 % Erneuerbare Energien in Deutschland!
mit freundlichen Grüßen
Präsidium der DGS sowie
FA Photovoltaik der DGS
(1) INS-Projektskizze an das BMWi zum Vornormprojekt „Stromkreis zum Anschluss von dezentralen Kleineinspeisern mit genormter Einspeise-Steckdose“ der DGS Berlin Brandenburg e.V. vom 05.04.2013