26.01.2018
Kampfansage an Dezentralität
„Klimaschutz ohne Strukturbrüche“ postuliert das Sondierungspapier, das CDU/CSU und SPD am 12. Januar veröffentlicht hatten. Seither ist Debatte davon bestimmt, ob die SPD sich noch mal zu einer GroKo hinreißen lässt und damit die Ära Merkel verlängert oder ob sie sich auf einen eigenen Weg besinnt. Bei den Diskussionen um potentielle Nachbesserungen, die sowohl auf dem SPD-Parteitag wie auch seither geführt werden, bleibt das Thema Klimaschutz und Energiewende völlig außen vor. Auch die Jusos, die so heftig eine Rückbesinnung auf sozialdemokratische Inhalte fordern, haben den Klimaschutz vergessen. Ganz so, als ob dies im Katalog der Nachforderungen keine Berechtigung hätte. Tatsächlich steckt im Postulat, „Klimaschutz ohne Strukturbrüche“ haben zu wollen (Seite 24, GroKo-Sondierungspapier), eine Kampfansage an alle Vorstellungen über eine Dezentralität der Stromversorgung. Und das ist alles andere als eine Nebensächlichkeit.
Wir hatten in einer ersten Betrachtung des GroKo-Sondierungspapiers vor zwei Wochen auf das bedenkliche „weiter so“ hingewiesen, auf das sich die GroKo-Partner in der Energie und Klimapolitik geeinigt hatten. Das steht sehr wohl in der Kontinuität der bisherigen Politik aller Merkel-Regierungen. Man muss sich allerdings die gedrechselte Formulierungen dieses „weiter so“ auf der Zunge zergehen lassen: "ohne Strukturbrüche" lautet die neue Devise. Zum einen haben wir damit eine neue Metapher für das weiter so. Zum anderen findet sich im Sondierungspapier ein weiterer Hinweis darauf, was damit konkret gemeint ist. Neben dem Hinauszögern des Ausstiegs aus der Kohleverstromung, die ja immer noch die Struktur der Stromerzeugung dominiert, geht es um die Netzstruktur. Das Verbundnetz, auch fälschlicherweise öffentliches Netz genannt, ist selbst eine sehr alte Struktur. Es geht auf die Ursprungsfassung des Energiewirtschaftsgesetzes von 1935 zurück, dass der damalige Finanzminister Hjalmar Schacht und Adolf Hitler ursprünglich "Gesetz zur Wehrhaftmachung der deutschen Energieversorgung" nennen wollten. Es wurde dann die zivilere Bezeichnung Energiewirtschaftsgesetz gewählt. Die Struktur, die dadurch charakterisiert ist, dass Monopolisten die Netzverantwortung und damit die Kontrolle in den Händen haben, ist erhalten geblieben.
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26.01.2018
Digitalwelle der Energiewirtschaft
Ohne die sonst anwesende Politik-Prominenz fand in dieser Woche die dreitägige Handelsblatt-Jahrestagung Energiewirtschaft in Berlin statt. Die DGS hat die Veranstaltung erstmals auch besucht. Die Eröffnungsrede übernahm Eon-Vorstandchef Johannes Teyssen, der sich sogleich positiv über Erneuerbaren äußerte. Die „gigantischen Kostenfortschritte bei den Erneuerbaren“ müssten anerkannt werden, so Teyssen. Weiter formulierte er überraschend klar: „Ich sage nur, der nachhaltige Weg ist der richtige. Kohle wird perspektivisch keine Bedeutung mehr haben“ und warb für einen wirksamen CO2-Preis, um Investitionen in die richtige Richtung zu lenken. Der aktuelle Marktpreis von 7 bis 8 Euro pro Tonne sei dafür deutlich zu wenig. Ein Contra gegen diese Forderung wurde von RWE-Chef Rolf-Martin Schmitz formuliert, der einen CO2-Mindestpreis ablehnt. Das ist nicht verwunderlich, ist RWE bekanntermaßen der größte Kohlekraftwerksbetreiber in Deutschland.
Wer im Tagungsproramm nach Erneuerbaren Energien suchte, wurde jedoch nur teilweise fündig. Die Veranstaltung dreht sich vollständig um das Thema Digitalisierung, welche die Chefetagen der Energiekonzerne und die Beratungsunternehmen derzeit am meisten umtreibt. Doch der Umstieg auf Erneuerbare Energien wurde als Aufgabe inhaltlich immer wieder gemeinsam mit der Digitalisierung und der Sektorenkopplung genannt – und nirgends als unlösbar oder utopisch bezeichnet. Technische Probleme wurden nicht angesprochen.
