12.09.2010
Nur Untote scheuen das Sonnenlicht
Zwischenruf zu Merkels Atom-Revolution: Redliche Geschäfte werden in der Regel bei Tageslicht gemacht. Dass Verhandlungen über einen wichtigen Sachverhalt auch einmal länger dauern als geplant, ist bekannt und in der Regel kein Anlass zur Sorge. Dass man nächstens ausgehandeltes bei Tageslicht noch einmal liest, bevor man es unterschreibt, eigentlich ein Gebot für redliche Kaufleute. Bei den Atomverhandlungen war das aber irgendwie anders, nach jahrelanger Untätigkeit musste alles ganz schnell gehen.
Die Atomkraft, eigentlich schon längst beerdigt, erlebt trotz Störfällen, fehlendem Endlager und Bürgerprotest ihr Comeback. Nicht gestützt durch die Bevölkerung sondern durch eine kleine Gruppe von Lobbyisten und Politikern, die die herrlichen Geschäfte mit der Sicherheit der Bevölkerung gerne aufrechterhalten möchten. Es wird immer klarer, diese atomaren Untoten und ihre Freunde saßen am Verhandlungstisch, die betroffenen Bürger und die betroffene mittelständische Wirtschaft hat keiner gefragt.
Energiekonzept: Wir hämmern uns die Realität
Zur Vorbereitung der Verhandlungen wurde einiges in Kauf genommen. Nach Jahren der Inaktivität wurde flugs ein bundesdeutsches Energiekonzept, eine Vision bis 2050, gezimmert, dass als Grundlage für die Verhandlungen gebraucht wurde. In dem Energiekonzept der Bundesregierung wurde jedoch auf allzu hohe Dosen von Sonnenlicht und Realität verzichtet, um die Argumente für die Laufzeitverlängerung überhaupt zu generieren. Photovoltaik und Mikro-Kraft-Wärme-Kopplung sind in dem Energiekonzept extra deutlich unterrepräsentiert, um somit eine Notwendigkeit der Atomkraftwerke errechnet zu können. Denn Sonnenlicht und Effizienz sind schädlich für das dunkle atomare Geschäft.
Vertrag zu Lasten Dritter
Betrachtet man die durchgesickerten Inhalte des Vertrages, sind sie schnell zusammengefasst: Dritte werden übers Ohr gehauen, die Beute wurde geteilt, Belastungen gedeckelt, zukünftige Regierungen verpflichtet und die Sicherheit der Bevölkerung verkauft. Kurzum die Laufzeit wurde um jeden Preis verlängert. Obendrein machte man sich nur eher lustlos die Mühe den eigentlichen Inhalt des Vertrages mit einigen harmlosen Regelungen zur Abgabe von Teilbeträgen an Erneuerbaren Energien zu kaschieren. Wer aus der Regierung den Vertrag mit den atomaren Untoten unterzeichnet hat, wird sicher erst in den nächsten Tagen bekannt. Klar ist, dass derjenige anscheinend einen Vertrag zu Lasten Dritter abgeschlossen hat. Ein Geschäftsmodell, das in der derzeitigen Politik auf Grund der nahe liegenden Vorteile für die Beteiligten besonders beliebt ist. Dass er dafür noch besonders lange Wachbleiben musste, ist sein eigenes Schicksal.
Vertragsunterzeichnung vor Sonnenaufgang
Nachdem die Gespräche zur Laufzeitverlängerung um 23.00 Uhr beendet waren, wurden die Beteiligten um 5.23 Uhr noch einmal aus dem Bett geholt. Im Schutze der Nacht, noch vor Einbruch des Tageslichts wurden die Verträge die Deutschlands energiepolitische Zukunft zementieren sollen abgezeichnet, Wieso? Eigentlich gibt es nur zwei Erklärungen: Wer unredlich fette Beute macht, also andere über das Ohr haut, den beschleichen nachdem die diebische Freude abgeklungen ist, in der Regel zwei Gefühle: die Angst es könnte noch schief gehen und ein schlechtes Gewissen. Erst wenn der Vertrag unterzeichnet ist, können diese unangenehmen Gefühle durch das Vertrauen in den Rechtsstaat besänftigt werden. Die andere - zugegeben etwas phantastische Erklärung - ist das Vorhandensein von Untoten, für die Sonnenlicht tödlich wirkt und welche als klassische Blutsauger nur nachtaktiv sind.
So bekämpfen Sie Energie-Vampire: Ausstieg aus der gemeinen Energiewirtschaft
Wer also sich und seine Familie nicht länger dem hemmungslosen Treiben überlassen möchte, kann sich mit einem nicht besonders geheimen Rezept die atomaren Untoten und andere fossile Blutsauger vom Leib zu halten:
Nehmen Sie die Energiewende selbst in die Hand, verlassen Sie sich nicht auf die Regierung!
