01.05.2020
Die Gewinner des DGS-Fotowettbewerb (Teil II)
Vor einigen Wochen hat die DGS in einem Fotowettbewerb Bilder alter PV-Anlagen gesucht, zahlreiche Anlagenbetreiber haben mitgemacht und ihre Fotos eingeschickt, per Losverfahren sind die Gewinner ermittelt worden. In dieser Woche möchten wir Ihnen den ersten Preis und den Sonderpreis, die älteste der eingereichten Anlagen, vorstellen.
Das Gewinnerprojekt
Den ersten Preis des Fotowettbewerbs hat die Anlage von Herrn Andreas Stemberg aus dem Jahr 1997 gewonnen. Diese Anlage wurde auf dem gewerblichen Gebäude der Fa. Stemberg Solar- und Gebäudetechnik errichtet. Sie befindet sich in einem Gewerbegebiet im Ort Lage (Kreis Lippe in Nordrhein-Westfalen) und wurde mit Solarmodulen und Wechselrichter der Solar-Fabrik aufgebaut. Auf dem Bild im Hintergrund sichtbar: Bauarbeiten an einem Umspannwerk des lokalen Stromnetzbetreibers.
Fragen an Dipl.-Ing. Andreas Stemberg, Installateur und Betreiber der Anlage:
DGS: Herr Stemberg, wie kamen Sie auf die Idee, diese Anlage im Jahr 1997 zu errichten?
Stemberg: Naja, wir verkaufen und installieren solche Anlagen für unsere Kunden, da ist es natürlich klasse, wenn man selbst eine solche Anlage betreibt und zeigen kann, wobei mit dem Zeigen und den damaligen Wechselrichtern ist das immer ein bisschen schwierig gewesen. Solange alles in Ordnung ist, sieht, hört und riecht man an der Anlage einfach nichts.
DGS: Sie haben später auch auf Ihrem großen Firmengebäude die Dachflächen mit PV-Modulen bedeckt. Hat das auch in Ihrer Nachbarschaft zu weiteren Anlagen geführt?
Stemberg: Ja, das auch, an einigen Nachbarn arbeite ich aber noch bis heute. Allerdings konnten wir in unserer erweiterten Nachbarschaft, also in ganz Lippe einschließlich Bielefeld, im Laufe der Jahrzehnte weit über 1.000 Anlagen errichten.
DGS: Wow. Wie zufrieden sind Sie mit der Anlage? Bringt sie noch immer gute Erträge?
Stemberg: Ja, die Module funktionieren noch wie am ersten Tag. Wir haben im Zuge der Vergrößerung und Belegung des gesamten Hallendaches mit Solarmodulen dann vor einigen Jahren den Wechselrichter erneuert. Das hat der Anlage noch mal etwas mehr „Einspeisedynamik“ gegeben.
DGS: Haben Sie sich denn schon damit beschäftigt, was Sie mit der Anlage ab 2021 nach Ende der EEG-Vergütungszeit machen? Und kennen Sie unser Projekt PVLOTSE mit telefonischer Hotline zu diesem Thema?
Stemberg: Ja. Wir werden die Anlage auf Eigenversorgung umstellen und in diesem Zuge dann auch einen größeren Akku einbauen, um im Falle eines Falles unabhängig zu sein. Das Projekt PVLOTSE kenne ich. Ich finde es super, dass hier Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt und gebündelt werden. Allerdings wäre es super, wenn unser Gesetzgeber an dem Thema ein Interesse zeigen würde und nicht Tausende von Anlagenbetreibern in einigen Monaten und Jahren allein mit seinem Netzbetreiber verhandeln lässt. Eine auskömmliche Anschlussregelung wäre im Sinne aller, die ohne CO2 und Atom freie saubere Energieversorgung wollen. Der Gesetzgeber kannte das Datum des Auslaufens der Vergütung seit 20 Jahren.
DGS: Sie sind ja bis heute mit Ihrem Betrieb im Bereich Solar- und Gebäudetechnik aktiv. Welche Rolle spielt die Photovoltaik in Ihrem Unternehmen?
Stemberg: Photovoltaik spielt eine große Rolle, ist aber nur eines von mehreren Standbeinen. Thermische Solartechnik, ökologische Heiztechnik, Regenwassernutzung, …Seit 2016 spielen Akkus in Verbindung mit Photovoltaik eine immer größere Rolle, seit 2017 haben wir nur noch eine einzige Photovoltaikanlage ohne Akku erstellt. Unseren Kunden ist Unabhängigkeit und Eigenversorgung wichtig.
