Eine Replik von Prof. h.c. Andreas Wöll (Fachausschuss Solarthermie der DGS) auf das Verbraucherzentralen-Webinar „Die Zerstörung der Solarthermie“

Es ist nicht das erste Mal, dass die Solarthermie zum Begräbnis gebeten wird. Jüngst flatterte eine Einladung der Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. für den Mittwoch, 24.09.2025 von 15:00 bis 16:30 Uhr ins Haus. Titel: „Die Zerstörung der Solarthermie“ – als handle es sich um einen Krimiabend und nicht um ein Fachwebinar. Angeblich sei die Technologie überholt, Photovoltaik und Wärmepumpe hätten ihr längst den Rang abgelaufen.
Wer das so liest, könnte meinen, die Thermie stünde schon im Technikmuseum. Doch wie so oft gilt: Die Realität ist störrischer als politische Narrative. Denn die Wärmewende braucht mehr als Stromfetischismus und Gasromantik.
Solide Technik statt sterbendes Relikt
Die Solarthermie ist nicht nur quicklebendig, sie ist technisch ausgereift und hoch effizient. Sie liefert Wärme direkt, CO₂-frei und ohne Umwege. Keine komplizierten Umwandlungen, keine hohen Netzverluste – einfach Wärme von der Sonne, die da ist, viel länger als es uns gibt.
Der behauptete Königsweg, künftig alles elektrisch zu lösen, ist dagegen ein kostspieliger Irrweg. Denn Strom ist nicht nur zum Heizen da, er wird in fast allen Sektoren gebraucht. Und er wird teurer, nicht billiger – nicht zuletzt wegen der energiepolitischen Kapriolen im Bundeswirtschaftsministerium einer offensichtlich fehlgeleiteten Katherina Reiche. Wer Gaskraftwerke als „Brücke“ zur Zukunft verkauft, baut in Wahrheit eine Autobahn zurück in die fossile Abhängigkeit. Mit Mautstationen in Form steigender CO₂-Abgaben, neuen Lieferverträgen mit fragwürdigen Partnern und zusätzlichen Emissionen. Ökologisch absurd, ökonomisch desaströs.
Wärmewende braucht Vielfalt
Die Wärmewende ist ein Marathon, kein 100-Meter-Sprint. Sie lässt sich nicht allein mit Wärmepumpen und PV-Anlagen stemmen. Solarthermie ist ein entscheidendes Puzzleteil – sowohl im kleinen Maßstab im Ein- und Mehrfamilienhaus als auch in großen Anlagen für Stadtviertel oder Nahwärmenetze. In anderen Ländern wird das längst erkannt: In Dänemark und Österreich sprießen solare Großanlagen wie Pilze aus dem Boden, während man hierzulande lieber über ihre „Zerstörung“ sinniert.
Die Solarthermie ist die Stauumfahrung der Wärmewende. Wer nur auf Strom setzt, ist wie jemand, der im Werkzeugkasten nur den Hammer liegen lässt – und dann jedes Problem für einen Nagel hält.
Fehlgeleitete Beratung und Informationslücken
Besonders fatal: Energieberater:innen, die den Bürger:innen Orientierung geben sollen, werden in Schulungen oft einseitig in Richtung Strom gedrängt. Solarthermie spielt dort bestenfalls die Rolle des ungeliebten Stiefkindes. Kein Wunder also, dass viele Haushalte gar nicht erfahren, wie sinnvoll und wirtschaftlich diese Technik sein kann.
Wir brauchen dringend Informationskampagnen, die die ganze Bandbreite der Erneuerbaren darstellen. Und wir brauchen Berater:innen, die mit einem vollen Werkzeugkasten arbeiten – nicht nur mit Wärmepumpenzange und PV-Schraubenzieher.
Politik zwischen Stromfetisch und Gasromantik
Ein satirischer Seitenhieb sei erlaubt: Die Energiepolitik wirkt derzeit, als habe man sich in Berlin eine neue Religion ausgedacht: den Stromfetischismus. Alles muss Strom sein, koste es, was es wolle. Wärmepumpen werden zum Heiligen Gral erklärt, Gaskraftwerke zur Brücke ins Paradies. Nur: Wer so plant, stolpert nicht in die Zukunft, sondern zurück in die Abhängigkeit.
Fazit: Solarthermie ins Zentrum rücken
Totgesagte leben länger – und die Solarthermie ist lebendiger denn je. Sie ist eine ausgereifte, ökologisch wie ökonomisch sinnvolle Technologie, die der Wärmewende unverzichtbare Dienste leistet. Anstatt sie kleinzureden, sollten wir ihre Stärken endlich in die Energiepolitik integrieren.
Wie ein offenes Gespräch mit Vertreterinnen des Verbraucherzentrale Bundesverbands gezeigt hat, besteht Konsens darin, dass man sich im Vorfeld austauschen und abstimmen sollte. Gerade die Expertise der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS) kann helfen, politische Fehlorientierungen zu vermeiden.
Denn eines ist klar: Die Wärmewende wird nicht gelingen, wenn man nur den Strom-Hammer schwingt. Wir brauchen Vielfalt, Vernunft – und eine gehörige Portion Sonnenwärme.