Dämmen Sie ihr Haus - Sparen Sie Energie - Nutzen Sie Energieeffizienzmaßnahmen - Photovoltaik zur Eigenstromerzeugung - Mikro-Kraft-Wärme-Kopplung zur Hausheizung - Solarthermie zur Wärmebereitstellung - Holzheizungen für den Winter. Kurzum erstellen Sie ihr eigenes individuelles Energieversorgungskonzept, denn Sonnenlicht in allen Formen schützt vor den Untoten am Verhandlungstisch.
Nur wenn Sie graduell aus dem klassischen Energiezirkus aussteigen, können Sie ihren Aderlass selber steuern. So schützen Sie Ihre Familie, wenn der Staat Sie aufgegeben hat und vielleicht schlimmer noch, bevor es in einer anderen finsteren Nachtverhandlung zu Ihren Lasten eventuell hinterrücks verboten wird.
Dr. Jan Kai Dobelmann MBA, Vize Präsident DGS e.V.
13.09.2010
DGS in der ARD: Solarluftkollektoren - heiße Luft vom Dach
Am Donnerstag, den 26. August lief im WDR Ratgeber Servicezeit (Wohnen & Garten) der Beitrag "Solarluftkollektoren: heiße Luft vom Dach". Die Sendung wurde ursprünglich für die ARD-Reihe Ratgeber erstellt. Der Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der Bernhard Weyres-Borchert vom Landesverband Hamburg / Schleswig - Holstein der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie.
Zum Thema: Andrea W. hatte ein Problem mit ihrem etwas älteren Haus. Selbst im Sommer war die Tenne, die auch als Esszimmer für die Familie diente, kühl und leicht feucht, weil die hohen Bäume vor dem Haus alles verschatteten. Und in der Übergangszeit wurde es schlimmer, weil Schimmel durch Feuchtigkeit und fehlende Heizungsunterstützung drohte. Als Problemlöser wurden an der Hauswand und auf dem Dach Solarluftkollektoren installiert. Ihr Prinzip: Die frische Außenluft wird von der Sonne kräftig aufgeheizt und über einen kleinen Ventilator anschließend in der Tenne verteilt.
Solarluftkollektoren sind dem bekannten, Flüssigkeit führenden Solarkollektor ähnlich. Der Aufbau ist fast gleich, jedoch wird Luft anstatt einer Flüssigkeit als Wärmeträger genutzt. Der Wärmesammler besteht meist aus Metall oder Filz, verbirgt sich hinter einer Kunststoff- oder Glasabdeckung und produziert bis zu 70 Grad Celsius heiße Luft. Um diese heiße Luft abzuführen, sind vielfach kleine Ventilatoren gleich im Kollektor integriert. So sorgt ein permanent ins Haus gelangender Luftstrom dafür, dass sich Räume durch trockene Frischluft erwärmen. Das beugt auch einem Schimmelproblem vor.
Bei derlei Technik kommt der Diplom-Meteorologe Bernhard Weyres-Borchert von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. ins Schwärmen. „Der grundsätzliche Vorteil bei den Luftkollektoren besteht darin, dass hier Luft auf Temperaturen bis zu 70 Grad erwärmt werden kann. Luft hat zudem den entscheidenden Vorteil gegenüber einer Flüssigkeit: Sie kann im Sommer nicht kochen und im Winter nicht einfrieren“, freut sich Weyres-Borchert, denn „das ermöglicht relativ einfache Systeme auch für die Integration in ein Lüftungssystem.“ Gleichzeitig ist damit ein Energiegewinn verbunden.
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Quelle: WDR, www.wdr.de
13.09.2010
Buchtipp: Mülltrenner, Müsliesser und Klimaschützer
Wir Deutschen sind Weltmeister: Exportweltmeister, Umweltweltmeister und alle zwanzig bis dreißig oder vierzig Jahre auch mal Fußballweltmeister. Doch Weltmeistertitel sind vergänglich. Die Chinesen haben und gerade vom Thron des Exportweltmeisters gestoßen und das mit dem Fußballweltmeister ist stets auch eine schwierige Operation. Wo uns aber keiner etwas vormacht, ist der Umweltschutz. Wir trennen den Müll, essen Bio - zumindest ab und zu, bauen Solaranlagen und schützen das Klima.
