25.05.2018
Von Archimedes lernen will gelernt sein
Angeblich soll Archimedes von Syrakus, ein griechischer Mathematiker, Physiker und Ingenieur, vor über 2000 Jahren herausgefunden haben, wie sich das Volumen von unförmigen Körpern berechnen lässt. Um den Goldgehalt einer Krone zu prüfen, tauchte er diese in einen vollen Wasserbehälter und maß die Menge des überlaufenden Wassers. Die Menge an Wasser, das die Krone verdrängte, entsprach ihrem Volumen. Der Legende nach soll ihm die Idee, auch als Archimedisches Prinzip bekannt, beim Hineinsteigen in die Badewanne gekommen sein. Er soll daraufhin „Heureka!“ (altgriechisch: „Ich hab’s gefunden!“) gerufen haben und nackt auf die Straße gelaufen sein.
Nun, egal, ob dies so geschehen ist, das Prinzip ist weitgehend bekannt und mathematisch unstrittig. Der US-Kongressabgeordnete Mo Brooks muss ein ähnliches Heureka-Erlebnis gehabt haben. Seine Zweifel, dass der Anstieg des Meeresspiegels menschengemacht sei, ließen ihn wahrscheinlich nicht in Ruhe und zu folgender These hinreisen, bei der er sich in gewisser Weise auf Archimedes bezieht. Nur eben falsch herum. Seine probate Theorie für den Anstieg des Meeresspiegels: Die abbrechenden Steine der Klippen von Dover und anderswo seien schuld. Mal ironisch formuliert: Dann wäre es auch der Rügenener Kalk, der am Ende Sylt untergehen lässt. Haben Sie’s verstanden? Und was ist mit den Badegästen weltweit, sind die auch berücksichtigt? Ob Mo Brooks die Frage versteht?
Seine theoretischen Ergüsse sind zum einen abstrus, wenn man bedenkt, dass rund 71 Prozent der Erdoberfläche Wasser sind und die durchschnittliche Meerestiefe 3.800 m beträgt, mal abgesehen von dem Volumen des Meerwassers von 1,338 Mrd. qkm (und damit einen Anteil von 96,5 % am Weltwasservorkommen). Zum anderen, und das ist das eigentlich bedenkliche, drücken sich scheinbar gebildete Entscheidungsträger auf diese Weise davor, anzuerkennen, dass steigende Meeresspiegel das Resultat globaler Erwärmung sind.
lesen Sie hier weiter
25.05.2018
Fakes und keine Hemmungen
Auch ein halbes Jahr nach der Normänderung der VDE 0100-551-1 versuchen noch immer einige Netzbetreiber die Bürger mit Falschaussagen einzuschüchtern und vom Betrieb eines steckbaren Solargerätes abzuhalten. Die Methoden sind nach wie vor die alten: zum einen wird die Zulässigkeit eines Anschlusses im Endstromkreis in Frage gestellt und zum anderen wird Angst davor erzeugt, der Betrieb steckbarer Solargeräte könnte gefährlich sein. Um es hier klar zu sagen, die Normänderung ist ein halbes Jahr her, aber die betreffenden Netzbetreiber setzen bewusst und willentlich Fake-Aussagen in die Welt. Sie tun dies allerdings nicht mehr öffentlich in den Medien, denn sie wissen dass ihre Fakes dort schneller auffliegen würden. Stattdessen reagieren sie mit individuellen Fake-Schreiben an Bürger, die ihnen den Betrieb eines steckbaren Solargerätes mitgeteilt hatten. Die DGS sammelt solche Fakes und nennt öffentlich Ross und Reiter.