DGS: Wie beurteilen Sie aktuell das Interesse der Hausbesitzer an der Photovoltaik und welche Perspektive sehen Sie aktuell?
Stemberg: Das aktuelle Interesse ist gewaltig. Wir haben eine deutlich höhere Nachfrage als in all den Jahrzehnten zuvor. Wir sind bereits ausgelastet bis zum Jahresende und es kommen täglich neue Aufträge herein. Bezogen auf unseren Betrieb sind das gute Aussichten, zumal das Land NRW den Einsatz von Akkus mit PV-Anlagen mit einem Festbetrag von 200 Euro/kWh fördert.
Mit etwas Sorge sehe ich wie das EEG in den letzten 20 Jahren verschlechtert wurde und der Zubau in den letzten 10 Jahren deutschlandweit stark zurück gegangen ist.
Die Erschwernisse, die es vielleicht in Zukunft selbst beim Eigenverbrauch geben könnte, sind keine so schöne Perspektive. Es scheint, dass unsere Regierung den Schritt weg von Kohle und Atom nicht in Richtung Erneuerbare Energien macht und wir auf der Erde wieder Zeit verlieren bis wir erneuerbar werden. Wir arbeiten dran, jeden Tag.
DGS: Vielen Dank für diese Informationen, Herr Stemberg.
Der Sonderpreis – die älteste eingereichte PV-Anlage
Die DGS hat beim Fotowettbewerb auch einen Sonderpreis für die älteste eingereichte Anlage ausgelobt, dieser Preis ging ebenfalls nach Lage/Nordrhein-Westfalen. Einige Teilnehmer wie Herr Andreas Stemberg, der durch Losglück auch den 1. Preis des Wettbewerbs gewann, haben mehrere PV-Anlagen eingereicht. Darunter war bei ihm auch die älteste Anlage des Wettbewerbs, die er für einen Kunden aufgebaut hat. Die eingereichte Solaranlage wurde schon im Jahr 1988 errichtet und ist daher inzwischen schon 32 (!) Jahre alt. Sie wurde mit Solarmodulen des Herstellers Solec und einem Wechselrichter von Ufe auf einem Einfamilienhaus aufgebaut und später durch weitere Module und auch eine solarthermische Anlage ergänzt.
Auch dazu einige Fragen an den Errichter, Herrn Stemberg:
DGS: Herr Stemberg, wissen Sie noch, mit welcher Motivation diese Anlage schon im Jahr 1988 errichtet wurde?
Stemberg: Ja. Vorbild sein und beim Klimaschutz mit gutem Beispiel vorangehen. Die Geschäftsführung des damaligen Energieversorgers, Wesertal, kam damals noch persönlich ins Haus um solch einen Unsinn zu verhindern. Das ist jedoch nicht gelungen.
DGS: Später wurden dort noch weitere PV-Module und eine solarthermische Anlage installiert. Das klingt nach guter Erfahrung und Zufriedenheit mit der Solartechnik, richtig?
Stemberg: Absolut richtig, sowohl die solarthermische Anlage als auch die Photovoltaikanlage wurden später erweitert.
DGS: Wissen Sie, wie es mit Reparaturen in der langen Betriebszeit aussieht?
Stemberg: Im Grunde gar keine. Der Wechselrichter wurde im Zuge der Erweiterung durch ein leistungsfähigeres und verbessertes, modernes Gerät ersetzt.
DGS: Auch diese Anlage fällt zum Ende dieses Jahres aus der EEG-Vergütung. Gibt es für diese Anlage schon eine Idee, wie sie ab 2021 betrieben werden soll?
Stemberg: Das Haus wird weiter betrieben und die Anlagen auch. Vermutlich wird wieder auf Eigenversorgung und Überschusseinspeisung umgestellt. Das ist für die Anlage nichts neues, die kennt das schon. 1988, das war noch vor dem ersten Einspeisegesetz, das 1991 kam. Damals war Eigenverbrauch mit Überschusseinspeisung der Normalfall. Das ging mit zwei in Reihe geschalteten Wechselstromzähler mit Rücklaufsperre. Jetzt wird voraussichtlich noch ein Akku ergänzt, daran war 1988 noch nicht zu denken.
DGS: Vielen Dank für diese Informationen, Herr Stemberg.
Und nochmals einen herzlichen Glückwunsch den Gewinnern und allen Teilnehmern des Wettbewerbs ein Dankeschön fürs Mitmachen.
Jörg Sutter