Am ersten Konferenztag trafen in einem Streitgespräch gleich RWE-Chef Schmitz und Jochen Schwill von Next Kraftwerke aufeinander. Während Schmitz in den konventionellen RWE-Kraftwerken den Garanten für Versorgungssicherheit in Deutschland sah, sieht Schwill, der mit seiner Firma erneuerbare Kraftwerke vernetzt, bis 2050 eine Umstellung auf 100% erneuerbare Stromerzeugung als möglich an. Am zweiten Konferenztag startete der bekannte Investor Frank Thelen zum Thema „Digitales Business wirklich verstehen“ mit einem Vortrag und einem Startup-Pitch mit einigen Firmen, die ihre digitale Lösungen vorstellten. Darunter waren auch eine Energiemanagement-Software für komplexere Gewerbeareale und ein Tool zur Hardware-unabhängigen Überwachung von PV-Erträgen. Thelen kritisierte prompt die Darstellung der Präsentationen und bezeichnete den Mangel an Risikokapital als größtes Problem, ohne das keine weiteren großen „Champions“ als zukünftige Marktführer kreiert werden können. „Die Venture Capital-Branche ist bei uns im Vergleich zu USA oder China nicht existent“, so Thelen. Und: Die Konzerne sind gut und „satt“, sie bewegen sich nur wenig. In den Worten von Thelen: „good is the biggest enemy of great“. Am Nachmittag des zweiten Tages folgte eine Diskussionsrunde, bei der der neue Geschäftsführer des BEE, Dr. Klaus-Peter Röttgen, die Position der Erneuerbaren Energien vertrat.
Veranstaltungen wie der Expertentalk „Der digitale Verteilnetzbetreiber“ oder der Vortrag „Visual Energy Analytics“ zeigten: Die Digitalisierung wird als die Zukunftsaufgabe der Energiewirtschaft gesehen, dazu gehört auch der verbesserte Kontakt zum Kunden und die Möglichkeit, aus vielen Daten (z.B. aus Smartmetern) den Kunden neue Dienstleistungen verkaufen zu können bzw. zu wollen. Und um es mit dem Eon-Chef Teyssen zu formulieren: „Nur noch möglichst viel Energie zu verkaufen ist kein nachhaltiges Geschäftsmodell mehr“.
An den Ständen der Begleitausstellung wurden neben Dienstleistern und klassischen Beratungsunternehmen der Energiebranche auch einige Startups und innovative Konzepte präsentiert. So zeigte ein Fraunhofer-Spinoff eine Software-Lösung für Microgrids, also kleine Netzareale mit verschiedenen Erzeugern und Verbrauchern. Jeder Verbraucher und Erzeuger kann seine Randbedingungen (Laufzeit, Preis oder ähnliches) bestimmen und die Software regelt dann für die Community in dem Areal die optimale Stromversorgung aus den angebotenen Erzeugungs- und Bezugsalternativen. Über kleine Hardwareelemente werden dann die Erzeugungs- und Speichergeräte direkt angesteuert.
Die Konferenzleitung der zur Handelsblatt Group gehörigen Euroforum zeigte sich mit der Resonanz bei der Jubiläumsveranstaltung (die Jahrestagung fand zum 25. Mal statt) zufrieden – fanden doch in diesem Jahr 1.200 Teilnehmer den Weg zur Handelsblatt-Jahrestagung Energiewirtschaft nach Berlin.
Jörg Sutter
26.01.2018
Diskussionspapier zur Energiewende
Vor einigen Tagen hat der grüne Baden-Württembergische Umweltminister Untersteller ein Diskussionspapier erstellt, in dem er zwei konkrete Ideen für ein weiteres Vorgehen bei der Energiewende skizziert. Die DGS hat sich das Papier genauer angeschaut und bewertet.
Das Papier kommt zum richtigen Zeitpunkt und zielt auf die Koalitionsverhandlungen in Berlin. Untersteller macht darin Vorschläge zur Reduktion der Stromkosten und zur Finanzierung der Energiewende insgesamt. Er sieht als zentrale Herausforderungen der nächsten Phase den Ausbau der Sektorenkopplung mit mehr erneuerbarem Strom und die Reduktion der Stromkosten für Bürger und Unternehmen. Aus klimapolitischer Sicht soll der Strom entlastet, der fossile Bereich höher belastet werden.
