Eine Marktbeobachtung von Andreas Horn

Die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) haben unter Netztransparenz.de den Monatsmarktwert Solar für den August bekannt gegeben. Dieser lag bei 3,832 Ct/kWh, während der Gesamtmarktwert bzw. Spotmarktpreis (Monatsmittelwert der Stundenkontrakte EPEX Spot) bei 7,699 Ct/kWh lag. Strom aus Windkraft erzielte einen Marktwert von 6,824 Ct/kWh für Onshore-Windstrom, und 6,689 Ct/kWh für Offshore Windstrom.
Der Wert von Solarstrom lag somit rund ein Drittel niedriger als im Vormonat Juli, aber immerhin doppelt so hoch wie nur zwei Monate vorher im Juni. Im Vergleich zum Vorjahresmonat war Solarstrom jedoch rund 10 Prozent weniger wert.
Die reinen Zahlen sind für die Direktvermarktung und die Anschlussvergütung für sogenannte Ü20-Anlagen relevant. Aber was sind die Ursachen für die Preisentwicklung für Solarstrom und die hohe Volatilität? Und warum war der Börsenstrompreis und Marktwert Solar im Vormonat Juli so hoch?
In früheren Beiträgen in der DGS- Serie zu den Monatsmarktwerten haben wir bereits verschiedene Darstellungsvarianten für die Monatsmarktwerte gezeigt. In „Marktwert Solar – welchen Preis hat Solarstrom?“ wurde die einfache Zeitreihe dargestellt und die saisonale Entwicklung der Marktwerte Solar und Wind im Verhältnis zum Gesamtmarkt erläutert. In „Der Monatsmarktwert Solar im Juni 2025“ wurde erstmals die jährliche Darstellung für den Marktwert Solar gezeigt, der mit steigender PV-Ausbauleistung eine immer tiefere „Wanne“ im Sommerhalbjahr zeigt. Doch im letzten Monat (Juli 2025) gab es dann eine massive Abweichung: der Monatsmarktwert Solar stieg sprunghaft auf das Dreifache an, das Verhältnis zum Spotmarktpreis stieg massiv. Und das Ganze bei einem deutlichen Anstieg des Gesamt-Spotmarktpreises. Wie kann man dies erklären?
In Fachmedien wie z. B. ZfK oder iwr wurde der sommerliche Strompreisanstieg mit Problemen französischer Atomkraftwerke begründet. Die mussten ihre Leistung aufgrund Kühlwasserprobleme drosseln: eine massenhafte Vermehrung von Quallen aufgrund hoher Wassertemperaturen machte das Kühlwasser unbrauchbar. Ein Blick in die Energy-Charts für Frankreich zeigt jedoch, dass die monatlichen Atomstrommengen dadurch insgesamt nur wenig beeinträchtigt wurden.
Auch die Gaspreise, die über die Merit-Order einen wesentlichen Einfluss auf die Strompreise haben, waren im Juli nicht besonders auffällig. Im Gegenteil: die Gaspreise sanken sogar leicht.
Korrelation von Solarstrom-Menge und Preis
Was also war dann maßgeblich für den hohen Preisanstieg im Juli? Zur Erinnerung: Das Wetter im Juli war gefühlt ziemlich „schlecht“; viel Regen, wenig Sonne. Und in der Tat zeigen die Energy-Charts für Juli eine Delle in der Solarstromproduktion und gleichzeitig einen etwas höheren Stromverbrauch, auch „Last“ genannt.
Wenn man nun die relativen Marktwerte Solar für die Monate gegen den Solarstromanteil an der Last in einem Diagramm aufträgt, so kann man eine Korrelation erkennen:

Bei dieser Darstellung darf jedoch nicht vergessen werden: Der preiswerte Solarstrom seinerseits hat schon erheblichen Einfluss auf den Spotmarktpreis und macht den Strompreis an der Börse insgesamt billiger.
Solarstromausbau lohnt doppelt
Nun ja, dass es diese Korrelation gibt, war sicherlich grundsätzlich bekannt. Jetzt aber wird die Korrelation auch grafisch sichtbar. Und es lässt sich daraus ermessen, was in den nächsten Jahren passieren wird, wenn sich die PV-Leistung wie geplant bis 2030 auf 215 GWp verdoppeln wird: Der Solarstromanteil in den Sommermonaten wird weiter etwas steigen und den Strom „billiger“ machen. Ein Großteil des zusätzlichen Solarstroms wird in Batterien, die derzeit rasch installiert werden, für die Nacht zwischengespeichert. Der Solarstrom aus den Batteriespeichern hat jedoch höhere Kosten, so dass sich dafür eine andere Mengen-Preis-Korrelation ergeben wird.
Und was lernt man aus dieser Episode? Wenn Solarstrom fehlt, wird der Strompreis teurer! Es lohnt sich also, den PV-Ausbau weiterhin schnell voran zu treiben.