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Andreas Horn

Der Monatsmarktwert Solar im November 2025

Eine Marktbeobachtung von Andreas Horn

Die Monatsmarktwerte Solar sowie Wind on- und offshore im zeitlichen Verlauf, dargestellt im Verhältnis zum Spotmarktpreis. Die Grafik wird dominiert vom Energiepreispeak im August 2022. Eine Gesetzmäßigkeit für den Marktwert Solar ist in dieser Darstellung nur schwerlich erkennbar
[Grafik: Dr. Andreas Horn; Datenquelle: www.netztransparenz.de]

Zum letzten Mal in diesem Kalenderjahr haben die Übertragungsnetzbetreiber unter Netztransparenz.de den Monatsmarktwert Solar bekannt gegeben, und zwar für den Monat November. Das Jahr ist also noch nicht abgeschlossen, aber die Gelegenheit ist günstig, diesen Beitrag zu nutzen, um die zahlreichen Berichte zu den Monatsmarktwerten, die seit Mitte des Jahres regelmäßig in den DGS News erschienen sind, zu einem Gesamtbild zusammenzufügen.

Beginnen wir aber zunächst mit den blanken Zahlen: der Monatsmarktwert Solar für den November 2025 lag bei 9,102 Ct/kWh, während der Gesamtmarktwert bzw. Spotmarktpreis bei 10,188 Ct/kWh lag (Monatsmittelwert der Stundenkontrakte EPEX Spot). Strom aus Windkraft erzielte einen Marktwert von 8,930 Ct/kWh für Onshore-Windstrom, und 9,091 Ct/kWh für Offshore Windstrom.

Gegenüber dem Vormonat sind die Preise somit stark gestiegen, und zwar für den Gesamtmarkt von 8,44 Ct/kWh um +21%, für Wind onshore von 5,579 Ct/kWh um +60%, für Wind offshore von 6,867 Ct/kWh um 32% und für Solarstrom von 6,980 Ct/kWh um 30%. Klingt dramatisch?

Beim Vergleich gegenüber den Vorjahreswerten relativiert sich das stark: die Preise am Spotmarkt sind im Jahresvergleich von 11,931 Ct/kWh um -11% gesunken, für Wind on- und offshore nahezu gleichgeblieben und für Solarstrom von 10,076 Ct/kWh ebenfalls um -10% gesunken.

Was soll man aus solch erratisch wirkenden Zahlen ablesen können? Ist das nicht alles mehr oder weniger zufällig? In den vergangenen Marktberichten wurden im Newsletter zahlreiche Auswertungsvarianten gezeigt, die helfen, die Preisentwicklungen am Markt besser zu verstehen.

Die verschiedenen Auswertungsvarianten werden nachfolgend erläutert. Die nachfolgende Grafik enthält alle Varianten, die hier auch als pdf-Datei verfügbar sind.

Bildunterschrift: Mit unterschiedlichen Darstellungen der Marktpreisentwicklung versteht man leichter, warum und wie sich die Preise an der Börse für Sonne und Wind im Jahreslauf ändern, und wie das auf den Spotmarktpreis wirkt. Eine wichtige Methode dafür ist, die Preise für Sonne und Wind ins Verhältnis zum Spotmarktpreis zu setzen: so wird der saisonale Einfluss besonders gut sichtbar [Darstellung: Dr. Andreas Horn, Datenquelle: www.energy-charts.info und www.netztransparenz.de].

Marktwerte relativ – Darstellung im zeitlichen Verlauf seit 2018

Für diese Darstellung wird der Monatsmarktwert für Sonne und Wind jeweils durch den Monats-Gesamtpreis an der Strombörse („Spotmarktpreis“) geteilt. Sofort wird ersichtlich, dass Solarstrom ein ausgeprägtes saisonales Muster aufweist. Bei Windkraft (on- und offshore) ist dieses Muster weit weniger stark ausgeprägt, und leicht antizyklisch zu Solarstrom: Solarstrom ist im Sommer besonders preisgünstig (und drückt somit auch den Spotmarktpreis!), und der wenige Solarstrom im Winter wird vorwiegend zu den besonders teuren Zeiten produziert (und hilft insofern auch hier ein klein wenig, den Strompreis zu senken). Weiterhin erkennt man deutlich anhand einer Sichtlinie („lineare Regression“), dass der Wert von Solarstrom mit zunehmendem Ausbau im Verhältnis zum Spotmarktpreis abnimmt: der preissenkende Einfluss von Solarstrom auf den Spotmarktpreis wird immer stärker. Bei Windkraft ist die Preisabnahme weniger stark, weil der Windkraft-Zubau im beobachteten Zeitraum relativ schwach war. Diese Darstellung wurde schon im ersten Bericht dieser monatlichen Marktbeobachtungen gezeigt.