Eine seiner Hauptforderung ist die Absenkung der Umlagen auf Strom, hauptsächlich der EEG-Umlage und der Stromsteuer. Für letztere fordert Untersteller eine Absenkung von derzeit 2,5 Ct/kWh auf 0,1 Ct/kWh für Haushalte und 0,05 Ct/kWh für Unternehmen, was eine Entlastung von rund 6 Mrd. Euro entspricht. Im Gegenzug sollen vereinfachend alle Ausnahmen abgeschafft werden. Der Vorschlag sieht weiterhin vor, dass die EEG-Umlage um rund 3,5 Ct/kWh abgesenkt wird, indem die „Innovations- und Entwicklungskosten“ sowie die Belastung durch EEG-befreite Unternehmen aus der EEG-Umlage herausgenommen werden. In Summe wäre das eine Ersparnis von 5,5 Ct/kWh für Haushalte und rund 5 Ct/kWh für Unternehmen.
Die Kehrseite der Entlastung ist natürlich die Gegenfinanzierung dieser rund 18 Mrd. Euro. Hier sieht Minister Untersteller, der seit 2011 im Amt ist, die „alte“ Energien in der Pflicht und schlägt einen Aufschlag auf Brenn- und Kraftstoffe in einer Höhe analog einer CO2-Abgabe von 50 Euro/t CO2 vor. Benzin würde damit rund 10 Ct/Liter teurer, was laut Untersteller im Rahmen der Marktpreisschwankung der letzten Jahre liegt und damit umsetzbar wäre. Ausgleichsmaßnahmen (z.B. für einkommensschwache Haushalte) sollten diese Erhöhung sozial abfedern. Die DGS begrüßt dieses Diskussionspapier und unterstützt die darin enthaltenen Forderungen. Die DGS fordert bereits seit Jahren die Abschaffung der EEG-Umlage und die Senkung der Belastung auf Stromverbrauch. Der Einstieg in eine monetäre CO2-Bewertung halten wir ebenfalls für den richtigen Weg. Hier geht das Diskussionspapier in die richtige Richtung. Die Vorschläge sind jedoch auch nicht neu, sondern folgen im Grundsatz Ideen, die die Agora Energiewende im vergangenen Jahr formuliert hat. Das macht den Vorschlag jedoch nicht schlechter.
Ein zweiter Aspekt ist ebenso wichtig: Der Vorschlag vereinfacht ungemein (z.B. bei der Stromsteuer), wo die Ausnahmen und die Ausnahmen der Ausnahmen in den letzten Jahren nahezu undurchschaubar und ohne Expertenwissen nicht mehr vermittelbar sind. Jede Vereinfachung der bestehenden Regelungen begrüßt die DGS ausdrücklich, würde sie doch die Spirale des „wir machen es immer komplizierter“ endlich einmal durchbrechen.
Insgesamt wurde das Diskussionspaper nach erster Durchsicht auch vom SolarCluster Baden-Württemberg positiv bewertet. Fraglich sind jedoch noch folgende Punkte: Es werden zwar „Heizöl, Erdgas und Kraftstoffe“ zur zukünftigen Belastung genannt, jedoch nicht die Kohle. Die Belastung von Kohlestrom könnte den Kohleausstieg zwar beschleunigen, birgt aber dann das Risiko eines höheren Stromimportes (im schlechten Fall aus Atom- oder Kohlekraftwerken). Soll dieser dann auch belastet werden?
Aktuell werden in Berlin die neuen Koalitionsverhandlungen vorbereitet. Schon bei der Sondierung zog sich die GroKo große Proteste auf sich, als sie sich von den Klimazielen 2020 verabschiedeten. Die DGS wird auch in der aktuellen Diskussion versuchen, die Vorstellungen rund um die Energiewende zu vertreten. Da kann ein solches Papier durchaus unterstützen, die Diskussion mit voranzubringen.
