25.01.2019
Messebericht Internationale Grüne Woche 2019
Die seit 1926 alljährlich in Berlin stattfindende Grüne Woche ist eine der wichtigsten Landwirtschafts- und Ernährungsmessen weltweit. Sie richtet sich vor allem an Land- und Forstwirte, Tierzüchter, Gartenbauer und Hersteller von Lebensmitteln – und nicht so sehr an Energie-Spezialisten. Doch seit einigen Jahren finden Fachbesucher und interessiertes Publikum in den Messehallen unter dem Funkturm immer wieder Innovationen aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz, so auch auf der diesjährigen Grünen Woche (18.-27.01.):
Die Fraunhofer-Gesellschaft ist gleich mehrfach auf der Messe vertreten. Während man sich in Halle 23/Stand 139 auf einem „Gemeinschaftsstand Wissenschaft“ hauptsächlich mit Biowerkstoffen für Verpackungen präsentiert – auf Maisbasis, als Graskartons oder aus Pilzmycel –, zeigt in Halle 4.2/Stand 304 das Fraunhofer WKI die neuesten Möglichkeiten des Einsatzes des Werkstoffes Holz im Bereich Mutimaterial- und Hybridleichtbau. Dabei geht es sowohl darum, mittels leichter Bauteile Energie einzusparen, als auch um den Ersatz konventioneller, meist Erdöl basierter Produkte. Vorgestellt werden z.B. extrem leichte, furnierbasierte Formteile aus fünf Lagen, jeweils 1,5mm starken, unidirektional zusammengefügtem Pappelfurnier, wobei als Klebemittel Polyurethan verwendet wird. Auch ein ähnliches, aus fünf Lagen 1,5mm Buchenfurnier aufgebautes Bauteil, welches allerdings mit 0,8mm verzinktem Stahlblech ummantelt ist, wird gezeigt. Letzteres dient als Halterung für Sitze – vorwiegend in Schienenfahrzeugen, denn die aktuellen Pendants für Kraftfahrzeuge werden zusammen mit den Autoherstellern entwickelt und können aus Gründen des Patentschutzes und der Vertraulichkeit nicht auf der Messe gezeigt werden.
Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) präsentiert in Halle 4.2/Stand 300 ein Rennsportfahrzeug, dessen Fronthaube, Seitentüren und Heckspoiler aus Pflanzenfasern vom Faserlein (Flachs) sind. Diese Leichtbauteile sind nicht nur leichter als entsprechende Teile aus Glasfasern oder billiger als Carbonmaterialien, sie weisen wegen des geringeren Energieverbrauchs bei der Herstellung auch eine deutlich bessere CO2-Bilanz auf. Das Rennsportfahrzeug, ein Porsche 718 Cayman GT4 Clubsport, soll die Faserwerkstoffe einem anspruchsvollen Praxistest für eine künftige Straßentauglichkeit unterziehen; um in der entsprechenden Rennklasse starten zu können, hat Porsche jetzt im Januar eine Kleinserie des Fahrzeugs aufgelegt. Wenngleich es sich bei diesem Auto um ein Fossil-Fahrzeug handelt, so sind die Bio-Leichtbau-Werkstoffe besonders auch für die Elektromobilität interessant. Bis wir allerdings ein Fahrzeug aus überwiegend Pflanzenfasern sehen, werden noch einige Jahre ins Land gehen.
Die Naturfeuer AG, Potsdamer Werksvertretung des österreichischen Herstellers Guntamatic Heiztechnik, zeigt in Halle 4.2/Stand 305 das Hybrid-Heizsystem „Evolution“ der Österreicher. Dabei wird eine Pellet-Heizung mit einer Luft-Wärmepumpe kombiniert. Während die WP bei höheren Außentemperaturen ihren Dienst verrichtet, schaltet die Anlage bei kalter Witterung automatisch auf Pelletbetrieb um. Die Anlage kann ggf. auch mit Scheitholz gefahren werden. Zudem präsentiert die Naturfeuer AG mit dem patentierten „2-Zyklen-Gimsamotor“ einen kleinen Stirlingmotor des ebenfalls in Potsdam ansässigen Unternehmen Enerlyt Technik. Der Motor hat eine thermische Leistung von 3,5 kW und eine elektrische von 1,0 kW; er soll mit einem Listenpreis von 12.000 Euro (netto) starten.
Die Energiepark Hahnennest GmbH & Co. KG (Halle 3.2/Stand112) aus dem bayerischen Ostrach stellt ihr Tochterunternehmen Silphienergie vor. Der Energiepark, ein Zusammenschluss von vier Landwirten, hatte sich in den vergangenen Jahren auf den Anbau der Durchwachsenen Silphie konzentriert, einer mehrjährigen, stark blühenden Energiepflanze, die besonders gut auch bei Insekten wie z.B. Bienen gut ankommt. Mit Silphienergie starten die Hahnennester nun eine Direktvermarktung bzw. einen regionalen Energie-Vertrieb mit den Erträgen ihrer eigenen Silphie-Anbauflächen und der anderer Silphie-Bauern.
Fazit: Die Internationale Grüne Woche ist naturgemäß keine Fachmesse für Erneuerbare Energien. Dennoch findet der aufmerksame Besucher dort immer einige interessante Innovationen und neue Aspekte aus diesem Bereich.
Götz Warnke