PVLOTSE

Ü20-Anlagen

Was sind „Ü20“-PV-Anlagen? Wie können sie weiterbetrieben werden? Die DGS setzt sich schon seit Jahren dafür ein, dass PV-Anlagen nach ihrer Vergütungszeit weiter betrieben werden und noch Jahre länger umweltfreundlichen Strom liefern. 

Wir wollen PV-Betreiber:innen mit den Informationen versorgen, die sie für eine vernünftige Entscheidung benötigen, wie ein Weiterbetrieb umgesetzt werden kann. Das ist nicht so leicht, denn ein einfaches „Patentrezept“ gibt es nicht und die verschiedenen Optionen müssen für jeweils für ein Einzelprojekt betrachtet werden. Gesetzliche Rahmenbedingungen und Meldepflichten müssen beachtet werden, die Frage nach der Wirtschaftlichkeit stellt sich. 

Im Rahmen des Projektes PVLOTSE informieren wir mit Kooperationspartnern auch z.B. mit Vorträgen und Infoveranstaltungen zu diesem Thema. Wollen Sie einen solchen Vortrag in Ihrer Organisation anbieten? Dann melden Sie sich gerne unter pvlotse@dgs.de.

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Was sind Ü20-Anlagen?

Das sind Photovoltaik-Anlagen, die vor zwei Jahrzehnten ans Netz genommen wurden und deren 20jährige Vergütungszeit nach EEG abgelaufen ist. Diese Anlagen sollen aus unserer Sicht möglichst lange weiterbetrieben werden. Die Mehrzahl der alten Anlagen ist auch technisch noch in so guter Verfassung, dass ein jahrelanger Weiterbetrieb ohne Probleme möglich ist. Doch wie kann weiterbetrieben werden? Da gibt es mehrere Optionen, die wir unten auf dieser Seite gerne vorstellen möchten.

Wann wird eine Anlage Ü20?

Gemäß Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) wird die Fördervergütung für netzgekoppelte PV-Anlagen über 20 Jahre plus Inbetriebnahmejahr bezahlt. Heute sind damit alle PV-Anlagen, die bis 2002 ans Netz genommen wurden, schon „Ü20-Anlagen“.

Für eine Anlage, die im Mai 2002 an Netz gegangen ist, zählt 2002 als Inbetriebnhamejahr, 20 volle Jahren liefen dann bis 31.12.2022. Seit 1.1. ist diese Anlage eine Ü20-Anlage.

Eine Anlage, die im Juli 2003 an Netz gegangen ist, zählt 2003 als Inbetriebnahmejahr, die 20 vollen Jahren des Analgenbetreibs laufen dann bis 31.12.2023. Ende dieses Jahres wird diese Anlage dann auch zur Ü20-Anlage.

Anlagen die 2004 ans Netz gegangen sind, gehen 2024 aus der Förderung, so geht das in den folgenden Jahren weiter.

Was passiert, wenn eine Anlage Ü20 wird? Welche Regelungen enthält das EEG? Diese und weitere Fragen (mit Antworten) finden sich in der untenstehenden FAQ-Liste.

Die Optionen zum Weiterbetrieb

Für den Weiterbetrieb bieten sich derzeit im wesentlichen zwei Optionen, jedoch sind auch noch andere Möglichkeiten möglich und können im Einzelfall sinnvoll sein.

A) Weiterbetrieb nach EEG

Lassen Sie die Anlage einfach weiterlaufen und weiter voll ins öffentliche Stromnetz einspeisen. Das ist nach EEG 2023 für die nächsten Jahre eine Möglichkeit zum Weiterbetrieb, ganz laut aktuellem Gesetzestext bis zum Ende des Jahres 2027. Wie es dann weitergeht oder ob die Regelung bis dahin entfristet wird, ist heute noch nicht bekannt.

Sie brauchen für den Weiterbetrieb nicht tätig werden, weder technisch an der Anlage noch müssen Sie irgendjemand darüber informieren. Um die Abrechnungen kontrollieren zu können, empfehlen wir jedoch die Ablesung des Zählerstandes zum Stichtag 31.12.

Vor dem Weiterbetrieb als „Ü20-Anlage“ empfehlen wir außerdem einen Check der Anlage durch eine:n Elektriker:in oder Solarfachmann / Solarfachfrau. Damit wird nicht nur die Ertragsfähigkeit, sondern insbesondere auch die Standfestigkeit und elektrische Sicherheit gewährleistet.

