Ein Thema, zwei Sichtweisen. Und ein Resümee von Heinz Wraneschitz

„Methan-Leckagen in deutschen Biogasanlagen verursachen massiven Klimaschaden“: Diesen sehr heftigen Vorwurf veröffentlichte am Mittwoch dieser Woche (8. Oktober 2025) die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Konkret würden „jährlich aus den mehr als 10.000 deutschen Biogasanlagen bis zu 370.000 Tonnen Methan entweichen“. Dies entspräche „31,8 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (Klimaschädlichkeit auf 20 Jahre bezogen) und damit mehr als den jährlichen Treibhausgasemissionen kleiner EU-Staaten“ (Originalzitate aus der Presseinfo mit Rechtschreibfehlern von DUH, d.Red).
Hinter den Aussagen steckt eine Studie, die „von der renommierten Wissenschaftlerin Dr. Semra Bakkaloglu am Imperial College London erstellt wurde“, wie die DUH verrät. Doch wer das 56-Seiten-Papier ansieht, stellt fest: Die Wissenschaftlerin hat nicht nur Deutschlands Biogasanlagen betrachtet, sondern auch die in weiteren sechs Staaten Europas. Die Daten hat sie auch nicht selbst erhoben, sondern aus früheren Untersuchungen übernommen. Und Bakkaloglu gibt selbst zu: „The number of biogas plants (n=69) and the amount of available data are both lower than in Denmark“. Wie die 69er-Auswahl zustande kam, erschließt sich nicht. Also auch nicht, ob die verwendeten Daten repräsentativ sind.
Prompte Reaktion des Fachverbands Biogas
Die Antwort des Branchen-Fachverband Biogas (FVB) kam nur wenige Stunden später: „Der FVB weist die Vorwürfe der Deutschen Umwelthilfe (DUH) entschieden zurück“, lautet der erste Satz der Stellungnahme.
Und der FVB begründet auch, warum: Die DUH-Bewertung sei „unwissenschaftlich: Die DUH berücksichtigt Extremwerte statt Durchschnittswerte und nutzt einen unüblichen Klimafaktor (GWP 20 statt GWP 100), um Methanemissionen übertrieben darzustellen.“ Zudem seien die Daten veraltet, „sie stammen größtenteils aus den Jahren 2006–2019 und spiegeln nicht den heutigen Stand der Technik wider“. Und es sei noch nicht einmal klar, „ob die gemessenen Methankonzentrationen tatsächlich von Biogasanlagen stammen oder von anderen Quellen (Tierhaltung, Kläranlagen, Erdgasnetz, etc.)“.
Zumal „die Branche seit Jahrzehnten an der Emissionsminderung arbeitet: Betreiber von Biogasanlagen haben ein hohes Eigeninteresse, Methanverluste zu vermeiden – aus wirtschaftlichen, sicherheitstechnischen und umweltbezogenen Gründen“, begründet der FVB das Kontra.
Meine Erwartung
Und jetzt? Ich wage zu behaupten: Die schlagzeilenheischende DUH-Veröffentlichung wird überall groß aufgegriffen. Die klare Entgegnung des FVB dürfte dagegen ziemlich weit unten landen. Das Hauptziel in (a)sozialen wie „seriösen“ Medien heutzutage sind Klicks. Denn die bringen Kohle. Auch der DUH? Dies ist übrigens schon mindestens deren zweiter Versuch, das Thema breitzutreten…