Jörg Sutter
26.01.2018
Sportlicher Vergleich der Solarenergie
Im sportlichen Wettbewerb gibt es immer wieder Favoriten und Außenseiter. Das Aufeinandertreffen ist vor allem deshalb so interessant, da man stets auf eine Überraschung hofft und sich gerne mit dem Underdog solidarisiert. Meist ist es eine Frage der Motivation, die dem David zum Vorteil gereichen kann. Denn auch wenn das Ergebnis bereits festzustehen scheint, besteht immer die Chance, dass es anders kommen könnte.
Betrachtet man den Markt der Solartechnik, so ist die Photovoltaik vielleicht so etwas wie der FC Bayern der Bundesliga und die Solarthermie mehr der wackere SC Freiburg (wenn nicht gar die SpVgg Fürth). Die Öffentlichkeit kennt alle Spieler des Branchenprimus und deren Fähigkeiten. Dass aber auch auf der anderen Seite ausgebildete Profis stehen, die ihr Metier verstehen, wird oftmals ausgeblendet. Und erinnert man sich an Sepp Herberger, dann weiß man dass ein Spiel immer mindestens 90 Minuten dauert. Man sollte diese Analogie nun nicht falsch verstehen, es geht hier nicht um Wettbewerb und Konkurrenz, bei dem es einen Sieger geben muss. Es geht vielmehr darum, dass man sich der eigenen Stärken erinnert und darüber reflektiert, weshalb diese immer mehr in Vergessenheit geraten sind. Denn auch die SpVgg Fürth war drei mal Deutscher Meister. Dass der Abstand mittlerweile recht groß ist und man nicht von früheren Zeiten zehren kann, sollte nicht heißen, dass alles immer so bleiben muss wie es ist. Die Zukunft bleibt spannend und, um in der Analogie zu bleiben, gemeinsam ist man am stärksten, siehe Nationalmannschaft.
Der Tabelle oben liegt folgende Berechnungsgrundlagen zu Grunde:
- Einstrahlung auf die Solarfläche: 1.000 kWh/m² Jahr
- Spezifische Investitionskosten:
STh: 1.000 €/m², Speicher 350 €/m²
PV: 1.500 €/kWp, Speicher 1.000 €/kWh - Jährlicher Ertrag:
STh: 350 kWh/m²
PV: 850 kWh/kWp - Betrachtungszeitraum: 20 Jahre
Ergänzende Anmerkung zu der Tabelle. Durch die Förderung von z.B. bis zu 50 Prozent für die Erstinstallation oder Erweiterung von Solarthermieanlagen zur überwiegenden Prozesswärmebereitstellung kommt man in diesem Anwendungsfeld auf Wärmegestehungskosten von unter 5 Cent/kWh. Solarthermie ist also, je nach Rahmenbedingung, heute teilweise schon günstiger als Heizöl oder Erdgas. Angesichts der Dringlichkeit des Handelns ist es im Übrigen mehr als fahrlässig die Schlüsseltechnologie Solarthermie stiefmütterlich zu behandeln.
Matthias Hüttmann / Bernhard Weyres-Borchert
26.01.2018
CO2-Konzentration, globale Temperatur und Eisfläche im Arktischen Meer
Auf der Website des UNFCCC (Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen, englisch United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) ist eine sehr anschauliche Animation veröffentlicht worden. Sie zeigt anschaulich die Zunahme der Konzentration von Kohlenstoffdioxid (CO2), die mittlere globale Temperatur und die Eisfläche im Arktischen Meer im Verlauf von 1880 bis heute.
Hier können Sie die Animation starten
26.01.2018
Reform des Mieterstromgesetzes - Dank Solarenergie weniger Miete zahlen
Die Mieten in Deutschland steigen und steigen. So auch der CO2-Ausstoß, der den Klimawandel anheizt. Diese Probleme zu lösen, ist die Aufgabe einer möglichen Koalition von CDU/CSU und SPD. Durch eine Reform des Mieterstromgesetzes und die damit verbundene Förderung der Bürgereenrgie könnte sie diese beiden Fliegen mit einer Klappe schlagen: für günstigere Mieten sorgen und das Klima schonen.
Der Landesverbad NRW der DGS kritisiert den bürokratischen Aufwand, der aktuell verhindert, dass Vermieterinnen und Vermieter die Beteiligung an der Energiewende erschwert.