Beim derzeit hohen Marktwert Solar, mit dem die weitere Einspeisung nach Förderende gesetzlich vergütet wird, ist der Weiterbetrieb in den meisten Fällen wirtschaftlich. Die genaue Höhe der Vergütung steht jedoch immer erst nach Ablauf eines Jahres fest, wenn im Nachgang der „Marktwert Solar“ festgelegt wird. Dieser beträgt für 2021 7,5 Cent/kWh, für 2022 sogar 22,3 Cent pro kWh. Die Veröffentlichungsseite zum Marktwert Solar finden Sie unten in der Linkliste.

Im folgenden Beispiel stellt sich der Liquiditätsverlauf einer Ü20-Anlage mit Weiterbetrieb sehr positiv schon in kurzer Zeit dar. Laufende Kosten sowie die Kosten für einen Anlagencheck zum Beginn der Weiterbetriebszeit sind berücksichtigt.

Eckdaten dieser Berechnung:

  • 2 kWp-Anlage, 900 kWh/kWp
  • Weiterbetrieb 5 Jahre (bis 2027)
  • Erlöse: Ansatz durchschn. Jahres-MW Solar: 10,4 Ct./kWh
  • abzüglich 0,4 Ct./kWh Vermarktungskosten
  • einmalige Kosten: Anlagencheck 200 Euro
  • laufende Kosten: Zähler (20), Versicherung (25), Kleinreparaturen (50)
  • angesetzt mit zusammen 95,- Euro p.a. (+1,25 % Inflation)

B) Umstellung auf Eigenversorgung

Finanziell lukrativ kann – je nach Haushaltsstromkosten – die Umrüstung der Anlage auf Eigenversorgung und die eigene möglichst umfangreiche Nutzung des Stroms sein. Der Anteil der Eigenversorgung kann durch die zusätzliche Anschaffung eines Batteriespeichers noch erhöht werden. Wirtschaftlich ist diese Variante aber auch nur schwer abschätzbar, denn die Bandbreite der anfallenden Kosten für die Umbauarbeiten der PV-Anlage und auch für die Anschaffung eines Batteriespeicher ist gewaltig.

C) Vereinfachte Direktvermarktung

Nachdem 2020 etliche Stadtwerke und Netzbetreiber eigene Angebote zum Ankauf von Solarstrom aus ausgeförderten PV-Anlagen eingerichtet hatten, sind viele dieser Angebote inzwischen wieder eingestellt. Außerdem ist aufgrund des hohen Marktwertes des Solarstroms die Variante A inzwischen deutlich lukrativer.

Wirtschaftliche Abschätzung

Eigene Abschätzungen der Wirtschaftlichkeit von Ü20-Optionen können Sie mit unserem Online-Rechner unter www.pv-now-easy-ue20.de kostenlos und ohne Abfrage von persönlichen Daten vornehmen.

Beispiele

Hier einige Beispiele für alte PV-Anlagen, die schon 20 oder mehr Jahre alt sind.

Im Rahmen von PVLOTSE hat die DGS im Jahr 2020 einen kleinen Fotowettbewerb ausgeschrieben, in deren Rahmen ein Teil der gezeigten Projekte eingereicht bekamen.

Beispiel 1

  • Baujahr: 1997
Bild: Andreas Stemberg, www.stemberg-solar.de

Beispiel 2

  • Standort: Baden-Württemberg
  • Baujahr: 1998
Bild: J. Sutter; (hell gerahmte Module)

Beispiel 3

  • Standort: Nordrhein-Westfalen
  • Baujahr: 1988

Diese Anlage gewann den Sonderpreis als älteste Anlage im Wettbewerb.
Die links sichtbaren Module wurden später ergänzt.

Bild: Andreas Stemberg, www.stemberg-solar.de, Module rechts im Bild

Beispiel 4

  • Standort: Hessen
  • Baujahr: 1991
Bild: Gerhard Deltau, Haiger

Die Ergebnisse des damaligen Fotowettbewerbes wurden im Rahmen der DGS-News veröffentlicht. Sie finden die Ergebnisse hier:

Linkliste

Weitere Links zum Thema Ü20-Anlagen: