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Heinz Wraneschitz

Intersolar: Stromspeicher im Zentrum der Energiewende

Ein Bericht von Heinz Wraneschitz

Solarstrom auf die Baustelle transportieren – das geht inzwischen. [Foto: Wraneschitz]

Wer vergangene Woche am Münchner Messegelände auf der „Smarter E Europe“ war, konnte es nicht übersehen: Stromspeicher sind der „Heiße Scheiß“, wenn die Energiewende schnell gelingen soll.

Als großer Unterstützer der Stromspeichertechnologie erwies sich Herbert Diess. Der einstige Vorstandsvorsitzende von VW und heutige Verwaltungsratschef von „The Mobility House“. Deren Werbespruch: Wir helfen in allen Fragen rund ums Laden von Elektrofahrzeugen.“ Diess hielt den Hauptvortrag bei der Presse-Einführungsveranstaltung der Energie-Mehrfachschau, die einst als „Intersolar“ gestartet ist. Nach Diess` Einschätzung ist nicht nur „die Sonnenenergie die Billigste“, sie kann in Kombination gerade mit Windstrom und durch die Speicherung auch zur Rundumversorgung werden. „Aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht denselben Fehler machen wie die USA“: Dort versucht Donald Trumps Regierung gerade, das Energierad auf Fossilien zurückzudrehen. Doch selbst in Afrika stehe nicht Kohle, sondern Solar ganz vorne auf der Zubauliste, so der Ex-Automanager.

Deshalb blickte er auch speziell auf die Akkus in den E-Autos, bezeichnete diese als „wichtigsten Speicher im Netz“. Denn die Fahrzeuge seien dezentral verteilt. Und weil „das Auto nur eine Stunde am Tag fährt“, böten sie den „volkswirtschaftlichen Riesenvorteil, dass die Netzbetreiber die Leitungen nicht ausbauen“ müssten. Auf den jüngsten Automessen weltweit habe er Natrium-Akkus gesehen, die mehr als 10.000mal ge- und entladen werden könnten; „ein dreifaches Autoleben“. Dabei sei Natrium besser verfügbar als das heute gebräuchliche Lithium, und immer billiger würden die Batterien auch.

Hoffen auf die Energiefachfrau

Diess hofft, dass die neue Bundesregierung noch existierende Probleme wie die für dieses „Bidirektionale Laden“ fehlenden Smart Meter beseitigt. Dabei er vor allem auf die Kompetenz der neuen Wirtschaftsministerin Katherina Reiche: „Die kommt aus der Energiebranche.“

Doch E-Autos sind hierzulande noch bei vielen verpönt. Anders als die Solarenergie. Die „genießt Akzeptanz und Beliebtheit bei fast allen Menschen aus allen Parteien“, zitiert Carsten Körnig aus einer Studie. So erklärt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft BSW auch, weshalb inzwischen fünf Millionen Photovoltaikanlagen in Deutschland in Betrieb sind. Davon haben zwei Mio. auch einen Stromspeicher, „weil möglichst viel Strom selbst verbrauchen wirtschaftlich ist“. Doch der Zubau neuer PV-Anlagen in Wohnhäusern stocke – mit Ausnahme von „Balkonsolar, jenen kleineren Systemen, die selbst Mieter:innen installieren dürfen. Dagegen gingen die Zahlen von Gewerbe-PV-Anlagen weiter nach oben.

Bei der Pressekonferenz des BSW forderte Körnig wie zuvor Diess eine massive Digitalisierungs-Offensive für Deutschland, vor allem aber Verlässlichkeit bei Politik und Stromnetzbetreibern.

Die Gefahren aus dem Netz

Doch mit der Digitalisierung kommt auch ein Problem: Die Cybersicherheit. Denn PV-Wechselrichter oder Batterien sind heutzutage mit dem Internet verbunden, also womöglich durch hybride Kriegsführung angreifbar. Manche vermuten ja hinter dem massiven Netzkollaps dieser Tage in Spanien gar einen solchen einen Cyberangriff. Auf der Fachmesse war zu sehen, dass deshalb inzwischen viele Hersteller für die Datenübertragung Server einsetzen, die ihren Standort in Europa und nicht mehr in Amerika haben. Andere wie der in Niederbayern beheimatete Speicheranbieter Fenecon betrauen gar Server in Deutschland mit der Datenverwaltung.

Auf jeden Fall waren die viereinhalb mit Speicherideen geladenen Hallen der Teilmesse EES Electrical Energy Storage sehr gut gefüllt mit Besuchenden. Und dort waren viele interessante Entwicklungen ausgestellt. Nicht nur die „flüssigkeitsgekühlten Systeme der nächsten Generation“ von Pylontech beispielsweise beweisen nach Meinung des TÜV Rheinland „hohe Umweltverträglichkeit“ in kommerzieller oder industrieller Anwendung.

Andererseits fiel auf, dass diesmal Aussteller von Wasserstoff-Technologie – ein gerade von Bayerns Staatsregierung hochgelobter Speicher-Sektor – nur selten zu finden waren. Und auch Sonderformen von Energiespeichern wie Schwungräder waren kaum zu sehen.

Speicher auf Sonderwegen

Aber Stromspeicher mit Batterien dringen inzwischen auch hierzulande in Bereiche vor, die bislang motorischen Stromerzeugern vorbehalten waren. So prangte an einem Hänger am Stand des Schweizer Herstellers Emost ein Ansbacher Nummernschild. Der Speicherhänger gehöre einer mittelfränkischen Firma, die damit beispielsweise Strom auf Baustellen oder Energie für das Aufstellen von Kränen bereitstelle, hieß es auf Nachfrage von Emost.

Doch nicht nur die Speicher-Hallen, sondern alle auf der Messe verfügbaren von A bis C und von 1 bis 6 waren diesmal belegt mit Ausstellern. Selbst Hans-Josef Fell, der EEG-Miterfinder, der diesmal auch am DGS-50-Jahre-Jubiläumsstand vorbeischaute, verlautete mit hohem Respekt: „Die Messe „The Smarter E“ 2025 in München wächst in diesem Jahr erfreulich stark.“ Augenscheinlich trifft die international ausgerichtete Messe das Herz von Anbietern wie Publikum.