18.04.2019
Die saufenden Elektromonster kommen
E-SUV und sonstige PS-Boliden braucht kein Mensch: Eine Abrechnung von Heinz Wraneschitz.
Von meinen ersten Fahrten mit einem Elektroauto habe ich ein Andenken: Einen Jahre später erkannten Bandscheibenvorfall. Der erinnert mich lebenslanges an den unkomfortablen Sitz in jenem roten Gefährt aus französischer Produktion, mit dem ich Anfang der 1990er Jahre Werbung für das Solenergie-Beratungszentrum solid Fürth gefahren bin.
Nein! So etwas schlechtes e-mobiles wünsche ich mir bestimmt nicht zurück. Stattdessen bin ich sehr zufrieden mit meinem heutigen „Franzosen“: Die ZOE von Renault bringt mich schmerzfrei, sicher und schnell überall dorthin, wo ich will. Und das, obwohl ich mir nur die Standard-Ausstattung zugelegt habe. 4,08 Meter kurz und 1,73 Meter schmal ist meine ZOE. Damit komme ich in fast jeden Straßen-Parkplatz. Und auch heutige Parkhaus-Stellplätze sind dafür ausreichend groß bemessen. So wie auch ein E-Golf problemlos abzustellen ist. Oder viele andere, kleinere Stromer. Beispielsweise der vielversprechende Sion Sono, der hoffentlich 2020 die Straßen bevölkern wird. Zwei Jahre später als geplant, aber immerhin.
Nicht zu vergessen: Die durchschnittlichen Energieverbräuche solcher Normal-E-Mobile liegen bei unter 15 Kilowattstunden pro 100 Kilometer (kWh/100km). Das entspricht etwa einem Drittel dessen, was heute in den Lügen-Datenblättern verbrauchsarmer Klein-Verbrenner abgedruckt ist. Das vermeidet viele Emissionen. Auch wenn – zugegeben – noch nicht alle Umweltprobleme gelöst sind, gerade wenn es um die Batterieherstellung geht - für Elektroautos genauso wie für Mobiltelefone oder Laptops. Aber jetzt drängen immer mehr E-SUVs oder –Sportwagen auf den Markt.
Also stromangetriebene Protzkisten, die kein normal gewachsener Mensch braucht. Die den Platz in Städten und am Land genauso einschränken wie ihre spritsaufenden Benzin- oder Diesel-Monster-Pendants. Und die schon mal mit 38 kWh/100km Norm-Verbrauch beschrieben werden. So wie der Flügeltür-Tesla Model X. Auch die anderen Oberklasse-Teslas gibt es schon länger; bei denen schweigt der Hersteller zum Stromverbrauch lieber. Beim neuen Audi E-Tron haben es Tester bereits nachgemessen: Die Diesel-Abschalttrickser aus Ingolstadt lügen auch bei den Werten ihres E-Boliden weiter. Unter 25 kWh/100km verspricht Audi, über 28 kWh braucht der laut Testergebnis, der schlechteste Wert in der ganzen Testreihe.
Der Jaguar I-PACE dagegen wird auf andere Art umweltverachtend beworben: Die Elektro-Wildkatze spritzt auf einem PR-Foto im wahrsten Wortsinn durch ein naturbelassenes Bachbett. Fahrspaß soll das wohl ausdrücken. Genauso, wie BMW seine neuen Diesel oder Benziner immer noch staubfahnenproduzierend durch Wüsten brettern lässt. Nachhaltig ist das in keinem Fall – nein, das ist einfach egoistisch.
Und Mercedes? Gerade erst in diesen Tagen wurde wieder ein Scheibchen Verbrenner-Betrügerei bekannt, beschönigend „Schummelsoftware“ genannt. Doch statt wenigstens bei der Chance auf ein bisschen Elektro-Zukunft ehrlich zu sein, lügen die Stuttgarter beim EQC schon vor der offiziellen Vorstellung, dass sich die Stromzeiger biegen: 22 kWh/100km wird als Verbrauchswert versprochen, und eine Reichweite von „über 450 km“.
Doch mit einem einfachen Dreisatz kann man den Wahrheitsgehalt erkennen. Denn selbst wenn der zweieinhalb-Tonnen-SUV mit den parkplatzsprengenden Ausmaßen 4,76 mal 1,89 Meter lediglich besagte 22kWh/100km verbrauchen würde: bei einer Entladetiefe von 80 Prozent würde die 80 kWh-Batterie nur für 290 km Reichweite sorgen. Also weniger als zwei Drittel des versprochenen 450-km-Wertes. Schande über Euch bei Mercedes: So schafft Ihr nie die Wende zur nachhaltigen Mobilitätszukunft.
Und Euch anderen hiesigen Premierensegment-Hersteller empfehle ich: Entweder Ihr seid ehrlich, wenn es um E-Mobilität geht. Oder ihr werdet krachend scheitern. So wie Eure Schadstofflügen knallend nach und nach platzen. Vom „neuen Sportwagen Piech Mark Zero“ soll eine „Ausstattungsvariante: Ein sportlicher SUV“ sein, 4,43 Meter lang und 1,99 Meter breit. Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h. Anders als anderen Anbietern kann man der Piech-Automotive-Gesellschaft aus der Schweiz im Verbrauchs-Fall zumindest Konsequenz konstatieren: Weder in der Presseinfo zum Mark Zero – immerhin mit drei Synchronmotoren ausgestattet, die jeweils 150 kW leisten können – noch auf der Webseite stehen Batteriekapazität oder Verbrauchswerte. Braucht ja auch kein normaler Mensch zu wissen. Hauptsache „zeitlos schön und seiner Zeit auch ganz schön voraus“.
Anmerkung:
Leider ist unserem Autor ein fataler Fehler beim Tesla Model X passiert. Die genannten hohen Verbrauchswerte bezogen sich auf 100 Meilen, nicht auf 100 km. Wir bitten das zu entschuldigen.
Siehe auch Link: Tesla Model 3 efficiency is impressive