Wenn die Welt uns nicht hätte, wäre die globale Umwelt schon komplett ruiniert. Schließlich haben wir den Umweltminister erfunden, zumindest den mit den Turnschuhen. Auch der grüne Punkt stammt von uns. Wir haben als erste konsequent Solar- und Windkraftanlagen gefördert und haben in Westeuropa den höchsten Rückgang der Kohlendioxidemissionen vorzuweisen.Immer sind wir aber nicht die Ersten beim Umweltschutz. Beim Thema Auto hört in Deutschland der Spaß auf. Freiwillig Tempo hundert auf der Autobahn, nur um das Klima zu retten? Das Ozonloch haben die Briten entdeckt und den Treibhauseffekt die Amerikaner oder Franzosen. Wir sind beim Umweltschutz also auch mal wieder nur der gefühlte Weltmeister, so wie beim deutschen Fußballsommermärchen. Aber wenigstens hatten wir und die Deutschlandflaggenhersteller beim Sommermärchen viel Spaß.
Wenn wir uns aber irgendwie auch als Umweltweltmeister fühlen, haben wir ja möglicherweise auch ganz heimlich Freude an der Umwelt gefunden. Ab und zu scheint uns aber der ganze Umweltschutz doch den Spaß zu verderben. Dabei hat jede und jeder von uns so seine eigene Spaßschwelle. Ein Grund, einmal eine Bestandsaufnahme über uns Deutschen und den Umweltschutz zu machen. Viel Spaß beim Lesen.
Volker Quaschning, Mülltrenner, Müsliesser und Klimaschützer
Wir Deutschen und unsere Umwelt
Illustriert von Michael Hüter
ISBN 978-3-446-42261-2, Carl Hanser Verlag München 2010
13.09.2010
Alternative zu der CO2-Verpressung
Bei der Verbrennung fossiler Energie wird bekanntlich eine erhebliche Menge an klimaschädlichem CO2 freigesetzt. Um dem entgegenzuwirken, gibt es vielerlei Möglichkeiten. Naheliegend ist zunächst die Substitution fossiler Energien durch Erneuerbarer Energien in Kombination mit einer rationellen Verwendung von Energie. Dafür tritt die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie aktiv ein. In der Diskussion ist jedoch immer wieder die unsägliche Variante der sogenannten CO2-freien Kraftwerke. Dort soll das CO2 aus der konventionellen Kohleverbrennung mit reinem Sauerstoff nachfolgend aufgefangen und gespeichert werden (Carbon Capture Storage). Neben der Vermeidung von CO2-Emissionen gibt es eine weitere Alternative zu der CO2-Verpressung, nämlich Bakterien, die CO2 wirksam mit Hilfe von Wasserstoff in Methan umsetzen.
Variante 1: Bakterien, die CO2 in Methan umsetzen, sind thermophil, sie existieren bei über 50° C. Für den Umsetzungsprozess benötigen sie Wasserstoff. Zunächst muss Heizwärme zur Aufrechterhaltung des Temperaturfensters zugefügt werden, bis die optimale Biomasse im Fermenter erreicht ist. Danach liefern die Bakterien Wärme und Methan. Die Wärme muss abgeführt werden. Die Umsetzung von CO2 und Wasserstoff erfolgt sofort. Mit der Abwärme (65°C) können z.B. Gebäude beheizt werden. Ein österreichisches Unternehmen arbeitet an der Kommerzialisierung dieses Prozesses.
Variante 2: In Neuseeland gibt es eine Pilotanlage, bei der Kohlenmonoxid aus einem Stahlwerk in Alkohol umgesetzt wird. Kohlenmonoxid fällt bei vielen industriellen Prozessen an. Der Prozess erfolgt hier durch Bakterien, welche in der Lage sind, in wässeriger Lösung Kohlenmonoxid in Ethanol umzuwandeln. Für diese Technik besteht bereits Interesse seitens China.
Beide Varianten sind eine weitere Alternative zur fossilen Energie-Wirtschaft. Da es weltweit natürliche CO2-Quellen in der Größenordnung von ca 550 Gto gibt, könnten diese Verfahren durchaus Zukunft haben. Die CO2-Emission durch menschliche Tätigkeiten liegen in der Größenordnung von ca 30 Gto. Nicht in der Bilanz enthalten ist die Abholzung der Tropen- und Subtropenwälder. Restbiomasse aus der Land- und Forstwirtschaft lassen sich besser durch hydrothermale Carbonisierung in torfähnliche Masse umsetzen. Diese dient später als Bodenverbesserungsmittel. Eine Pilotanlage in 1:1-Größe steht in Antrifstal-Ohmes (http://www.hydrocarb.de) im Vogelsbergkreis. Versuche werden auch auf dem Hengstbacherhof im Donnersbergkreis und an anderen Stellen durchgeführt.