So schreibt im vergangenen Monat eine Netzkundenbetreuerin der Netze BW GmbH aus Heilbronn, „hierdurch können vorhandene Schutzeinrichtungen der häuslichen elektrischen Anlage, wie z.B. Sicherungen, ihre Schutzfunktion nicht mehr im vollen Umfang erfüllen, da sie den in die Steckdose rückgespeisten Strom nicht erkennen und auf ihn nicht ordnungsgemäß reagieren“. Natürlich weiß sie, dass bei Geräten bis 600 W kein Sicherheitsproblem vorhanden ist. Sie setzt aber mit der Behauptung, „…nach den derzeit geltenden VDE-Sicherheitsvorschriften ist der Anschluss von Stromerzeugungsanlagen an einen Endstromkreis bzw. an die Steckdose in keinem Fall zulässig“ ganz gezielt noch eins drauf. Um solchen Aussagen Glaubwürdigkeit zu verleihen, wird denn auch mal eine PDF-Fassung der Norm VDE 0100-551-1 aus dem Jahr 2011 oder 2013 mitgeschickt.
lesen Sie hier weiter
25.05.2018
Salzwasser, sonst (fast) nix
Saubere Stromspeicherung mit kleinen Fragezeichen: Ja, sauber! So kurz und knapp könnte man das Stromspeicher-System Greenrock zusammenfassen, das die österreichische Firma Bluesky Energy seit ein paar Jahren im Programm hat. Vor allem, weil ihre „Salzwasser-Technologie die sicherste und umweltfreundlichste Art ist, Strom zu speichern“; darauf sind die Greenrock-Entwickler aus Vöcklamarkt um Geschäftsführer Helmut Mayer stolz.
Hunderte solcher Systeme haben die Österreicher weltweit schon installiert. Die machen zum Beispiel Wohnhäuser autark, Firmen sicher vor Netzausfällen, Solarstrom für die Nachtladung von E-Mobilen nutzbar. Bluesky Energy wurde 2012 gegründet mit dem „Ziel, alternative Energiespeicher zu entwickeln. Erste Versuche liefen mit Redox-Flow-Batterien“, erinnert sich Marketingfrau Brigitte Ritzer. Seit etwa vier Jahren aber sei für das Unternehmen und seine „kompletten installationsfertigen Lösungen“ die Salzwasser-Batterie das Maß aller Dinge. Denn Mitte 2014 begann das US-Unternehmen Aquion Energy, kommerzielle Zellen mit dieser Technologie auszuliefern. Auch an Bluesky. Doch spätestens seit dem 8. März 2017 ist alles anders: Da entstand aus der „bankrotten“ alten Aquion eine neue Firma unter chinesischen Besitzern. Und die alten Lieferantenverträge wurden über Nacht ungültig, wie zu lesen und zu sehen ist.
25.05.2018
Raus aus Gas und Kohle: Die Energiewende in den Niederlanden
Manchmal lohnt sich ein Blick über den Gartenzaun: In welchem Tempo in den Niederlanden die Energiewende vorangebracht wird, ist schon beeindruckend. Teils aus äußeren Zwängen, teils aus politischer Überzeugung.
Die Niederlande sind derzeit noch der größte Gasförderer in der EU, damit soll aber bis 2030 Schluss sein. Das größte Gasfeld des Landes in Groningen soll bis dahin seine Gasförderung einstellen, das verkündete der niederländische Minister für Wirtschaft und Klima (der Titel sagt auch schon etwas aus) kürzlich offiziell. Aus dem Gasfeld dort, an der dem Staat zu 40 % beteiligt ist, wird seit 1959 Gas gefördert. Doch seit 1986 gab es in der Region mehr als 1.000 (!) Erdbeben, die auf die exzessive Gasförderung zurückgeführt werden. Seither wurde die Förderung moderat zurückgefahren, bis es im Januar 2018 mit einer Stärke von 3,4 auf der Richterskala das bislang stärkste Beben der letzten Jahre gab. Daraufhin wurde jetzt das Ende der Gasförderung beschlossen.
Das wird auch eine Konsequenz für die deutschen Energieverbraucher haben, kamen im Jahr 2016 doch rund 31 % des in Deutschland verbrauchten Erdgases aus den Niederlanden. Und nicht nur das: Das bisherige L-Gas aus den Niederlanden muss in den kommenden Jahren durch H-Gas (mit höherem Energieinhalt) aus andere Lieferländern ersetzt werden, denn Russland und weitere Länder verkaufen kein L-Gas. Das führt dazu, dass in den kommenden Jahren rund 550.000 Gasgeräte pro Jahr sowie Infrastruktur von L- auf H-Gas umgestellt werden müssen. Experten gehen davon aus, dass deshalb sowohl die Gas-Netzentgelte steigen als auch die Abhängigkeit von russischem Erdgas.
