16.08.2010
Warum sind tausende Erneuerbare Energieanlagen nicht erfasst?

Kennen Sie den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Ihrer Region? Falls Sie sich für derartige Fragen interessieren, so sollten Sie auf der EnergyMap vorbeischauen. Seit etwa einem Jahr befindet sich auf der Internetseite www.energymap.info eine Zusammenstellung aller im Rahmen der EEG-Meldungen veröffentlichten Anlagen.
Mit der Dateneinspielung vom 12. Juli 2010 befinden sich nun über 650.000 Anlagen in der EnergyMap. Aus diesen Daten wurden über 50.000.000 regionale Kennzahlen abgeleitet, die als Grundlage für eine Vielzahl von Statistiken dienen. So kann für jede Region der Zubau bei der erneuerbaren Stromproduktion (kWh) oder Anlagenleistung (kW) seit 1997 nachvollzogen werden oder auch die Verteilung der Anlagen auf die unterschiedlichen Stromnetzebenen.
Die neue EnergyMap und der Aufruf für mehr Qualität im EEG-Melderegister
Hätten Sie gedacht, dass in Deutschland im 400-Volt-Niederspannungsnetz fast genauso viele Megawatt-Photovoltaikanlagen angeschlossen sind, wie es Windkraftleistung im 110 kV-Netz gibt? Hätten Sie gedacht, dass eine wohlhabende Großstadt wie Düsseldorf trotz 572.000 Einwohnern nur 520 Photovoltaikanlagen mit gerade einmal 6 Megawatt Leistung auf den Dächern hat? Die 6.000-Seelen Gemeinde Emskrichen bringt es im Vergleich dazu auf den eigenen Dächern immerhin schon auf 3 Megawatt PV-Leistung. Sicherlich finden Sie auch in Ihrer Region unerwartete — und hoffentlich vor allem ermutigende — Ergebnisse. Vor Ort sieht es mit der Energiewende oft besser aus als es aus dem Bild der großen Bundesstatistik hervorgeht. Denn viele Regionen haben die 100% an Erneuerbarem Strom schon längst überschritten.
Leider konnten wir im Verlauf des letzten Jahres nicht feststellen, dass sich die Qualität der von den Netzbetreibern erstellten Anlagenmeldungen im positiven Sinne weiterentwickelt hätte. Deshalb starten wir heute einen Aufruf an die Landesregierungen und die Bundesregierung. In diesem Zusammenhang suchen wir weitere Verbände, Organisationen, Forschungseinrichtungen und Institutionen, denen die "Qualität im EEG-Melderegister" ebenfalls ein Anliegen ist.
Den Wortlaut des Aufrufes finde Sie hier bzw. im Internet unter www.energymap.info/aufruf_2010.html
16.08.2010
Energie für Europa allein aus Sonne und Wind
Die Stromversorgung Europas kann allein mit Sonnen- und Windenergie sowie konventionellen und innovativ erweiterten Speichertechnologien gewährleistet werden - das ist das Ergebnis der Dissertation von Dipl.-Ing. Matthias Popp. Die Arbeit wurde von den energietechnisch ausgerichteten Lehrstühlen der TU Braunschweig (Prof. Dr. Reinhard Leithner), der Ruhr-Universität Bochum (Prof. Dr. Hermann-Josef Wagner), sowie vom Institut für Physik der Universität Oldenburg (Prof. Dr. Jürgen Parisi) begutachtet. Darin wurden erstmals zu diesem Zweck die erforderlichen meteorologischen Daten Europas ausgewertet. Gleichzeitig wurde aufgezeigt, dass das Ungleichgewicht zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch durch konventionelle, innovativ erweiterte Speichertechnologien, sowie durch Ausgleichslieferungen zwischen Überschuss- und Defizitregionen nach einfachen Regeln behoben werden kann.
Kooperationen zwischen Regionen und Staaten senken danach die Kosten, Egoismen steigern die Kosten.Der Kapazitätsbedarf für Speicherkraftwerke zum Ausgleich zwischen einer wetterabhängigen Stromgewinnung und dem Verbrauch lässt sich für die Länder Europas aus verfügbaren Daten zu Windgeschwindigkeit und Sonneneinstrahlung ermitteln. In Form von Ladungsabweichungen und Speicherleerungskurven wurden geeignete Berechnungsverfahren für diesen Zweck entwickelt. Die gute Datenlage in Deutschland ermöglicht den Vergleich der tatsächlichen Einspeisungen aus Wind- und Solaranlagen mit den aus digitalen Wetterarchiven berechneten. Dadurch konnten die Berechnungen validiert werden.
