21.12.2018
CO2-freie Wärme für Industrie und Gewerbe mit Solarthermie
Am 27. November fand in Kassel das Prozesstechnik-Forum „Solarthermie - CO2-freie Wärme für Industrie und Gewerbe“ statt. Im Rahmen der Veranstaltung wurde bekanntgegeben, dass, initiiert vom Bundeswirtschaftsministerium, ab dem 1. Januar 2019, ein neues, über vier Jahre angelegtes Förderprogramm, aufgelegt wird. Dieses wird die sechs alten Förderprogramme bei BAFA und KfW zusammenfassen. Die alten Programme wie Abwärme (KfW), Förderung hocheffizienter Querschnittstechnologien und Prozesswärme im MAP (beides BAFA), StepUp, energieeffiziente und klimaschonende Produktionsprozesse und Energiemanagementsysteme, die das BAFA finanziell unterstützte, all das läuft zum 31.12.18. aus. Das neue Förderprogramm soll unter dem Namen „Energieeffizienz und Prozesswärme aus Erneuerbaren Energien in der Wirtschaft” zusammengefasst werden. Dabei sind zinsgünstige Kredite der KfW - bis zu 100 % der förderfähigen Investitionskosten - in Verbindung mit Tilgungszuschüssen aus Mitteln des BMWi vorgesehen. Alternativ soll auch beim BAFA ein Investitionszuschuss beantragt werden können. Vier Fördermodule sollen alle sogenannte „Maßnahmen-Cluster“ bündeln. Dazu gehören „spezifische Einzelmaßnahmen“, „EE-Prozesswärme“, „Mess-, Steuer-und Regelungstechnik sowie EnMS-Software“ und „Technologieoffene Maßnahmen“.
Aber darum ging es in dem Forum nur am Rande. Vielmehr tauschten sich die Teilnehmer untereinander über geeignete Anwendungen der solaren Prozesswärme anhand realisierter Beispiele aus. Es gab so manch spannenden Einblick in ungewöhnliche wie erfolgreiche Projekte. Dabei spielten auch immer wieder Kosten und Wirtschaftlichkeit eine wichtige Rolle. Das Ganze erfolgte, dank hervorragender Referenten, nicht nur in Vorträgen, sondern vor allem in Workshops, in denen auch tatsächlich auch gearbeitet wurde. Der produktive Austausch lag zum einen am durchaus heterogenen Publikum – die 75 Teilnehmer kamen aus Industrie, Anlagenbau, F&E, von Verbänden, Herstellern, viele Planer und Berater waren ebenso gekommen – aber auch an der hervorragenden Organisation der Ausrichter. Veranstaltet wurde das Forum von der Universität Kassel zusammen mit deren Projektpartner STREKS aus Karlsruhe.
Ein paar Daten am Rande: Es bestehen innerhalb der deutschen Industrie mit 120 TWh erhebliche technische und wirtschaftliche Potentiale im Niedertemperaturbereich von 40 bis 150 °C. Noch decken fossile Energieträger diesen Wärmebedarf zu mehr als 90%. Jedoch besteht mit Wärmepumpen und Solarthermie ein CO2-Minderungs-Potential von etwa 30 Mio.t, das einem CO2-Äqvivalent von etwa 180 t entspricht, die CO2-Emissionen durch die Stromerzeugung ist hier nicht mit eingerechnet.
Eine große Bremse besteht jedoch nach wie vor darin, dass Investitionen in Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien oft nach dem Fuel-Saver-Ansatz wirtschaftlich bewertet werden. Zudem beinhalten die Energie- bzw. Wärmepreise so gut wie keine gesellschaftlichen Kosten. Auch werden sie zum größten Teil einer Entscheidungsroutine von 2 bis 3 Jahren unterworfen. Unternehmen, für die ein durchaus lukrativer Einsatz von solarer Prozesswärme in Frage käme, leiden zudem oftmals unter einer geringen finanziellen Flexibilität und können bzw. möchten für eine derartige Investition keine Finanzierung über Fremdkapital vornehmen. Hier können Contractoren Abhilfe leisten. Dieses Contracting kann durchaus geeignet sein, das Risiko vom Betrieb fernzuhalten. Bei Vertragslaufzeiten zwischen 10 und 20 Jahren ist hier viel möglich. Etwas schwieriger ist es rechtlich gesehen im Wohnbereich, hier dürfen Verträge nur bis maximal 10 Jahre abgeschlossen werden.
Auch interessant war festzustellen, dass bewusst auf Nachhaltigkeit orientierte Familienunternehmen sowie Unternehmen aus Endkundennahen Branchen (wie Lebensmittel oder Autowäsche) für solare Prozesswärme sehr aufgeschlossen sind. Auch geht oft einen Impuls von Unternehmen aus, die ihre Zulieferer dazu auffordern, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen um den eigene „carbon-footprint“ zu verbessern. Daraus ergibt sich eine Vielzahl wirtschaftlicher, regenerativer und energieeffizienter Technologien auch im Prozesswärme-Bereich, nicht zuletzt dank der günstigen Solarthermie mit ihren sehr guten Förderkonditionen.