Doch auch auf die Kohle wird in unserem Nachbarland in Zukunft verzichtet: Wie Wirtschafts- und Klimaminister Wiebes in der vergangenen Woche erklärte, werden die Niederland die Stromerzeugung aus Kohle mittelfristig verbieten. Alte Kraftwerke sollen nur noch bis 2024, neuere bis Ende 2029 mit Kohle befeuert werden. Hintergrund ist die Erreichung des Klimaschutzzieles für 2030. Die deutschen Verbraucher sind hiervon nicht betroffen, aber deutsche Versorger schon: RWE betreibt je ein neues und ein altes Kohlekraftwerk in den Niederlanden und will voraussichtlich gegen das Kohleverbot klagen, da in dem jetzigen Gesetzesentwurf „kein Ausgleich“ vorgesehen sei. Damit soll wohl wieder einmal versucht werden, die erzielten Gewinne der dreckigen Kohle im Unternehmen zu halten und die Verluste (durch die viel zu späte Einsicht, dass es mit der Kohle nicht weitergeht) zu sozialisieren.
Spannend bleibt nun zu beobachten, wie der Ausbau der Erneuerbaren Energien in den Niederlanden fortschreitet. Ein massiver Ausbau, wie er auch bei uns von vielen Seiten (wie auch von der DGS) gefordert wird, ist in den Niederlanden notwendig, wenn 2030 sowohl auf die Gasförderung als auch auf die Kohle verzichtet wird. Der aktuelle Energieplan des Landes sieht 16 % Erneuerbare Energien für das Jahr 2023 vor, 3 GW Photovoltaik sind bereits installiert. 2050 soll die Klimaneutralität für das Land erreicht sein.
Jörg Sutter
25.05.2018
DGB verabschiedet sich vom Klimaschutz
Ursprünglich war im Vorstandsantrag des DGB-Bundeskongresses 2018, der vergangene Woche in Berlin stattfand, ein Lippenbekenntnis zum Pariser Abkommen enthalten, das Thema „Umsetzung“ aber komplett ausgeblendet. Proteste von Delegierten und eine campact-Petition führten zu dem Zusatz, dass die Klimaziele 2050 der Bundesregierung „unterstützt“ werden, jedoch nur als „sinnvolle Grundlage“, anhand derer „der Weg in eine kohlenstoffarme Wirtschaft diskutiert werden kann“ - Bloße Diskussion über Klimaschutz – damit konnte auch die IGBCE gut leben. 249 von 355 Delegierten stimmten zu.
Früher war der DGB so etwas wie ein „Hort der Fortschrittlichkeit“. Unter Fortschritt war der „soziale Fortschritt“ zu verstehen: materielle und rechtliche Verbesserungen für die Arbeitnehmer, mehr Demokratie etc. Der technische Fortschritt war nicht gemeint. Dieser war Angelegenheit der Arbeitgeber, die ihn zwecks Gewinnmaximierung voran trieben. Den Gewerkschaften brachte er Ungemach, da er in aller Regel mit Arbeitsintensivierung und Arbeitsplatzabbau verbunden war.
Beim Wechsel der Energieerzeugung auf die Erneuerbaren Energien handelt es sich um einen noch nie dagewesenen Typ technischen Fortschritts: um die gleiche Menge Energie zu erzeugen, werden erheblich mehr Arbeitskräfte benötigt als auf dem konventionellen Weg! Der Wechsel geht also einher mit einem Zuwachs an Arbeitsplätzen! - Und: Bisher war die Effektivierung von Technik und Produktionsprozessen verbunden mit Konzentration und Zentralisierung des Kapitals. Konzerne wurden weniger und größer. Die erneuerbaren Energien führen in die entgegengesetzte Richtung: Da Sonne und Wind überall naturhaft gegeben sind, können sie (zumindest fast) überall in die vom Menschen benötigten Energieformen umgewandelt werden. Somit findet Dezentralisierung statt.
lesen Sie hier weiter
25.05.2018
Wärmestreifen
Es gibt eine Reihe von Klimavisualisierungen, die den langfristigen Temperaturanstieg für bestimmte Orte als wechselnde Farben von blau nach rot kommunizieren. Jeder Streifen repräsentiert die Temperatur eines einzelnen Jahres, geordnet von den frühesten verfügbaren Daten bis heute.
