Eine Analyse von Jörg Sutter

[Bild: Sutter]
Die Stiftung Warentest hat in der vergangenen Woche einen neuerlichen Test von Steckersolargeräten veröffentlicht, der wie schon im Vorjahr gleich für Aufsehen in der Branche geführt hat. Wurde im vergangenen Jahr nur eines der acht getesteten Geräte mit „gut“ bewertet, so sind es in diesem Jahr immerhin zwei. Jedoch: Auch in diesem Jahr wurde ein Großteil der Prüflinge schlecht bewertet, dazu gleich mehr.
Im Gegensatz zum Test im letzten Jahr sind die Preise weiter gefallen; schon für wenige Hundert Euro sind solche Geräte mit zwei Modulen nun zu bekommen. Das hat – gemeinsam mit den teils steigenden Strompreisen den Markt getrieben: Allein seit Anfang 2024 wurden gemäß Bundesnetzagentur rund 500.000 neue Geräte an die Balkone und auf die Garagendächer, es kann in der Praxis von noch mehr Geräten ausgegangen werden. Und ein Problem ist in diesem Jahr fast nicht mehr bei den Testkandidaten aufgetreten: 2024 wurden einige Prüflinge wegen schlechtem Verhalten hinsichtlich der elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) abgewertet. Bedeutet: Die Geräte „strahlten“ und konnten damit andere Geräte wie Radios oder Funkverkehr etc. stören. Dazu gab es in diesem Jahr nur noch eine Bemängelung, jedoch auch diese mit geringeren Werten als im Vorjahr.
Stromerzeugung und Wirtschaftlichkeit
Auch die Stromerzeugung war bei fast allen Geräten gut, eine Reduktion der Stromkosten kann erreicht werden und eine gute Amortisation (sonniges Plätzchen vorausgesetzt) ebenso. Stiftung Warentest nennt mehrere Anbringungsbeispiele mit fast durchweg unter 3 Jahren Amortisationszeit für die Geräte.
Weswegen kam es in diesem Jahr zu Abwertungen? Schuld waren in diesem Jahr die Unterkonstruktionen, die teils in den Tests nicht stabil genug erschienen. Es wurden im Test analoge Bedingungen (Druck und Zugbelastung) auf das auf Flachdach monierte Gerät angelegt wie beim reinen mechanischen Stabilitätstest von Solarmodulen angesetzt werden.
Das wurde zum Beispiel im Nachgang hier von einem der mit mangelhaft abgewerteten Anbietern kommentiert. Fazit des Anbieters: Im Test der Stiftung wurden viel zu hohe Lasten angesetzt, die in der Realität bei Steckersolargeräte mit flach angestelltem Modul nicht auftreten können.
Wir von der DGS können zumindest aus der Praxis berichten, dass uns auch aus wind- und schneereichen Gegenden der Republik nichts von realen Schäden an Steckersolargeräten durch zu schwache Unterkonstruktionen bekannt ist.Nach Sicht des Autors kann also vermutet werden, dass hier tatsächlich mit unrealistischen Annahmen getestet wurde und die Geräte – trotz der Abwertung im Test – in der Praxis sicher am Balkon oder auf dem Garagendach verwendet werden können.
Wichtige Grundlage für eine konkrete sichere Befestigung eines Steckersolargerätes ist jedoch immer ein stabiler Untergrund, die Einhaltung der Montagevorgaben des Anbieters sowie entsprechende Sorgfalt der den Arbeiten.
Produktnorm
Schon seit Jahren läuft bei VDE/DKE ein Normungsverfahren einer neuen Produktnorm für Steckersolargeräte. Darin werden insbesondere Sicherheitsstandards definiert, die ein Steckersolargerät einhalten muss, damit es zukünftig mit dem Label „gemäß VDE V 0126-95“ versehen werden kann. In der Norm sind auch Prüfungen der geforderten Eigenschaften in Prüflaboren verankert, die die Hersteller nach Veröffentlichung der Norm absolvieren müssen, um ihr Produkt als normkonform testen zu lassen.
Und wie ist da aktuell der Stand?
Schon seit Jahren in der Entwicklung, biegt die Produktnorm für Steckersolargeräte derzeit auf die Zielgerade ein, auch die DGS ist in diesem Verfahren mit dabei. Mitte des vergangenen Jahres wurde ein zweiter Normentwurf veröffentlicht und ein zweites Einspruchsverfahren gestartet. Die Einsprüche, die gegen den 2. Entwurf vorgebracht wurden, sind vom Normungsgremium beim DKE durchgearbeitet worden und wurden alle im Detail bewertet, einige Aspekte haben zu weiteren Änderungen des Normentwurfes geführt. Einige besonders spannende Punkte, darunter die Nutzung des Schuko®-Steckers und die Leistungsgrenzen DC- und AC-seitig blieben jedoch auch danach noch strittig.
Aktuell läuft daher ein nicht-öffentliches Schlichtungsverfahren, in dem auch für diese Punkte nun eine Lösung gefunden werden soll. Gelingt das, wovon der Autor derzeit ausgeht, kann in absehbarer Zeit die Norm fertiggestellt und veröffentlicht werden. Das wäre ein großer Erfolg und zukünftig (wohl einige Monate später) dann ein ebenso großer Vorteil für Interessenten, die bei der Frage nach Qualität bei Steckersolar-Geräten schlicht auf einen „Stempel“ mit der VDE-Produktnorm schauen müssen – und dann sicher sein können, dass die in der Norm geforderten Merkmale, vor allem zur Sicherheit des Gerätes – auch erfüllt werden.
Wir werden in den DGS-News weiter über die Entwicklung der Produktnorm berichten.