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Heinz Wraneschitz

Batterieteile und Sonnenstrom beim Familienunternehmen Kurz

Ein Bericht von Heinz Wraneschitz

Blick auf einen Teil des Solarcarports von Kurz in Fürth. [Foto: Heinz Wraneschitz bildtext.de]

Wussten Sie das? „Der Separator hat die Aufgabe einer Barriere, die die beiden Elektroden einer Batterie elektrisch voneinander isoliert, um interne Kurzschlüsse zu vermeiden“, erklärt Wikipedia. Deshalb ist Rainer Süßmann, Geschäftsführer der Horizon-Kurz New Material Technology GmbH mit Sitz in Fürth, überzeugt: „Separatorfolien sind das Herzstück moderner Lithium-Ionen-Batterien.“ Am Standort der Kurz-Gruppe in Sulzbach-Rosenberg (Oberpfalz) sei das Unternehmen gerade dabei, „eine Produktionslinie für Separatorfolien zu finalisieren“, wie Prokurist Mathias Gruber am Telefon bestätigt. Ende 2025 soll die Fertigung starten.

Dass Lithium-Ionen-Batterien wesentlich für die Energiewende allgemein und Elektrofahrzeuge im Besonderen sind, ist dagegen allgemein bekannt. Hierzulande werden Li-Ion-Akkus vielfach aus Komponenten zusammengebaut, die aus Ostasien stammen, vor allem aus China. Dafür seien pro kWh Speicherkapazität etwa 10 qm dieser Folie nötig, bei einem heute üblichen 70-kWh-Akku im E-Auto also um die 700 qm, rechnet der Prokurist vor.

Und deshalb gebe es bei Europas Batterieproduzenten – ob in Deutschland, Frankreich, England –, gerade aber auch in Asien „einen wahnsinnigen Bedarf“: Allein in China würden heute schon jährlich ca. 2.000 Mio. qm dieser 5 bis 15 Mikrometer (µm) dünnen Separatorfolien verbaut; Tendenz: Steil nach oben. Mindestens 50 Mio. qm wolle Horizon-Kurz künftig jährlich in Sulzbach-Rosenberg produzieren, so Gruber weiter.

Alteingesessenes Familienunternehmen

Denn mit dünnen Folien im µm-Bereich kennt man sich bei der Kurz-Gruppe aus. Die ist nach eigener Einschätzung „ein führendes Unternehmen der Oberflächenveredelung“ mit 70 Jahren Erfahrung. Deshalb war man „seit 2020 firmenintern dabei, für die Firma den Zugang zu neuen Märkten und Energietechnologien zu suchen“. Mit Horizon, Chinas viertgrößtem Folienhersteller und Beschichter, habe man den passenden Technologiepartner gefunden. Horizon wiederum hatte nach einem Partner gesucht, um mit dem gemeinsam auf den europäischen Markt zu gehen. In dem im Frühjahr gegründeten Joint-Venture Horizon-Kurz lizenzieren die Chinesen ihre Technologie, bieten technologische Unterstützung, stimmen Qualitätskriterien ab und vieles mehr. „Und wir haben den Marktzugang in Europa“ – gerade auch im Automotive-Sektor, beschreibt Mathias Gruber die Kurz-Aufgabe der gemeinsamen Firma.

Dabei hat die Kurz-Gruppe beileibe selber jede Menge Knowhow. Sehr stark ist sie im Bereich Chemie- und Lackentwicklung, über 90% der produzierten Materialien werden selber entwickelt. In der Fertigung in Sulzbach-Rosenberg werden täglich zwischen 50 und 80 Tonnen Lacke produziert. Für eine eigene neue Carbon Primer–Chemie (transparenter Lack für Carbon-Untergründe; d.Red.) wird gerade eine Pilotproduktion aufgebaut. Dieser Lack mache zum Beispiel auch Batterien schnellladefähiger und langlebiger, heißt es von Kurz.

Die gesamte Produktion in der Oberpfalz wird im Übrigen schon einige Zeit zu knapp 25 % aus einem insgesamt 8,4 Hektar großen Freiflächen-Solarpark mit 13 Megawatt Leistung mit Strom versorgt. In Planung ist dort zudem gerade „das erste Power-to-Heat-(P2H-)System mit ThermalBattery-Wärmespeichern in Deutschland. Damit sollen Emissionen reduziert und die Nachhaltigkeit in der industriellen Produktion gefördert werden“, verkündete im Frühjahr der P2H-Lieferant Energynest.

Solarcarport-Strom für die Produktion

Nun hat Kurz auch an der Firmenzentrale in Fürth einen großen Schritt in Richtung Eigenstromversorgung via Photovoltaik gemacht: Der Firmenparkplatz wurde großflächig großflächig zum Solarcarport umgestaltet. Weil möglicherweise unter der Teerschicht gefährliche Bomben-Relikte aus dem 2. Weltkrieg schlummern, musste bei der Statik auf Eingriff in den Boden geachtet werden.

Nun liegen dort auf 100 m³ Beton-Fundamenten und 80 Tonnen Stahl-Gestellen 2962 450-Watt-Module, die mit 14 Wechselrichtern den Strom ins Firmennetz einspeisen. Unter der Solarcarportfläche von 6.400 m² mit 350 Stellplätzen sind immerhin auch 32 E-Mobil-geeignete mit Ladestationen für Mitarbeiter-Fahrzeuge zu finden.

Mit 1,33 Megawatt sei das „die größte PV-Anlage in Fürth, die nicht auf einer Freifläche errichtet wurde“, lobte Fürths Oberbürgermeister Thomas Jung bei einem Pressetermin das Engagement der Firmengruppe. Die firmiert als Leonhard-Kurz-Stiftung und habe ohnehin „Nachhaltigkeit tief in unserer Unternehmens-DNA verankert. Diese bestimmt jeden Aspekt unserer Geschäftstätigkeit und Innovation“, wie es CEO Andreas Hirschfelder kürzlich ausdrückte.

Mit 1,33 MW und ohne Nutzung bestehender Grünflächen hat die mit dem Carport beauftragte Elektrotechnik-Firma die Vorgabe „mindestens 1 MW“ sogar erheblich überschritten. Weil kein öffentliches Netz genutzt, sondern der Strom direkt ins Firmennetz eingespeist wird, werden auch keine Netzgebühren fällig – günstiger Strom also.

Im Werk selber herrscht grundsätzlich ein höherer Strombedarf, als die PV leisten könne. Vor allem eine kürzlich in Betrieb genommene Recycling-Anlage für PET-Schnipsel aus von Kurz an Kunden gelieferten Prägefolien wird so versorgt. 5.000 Tonnen jährlich könne die verarbeiten. Und weil die Folienschnipsel sortenrein seien, lässt sich aus dem so genannten rPET sehr gut etwas Neues, sogar Einfärbbares produzieren. So kam OB Jung am Ende seines Besuchs zu einem rPET-Trikot. Auch wenn das blau und nicht – wie in Fürth weit verbreitet – grün leuchtete.