Auf dem Bild sieht man die jährliche globale Temperaturen von 1850 bis 2017. Die Farbskala stellt die Veränderung der globalen Temperaturen von 1,35°C dar.
Link: http://www.climate-lab-book.ac.uk/2018/warming-stripes
25.05.2018
Kleiner Medienspiegel
„Optische Obertöne“ für Solarzellen: Wissenschaftler am Lehrstuhl für Photonik und Optoelektronik Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) haben einen neuen Effekt bei der optischen Anregung von Ladungsträgern in neuartigen und solar einsetzbaren Halbleitern gefunden. Dadurch könnte in Solarzellen auch Infrarotlicht in elektrische Energie umgesetzt werden. Man könne dieses Phänomen mit der Resonanz von akustischen Obertönen vergleichen, die in vielen Musikinstrumenten genutzt wird. Wenn intensives rotes Licht auf einen nano-strukturierten Perovskit-Halbleiter gerichtet werde, dann tritt ein Prozess auf, der analog zu der Erzeugung von Obertönen bei einer Gitarrensaite beschrieben werden kann. Die zugrundeliegende Wellenlänge des Lichts erzeugt optische Schwingungen von höherer Ordnung, „Licht-Obertöne“, deren Frequenzen ganzzahlige Vielfache der primären Lichtschwingung sind. Tritt ein solcher „Licht-Oberton“ nun in Resonanz mit einem Oberton der Exziton-Bandlücke, so wird der Energieaustausch erhöht und führt an der Bandlücke zur verstärkten Erzeugung von Ladungsträgern, genauer gesagt von Exzitonen. „Die Beobachtung dieses neuen Resonanz-Phänomens für die optische Anregung von exzitonischen Halbleitern könnte den Weg ebnen für effizientere Solarzellen, die langwelliges Licht in nutzbare elektrische Energie umwandeln“, so die Universität. Die Entdeckung habe möglicherweise Einfluss auf zukünftige solare Bauelemente: Pressemitteilung der LMU
Neue Ressort und Kompetenzverteilung im Bereich Energie und Gebäude: Jenseits der Vereinbarungen des Koalitionsvertrages hat die GroKo auch die Zuständigkeiten in diesem Energiebereich neu gemischt, und zwar nach Proporzgesichtspunkten. Für die Energiewende wird es dadurch nicht leichter. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit Minister Altmaier (CDU) wird weiter die Führung bei der Energiepolitik für sich beanspruchen. An der personellen Ausstattung mit Referaten, die sich Fragen der Energieforschung, der Gebäudeenergieeffizienz und der entsprechenden Förderinstrumente widmen, hat sich nichts geändert. Das SPD geführte Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) hat den Baubereich verloren, bleibt aber in allen Fragen des Klimaschutzes federführend. Was bedeutet dies bei Fragen des Klimaschutzes in Gebäuden? Horst Seehofers (CSU) Bundesministerium des Inneren für Bau und Heimat (BMI) hat laut Organisationserlass der Bundeskanzlerin die Zuständigkeiten für Bauwesen, Bauwirtschaft und Bundesbauten, für Stadtentwicklung und Wohnen hinzugewonnen. Ein neues Superministerium mit einem Wurmfortsatz im Gebäudeenergiebereich. Gebäude und Energie sind damit zwar Querschnittsaufgabe dreier Ministerien, aber die gehören konkurrierenden Parteien an. Und die Minister sind nicht gerade als Energiewendefreunde verschrien: Organisationserlass der Bundeskanzlerin vom 14.3.2018
Biodiversität im Sturzflug: Die Rote Liste der weltweit gefährdeten Tier- und Pflanzenarten wird länger und länger. Letzte Woche listete die Weltnaturschutzunion IUCN auf, dass mittlerweile 5.385 Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht sind. Weitere 20.000 Arten gelten als gefährdet oder stark gefährdet. Der Klimawandel wird diese Entwicklung beschleunigen und verschlimmern. Schon ein Unterschied von einem halben Grad kann für viele Arten eine Frage des Überlebens in ihrem Lebensraum sein: The IUCN Red List of Threatened Species
