11.08.2023
Solar Heat Worldwide sieht positive Aussichten für 2023 und darüber hinaus
Eine Veröffentlichung des IEA Solar Heating & Cooling Forschungsnetzwerks
Die diesjährige Ausgabe der Marktstudie Solar Heat Worldwide stellt ein gemischtes Wachstum für Solarthermie fest und sieht einen positiven Ausblick für 2023 und darüber hinaus. Der Report wird jährlich vom österreichischen Institut AEE INTEC im Auftrag des Solar Heating and Cooling Technology Collaboration Program der Internationalen Energieagentur erstellt. Die vollständige Studie ist kostenlos auf der Website der IEA SHC erhältlich.
Im Jahr 2022 sind weltweit Solarkollektoren mit einer thermischen Leistung von 17 GW in Betrieb gegangen. Mit einer Gesamtleistung von 540 GWth versorgt die Solarthermie weltweit 115 Millionen Kunden mit grüner Wärme. Mit einem Umsatz von 19,1 Milliarden US-Dollar, beschäftigt der Sektor rund 389.000 Menschen. Während die Solarthermie-Märkte 2022 insbesondere in Europa wuchsen, gab es jedoch Rückgänge in den beiden größten Märkten China und Indien. Infolgedessen schrumpfte der globale Solarthermie-Markt um 9,3 % im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021.
Besonders stark (+145 %) ist der libanesische Solarthermiemarkt in 2022 gestiegen. Dieses Wachstum wurde vor allem durch die Abschaffung der Stromsubventionen, den Anstieg der Brennstoffpreise und die Währungsabwertung ausgelöst. In Europa verzeichneten Italien, Griechenland und Polen das zweite Jahr in Folge eine positive Marktentwicklung. Nach einem starken Marktwachstum von 83 % im Jahr 2021 konnte der italienische Solarthermiemarkt um weitere 43 % zulegen. Griechenland verzeichnete eine ähnlich positive Entwicklung, mit einem Anstieg um 18 % im Jahr 2021 und 17% im Jahr 2022. Auch Polen wuchs in den Jahren 2021 und 2022 mit jeweils 17% bzw. 11 % relative stark. Weitere positive Entwicklungen gab es in Frankreich (29 %), Zypern (5 %) und Südafrika (9 %).
Solar Heat Worldwide 2023, basierend auf Daten aus 71 Ländern, ist die umfassendste Auswertung der globalen Märkte für solares Heizen und Kühlen. Der diesjährige Bericht legt einen besonderen Schwerpunkt auf solarthermische Großanlagen, die sich im Bau oder im fortgeschrittenen Planungsstadium befinden. Tomas Olejniczak, IEA SHC Vorsitzender bis Juni 2023, verweist auf die zentrale Rolle des Solarthermie-Sektors: "Mit 17 GW neu installierter Leistung im Jahr 2022 hat der Solarthermie-Sektor erneut bewiesen, dass er einen bedeutenden Beitrag zur Klimaneutralität leisten kann, nicht nur auf den europäischen Märkten und im Privatsektor, sondern auch weltweit und in der Industrie."
Keine Energiewende ohne Wärmewende
Der weltweite Endenergieverbrauch für Heizung und Kühlung liegt seit vielen Jahren nahezu unverändert bei rund 50 %. Laut IEA-Bericht "Renewables 2022" entfallen 53 % des Endenergieverbrauchs für Wärme auf industrielle Prozesse, weitere 44 % werden in Gebäuden für Raumheizung und Warmwasserbereitung genutzt. Der Rest wird in der Landwirtschaft verwendet, hauptsächlich für die Beheizung von Gewächshäusern.
Fossile Brennstoffe dominieren im Wärmesektor. Abgesehen von der traditionellen Biomasse wurden im Jahr 2021 nur 11 % des weltweiten Wärmebedarfs durch moderne Erneuerbare Energien gedeckt, was den dringenden Bedarf an nachhaltigen Wärmelösungen unterstreicht.
Der IEA-Bericht Renewables 2022 geht davon aus, dass der weltweite Wärmeverbrauch - ohne Umgebungswärme aus Wärmepumpen - im Zeitraum 2022-2027 um fast 14 EJ (+6 %) steigen wird. Dieser Bedarf wird zu einem kleinen Teil durch die Elektrifizierung des Wärmesektors gedeckt werden. Um den Großteil dieser Nachfrage zu decken, müssen jedoch geothermische Energie, die moderne Nutzung von Biomasse und Solarthermie eingesetzt werden.
Die Daten deuten auf einen starken Anstieg der Nachfrage nach solarthermischen Großanlagen im Jahr 2023 hin. In Anbetracht der langen Planungszeiten bei großen solaren Fernwärme- und industriellen Prozesswärmesystemen und den jüngsten politischen Weichenstellungen für erneuerbare Wärme, wird die Solarthermie-Branche in den kommenden Jahren deutlich wachsen.
