Ein kommentierender Gastbeitrag von Joshua Ben / Newsredaktion

[Quelle: Facebook, Bearbeitung WRA]
Klare Antwort: Ja!
Also… Nein!
Also… fürchten müssen sich die Dummen… bzw. diejenigen, die sich verdummen lassen. Also die B..D-Leser:innen. Denn alle anderen profitieren von negativen Börsenpreisen.
Richtig ist: Die Bundesrepublik Deutschland zahlt aus Steuern Fördergelder für erneuerbare Energien an die Netzbetreiber. Das waren im Jahr 2024 etwa 18,5 Milliarden Euro. Im laufenden Jahr 2025 waren es in den Monaten Januar bis August etwa 11,8 Milliarden Euro. Eigentlich gar nicht so viel, wenn man das mit anderen Fördergeldern vergleicht.
Das sind übrigens die Summen für ALLE EEG-Anlagen, also nicht nur PV-Anlagen. Da sind Windkraftanlagen genauso inbegriffen wie Biogas-Anlagen, Wasserkraftanlagen, etc. Kann man auf den Seiten von https://www.netztransparenz.de nachschauen.
Offensichtlich steigen die Kosten für den Steuerzahler also gar nicht – und die Formulierung aus der B..D-Schlagzeile („immer mehr“) ist fachlich falsch. Denn hochgerechnet wird Deutschland für die Förderung in 2025 weniger Steuergelder ausgeben als im Vorjahr.
Richtig ist dagegen: Die Anzahl der Zeiten mit negativen Börsenpreisen hat in 2025 deutlich zugenommen. Im gesamten Jahr 2024 waren es insgesamt 457 Stunden. Dieselbe Anzahl wurde im Jahr 2025 bereits am 26. August erreicht.
Aber wie kann es sein, dass mehr Stunden mit negativen Börsenpreisen nicht zu mehr Ausgleichkosten (für die Steuerzahler) führen? Im Detail ist das recht kompliziert. Denn die Fördermechanismen haben sich im Laufe der Jahr(zehnt)e immer wieder verändert.
Vereinfacht kann man sagen: Ältere EEG-Anlagen kosten die Steuerzahler mehr Geld, weil früherer Fördergrundsätze die heutigen Strommärkte falsch vorausgesehen haben. Neue EEG-Anlagen dagegen erhalten eine so geringe Förderung, dass sie die Steuerzahler kaum oder gar nicht belasten. Und weil die Förderdauer älterer EEG-Anlagen in immer mehr Fällen ausläuft, sinken dadurch die Gesamtausgaben des Staates.
Trotzdem sind 18,5 Milliarden Euro natürlich eine Menge Geld. Dafür bekommen die Steuerzahler aber auch eine Menge zurück. Jedenfalls die Cleveren. Denn durch negative Börsenpreise sinken die durchschnittlichen Strompreise.
Aus dieser Grafik des Strom-Report auf Basis öffentlich zugänglicher Daten wird ersichtlich: Die durchschnittlichen Privathaushaltepreise sinken seit Jahren kontinuierlich. Sowohl für Neukunden, als auch für Bestandskunden.
Um zu verstehen, warum das so ist, muss man sich nur in die Lage der Stromlieferanten hineinversetzen. Als Stromlieferant weiß ich, dass ich mittelständischen Unternehmen und Industriekunden den Großteil ihres Stroms während der Geschäfts- und Arbeitszeiten verkaufen werde … also zwischen 8 und 18 Uhr. Wenn ich diesen Strom an der Börse zu negativen Börsenpreisen einkaufen kann, bekomme ich doppelt Geld.

Einmal vom Unternehmen, welches mir den gelieferten Strom gemäß Stromvertrag (gut) bezahlt. Und zusätzlich noch von der Strombörse, die mich dafür bezahlt, dass ich ihr den Strom annehme.
In Summe ergeben sich daraus für den Stromlieferanten zwei Optionen:
- Gewinne maximieren.
- Die Möglichkeit zur Senkung von durchschnittlichen Strompreisen, um mit Konkurrenzanbietern mithalten zu können.
Durchschnittliche Endkundenpreise sind aber immer das Ergebnis von Mischkalkulationen. Bei der Preisfindung muss der Stromanbieter etwa auch berücksichtigen, dass er Privathaushalten den Strom vornehmlich außerhalb der Arbeitszeiten verkauft, eben wenn die Menschen nicht arbeiten und zu Hause sind. Also zu Zeiten in denen keine negativen Strompreise herrschen. Das ist (nur) EIN Grund, warum Privatkundentarife und Unternehmenstarife deutlich voneinander abweichen.
Warum sinken dann auch die Preise für Privathaushalte? Weil sich die Gewinne eines Stromlieferanten aus der Summe aller Stromkunden ergeben. Mit dem Unternehmensgeschäft kann das Privatkundengeschäft querfinanziert werden – und umgekehrt.
In einem Markt, der durch Konkurrenz bestimmt ist, sinken daher mit negativen Börsenpreisen alle durchschnittlichen Stromtarife. Und damit sinken die Kosten für alle Steuerzahler.
Konkurrenz belebt das Geschäft – und senkt die Preise
Für alle Steuerzahler? Nein: nur für diejenigen, die auch für Konkurrenz sorgen und beispielsweise regelmäßig den Stromanbieter wechseln.
Alle anderen zahlen drauf. Durchschnittlich 8 ct/kWh… wie aus dieser Grafik ersichtlich ist.
Richtig ist also: Mit dem Ausgleichsmechanismus bei negativen Börsenpreisen fördert die Bundesrepublik Deutschland vor allem diejenigen Endkunden, die ihren Strom während jener Zeit beziehen, in denen viel Solarstrom erzeugt wird. Also vornehmlich mittelständische Unternehmen und Industriebetriebe.
Deshalb müsste die B..D-Schlagzeile statt „Deutschland verramscht so viel Ökostrom wie nie!“ eigentlich lauten: „Deutschland fördert die Unternehmen so viel wie nie!“
Denn auch das gehört zur Wahrheit: Der meiste EE-Strom wird in Deutschland selbst verbraucht. Der Anteil, der ins Ausland „verramscht“ wird, macht nur einen ganz geringen Prozentsatz aus.
Und last but not least: Die vorherigen Ausführungen gelten natürlich nur für Endkunden mit Einheitspreisen im Stromvertrag. Wirklich clevere Steuerzahler sollten ihre Verbrauchsprofile genau kennen, haben deshalb dynamische Strompreise oder kaufen ihren Strom direkt an der Börse. Diese Steuerzahler bekommen dann sogar noch Geld für den Verbrauch von Strom.
Warum man sich davor fürchten sollte? Das wissen wohl nur die Experten der B..D.
B..D-Leser:innen werden einwenden: Es kann wohl kein Zufall sein, dass die Strompreise für Privathaushalte in Deutschland so hoch sind wie in kaum einem anderen Land.
Das allerdings trifft nur auf die Bestandskunden- oder Grundversorgungstarife zu.
Der durchschnittliche Privatkundentarif liegt in der EU bei 28,7 ct/kWh. Deutschland liegt im Durchschnitt deutlich darüber, denn nur 14% aller Stromkunden wechseln regelmäßig den Anbieter. Diese entscheiden sich also für die Gewinnmaximierung der Stromlieferanten.
Offensichtlich ist die Anzahl der „Dummen“ also groß genug, um auch das Geschäftsmodell des B..D zu finanzieren.