Fast die Hälfte der Stadtwerke ist verschuldet: Die Unternehmensberatung KPMG hat die Finanzen von Energieversorgungsunternehmen in den 100 größten Städten untersucht. Von den 91 in der Studie vertretenen kommunalen Versorgern sind 44 Prozent hoch verschuldet. Aber auch unter den schuldenfreien Versorgern sei zu wenig Eigenkapital vorhanden. Dies sein eine bedenkliche Situation, denn am Wohl und Wehe eines Stadtwerks hängen oftmals zahlreiche Aspekte des öffentlichen Lebens – Energie, Wasser, Nahverkehr, Bäder etc. Kritisch werde dies, wenn finanzielle Schieflagen von Stadt und Stadtwerk sich gegenseitig hochschaukeln. ÖPNV und Bäder sind traditionell defizitär, aber nun gebe es immer größere Schwierigkeiten im Energiebereich. Konventionelle Bestandskraftwerke werden immer unrentabler, der Preisdruck auf dem Strommarkt wächst, und der Ausbau der Erneuerbaren wie Digitalisierungsprozesse erfordern weitere Investitionen. Aber statt ihre eigene Politik kritisch unter die Lupe zu nehmen, nennen laut Studie mehr als drei Viertel der klammen Stadtwerke die Energiewende als eine der zentralen Ursachen für ihre angespannte Lage: Stadtwerke in Finanznot
EU-Kommission verklagt Deutschland wegen Luftverschmutzung: Die EU-Kommission hat beim europäischen Gerichtshof Klage gegen Deutschland wegen schlechter Luftqualität eingereicht. Im Prinzip sei in 10 Jahren nichts passiert. Aber auch Frankreich, Ungarn, Italien, Rumänien und das Vereinigte Königreich halten die Grenzwerte für die Luftqualität nicht ein. Alle sechs Mitgliedstaaten haben nach EU-Angaben keine geeigneten Maßnahmen gegen eine Reduzierung der Grenzwert-Überschreitung unternommen. Die Kommission wird zusätzliche Aufforderungsschreiben an Deutschland, Italien, Luxemburg und das Vereinigte Königreich senden. In den Vorschriften gebe es eigentlich wirksame, verhältnismäßige und abschreckende Sanktionssysteme, um Autohersteller von Rechtsverstößen abzuhalten. Fänden diese trotzdem statt, z.B. durch die Verwendung von Abschalteinrichtungen zur Verringerung der Wirksamkeit von Emissionskontrollsystemen, müssten Abhilfemaßnahmen – wie Rückrufe – angeordnet und Sanktionen verhängt werden (Artikel 30 und 46 der Richtlinie 2007/46/EG und Artikel 13 der Verordnung (EG) Nr. 715/2007). Nachdem neue Unregelmäßigkeiten in der Motorsteuerung bei Porsche Cayenne, Volkswagen Touareg und in verschiedenen Audi A6 und A7 festgestellt wurden, will die Kommission außerdem von Deutschland und Luxemburg als den zuständigen Typgenehmigungsinstanzen wissen, welche Abhilfemaßnahmen und Sanktionen nun geplant seien: Prinzip Tatenlosigkeit, IWR 17.5.2018
100% Erneuerbare Energieerzeugung am Pfingstmontag 2018 in ganz Deutschland: Erstmals waren die Erneuerbaren Energien in der Lage Deutschland über Stunden mit sauberer Energie zu versorgen. Dabei lag der Anteil der Erneuerbaren Energien zu 90 Prozent in Bürgerhand und kam aus privater Stromerzeugung. Die Großen vier Stromerzeuger hatten lediglich einen Anteil von 10 Prozent. Offensichtlich drosselten die großen vier ihre Stromerzeugung in den Kraftwerken so weit es ging, doch die alte Technik ließ ein komplettes herunterfahren