07.08.2020
Hohe Nitratbelastung des Grundwassers
Ein Bericht von Tatiana Abarzúa
Dem Umweltbundesamt zufolge ist Trinkwasser das bestüberwachte Lebensmittel in Deutschland. Während Trinkwasser durchweg eine sehr gute bis gute Qualität hat, ist das Grundwasser häufig mit Nitrat belastet. Der kürzlich veröffentlichte Nitratbericht beschreibt die derzeitige Belastung des Grundwassers.
Anfang Juli haben das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit den Deutschen Nitratbericht 2020 veröffentlicht. Mit der Berichterstattung erfüllen die Bundesbehörden Vorgaben der europäischen Nitratrichtlinie. Nitrate sind Salze der Salpetersäure und sehr gut in Wasser löslich, in Form von Kalium-, Kalzium-, Natrium- oder Ammoniumnitrat werden sie als Mineraldünger in der Landwirtschaft verwendet. In Böden und Gewässern können auch organische Stickstoffverbindungen durch biologische Prozesse (Destruenten) in Ammonium umgewandelt werden, das dann durch Bodenbakterien in einem mehrstufigen Prozess zu Nitrat oxidiert wird. Der Nitratbericht beschreibt den Zustand und die Entwicklung der Gewässerbelastung für Grundwasser und Oberflächengewässer. Dabei beziehen sich die Verfasser des Berichts auf Daten des EU-Nitratmessnetzes, das sie als repräsentativ für die Nitratbelastung des überwiegend landwirtschaftlich beeinflussten Grundwassers bezeichnen. Dieses Messnetz wird unter anderem für die jährliche Berichterstattung zum Grundwasserzustand an die Europäische Umweltagentur herangezogen. Es umfasst 692 Messstellen und wurde für den Nitratbericht 2016 entwickelt. Die Messstellen sollen möglichst im oberflächennahen Grundwasserleiter ausgebaut sein (oberstes Grundwasserstockwerk, freies Grundwasser ohne Sperrschicht). Das Messnetz der Grundwassermessstellen entspricht einer Messnetzdichte von etwa 3,5 Messstellen pro 1.000 Quadratkilometer. Für jede Messstelle werden die Untersuchungsergebnisse innerhalb eines Jahres als arithmetisches Mittel zusammengefasst (Jahresmittelwert).
Der Grenzwert im Grundwasser beträgt 50 mg Nitrat je Liter und ist so in der EU-Grundwasserrichtlinie einheitlich festgelegt und in der deutschen Grundwasserverordnung verankert. „Insgesamt ist die Nitratbelastung des Grundwassers in Deutschland weiterhin als zu hoch einzustufen“ lautet das Ergebnis der Datenauswertung. Der Schwellenwert von 50 mg/l wurde im Berichtszeitraum 2016 bis 2018 an 17,3 Prozent der Messstellen überschritten. Die Belastungsschwerpunkte an diesen Messstellen – ca. 27 Prozent der Messstellen – befanden sich vor allem an Orten mit landwirtschaftlicher Flächennutzung (Ackerflächen, Grünland und Sonderkulturen). Selten traten hoch belastete Messstellen unter den Nutzungen Siedlung und Wald auf. Der Anteil der unbelasteten oder nur gering belasteten Messstellen – mit einem Nitratgehalt von weniger als 25 mg/l – lag bei 65 Prozent. 11,4 Prozent der Messstellen wiesen erhöhte Werte im Bereich von > 25 bis ≤ 40 mg/l auf, 6,3 Prozent der Messstellen zeigten erhöhte Werte im Bereich von > 40 bis ≤ 50 mg/l.
Eine positive Entwicklung lässt sich bei den Fließgewässern beobachten. Im Vergleich zu Erhebungen zu Beginn der 1990er Jahre hat die Nitratbelastung an 94 Prozent der entsprechenden Messstellen abgenommen. Positiv ist ebenso die Einhaltung des Qualitätsziels: im Berichtszeitraum 2016 bis 2018 wurde der Nitratgrenzwert von 50 mg/l an allen untersuchten Fließgewässer- und Seemessstellen eingehalten.
Nach Angaben auf der Internetpräsenz des Umweltbundesamts (UBA), auf einer ausführlichen FAQ-Seite über Nitrat im Grund- und Trinkwasser, wird die Nitratbelastung des Grundwassers durch zwei Nutzungsarten beeinflusst: Nitrateinträge durch hohen Tierbesatz sowie der Anbau von Sonderkulturen bei denen kurz vor der Ernte Stickstoff zugeführt wird, der jedoch „von der Pflanze nur noch in geringem Maße verwertet werden kann und somit zu großen Teilen im Boden verbleibt und dann in das Grundwasser gelangt.“
Trotz reduzierter Nährstoffeinträge unterliegen die Gewässer der Nordsee einer hohen Eutrophiebelastung, das heißt ursprünglich nährstoffarme Gewässer werden durch die Anreicherung von Nährstoffen belastet. „Die Nitratkonzentrationen sind küstennah vor der Mündung der Ems, Elbe und Eider am höchsten und nehmen zur offenen See hin ab, da die Einträge vom Land aus erfolgen und zur See hin verdünnt werden“, so die Autoren des Nitratberichts 2020. In der Ostsee sind die Nitratkonzentration ebenso in der Nähe der Flussmündungen – sowie in den Bodden und in der Nähe zur Küste – am höchsten und nehmen zur offenen See hin ab.
Auf Grundlage der Nitratrichtlinie wird ebenso die Gesamtphosphorbelastung der Gewässer untersucht. Bei den Konzentrationen an Gesamtphosphor nehmen die Belastungen an den meisten Messstellen ab. Laut Nitratbericht nahm die Belastung lediglich bei 9 Prozent der Messstellen der Fließgewässer und drei Seemessstellen zu, jedoch auf einem sehr niedrigen Belastungsniveau.
Wie das UBA erläutert, wurde die Düngegesetzgebung in Deutschland dieses Jahr überarbeitet. Neue Vorgaben sind: zur Bewertung der Düngung muss die Dokumentation der tatsächlichen Düngungsmaßnahmen herangezogen werden, ab Januar 2021 sind für besonders stark mit Nitrat belastete Gebiete erstmals bundesweit verpflichtende Maßnahmen vorgeschrieben – wie die Verringerung des erlaubten Düngeeinsatzes um 20 Prozent unter dem durchschnittlichen errechnetem Düngebedarf für die Flächen des Betriebes – und ab Februar 2025 wird sich die vorgeschriebene maximale Einarbeitungszeit von organischen Düngemitteln auf unbestelltem Acker von derzeit vier auf eine Stunde verringern.