Marktwert Solar relativ zum Spotmarktpreis – in monatlicher Darstellung über die Jahre

In dieser Grafik wird nur der Monatsmarktwert Solar durch den jeweiligen Spotmarktpreis geteilt, aber die Darstellung für die einzelnen Jahre in separate Kurven zerlegt: somit wird die Wirkung des PV-Ausbaus in den letzten Jahren besonders gut sichtbar. Siehe erstmals im DGS-Newsletter vom Juli.

Entwicklung des monatlichen Umsatzes von PV

Wenn man den relativen Marktwert Solar mit dem typischen Solarertrag für die jeweiligen Monate multipliziert, erhält man eine Darstellung für die monatlichen Umsätze (Menge x Preis) für Solarstrom. Da PV-Strom im Sommer immer billiger wird – genau dann, wenn der meiste PV-Strom erzeugt wird – nimmt der an der Börse erzielbare Umsatz von Solaranlagen ab. Die Darstellung gilt aber nur für „Standard-PV-Anlagen“ (typische Süd-Ausrichtung, ohne Speicher): durch Ost-West-Ausrichtung oder bei senkrecht stehenden Modulen für Agri-PV-Anlagen oder Gründächern, oder durch Zeitverschiebung der Einspeisung durch Batteriespeicher kann der saisonal schwankende Umsatz verbessert werden.

Jahresmarktwert

Wenn man die Monatsmarktwerte übers Jahr aggregiert, erhält man die Jahresmarktwerte. Auch diese werden unter Netztransparenz.de veröffentlicht, und der Jahreswert Solar ist für die Vergütung von Ü20-Anlagen relevant. Achtung: für die Vergütung der Ü20-Anlagen darf der Abzug für die Vermarktungskosten der Netzbetreiber nicht vergessen werden – es bleibt abzuwarten, wie sich dieser Wert für das Jahr 2025 ergeben wird (wir berichten!). Im Laufe des Jahres wird die Prognose für den Jahreswert immer präziser.

Korrelation zwischen Marktwert Solar und dem Anteil an Solar- und Windstrom

Wenn man nun die relativen Marktwerte Solar für die Monate gegen den Solarstromanteil an der Last in einem Diagramm aufträgt, so kann man eine gute Korrelation erkennen. Dies ist natürlich zu erwarten und wird durch die Grafik eindrucksvoll bestätigt. Dies wurde bereits in den Monatsberichten für August und September näher erläutert.

Geordnete Monatsdauerlinien des Börsenstrompreises

Für diese Darstellung werden die Börsenpreise jeder Viertelstunde eines Monats in absteigender Höhe geordnet. In dieser Darstellung erkennt man besonders gut, wie sich die Zeiten mit besonders hohen und besonders niedrigen Börsenpreisen mit zunehmendem Ausbau Erneuerbarer Energien entwickeln. Sinnvolle Lösungen für Dunkelflauten zur Reduktion hoher Preisspitzen sind eine zentrale Herausforderung für die Energiewende der nächsten Jahre. Die Problematik der „negativen Strompreise“ wird sich jedoch mit dem Rückgang „fossil befeuerter Dampfmaschinen“ und gleichzeitigem Ausbau von intra-diem-Stromspeichern in wenigen Jahren von selbst erledigen: die Preise nahe Null werden immer mehr zunehmen, und reichlicher Solar- und Windstromüberschuss wird zu immer mehr – (fast) kostenloser – „Superpower“ führen. Diese gilt es möglichst sinnvoll zu nutzen – siehe auch den Beitrag zur Ursache negativer Strompreis.

Histogramm der Börsenpreise

Eine weitere Darstellung der Börsenpreise eines Monats ist das Histogramm: hierfür werden die Anzahl der Viertelstunden mit einem bestimmten Preis gezählt und die Häufigkeit aufgetragen. Diese Darstellung werden wir im nächsten Jahr genauer erläutern.

Duck-Curve der relativen Börsenstrompreise

Für diese Darstellung werden die Strompreise zu jeder Stunde eines Tages über einen Monat hinweg gemittelt. In den Sommermonaten ergibt sich zur Mittagszeit ein tiefer Einbruch der Strompreise. Die Grafik wurde in Kalifornien als „Duck Curve“ bekannt und für die Börsenpreise erstmals im Beitrag „Zeichen des solaren Wandels“ verwendet.

Die Darstellungen helfen, den Strommarkt besser zu verstehen. Dies ist für den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien wichtig. Anhand der Grafiken können Risiken, aber auch Chancen der Marktentwicklung leichter abgeschätzt werden.