Eine Marktbeobachtung von Andreas Horn

[Quelle: Dr. Andreas Horn; Datenquelle: www.netztransparenz.de]
Die Übertragungsnetzbetreiber haben unter Netztransparenz.de den Monatsmarktwert Solar für den Juni bekannt gegeben. Mit 1,843 Ct/kWh hat Solarstrom im Monatsmittel somit 8% weniger Erlöse an der Strombörse erzielt als im Vormonat. Vor einem Jahr lag der Betrag mit 4,635 Ct/kWh noch rund zweieinhalbfach so hoch. Niedriger war der Marktwert Solar nur in den Monaten März bis Mai im Coronajahr 2020, als aufgrund des Lockdowns der Energieverbrauch aufgrund des aufgezwungenen Stillstands im Land stark eingebrochen war. Abgesehen von der damaligen Sondersituation zeigt der niedrige Wert erneut, wie sich die solare Wende auf dem Strommarkt auswirkt. In der Bewertung im Newsletter vor einem Monat wurde der Zusammenhang zwischen dem Marktwert Solar und dem Spotmarktpreis an der Strombörse erläutert und eine Auswertung vorgestellt: das Verhältnis des Marktwert Solar zum Börsenstrompreis zeigt ein ausgeprägtes saisonales Muster, wenn es in dieser Darstellung von äußeren Effekten bereinigt wird, die über die Merit-Order den Börsenstrompreis beeinflussen. Insbesondere der Erdgaspreis hat einen starken übergeordneten Einfluss auf den Börsenstrompreis.
In den Sommermonaten sinkt aufgrund des großen Solarstromangebots der Preis immer genau dann, wenn viel Solarstrom im Netz ist. Dies führt zu der eindrucksvollen „Duck Curve“, die letzte Woche im Newsletter vorgestellt wurde. Insofern war abzusehen, dass der Monatsmarktwert bei leicht um 5 Prozent gesunkenem Spotmarktpreis von 6,399 Ct/kWh (im Vormonat 6,734 Ct/kWh) diesen Monat erneut niedriger ausfallen würde.
Eine jährliche Darstellung des relativen Monatsmarktwert Solar im Verhältnis zum Spotmarktpreis zeigt die schnelle Veränderung in den letzten Jahren besonders eindrücklich.

[Darstellung: Dr. Andreas Horn, Datenquelle: www.netztransparenz.de]
Bei der Darstellung darf nicht vergessen werden, dass der preiswerte Solarstrom seinerseits schon erheblichen Einfluss auf den Spotmarktpreis hat und den Strompreis an der Börse billiger macht. Den Einfluss auf den Spotmarktpreis sieht man in der Titelgrafik: dort wird die blaue Kurve des Spotmarktpreises von der gelben Kurve des Marktwert Solar nach unten gezogen.
Für die kommenden drei Monate sind also weiterhin niedrige Preise für den Marktwert Solar zu erwarten, falls nicht äußere Effekte wie z. B. ein deutlicher Anstieg des Erdgaspreises den Börsenstrompreis insgesamt anhebt – was aus gesamtwirtschaftlicher Sicht hoffentlich nicht eintreten sollte. Allerdings sind die Gasspeicher weiterhin vergleichsweise gering befüllt, was „auf marktwirtschaftliche Gründe“ zurückgeführt wird. Die neue Bundeswirtschaftsministerin Reiche gibt sich sorglos und hebt die „Alarmstufe“ bei der Gasversorgung auf. Doch ist dem zu trauen?
Bei der letzten Gasmangellage und Energiekrise im Winter 2021/22 und dem Beginn des Ukrainekriegs sind die Strompreise extrem um den Faktor 5 gestiegen. Das hat zu einem Boom bei der PV-Nachfrage geführt, zu langen Wartezeiten und steigenden Preisen. Klüger ist es, rechtzeitig vorzusorgen: PV-Anlagen für den Eigenverbrauch sind weiterhin eine wirkungsvolle, private Strompreisbremse. Jetzt sind die Preise gut, die Handwerker haben Kapazitäten frei. Erzählen wir unseren Freunden, Bekannten und Verwandten aktiv davon, um in diesen schwierigen Zeiten Orientierung und Hoffnung zu geben:
Solarenergie lohnt sich – auch wenn der Marktwert an der Börse niedrig ist!