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Jörg Sutter

Der Solarbranchentag in Stuttgart

Ein Veranstaltungsbesuch von Jörg Sutter

Umweltministerin Thekla Welker bei der Eröffnung der Veranstaltung.
[Bild: Sutter]

Alljährlich Ende November trifft sich in Stuttgart die Solarbranche aus dem „Ländle“ – beim Solarbranchentag, der vom „Solar Cluster“ Baden-Württemberg veranstaltet wird. Kooperationspartner sind das Land Baden-Württemberg sowie die Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg, bei der auch die DGS Mitglied ist.

Beim Solarbranchentag trifft sich seit inzwischen 12 Jahren die Solarszene: Von Herstellern, die im Südwesten produzieren, über Energieagenturen, Energiegenossenschaften bis zu Kommunalvertretern und engagierten Projektumsetzern ist ein breites Spektrum sowohl bei den Vorträgen als auch im Publikum vertreten. Ein straffes umfangreiches Vortragsprogramm dominiert den Tag, der aber auch von Pausen, Netzwerken und vielen Unterhaltungen geprägt ist.

Spannenden Vortragsbeiträge

Einige der vielen spannenden Beiträge sei einmal herausgegriffen:

Guido Knappe von der landeseigenen „Vermögen und Bau“ stellte die Herausforderungen und Umsetzungsschritte zum Ziel 2030 vor. In diesem Jahr sollen alle geeigneten landeseigenen Gebäude mit PV-Anlagen ausgestattet sein, eine Gesamtleistung von rund 110 MWp wird dabei angestrebt. Anforderungen dabei waren die Vorgaben zu Ausschreibungen und eine damit verbundene Standardisierung sowie die Projektsteuerung mit einer Priorisierung der einzelnen Gebäude in einem Umsetzungsfahrplan.

Das Projekt „Synea“, vorgestellt von Jörg Dürr-Pucher von der Plattform Erneuerbare Energien, will im Südwesten Netzausbau und Ausbau der Erneuerbarer koordinieren. Im Land wird mit einem deutlich höheren Strombedarf (100 TWh) gerechnet, eine Koordination, wie ihn ja auch der Bund wünscht, soll erfolgen, jedoch ohne die Erneuerbaren auszubremsen. Die Perspektive: Ein Umspannwerk mit 80 MW, an das sowohl Wind- und Solarenergie mit großen Leistungen per Überbauung angeschlossen werden, bei dem aber auch gleich ein Speicher zur Pufferung mitgedacht wird.

Antonia Kallina vom Regierungspräsidium stellte eine spezielle Neuregelung im Ländle vor: Im März 2025 hat die Landesregierung die Landesbauordnung novelliert und dabei PV-Anlagen freigestellt – sowohl bei Dachanlagen als auch im Freiland werden heute keine Baugenehmigungen mehr benötigt. Doch so positiv die Befreiung im ersten Moment klingt: Im Detail ist es eher schwieriger geworden, weil natürlich Randbedingungen von Natur- und Denkmalschutzes und vielem mehr trotzdem eingehalten werden müssen – nur liegt die Verantwortung, das zu prüfen und zu beurteilen nun direkt beim Planer oder Investor. Doch auch dafür geben die Behörden Hilfestellungen.

„Solar-Forschung für die Welt in Zeiten knapper Kassen“ titelte Prof. Michael Powalla und beschrieb in einem Beitrag die aktuellen Forschungsprojekte, die von Land und Bund gefördert werden. Das Spektrum reicht hier von gebäudeintegrierter PV über den KI-Einsatz beim Monitoring von Solarparks bis zur disruptiven Waferproduktion. Mit Fraunhofer ISE (DGS-Mitglied), ZSW und dem ISC in Konstanz am Bodensee sitzen drei Spitzenforschungseinrichtungen im Südwesten, die viele Projekte gemeinsam mit der Industrie vorantreiben.

Alle freigegebenen Vorträge des Solarbranchentages sind auf einer Rückblick-Seite der Veranstaltung verfügbar.

Die Referenten am Ende des Solarbranchentages bei der Beantwortung von Fragen aus dem Publikum
[Bild: SolarClusterBW]

Die politische Note

Nachdem schon zu Beginn die aktuelle Landesumweltministerin Thekla Walker (Bündnis 90/Die Grünen) politisch Stellung bezog, konnte man am Nachmittag den kommenden Landtagswahlkampf spüren – bei Statements von Cem Özdemir (Grüne) und Raimund Haser (energiepolit. Sprecher der CDU), der die Vertretung des CDU-Spitzenkandidaten übernahm. Man stellte fest: Bei der pragmatischen Politik in „The Länd“ liegen beide Positionen nicht weit auseinander und nachdem die neue Regierung wohl entweder schwarz-grün oder grün-schwarz sein wird, sind hier keine Überraschungen oder Neuausrichtungen zu erwarten. Die Landtagswahl findet am 8. März 2026 statt.

Die DGS war auch dabei

Die DGS hat als Sponsor die Veranstaltung unterstützt, Geldgeber war hier der Landesverband Franken, der in Person von Michael Vogtmann auch persönlich vor Ort mit einem Infostand vertreten war. Highlight des Auftritts war die überarbeitete Broschüre der DGS Franken zu den Nutzungsmöglichkeiten im Mehrfamilienhaus, der gedruckt vor Ort bereit lag, aber auch hier digital als pdf verfügbar ist. Der Autor war im Vortragsprogramm mit einem kurzen Erfahrungsbericht zum Solarspitzengesetz vertreten.