Jubiläumsfeier in Berlin: Zwischen Stolz auf 50 Jahre Engagement und eindringlichem Appell für mehr Tempo bei der Energiewende ++ Ehrengäste loben Engagement und Expertise der DGS ++ ISES-Award für Robert Habeck

Berlin, 23. Oktober 2025. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) e.V. hat ihren 50. Geburtstag gefeiert – und zugleich eindringlich gewarnt: Das Ziel einer vollständig erneuerbaren Energieversorgung ist noch lange nicht erreicht. „Krisen kommen und gehen, aber die Klimakatastrophe bleibt“, sagte DGS-Präsident Frank Späte in seiner Eröffnungsrede. „Die DGS wird für das Ziel 100 Prozent Erneuerbare Energien beharrlich weiterkämpfen.“
Vom Pioniergeist der 1970er bis zur Energiewende heute
Rund 100 geladene Gäste kamen zur Jubiläumsfeier am 17. Oktober 2025 in Berlin, unter ihnen der Grünen-Politiker Hans-Josef Fell und Susanne Jung, Geschäftsführerin des Solarenergie-Fördervereins Deutschland (SFV). Gemeinsam mit den DGS-Präsidiumsmitgliedern Frank Späte und Sebastian Lange blickten sie auf fünf Jahrzehnte zurück, in denen die DGS die Nutzung der Sonnenenergie von einer Nischenidee zu einer gesellschaftlichen Bewegung gemacht hat.
Späte erinnerte an die Anfänge: „In den 1970er Jahren wurden schwarze Bleche auf Dächer geschraubt, um Wasser zu erwärmen. Photovoltaik kannte man höchstens von Telegrafenmasten oder der Raumfahrt.“ Heute sei Solarenergie eine tragende Säule der Energieversorgung, doch die Politik verliere den Klimaschutz zunehmend aus dem Blick. 2024 sei der CO₂-Gehalt in der Atmosphäre so stark gestiegen wie nie zuvor in einem Jahr. „Das ist die wahre Krise“, so Späte.
„Erneuerbare schaffen Frieden“
Hans-Josef Fell, einer der Wegbereiter der deutschen Solarbewegung und insbesondere des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG), erinnerte daran, wie der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome und die Ölkrise 1973 sein Engagement auslösten: „Da wurde mir klar, dass Kriege um Öl geführt werden. Erneuerbare Energien sind Friedensenergien.“ Fell lobte die DGS dafür, dass sie ein „Auffangbecken für alle, die das begriffen haben“, geschaffen habe.
„Wenn das EEG die Mutter der Energiewende ist, dann ist die DGS die Großmutter.“ Für ein Lächeln sorgte Ursula Heinen-Esser, die neue Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE), in ihrer Videobotschaft. Mit ihrem augenzwinkernden Vergleich würdigte sie die Pionierrolle der DGS: „Sie sind am Ball geblieben – durch Höhen und Tiefen. Es braucht Ihre Expertise, Ihre Überzeugungskraft und Ihre Ausdauer.“
Würdigung für Robert Habeck – ISES-Auszeichnung für Solarpolitik
Ein weiterer Höhepunkt war die Videobotschaft des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck. Im September hat die International Solar Energy Society (ISES) ihn mit dem ISES „Global Leadership Award in Advancing Solar Energy Policy“-Award ausgezeichnet. Die DGS, die deutsche Sektion der ISES, hatte Habeck für die renommierte Auszeichnung vorgeschlagen.
Prof. Klaus Vajen, bis 2024 ISES-Präsident und weiterhin Präsidiumsmitglied, würdigte Habecks Verdienste für die Solarenergie und hob das sogenannte Osterpaket von 2022 hervor. Dieses habe den Ausbau der Solarenergie massiv beschleunigt – von 5,7 Gigawatt im Jahr 2021 auf 17,5 Gigawatt 2024.
„Sie sind die change agents“ – Wissenschaftlicher Impuls aus Graz
Wie gesellschaftlicher Wandel gelingen kann, erklärte Prof. Ilona Otto vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel an der Universität Graz. Sie forscht zu sozialen Kippelementen im Klimaschutz. Nur 20 bis 25 Prozent überzeugte Menschen könnten ausreichen, um eine Gesellschaft in Bewegung zu setzen. „Sie sind die Kipppunkte, Sie sind die change agents“, sagte sie an das Publikum gerichtet und dankte der DGS für ihr Engagement.
„Die Uhr tickt“ – Appell zur Zusammenarbeit
SFV-Geschäftsführerin Susanne Jung lobte die DGS für ihre „enorm wichtige Bildungsarbeit“ und rief zugleich zu engerer Zusammenarbeit auf. „Deutschland hat kein Treibhausgasbudget über 2025 hinaus. Wir dürfen nicht mehr emittieren – die Uhr tickt!“
Blick nach vorn
Zum Abschluss betonte Frank Späte, dass die DGS auch künftig ihr Fachwissen für Bildung, Weiterbildung und Öffentlichkeitsarbeit einbringen werde. Gemeinsam mit Partnerorganisationen wolle man die Energiewende weiter vorantreiben. „Die Energiewende ist noch lange nicht vollzogen, aber der Anfang ist gemacht. Unser Ziel bleibt: 100 Prozent erneuerbare Energien für Wärme, Strom und Mobilität.“
Nach den Ansprachen und Grußworten wurde bis in die Nacht bei gutem Essen, einem Bühnenprogramm und Musik gefeiert, in Erinnerungen geschwelgt und gefachsimpelt. Mit der Jubiläumsfeier in den Heckmann-Höfen in Berlin enden die Feierlichkeiten zum 50. Jubiläum, die auf dem Photovoltaik-Symposium im März begannen. Das nächste halbe Jahrhundert Solar-Engagement ist eingeläutet.