"Beginnen die Vermieter*innen auf dem Grundstück Strom selbst zu erzeugen und nutzen diesen andere 'natürliche oder juristischen Personen', beginnt ein irrer Affentanz. Sie werden kurzerhand zum Elektrizitätsversorgungsunternehmen erklärt und wie Gewerbetreibende behandelt. Diese Zwangskommerzialisierung der Eigenenergieerzeugung ist völlig überflüssig und bremst die Energiewende an entscheidenden Stellen aus", sagt Peter Deininger, Vorstandsvorsitzender der DGS in NRW. Er ergänzt: "Nur weil jemamd eine Solarzelle auf dem Dach hat, ist er noch kein Energieunternehmen."
Was möglich ist zeigt das Projekt "PV-Mieten Plus" der DGS Franken. Sie bietet neben der konventionellen "Stromlieferung vor Ort" Verträge an, welche die Wärmeerzeugung mit der Stromerzeugung in der Abrechnungsart der Zentralheizung zusammenführen. Das Vertragsmuster "PV-Wohnraummiete" integriert die Strom-Eigenerzeugungsanlagen ausdrücklich in die Regelungen eines Mietvertrages, so dass die Investition in diese wie die für die Wärmeversorgung in die Kaltmiete einfließt und nur die - geringen - Betriebskosten wie die Betriebskosten der Heizung als Nebenkosten abgerechnet werden. Vorteil einer solchen Lösung ist die bessere Absicherung der Investition der Vermietenden durch den Einschluss in die Miete.
"Eine Koalition hat es in der Hand, neue Impulse und die Innovationskraft dezentraler Erzeuger*innen, Mieter*innen, Vermieter*innen und Wohnungseigentümer*innen die nur darauf warten, endlich wieder mit neuem Elan an der Energiewende teilnehmen zu dürfen, freizusetzen.
26.01.2018
Standby-Stroms bei Solarstrom-Volleinspeiseanlagen widersprechen
(SFV) Abrechnung des Null- und Geringverbrauchs des Wechselrichter: Betreiber von Solarstrom-Volleinspeiseanlagen erhielten in den letzten Wochen Abrechnungen, in denen Kosten für den Null- bzw. Minderverbrauch (Geringverbrauch) des Wechselrichters im Standby-Betrieb für 2017 eingefordert wurden. Rechnungsbeträge von teilweise über 150 €/a sollten Grund- und Arbeitspreise für den Strombezug, Messgebühren und Stromnebenkosten abdecken. Sollten auch Sie eine solche Abrechnung erhalten haben, beachten Sie bitte folgendes:
- (a) Wenn der Solarstrom-Wechselrichter im Standby nachweislich KEINEN Strom verbraucht, bestehen keine Ansprüche des Grundversorgers. Anlagenbetreiber müssen nach herrschender Rechtsauffassung weder die Grundkosten für Strombezug noch für eine Messeinrichtung zahlen. Der Inrechnungstellung sollte deshalb schriftlich widersprochen werden. Allgemeine Rechtsinformationen hierzu finden Sie im Rechtshinweis der Clearingstelle EEG/KWK: „Müssen Anlagenbetreiber/-innen die Kosten für Bezugsstromzähler entrichten, wenn gar kein Strom bezogen wird?“
- (b) Wenn der Wechselrichter im Standby GERINGFÜGIG Strom benötigt (wenige Kilowattstunden), ist ebenfalls zu empfehlen, sich gegen unangemessen hohe Rechnungsbeträge für die Grundversorgung zur Wehr zu setzen. Der Rechnungsbetrag sollte nur unter Vorbehalt einer rechtlichen Klärung beglichen werden.
In einem aktuell laufenden Rechtsverfahren soll bald eine Entscheidung über die Angemessenheit von Grundpreis- und Messgebührenabrechnungen bei marginalem Strombezug von Wechselrichtern herbeigeführt werden. Die Klage, die durch die von der DGS unterstütze Klagegemeinschaft "Solidarfonds Nullverbrauch finanzielle Unterstützung findet, wird von NÜMANN + SIEBERT Rechtsanwälte juristisch begleitet. Die Kanzlei hat für betroffene Anlagenbetreiber zahlreiche Musterbriefe und Rechtsinformationen zusammengestellt, die Teilnehmern des Solidarfonds zur Verfügung gestellt werden. Die Beteiligung am Solidarfonds ist weiterhin kurzfristig über die Internetseite des Solidarfonds (s.o.) möglich. Bei speziellen Fragen zum Solidarfonds wenden Sie sich an Rechtsanwältin Frau Christina Wohlgemuth.
Hier finden Sie allgemeine Rechtsinformationen zu den Kosten von Bezugsstromzählern bei geringfügigem Verbrauch
- (c) Wenn Ihnen der höhere Grundpreis „für gewerblichen Bedarf“ statt des geringeren Betrags „für Haushaltsbedarf“ in Rechnung gestellt wurde, sollten Sie überprüfen, ob Sie richtig eingestuft wurden. „Haushaltskunden“ sind Endverbraucher, die Energie überwiegend für den Eigenverbrauch beziehen. Dies gilt sowohl für den eigenen Haushalt als auch für berufliche, landwirtschaftliche oder gewerbliche Zwecke – bis zu einem Jahresverbrauch von maximal 10.000 Kilowattstunden (§3 Nummer 22 EnWG).
Quelle: Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV), www.sfv.de
26.01.2018
Kleiner Medienspiegel
Fraunhofer ISE nimmt Wasserstoff-Einspeiseanlage in Betrieb: Wasserstoff als flexibler Energieträger ist ein wichtiges Element für die Energiewende, denn er ermöglicht im Sinne der Sektorenkopplung einen Transfer von Erneuerbaren Energie in jeden Sektor der Energie¬wirtschaft – sei es Mobilität, Industrierohstoffe, Wärme oder Gas. Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE forscht an der Weiterentwicklung der entsprechenden Schlüsseltechnologien, wie zum Beispiel der PEM-Elektrolyse zur Erzeugung von Wasserstoff und erprobt deren Anwendung in Zusammenarbeit mit der Industrie und der Energiebranche. Hierdurch sollen wichtige Grundlagen für den Einsatz dieses zukünftig zentralen Energieträgers geschaffen werden. Im Kontext seiner Forschungsarbeiten hat das Fraunhofer ISE eine Einspeiseanlage für Wasserstoff in das Gasnetz auf dem Gelände seines Standorts in der Auerstraße in Freiburg errichtet und in Betrieb genommen. Unterstützt wurde das Institut dabei durch die Projektpartner Badenova / bnNetze und die Hochschule Offenburg: Die vollständige Presseinformation zur Wasserstoffeinspeiseanlage
Ubitricity verwandelt Laternen in Ladestationen für E-Autos: Die Idee ist so einfach wie schlau: Mit dem Ladesystem von Ubitricity GmbH können E-Autos einfach den Strom aus Laternen nutzen. Nun werden nach Angaben des Berliner Unternehmens auch in London die Laternen-Ladestationen eingeführt. In den Londoner Bezirken Hounslow und Richmond arbeitet Ubitricity bereits seit einiger Zeit gemeinsam mit den lokalen Behörden daran, normale Straßenlaternen in Ladepunkte für E-Autos umzubauen. Dabei wird ein spezieller Anschluss in die Straßenlaterne eingebaut. Die konventionelle Beleuchtung wird zudem auf LED umgerüstet – die hierdurch eingesparte Energie kann dann zum Laden von E-Fahrzeugen genutzt werden. Im Ladekabel selbst ist ein Zähler mit Internetanschluss, ähnlich einem Smartphone integriert, der den Stromverbrauch an den Versorger meldet. Was in London im großen Stil anlaufe, gestalte sich nach Firmenangaben im heimischen Berlin zähflüssiger. Dort gebe es erst rund 30 öffentlich zugängliche Laternen-Ladestationen für den Mobilstrom, der unter anderen vom Berliner Gasversorger Gasag geliefert wird: Video des britischen Portals fully charged
Umfrage zur Immobilienwahl - Eigene Stromproduktion wird immer wichtiger: Wenn es um den Hauskauf oder die Miete einer Wohnung geht, spielen Energiethemen für immer mehr Verbraucher eine wichtige Rolle. Das geht aus der siebten repräsentativen Immobilien-Umfrage des Energie- und IT-Unternehmens Lichtblick hervor. Für über die Hälfte der Befragten sind die Themen energiesparende Heizungsanlage (54 Prozent, plus 6 Prozent gegenüber der vorherigen Umfrage), optimale Wärmedämmung (53 Prozent, minus 3 Prozent) und eine insgesamt gute Energiebilanz (52 Prozent, plus 5 Prozent) die wichtigsten Energiekriterien bei der Immobilienwahl. "Immer mehr Menschen wollen ihr Zuhause auch gut für die Zukunft gerüstet wissen und setzen auf eigene Solaranlagen, Speicher oder die Möglichkeit, in Zukunft ein E-Auto mit Eigenstrom laden zu können," so Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei Lichtblick. So geben aktuell fast ein Viertel der Befragten (24 Prozent) an, dass ihnen eine eigene Stromproduktion mit Stromspeicherung bei der Wohnungs- oder Hauswahl wichtig ist. Bei der vorherigen Umfrage war dieses Kriterium nur für 16 Prozent der Befragten relevant. Ein noch größerer Zuwachs zeigt sich bei der Lademöglichkeit für Elektrofahrzeuge: Bei der aktuellen Umfrage ist dies 11 Prozent der Bundesbürger wichtig - fast doppelt so viele wie im Vorjahr möchten diese Vorrichtung im neuen Haus oder der Mietswohnung nicht missen (Vorherige Umfrage: 6 Prozent): Eine druckfähige Grafik zur Umfrage finden Sie auf der Medienseite von Lichtblick
Wärmepumpen-Absatz wächst deutlich: Mit einem Marktwachstum von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr und einem Absatz von insgesamt 78.000 Heizungswärmepumpen ist 2017 ein neues Wärmepumpen-Rekordjahr. Nachdem bereits 2016 ein Absatzrekord verzeichnet werden konnte, wuchs der Wärmepumpen-Markt auch im vergangenen Jahr deutlich. Zum ersten Mal konnte die Marke von 70.000 Geräten bei Heizungswärmepumpen durchbrochen werden. Insgesamt wurden rund 78.000 Geräte verkauft. Der größte Zuwachs ist bei Luftwärmepumpen zu verzeichnen: Insgesamt wurden 55.000 Stück abgesetzt, das entspricht einer Steigerung von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Wie bereits in 2016 waren dabei insbesondere Monoblockgeräte (31.000 Stück) mit einem Zuwachs von 24 Prozent gefragt. Bei den Splitgeräten fiel das Wachstum mit 16 Prozent etwas kleiner aus. Erdgekoppelte Systeme, inklusive Grundwasser-Wärmepumpen, legten mit 23.000 Geräten gegenüber dem Vorjahr um 11 Prozent zu. Die Marktanteile zwischen erdgekoppelten Wärmepumpen und Luftwärmepumpen verändern sich gegenüber dem Vorjahr kaum: Luftwärmepumpen machten mit rund 71 Prozent den Großteil des Wärmepumpen-Absatzes aus (Vorjahr: 69 Prozent). Erdwärmepumpen und sonstige liegen somit bei 29 Prozent (2016: 31 Prozent). Insgesamt sind in Deutschland nun rund 800.000 Heizungswärmepumpen installiert: Weitere Infos vom Bundesverband Wärmepumpen e.V. BWP
Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) stellt Drei-Säulen-Modell für Erneuerbaren-Ausbau vor: Die erste Säule „Absicherung der Refinanzierung über den Strommarkt“ sieht vor, Anreize zu schaffen, damit Erneuerbaren-Anlagen zunehmend ohne Förderung, also außerhalb des EEG realisiert würden. Die Säule zwei betrifft „Flankierende wettbewerbliche Ausschreibung und Direktvermarkung zur Gewährleistung der Zielerreichung“. Demnach sollten „Restmengen“ zur Schließung der Lücke in Ausschreibungen vergeben würden. Bei der dritten Säule geht es dem BDEW um „Stabile und diskriminierungsfreie Rahmenbedingungen für Teilhabe von flexiblen Letztverbrauchern und Prosumern“, wobei er unter Prosumern nicht die Bürgerenergie, sondern industrielle, gewerbliche und private Letztverbraucher versteht. Der BDEW sieht darin „einen tragfähigen Vorschlag für die Ausgestaltung der nächsten Phase des Erneuerbaren-Ausbaus in Deutschland“. Der Bundesverband Erneuerbare Energien BEE hält dieses Modell dagegen als Gefahr, dass gerade kleinere Photovoltaik-Anlagen aus dem EEG und damit aus der Förderung gedrängt werden sollen. Dies berichtet das Onlinemagazin pv-magazine: BDEW-Pressemeldung Modell für Erneuerbaren-Ausbau
Klaus Oberzig