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Heinz Wraneschitz

Erfindermesse IENA: Die Suche nach guten Energie-Ideen

Ein Messe-Kurzbericht von Heinz Wraneschitz

Die Messe von oben. Was versteckt sich in den einzelnen Kastenständen? [Foto: Heinz Wraneschitz]

Einmal im Jahr trifft sich laut Veranstalterangaben „die internationale Erfinderszene in Nürnberg auf der Fachmesse “Ideen – Erfindungen – Neuheiten“, kurz IENA“. So auch heuer am 1. Novemberwochenende. Wobei das Wort „international“ in diesem Jahr zu gefühlt 50 Prozent mit „chinesisch“ gleichzusetzen war.

Gleich vorneweg: Unter den „über 540 Erfindungen, die im Rahmen der Messe erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurden“ (Zitat Messe-PR) war diesmal kein offensichtliches Perpetuum Mobile zu sichten. Anders als in den vergangenen Jahren. Aber vielleicht hatte es sich auch nur in einem der vielen Kastenstände gut versteckt – oder es war vom leeren Kasten mit der Nr. E36 schnell wieder entschwunden.

Jury-Preis für Abluft-Nutzung

Stattdessen gab es einige bemerkenswert energiereiche Erfindungen, die es zu erwähnen lohnt. Für eine dieser interessanten Ideen gab es sogar den “großen Preis der IENA“. Dafür hatte eine Fachjury während der drei Messetage alle Erfindungen begutachtet und bewertet: Es war der solare Aufwindturm, die Erfinder:innen Zeki und Gila Günaldi, der die Nutzung warmer Abluft möglich macht, und zwar bereits ab einem Temperaturunterschied von 20 Grad zur Umgebungsluft.

So soll der Energieturm aussehen. [Foto: Heinz Wraneschitz]

Anders als die (w)irre Idee, nach der Solar Millennium einst bis zu 1.000 Meter hohe Türme in die Wüste stellen wollte, ist der so genannte „ThermiTower“ nur zwischen 10 und 40 Meter hoch; optimal seien laut Zeki Günaldi 20 Meter. Die Abwärme aus der Tierhaltung oder von Bäckereien würde durch einen innenliegenden Generator in Strom verwandelt. Zusätzlich könne man den Turm außen noch mit Solarmodulen bestücken. Stromproduktion vor allem für den Eigenbedarf wäre damit „einfach, robust, sofort einsetzbar“ möglich. Zudem sei der Flächenbedarf gering, was die Errichtung auch im städtischen Bereich zulasse. Beim kleinsten 10-Meter-System erwarten die Erfinder:innen aus Salzhausen „ab 7,5 MWh/Jahr Energieertrag“. Noch aber suchen sie „strategische Partner für die nächste Entwicklungsphase“.

Grillkohle ist out

Erfinder Jäger will mit Wasserstoff sicher grillen. [Foto: Heinz Wraneschitz]

Mit Wasserstoff, „grillen. Sauber, sicher, umweltfreundlich, zukunftsweisend“, empfiehlt Hubert Jäger aus dem Schwarzwald. Und zwar Zuhause mit dem von ihm erfundenen HyCook. Der Wasserstoff sollte seiner Meinung nach aus überschüssigem Solarstrom vom Hausdach elektrolysiert werden, meint Erfinder Jäger. Der im Übrigen normalerweise nicht solch eine „gute Erfindung“ (Steinbeis-PR) auf dem Stand des Steinbeis-Transferzentrums präsentiert, sondern “innovative Maschinenkonzepte“.

Ein Segelponton wird kommen …

Werden bald Segelpontons auf den Weltmeeren kreuzen? [Foto: Heinz Wraneschitz]

Und nochmal Wasserstoff, diesmal aber jwd, also „janz weit draußen“ auf dem Meer. Klingt fast wie “H2 Sailing Away“. Doch wenn es nach Gunter Kreft aus Bimöhlen geht, soll das mit “Sail-Energyy“ möglichst bald geschehen. Mit dem großen Segel-Ponton, der einen Stromgenerator durchs Meer zieht, welcher wiederum Wasserstoff produziert, will sein Erfinder „bisher nie dagewesene Flächen im Meer nutzen und die Windkraft nahezu ohne Verluste ausschöpfen“. Denn was Flachlandtiroler:innen kaum bekannt ist: „In internationalen Gewässern bräuchte das nicht verankerte, patentierte System keine großen Genehmigungsverfahren durchlaufen.“ Und der Wasserstoff soll mit Schiffen an Land transportiert werden. Gunter Kreft ist jedenfalls ziemlich zuversichtlich für die Umsetzung. Mal sehen, wer ihm Wellen zwischen die Pontons bläst.

Ein UFO, das lange fliegt

Und dann war da noch etwas Nicht-Energetisches, das aber trotzdem Energie verbraucht: das UFO des Maristengymnasiums Fürstenzell. Wie in (fast) jedem Jahr, haben Nachwuchstüftler der Erfinderschule aus Niederbayern auch heuer wieder auf der IENA interessante Ideen präsentiert. Eine davon: Das UFO, mit dem drei Schüler besonders lange Zeit in die Luft gehen wollen.

Zumindest am IENA-Stand fliegt die Helium-Drohne schon über den Erfindern Florian Thurner und Simon Fehn. [Foto: Heinz Wraneschitz]

Wobei das Kürzel UFO nicht für „Unbekanntes“, sondern für „Unser Flug-Objekt“ steht, wie Florian Thurner und Simon Fehn klarstellen. Der Dritte im Erfinderbunde, Valentin Krückl, war aus Krankheitsgründen verhindert und musste deshalb die Erklärung des UFO den anderen Zweien überlassen.

Das UFO ist eine Kombination aus Elektrodrohne und Heliumballon. Wer selber schon mal elektrisch gedrohnt hat, weiß: Die surrenden Kameraträger halten sich wegen der geringen Batteriekapazität nur recht kurze Zeit in der Luft. Doch weil über den breit ausgefahrenen Rotoren des UFO Heliumballone für den Auftrieb sorgen, die Motoren also nicht ständig laufen müssen, verbrauchen sie auch weniger Strom und die Flugzeit erhöht sich erheblich. So jedenfalls die Idee. Auch wenn das Gerät noch nicht ganz ausgereift ist, wie die jugendlichen Tüftler selber zugeben: “Faszinierend“ würde Enterprise-Offizier Spock vermutlich dazu sagen.