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Jörg Sutter

PV konsequent integriert

Ein Veranstaltungsbesuch von Jörg Sutter

Das PV-Überdachungssystem – eine Eigenentwicklung [Bild: Jörg Sutter]

Einen ganzen Tag Einblicke in die gebäudeintegrierte Photovoltaik – davon durften zahlreiche Fachbesucher in der vergangenen Woche profitieren: Der DGS-Mitgliedsbetrieb Rudolf Hörmann GmbH & Co. KG lud zum Architektenseminar „Architektur mit Energie – BIPV und PV-Überdachungen in der Planungspraxis“ nach Buchloe, einer Kleinstadt im Allgäu, wo sich auch der Firmensitz befindet.

Schon bei der Begrüßung und immer wieder im Laufe des Tages wurde deutlich: Hier geht es um Erfahrungen, nicht um Theorie. Rolf Hörmann machte mehr als einmal deutlich: In der Vergangenheit habe man vieles ausprobiert und etliche Ideen wieder verworfen, bevor passende technische Lösungen für Überdachungen und PV-Integration in Gebäude angeboten wurden. Inzwischen realisiert Hörmann im PV-Bereich Projekte von rund 50 MWp pro Jahr.

Das Spektrum der Produkte ist vielfältig: Hallen- und Projektbau sind die zentralen Themen, neben PV-Fassaden sind es vor allem größere zusammenhängende PV-Überdachungen, für die der Betrieb bundesweit bekannt ist. Daneben werden PV-Carports und auch PV-Überdachungen für Lagerplätze angeboten. Historisch stammt das Unternehmen aus der Stalltechnik und ist dort wie auch im Bereich von landwirtschaftlichen Bauten noch heute aktiv.

Das vielleicht bekannteste Projekt aus dem PV-Bereich: Eine flächige Parkhausüberdachung als durchgängige PV-Anlage mit 4.200 Solarmodulen und 1,3 MWp Leistung für den Autozulieferer Dräxlmaier am Standort Landshut. Dort wurden auch noch 150 Ladepunkte für Elektrofahrzeuge auf der Parkfläche ergänzt.

Viele weitere realisierte Projekte wurden im Seminar gezeigt, eine noch breitere weltweite Anwendung zeigte die Ausstellung „Gebäudeintegrierte Solartechnik“, die für die Veranstaltung eigens von der Allianz BIPV e.V. aufgebaut wurde.

Von der Entwicklung der Photovoltaik bis zu den Anforderungen im Baubereich wurde im Vortrag „BIPV als Schlüssel zur Energiewende“ spannte Prof. Thomas Stark von der HTWG Konstanz einen großen, interessanten Entwicklungsbogen.

Anspruchvoller, aber sinnvoll

Die Integration von Photovoltaik in Gebäude ist planerisch kein ganz einfaches Unterfangen, das wurde im Seminar deutlich: Hier prallen Rahmenbedingungen aus dem Elektrobereich (für die PV) und Anforderungen an das Bauwerk zusammen und müssen gemeinsam betrachtet werden. Das Spektrum der Anforderungen reicht dabei von der Zulassung der Solarmodule über den Brandschutz bis hin zu Fragen der möglichen Blendung in der Nachbarschaft, wie es Marco Pommer von der Hörmann-Entwicklungsabteilung ausführlich darlegte. Doch der Bedarf sei da: Sei es wegen der vor Ort geltenden Solarpflicht oder wegen der Einhaltung von Energieanforderungen für Neubauten: Die Kombination von PV und Gebäude sei schlicht sinnvoll.

Gastgeber Rolf Hörmann bei der Begrüßung der Teilnehmer [Bild: R. Hörmann GmbH & Co.KG]

Am Ende der Veranstaltung zeigten Lisa Berndes und Michael Hörmann mit vielen ausgeführten Beispielen: Es gibt nur Herausforderungen, aber keine Hemmnisse. Integrierte PV-Anlagen haben eine schönere Optik und müssten sich – vor allem wenn sie großflächig realisiert werden – inzwischen auch hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit nicht mehr hinter Aufdach-Anlagen verstecken. Das sei das Resultat von jahrelanger Entwicklungs- und Verbesserungsarbeit bis zu einem eigenen Überdachungssystem mit Zulassung: „Der Weg dahin ist nicht einfach, wie es aussieht – aber das ist unser Job“, so Rolf Hörmann zu den Teilnehmern.

Besichtigung des Werks

Dass die Innovation bei Hörmann im Vordergrund steht, wurde auch bei der Werksbesichtigung deutlich: Neben Fertigungslinien für Holzbearbeitung wird in anderen Werkshallen Metall- und Stahlbearbeitung betrieben: Aufträge für ganze Gebäude (mit oder ohne PV-Integration) werden hier mit hoher Fertigungstiefe hergestellt. Keine Angst gibt es auch vor Großprojekten, können doch hier auch Holzbinder mit einer Länge von bis zu 65 Metern – für breite, stützenfreie Hallen nötig – hergestellt werden.

Rund sechs (!) Megawatt PV sind auf dem Areal des Betriebes installiert, die erste Installation datiert auf das Jahr 2003. Auch dies scheint kein ökologisches Feigenblatt, sondern ein klares Statement und ein Ausdruck der Überzeugung. Ein 1,2 MW-Batteriespeicher wurde bereits im Jahr 2019 installiert, lange bevor Sstromspeicherung am Markt relevant wurden. Seither wird damit Betriebserfahrung gesammelt, genau wie mit drei BHKW und einem 100 Kubikmeter großen Pufferspeicher für die Wärmenutzung.

Dass inzwischen sämtliche Staplerfahrzeuge elektrisch unterwegs sind und sogar am Tag der Veranstaltung ein nagelneuer e-Actros, ein rein elektrischer LKW von Mercedes, an Hörmann übergeben wurde, rundet den durchgängigen Zukunftsbezug ab. Der LKW soll zukünftig im täglichen Pendelverkehr zu einer Verzinkerei eingesetzt und auf dem Hörmann-Firmengelände mit möglichst viel eigenem PV-Strom geladen werden.

Der neue Elektro-LKW unter einem der vielen Solarüberdachungen bei Hörmann [Bild: Jörg Sutter]

Mein Fazit

Die Veranstaltung hat gezeigt: In der gebäudeintegrierten Photovoltaik steckt viel Potential, das für konkrete Projekte nicht allzu schwer umsetzbar ist. Die Firma Hörmann hat bewiesen: Die frühzeitige und engagierte Beschäftigung mit Innovationen und das „Dranbleiben“ zahlt sich aus – zum Vorteil vieler Bauherren, die jetzt diese Erfahrung nutzen können.

Hinweis: Die DGS war Kooperationspartner dieser Veranstaltung, die auch hier in den DGS-News beworben wurde.