Wenn jedes Land mit einer gewissen Erzeugungsreserve den eigenen Durchschnittsverbrauch mit Wind- und Solarkraftanlagen produziert, dann liegt der Speicherbedarf für den Ausgleich mit der Nachfrage zwischen wenigen Tagesladungen und einigen Monatsladungen des durchschnittlichen Verbrauchs. Dieser große Unterschied hängt von verschiedenen Einflüssen ab. Die kontinentale Verteilung und Vernetzung der volatilen Stromerzeugung ermöglicht erhebliche Ausgleichseffekte zwischen zeitweiliger Überproduktion und Defiziten, weil Hoch- und Tiefdruckgebiete über den Kontinent hinweg ziehen und für unterschiedliche Wetterlagen in den Teilregionen sorgen. Starke Winde treten in Europa vorwiegend im Winter auf. Eine geschickte Kombination der Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie reduziert daher drastisch den Ausgleichsbedarf im Vergleich zu einer Monostruktur die nur auf Wind- oder nur auf Solarenergie setzen würde. Solarstrom wird damit zu einem wichtigen Faktor zur ganzheitlichen Darstellung und Optimierung einer bedarfsgerechten und sicheren Stromversorgung ohne Rückgriff auf fossile und nukleare Energieträger.
Die geschickte Abstimmung aller Parameter, deren Palette weit über das gezeigte Beispiel hinaus geht, reduziert den erforderlichen Speicherbedarf auf wenige Tage. Mit Ringwallspeichern werden neue Typen von Pumpspeicherkraftwerken zur Diskussion gestellt, die man in allen Ländern errichten könnte um die Speicherlücke zu schließen. Eine sichere Stromversorgung, allein mit Wind-, Solar- und Speicherkraftwerken in Europa ist daher eine reale Option. Das Wissenschaftsmagazin "bild der wissenschaft" wird sich in der am 20. September erscheinenden Oktoberausgabe bevorzugt mit dem Ringwallspeicher beschäftigen. Der Springer Verlag druckt die Dissertation, das Buch kann schon bestellt werden.
Autor: Matthias Popp, www.POPPware.de
16.08.2010
Veranstaltungstipp: Renexpo vom 07.–10. 10. in Augsburg
Vom 07. – 10. Oktober 2010 findet die Renexpo, internationale Fachmesse für regenerative Energien & energieeffizientes Bauen und Sanieren zum elften Mal statt. Die Renexpo ist eine der bedeutendsten Fachmessen für regenerative Energien und der Energieeffizienz bei Bau & Sanierung in Europa.
Die Renexpo hat unterschiedliche Schwerpunkte. Es gibt eine Halle die dem Thema Bioenergie gewidmet ist, unter dem Schwerpunkt HolzEnergie git es Informationen zum Thema Energiegewinnung aus Holz. Ebenso ein Schwerpunk: Die Kraft-Wärme-Kopplung. In Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) gibt es einen Gemeinschaftsstand auf dem Hersteller und Zulieferer ihre neuesten Produkte und Entwicklungen präsentieren. Eine Sonderschau zum Thema Kamin-, Pellet-,
Kachelofen informiert auch in diesem Jahr über Trends im Bereich der Kleinfeuerungsanlagen. Die Themen im Überblick: Energieeffizientes Bauen und Sanieren, Holzbau, Energiedienstleistungen, Geothermie, Mobilität, Solarenergie, Wasser- und Windkraft sowie Wärmepumpe.
In den begleitenden Fachkongressen stellen ausgewählte Experten erfolgversprechende Innovationen, zukünftige Trends, neueste Technologien und praxisorientierte Lösungen vor. Geplant sind Fachtagungen zu folgenden Themen: Energie aus biogenen Abfällen, Kraft-Wärme-Kopplung, kleine und mittlere Holzvergasung, Vermeidung mikrobiell bedingter Schäden im modernen Wohnhausbau, Stadt der Zukunft sowie Kleinwind.
weitere Infos: www.renexpo.de
Anmerkung: In der am 1. September erscheinenden Ausgabe 5/2010 der SONNENENERGIE ist eine Freikarte für die Renexpo enthalten.
16.08.2010
SONNENENERGIE 4/2010: Mobilitec
Elektromobilität spielte 2010 auf der Hannovermesse eine wichtige Rolle. Vor allem auf dem Gemeinschaftsstand des Bundesverbandes Solare Mobilität gab es interessante Neuheiten. Dass Elektromobilität sich stark im Aufwind befindet, kann man nicht nur an der spürbar zunehmenden Berichterstattung in den Medien erkennen. Auch die Zahl der Vortragsveranstaltungen, Fortbildungsreihen und Ausstellungen ist deutlich angestiegen. Elektroautos tauchen aber nicht nur auf den üblichen Automobilausstellungen von Detroit, Tokio, Shanghai, Frankfurt, Paris oder Genf auf. Zusehends entstehen auch neue Messen mit dem Schwerpunkt Elektromobilität.
