31.01.2011
DGS-Stellungnahme zur Studie des SRU
Auszug aus der Stellungnahme der DGS zur Studie: „Wege zur 100 % erneuerbaren Stromversorgung“ des Sachverständigenrates für Umweltfragen (SRU).
Vor wenigen Tagen wurde ein Sondergutachten des SRU veröffentlicht, das als wissenschaftlich gestützter Beitrag zur Urteilsbildung in Öffentlichkeit und Politik angesehen werden kann. Es behandelt folgende Fragen:
- Ist es möglich, ausschließlich auf der Basis regenerativer Energiequellen zu jeder Stunde des Zieljahres 2050 Versorgungssicherheit zu garantieren?
- Was kostet eine vollständig regenerative Stromversorgung?
- Sind Brückentechnologien für den Übergang in das regenerative Zeitalter erforderlich?
- Welche Maßnahmen und Instrumente sind erforderlich, um den Übergang in eine klimafreundliche regenerative Stromversorgung zu flankieren?
Zunächst die gute Nachricht aus Sicht der DGS
Eine 100 %ige Vollversorgung mit Strom aus Erneuerbarer Energie ist möglich, sicher und bezahlbar. Die nutzbaren Potenziale an Erneuerbaren Energie in Deutschland und Europa erlauben es bei einem entsprechenden Ausbau von Speichern und Netzen, zu jeder Stunde des Jahres die maximal anzunehmende Anfrage nach Strom zu bedienen. Sehr deutlich wird das Gutachten zum Thema Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken und Bau neuer Kohlekraftwerke mit CCS-Technik. Solche sogenannten Brückentechnologien sind nach Meinung des SRU nicht notwendig. Der Bestand an kommerziellen Kraftwerken mit einem geringen Zubau an Gaskraftwerken reicht als Brücke hin zu einer regenerativen Stromversorgung aus.
Eine klare Sprache sprechen die Gutachter auch zum Thema Netzausbau und Netzumbau. Investitionsanreize und Netzplanung müssen hierfür grundlegend geändert werden, sagt der SRU. Sehr interessant ist die Aussage zu den Ursachen für den bisher sehr schleppenden Ausbau der Netze. Vertikal integrierte Energieunternehmen, die Stromversorgungsanlagen und Netze betreiben, hätten einen natürlichen Anreiz, Ausbauarbeiten zu behindern. Weiterhin stellen die Gutachter klar heraus, dass eine staatliche Regulierung des Übertragungsnetzausbaus notwendig und gerechtfertigt ist, um den mit einer Monopolstruktur verbundenen Wohlfahrtsverlusten und daraus resultierenden erhöhten Netzentgelten entgegenzuwirken.
Wermutstropfen PV
Der SRU sagt, dass die Förderung der Photovoltaik drastisch gedrosselt werden muss, da die aktuelle Zubaurate viel höher sei als es nach aktuellem Wissensstand für das Erreichen eines kostenoptimalen Mix Erneuerbarer Energie notwendig ist. Im Gutachten wird zwar nicht explizit in Zahlen ein Deckel für den weiteren Ausbau der Photovoltaik gefordert Da aber gleichzeitig von den Gutachtern ausgeführt wird, dass sie eine jährliche Zubaurate von 2,5 bis 3,5 Gigawatt pro Jahr für zu hoch halten, kann daraus der Schluss gezogen werden, der Deckel müsse bei vielleicht 1 Gigawatt liegen. Die nähere Betrachtung der Argumente hinter dieser Forderung zeigt, dass diese zu großen Teilen nicht nachvollziehbar sind und auf überholten Annahmen beruhen.ro kWh. Aus Sicht der DGS ist die Photovoltaik stark unterbewertet, was die möglichen Zubauraten anbetrifft. Wir halten eine kumulierte installierte Leistung von 70 GW im Jahr 2020 für machbar und kosteneffizient. Demgegenüber steht eine vom SRU für das 2020 vorgesehene PV-Leistung von nur 30 GW, bis 2050 ansteigend auf 40 GW.
Fazit
Eine 100 %ige Vollversorgung mit Strom aus Erneuerbarer Energie ist möglich, sicher und bezahlbar. Das Erneuerbare Energien Gesetz wird als ein wirksames und vergleichsweise effizientes Instrument bezeichnet. Die beiden tragenden Säulen des EEG, der Einspeisevorrang für Erneuerbare Energien und die garantierte Vergütung als Grundstruktur, sind beizubehalten. Die Berechnungsgrundlagen für den weiteren Ausbau der Photovoltaik in Deutschland beruhen auf falschen Kostenannahmen und sind überholt. Hier muss dringend korrigiert werden.
Dr. Uwe Hartmann
Vize-Präsident Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie DGS e.V.
Die komplette Stellungnahme können Sie hier herunterladen