nicht zu. Stattdessen kam es wieder zu Stromexporten, wie sie seit einem Jahrzehnt gängig sind und das meist rund um die Uhr. Es war in diesem Jahr nicht die erste Situation, bei der die erneuerbare Stromerzeugung sehr nahe an den Verbrauch heran kam, zum Beispiel auch am 1. Januar 2018. Da hatte es tagsüber für einige Stunden 95% erneuerbaren Strom im Netz und in der Nacht bis zum Morgen sogar annähernd 100%. Auch der 1. Mai war so ein Tag, an dem es tagsüber einige Stunden 100% sauberen Strom in Deutschland hatte. Auch wenn an Feiertagen ungefähr 20% weniger Strom verbraucht wird und dies die Situation für erneuerbaren Strom begünstigten mag, sehen die Durchschnittszahlen übers Jahr 2018, wie schon 2017, sehr gut aus: Nachrichtensperre an einem herrlichen Tag, Energiewende Rocken, 22.5.2018
Stopp Kohle - Deine Hände für den Klimaschutz! Im Mandat für die Kohlekommission, deren Arbeit im Juni aufgenommen werden soll, scheint der Klimaschutz eine untergeordnete Rolle zu spielen. Darüber hatte zuerst die Nachrichtenseite Spiegel Online berichtet, der das entsprechende Papier vorliegt. Das berichtet der WWF und bezweifelt, ob so das Pariser Klimaschutzabkommen erfüllt werden könne. „Wenn die Medienberichte zutreffen, dann ist dies ein klimapolitisch gefährlicher Auftrag für die Kommission“, so Michael Schäfer, Leiter Klimaschutz und Energiepolitik beim WWF Deutschland. Um einen fairen Beitrag zum Pariser Klimaschutzabkommen zu leisten, dürfe die deutsche Energiewirtschaft nur noch vier Milliarden Tonnen CO2 ausstoßen. Doch mit den schwachen Vorgaben aus dem Mandat könne diese Menge schon bis 2030 aufgebraucht werden. Das gilt umso mehr, da verbindliche Vorgaben zur Erreichung des 2020-Ziels fehlen. Dabei ist es technisch möglich, das 2020-Ziel zu erreichen – es braucht nur den politischen Willen. Die Bundesregierung müsse sicherstellen, dass die zu erarbeitenden Empfehlungen der Kommission zur Abkehr von der Kohle zusammen mit Sofortmaßnahmen der Bundesregierung die Klimaziele 2020 und 2030 erreichten. Unterdessen planen verschiedene Umweltorganisationen parallel zum Beginn der Arbeit der Kohlekommission im Juni eine Demonstration durch Berlin. Motto: Stopp Kohle – Deine Hände für den Klimaschutz! Klimapolitisch gefährlich
Erstes fossil-freies Land in Lateinamerika: Costa Ricas neuer Präsident, Carlos Alverado, hat bekräftigt, dass zum 200jährigen Unabhängigkeitsjubiläum des Landes im Jahr 2021 Schluss sein soll mit dem fossil-betriebenen Verkehr in Costa Rica. Schon heute erzeuge das Land 99 Prozent seines Stroms mit Erneuerbaren Energien. Mit zwei Dritteln der CO2-Emissionen im Energiebereich ist der Transportsektor heute der größte Klimasünder im Land. Der kleine lateinamerikanische Staat, der selbst über keine fossilen Ressourcen verfügt, erlebt gegenwärtig eine starke Zunahme von Kraftfahrzeugen. Seit 2015 habe diese 25 Prozent betragen und macht Costa Rica zum wachstumsstärksten Automarkt in Lateinamerika. Präsident Carlos Alverado ist erst seit dem 8. Mai 2018 im Amt, nachdem er seinen konservativen Namensvetter, Fabricio Alverado, im zweiten Wahlgang mit 60 Prozent der Stimmen besiegt hatte. Während der linksliberale Carlos Alverado u.a. mit Umweltthemen Wahlkampf gemacht hatte, konzentrierte sich sein Opponent auf den Kampf gegen gleichgeschlechtliche Ehen: Costa Rica to ban fossil fuels and become world's first decarbonised society
Klaus Oberzig