Der Bundesverband Solare Mobilität (bsm) organisiert schon seit vielen Jahren Sonderausstellungen für mittelständische Hersteller von E-Fahrzeugen. Neben der Hauptmesse des bsm, der SolarMobility im Februar in Berlin, zeichnet sich für Süddeutschland seit 2009 mit der eCarTec in München ein weiterer Schwerpunkt ab. Als interessante Keimzelle in der Mitte Deutschlands hat sich die HannoverMesse herauskristallisiert. Schon lange trifft sich auf dieser Industriemesse die Branche der Erneuerbaren Energien. Von den drei Hallen zum Thema Energie werden bereits rund 30% durch die neuen Energietechnologien in Anspruch genommen.
Die MobiliTec in Hannover
Da Elektromobilität sehr stark mit den Erneuerbaren Energien zusammenhängt und auch die Bauteile der Fahrzeuge mehr der Industrie- und Elektrotechnik entspringen als dem klassischen Autobau, liegt es nahe, beide Themen gemeinsam zu präsentieren.Die Leitmesse MobiliTec wurde direkt von der Deutschen Messe in Hannover ins Leben gerufen und hat als ideelle Träger die Forschungsvereinigung Antriebstechnik (FVA) und den Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA). Offiziell wurde die MobiliTec in diesem Jahr zusätzlich vom Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und dem Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) unterstützt.
16.08.2010
SONNENENERGIE 4/2010: Der E-Auto-Gipfel
Mit der Gründung der nationalen Plattform Elektromobilität möchte die Bundesregierung den nächsten Schritt hin zum Leitmarkt für Elektromobilität gehen. Wir erinnern uns. Im Jahr 1995 endete der größte deutsche Flottenversuch zur Elektromobilität auf der Insel Rügen. Leider gelang es den Automobilherstellern fast zeitgleich das Luftreinhaltungsgesetz („Clean air act“) in Kalifornien zu kippen, denn nur dort wurden Elektroautos gesetzlich eingefordert, nur für diesen Markt hätte man saubere Autos entwickeln müssen. Mit dem Ende des kalifornischen Elektroautomarktes wurde „Elektroauto“ in der Automobilbranche auch wieder zu dem Unwort, dass es schon immer war. Fahrzeuge, die kein Erdöl, keinen Verbrennungsmotor und vor allem fast keine Ersatzteile brauchen, gefährden die etablierten Marktverhältnisse und die eingefahrenen Geschäftsmodelle.
Keine Wunder
Dass im Jahr 2007 „Elektromobilität“ im Meseberger Klimaschutzpapier aufgetaucht ist, war eigentlich ein kleines Wunder, denn die Automobilbranche hatte auf gar keinen Fall darum gebeten. Doch Elektroautos waren schon immer eine Technik der Krisenzeiten und nun, da das Erdöl sich dramatisch verknappen wird, führt an der E-Mobilität wieder einmal kein Weg vorbei. Zu dieser Analyse ist man zumindest in China, Israel und den USA gekommen. Da ist es dann kein Wunder, dass unsere Bundeskanzlerin erkannt hat, dass wir da mitspielen müssen. Doch wie bewegt man nun eine träge Industrie dazu mitzumachen?
Auf der Nationalen Strategiekonferenz im November 2008 (siehe SONNENENERGIE 2009-01) wurden erstmal, diese beiden Losungen herausgegeben: „Deutschland wird Leitmarkt für Elektromobilität“ und „Eine Million Elektrofahrzeuge bis 2020“.
Kein Ziel
Auf „Elektroautos“ wollte man sich damals nicht festlegen. Zur Not könnten auch Elektrofahrräder das Ziel erfüllen. Auch die Frage, in welchem Land diese Fahrzeuge hergestellt werden sollten, wollte man nicht so genau definieren. Als dann Anfang 2010 der neue Umweltminister Röttgen mutig die Formulierung „eine Million deutsche Elektroautos“ in den Raum gestellt hatte, dauerte es natürlich nicht lange, bis man ihn wieder zurückgepfiffen hatte. Auf „Autos“ konnte man sich in der Zwischenzeit als politisches Ziel zwar einigen, aber dass diese von deutschen Herstellern stammen würden, war dann offenbar doch zu gewagt.