Autor: Hermann Merk
13.09.2010
SONNENENERGIE 5/2010: Wachstumszwickmühle: Teil 4
Risiko Energieversorgung und Auswege: Zeitreise: Versetzen wir uns 25 Jahre zurück. Neben den Fernsehserien Miami Vice und Denver Clan die aus Amerika zu uns rübergeschwappt kamen, gab es „Dallas“. Dallas brachte das dekadente Leben der texanischen Ölmillionäre in die deutschen Wohnzimmer. Vor allem eine Person prägte darin praktisch alle Handlungsstränge und erstaunte den Zuschauer von Woche zu Woche: der Bösewicht in Person – Larry Hagman alias J.R. Ewing! Hätte man damals Wetten abschließen können, so wäre wohl nicht einmal der kühnste Investmentbanker auf die Idee gekommen, dass ausgerechnet J.R. Ewing im Jahr 2010 in den USA Werbung für einen bedeutenden deutschen Solarzellenhersteller machen würde. Besonders aber die Tatsache, dass diese Werbung auch noch genau den Geschmack des neuen amerikanischen Lifestyles treffen würde, zeigt, wie schnell der Umstieg auf eine saubere Energieversorgung umgesetzt werden könnte.
Verknappung des Schmiermittels für die Weltwirtschaft
Fachleute wie Fatih Birol, Chefökonom der Internationalen Energieagentur, warnen schon länger vor einer Verknappung des Schmiermittels für die Weltwirtschaft und die damit wahrscheinlich rasant steigenden Energiepreise. Die Gefahren für die sensible Weltwirtschaft und den Privatmann hängen – wie wir in den vergangenen Ausgaben der SONNENENERGIE schon beschrieben haben – damit direkt zusammen. Die Ölkatastrophe am Golf von Mexiko wird diesen Prozess beschleunigen. Nicht nur Unternehmen müssten, so Birol, aus der Petroleum-Wirtschaft aussteigen. Jedermann sollte seinen Verbrauch an fossilen Brennstoffen verringern. Denn weltweit steigt die Nachfrage nach Petroleum an, da immer mehr Waren produziert und transportiert werden. Allein die Automobilindustrie machte im ersten Halbjahr schon mehr Gewinn als im ganzen Abwrackprämienjahr 2009. Sogar nach China mussten Autos exportiert werden, da die dortigen Werke der deutschen Konzerne zuwenig Kapazitäten hatten.
Risiko Energieversorung versus Risiko Tiefseebohrung
Woher soll nun aber das preiswerte Erdöl in Zukunft kommen, das den Wirtschaftmotor auch weiterhin am Laufen hält? Lässt sich Erdöl tatsächlich aus großer Tiefe dauerhaft beherrschbar fördern? Wie wirken sich die hohen Temperaturen in Verbindung mit den extremen Drücken in dieser Tiefe auf die Förderung aus? Und wie entwickeln sich die Kosten angesichts der hohen Risiken? Gelingt rechtzeitig der Umstieg auf andere Energieträger? Außerhalb der Opec-Kartellstaaten findet man neue Quellen fast ausschließlich noch in der Tiefsee. Über die nächsten zehn Jahre sollen zwei Drittel der zusätzlichen Kapazitäten auf hoher See erschlossen werden. Nach dem BP-Vorfall werden nun die Sicherheitsvorschriften für derartige Projekt verschärft. Es liegt bereits ein Vorschlag vor, Entlastungsbohrungen verpflichtend vorzuschreiben. Durch Sicherstellen der Betriebssicherheit, das Erarbeiten von Katastrophenplänen und die Regulierung werden aber auch die Kosten für die Ölkonzerne ansteigen. Wahrscheinlich werden die Firmen auch Rückstellungen für mögliche Umweltschäden bilden und höhere Versicherungssummen zahlen müssen. Dadurch könnten neue Projekte verschoben werden.
Der Effekt könnte nach Einschätzung von Birol bis zu einer Million Barrel pro Tag ausmachen, die nicht erschlossen werden. Außerdem wächst die Abhängigkeit von den OPEC-Staaten, die ihre Produktion derzeit noch erhöhen können. Aus beidem könnten sich Probleme für die Sicherheit der Ölversorgung ergeben.
„Wenn die Nachfrage weiter so steigt wie in der Vergangenheit und wenn wir keine zusätzlichen großen Vorkommen entdecken, dann erreichen wir um 2020 weltweit den Höhepunkt der Produktion, das sogenannte Peak Oil“, so Fatih Birol in einem Interview mit dem Manager Magazin im Juli 2010. Unser EU-Energiekommissar Günther Öttinger geht in derselben Ausgabe des Manager Magazins sogar davon aus, dass Peak Oil schon erreicht ist.
lesen Sie hier weiter (Teil 4)
Download: Teil 1 und Teil 2 und Teil 3