Der globale Solarthermie-Markt 2022 verzeichnet Aufwärtstrend bei solarer Fernwärme
Laut des Steinbeis Forschungsinstitutes Solites ist die solare Fernwärme in Deutschland im Jahr 2022 um 30 % gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Dieser positive Trend scheint sich im Jahr 2023 und darüber hinaus fortzusetzen. Neun Anlagen mit einer Wärmeleistung von 19,6 MW sind im Bau oder in der fortgeschrittenen Planungsphase. Weitere 66 Anlagen mit 318 MW Leistung sind in der Vorbereitung. Den Bau des größten Kollektorfeldes für ein Wärmenetz in Deutschland mit 65.000 m² (45,5 MW Leistung) haben die Stadtwerke Leipzig im April 2023 angekündigt, mit einer geplanten Inbetriebnahme im Jahr 2025.
Auch in den Niederlanden ist einiges in Bewegung. Eine 33.6 MW große solare Wärmenetzanlage wird in 2023 in der Stadt Groningen in Betrieb gehen.
Auch die westlichen Balkanländer Kosovo und Serbien entwickeln sich zu dynamischen Akteuren im Bereich der solaren Fernwärme. Die Planungen für ein Solarheizwerk in Pristina, der Hauptstadt des Kosovo, sind weit fortgeschritten. Hier sollen 58.000 m² Kollektorfläche (40,6 MW Leistung) und ein 408.000 m³ fassender saisonaler Speicher 2024 in Betrieb gehen. In Serbien sind zwei solare Großanlagen geplant. Die Machbarkeitsstudie für ein Solarheizwerk mit 24,5 MW Leistung in der Stadt Pancevo ist abgeschlossen, und es gibt Pläne für ein Kollektorfeld mit einer Leistung zwischen 45 und 136 MW in Kombination mit einem saisonalen Speicher für die Stadt Novi Sad.
In China eröffnet sich eine neue Dimension
In China ist ein Solarheizwerk mit einer Leistung von 79,8 MW im Bau, das das Resort Handan Bay Water World mit Wärme versorgen soll. Die 114.000 m² große Parabolrinnenkollektorfeld soll die Heizung, die Klimaanlagen und die Warmwassersysteme des Hotels und des Hallenbades sowie die Eis- und Beschneiungsanlagen für eine Indoor-Skipiste versorgen. Die Fertigstellung und Inbetriebnahme ist für das zweite Quartal 2023 geplant.
Positive Aussichten für industrielle Solarwärmeanlagen
Ein weiterer Sektor mit vielversprechenden Anzeichen für ein Wachstum im Jahr 2023 ist die solare Prozesswärme. Laut solarthermalworld wird mit einem deutlichen Anstieg an Anlagen gerechnet, die solare Prozesswärme über 100 °C bereitstellen. Zu diesen Projekten gehören eine 2,5-MW-Anlage im belgischen Turnhout für die Chemieindustrie. Zwei Solarthermieanlagen mit 28,5 MW und 4 MW sind für Brauereien in Spanien im Bau. Außerdem werden ein solarthermisches Heizwerk, Wärmepumpen und ein Speicher für eine Mälzerei in Kroatien gebaut, deren Inbetriebnahme für das erste Quartal 2024 geplant ist.
Die erste Solarwärmeanlage im GW-Maßstab wurde für Saudi-Arabien angekündigt. Saudi-Arabiens führendes Bergbauunternehmen unterzeichnete 2022 eine Absichtserklärung, um eine Studie zur Entwicklung des ersten Solardampfprojekts im Königreich zur Dekarbonisierung einer Aluminiumoxid-raffinerie zu starten. Nach ihrer Fertigstellung wird das 1,5-GWth-Solardampfwerk die Emissionen um mehr als 600.000 Tonnen pro Jahr reduzieren. Das entspricht einer Verringerung des Kohlenstoffausstoßes der Raffinerie um mehr als 50 %.
Solar Heat Worldwide
Solar Heat Worldwide wurde erstmals 2005 veröffentlicht und genießt bei internationalen Organisationen, darunter REN21 und die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA), einen guten Ruf als Referenzquelle für Daten zur solaren Wärme- und Kälteerzeugung. Der Bericht liefert die primären Daten für die Kapitel über Solarwärme und -kühlung im Renewable 2022 Global Status Report (GSR) von REN21, einem wichtigen Bericht für politische Berater über Erneuerbare Energien. Der diesjährige Bericht, der wieder von Werner Weiss und Monika Spörk-Dür vom österreichischen Forschungsinstitut AEE INTEC verfasst wurde, wird vom Bundesministerium für Klimapolitik der Republik Österreich und von Solarthermie-Experten weltweit unterstützt.
Solar Heat Worldwide kann hier kostenfrei runtergeladen werden:
www.iea-shc.org/solar-heat-worldwide
Für Rückfragen steht Pamela Murphy zur Verfügung: communications(at)iea-shc.org