23.03.2018
Windkraft an Land und Photovoltaik die wirtschaftlichsten Regenerativen
Fraunhofer-Studie straft Zentralisten Lügen: In der vierten Auflage seiner Studie „Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien“ (EE) stellt das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE fest: „Photovoltaik und Onshore-Wind sind die günstigsten EE-Technologien in Deutschland“.
„Windstrom ist also an guten Landstandorten betriebswirtschaftlich günstiger zu produzieren als Offshore“, bestätigt Studien-Projektleiter Dr. Christoph Kost auf Nachfrage. Und das dürfte auch so bleiben: Denn die ISE-Forscher haben nicht nur die aktuellen Kosten analysiert, sondern auch „die weitere Entwicklung auf Basis von technologiespezifischen Lernraten und Marktszenarien bis zum Jahr 2035 prognostiziert“, erklärt die Freiburger ISE-Pressestelle den Inhalt des 44-Seiten-Papiers. „Die Gestehungskosten für Strom aus Erneuerbaren Energien sinken kontinuierlich und sind kein Hindernis für eine CO₂-freie Stromerzeugung mehr. Neu errichtete Photovoltaik-Anlagen und Onshore-Windenergieanlagen an günstigen Standorten sind bereits heute günstiger als fossile Kraftwerke, und dieser Trend wird sich bis 2035 deutlich verstärken“, ist Kost sicher.
Damit positioniert sich das ISE auch deutlich gegenüber den bundespolitischen Vorgaben des Erneuerbare-Energien-Gesetzes EEG: Darin wird besonders auf Wind aus Offshore-Kraftwerken gesetzt. Diese wiederum ähneln in der Stromversorgungs-Funktion den bisher bekannten, zentralen Großkraftwerken. Natürlich bläst Offshore-Wind keine Schadstoffe in die Luft wie ein Kohle-, Öl- oder Gaskraftwerk. Aber es ist eine konzentrierte Stromerzeugung. „Dabei führt die Stromverteilung in der Fläche zu einer Verbesserung der Kosten“, sagt Christoph Kost, Teamleiter „Energy Systems and Markets“ beim ISE. Mit seiner Bemerkung, „wir sollten die Anlagen nicht zu stark konzentrieren, sondern mit einer breit aufgestellten Installation von Anlagen an vielen Orten einspeisen“, stellt er auch den vom Bund gesetzlich festgelegten, massiven Ausbau des hiesigen Übertragungs-Stromnetzes in Frage.
Politikwende: Ja, bitte!
Und Kost fordert von der Bundesregierung schlicht eine Politikwende: „Die Begrenzung des Ausbaus von EE muss grundsätzlich überdacht werden.“ Bekanntlich stellen Deckel für einzelne Erzeugungsarten im EEG unüberwindliche Hürden dar. „Dabei liegen die Preise bei beiden Technologien schon heute bei 4 Cent pro kWh“, plädiert Kost für Onshore-Wind und Photovoltaik. Denn mit diesem Preis könnten selbst neue konventionelle Kraftwerke nicht mehr konkurrieren – aber nur, wenn sie entsprechend mit einem ernsthaften CO2-Aufschlag belegt werden würden.
Und was ist für ihn die zentrale Aussage der Studie? „Wie günstig EE heute schon sind“, antwortet Dr. Kost kurz und knapp.
Ob das die Bundesregierung zur Kenntnis nehmen wird, scheint fraglich. Auf unsere Anfrage schreibt das zuständige Bundeswirtschaftsministerium lapidar: Es gebe „eine Vielzahl von Untersuchungen in der Wissenschaft gerade im Bereich der Energiepolitik“. Man habe „die Studie zur Kenntnis genommen“. Aber sie zu bewerten sei „schon deshalb nicht sinnvoll, da jede Studie eine eigene Berechnung und Methodik nutzt“. Das Ministerium mache sich aber „die unterschiedlichen Studien nicht zu eigen“.
Hoffnung auf neue Windwende in Bayern?
Anders das Bayerische Wirtschaftsministerium. Ausgerechnet in dem Bundesland, dessen 10-H-Abstandsregel den Windkraft-Ausbau praktisch zum Erliegen gebracht hat, gibt ein Ministeriumssprecher zu: „Insgesamt erscheint die Studie des Fraunhofer ISE plausibel.“ Man verspricht: „Die Erkenntnisse aus der Ausarbeitung des Fraunhofer ISE werden in die Fortentwicklung der bayerischen Energiepolitik miteinfließen.“ Und der Sprecher antwortet auf unsere Frage nach dem volkswirtschaftlichen Nutzen von Onshore-Windkraft: Das Ministerium bewerte „die Windenergie an Land nach wie vor positiv. Bereits jetzt stellt sie mitunter die kostengünstigste Erzeugungsform der Erneuerbaren Energien dar.“ Und weiter: „Wir erachten auch den Windenergieausbau in Süddeutschland als unverzichtbaren Baustein für ein Gelingen der Energiewende. Windstrom in Süddeutschland erzielt höhere Börsenstrompreise, sorgt für eine flächendeckende Stromerzeugung und erzeugt regionale Wertschöpfung.“
Doch trotz all der positiven Bewertung bleibt der Sprecher des Bayerischen Wirtschaftsministeriums dabei: „Konkrete Auswirkungen der neuen Studie auf das Netzausbaubeschleunigungsgesetz oder das Bundesbedarfsplangesetz sind nicht zu erwarten.“ Sprich: Den geplanten immensen Übertragungsnetzausbau können auch noch so nachvollziehbare Wissenschaftsergebnisse nicht stoppen.
Passend dazu: Artikel von Hans-Josef Fell aus der aktuellen SONNENENERGIE.