19.07.2019
NGO-übergreifendes gemeinsames Positionspapier: LNG stoppen!
In einem gemeinsamen Positionspapier fordern momentan bereits knapp 60 Nicht-Regierungsorganisationen (NGOs) die bürokratischen Hürden, Hemmnisse und Fußangeln zur Behinderung eines Systems zur vollständigen Versorgung durch Erneuerbare Energien zu beseitigen statt der extrem klimaschädlichen LNG-Technologie den roten Teppich auszurollen.
Die konkreten Forderungen lauten:
- Rücknahme der LNG-Pläne und Umwidmung der dafür vorgesehenen öffentlichen Gelder für den Aufbau einer 100%igen Versorgung durch erneuerbare Energien - Sonne und Wind!
- Schluss mit der Belastung von Mieterstrom und Eigenverbrauch mit der EEG-Umlage!
Die EEG-Umlage wurde erfunden, um die Erneuerbaren Energien zu fördern. Es ist absurd, dass die Erneuerbaren Energien ihre Förderung selber bezahlen sollen! - Schluss mit dem Ausschreibungsverfahren für Erneuerbare-Energien-Anlagen, das kapitalschwächere Bauwillige vom Zubau abhält!
Wir wollen, brauchen und schaffen 100% EE, ökologisch-sozial gerecht, bürgernah, demokratisch, dezentral und schnellstmöglich! Es ist die welthistorische Aufgabe von uns heute lebenden Menschen!
Während das Voranschreiten des Klimawandels stets dramatischer und die Energiewende dementsprechend dringlicher wird, strebt die Bundesregierung die Ablösung der Kohle ganz offensichtlich nicht durch Erneuerbare Energien, sondern durch Erdgas an.Man verweist auf die gegenüber der Kohle geringere CO2-Emission in der Gasflamme und auf die bessere Regelbarkeit von Gaskraftwerken, verschweigt aber, dass in der Produktionskette des Erdgases, beim Transport von LNG durch mangelhafte Kühlung, sowie als „Schlupf“ in Gasmotoren unverbranntes Methan in die Atmosphäre gelangt. Während CO2 ein langsam, aber dauerhaft wirkendes Klimagas ist, entfaltet unverbranntes Methan seine Treibhauswirkung schnell und heftig. In den ersten 10 Jahren der Exposition ist sie 100 mal stärker als die von CO2, nach 100 Jahren verringert sie sich auf das 34fache (Robert W. Howarth, Cornell University, New York und IPCC).
Lesen Sie hier das ausführliche Positionspapier
Das Positionspapier als pdf zum Download (mit allen bisherigen Unterzeichnern)
19.07.2019
Können Bäume alleine das Klima retten?
Bäume und Wälder sind nicht die Lösung unseres Problems, aber ohne Bäume und Wälder gibt es keinen Ausweg aus der Klimakatastrophe und die ist wiederum ein großes Problem für unsere Bäume und Wälder: So ähnlich könnte man eine kürzlich publizierte Studie "The potential for global forest cover" der ETH Zürich zusammenfassen. Dort steht, dass die weltweite Aufforstung von Wäldern auf einer Fläche von 0,9 Milliarden Hektar möglich wäre und so zwei Drittel der vom Menschen verursachten CO2 -Emissionen aufnehmen könnten. Dies sei, so die Autoren, die effektivste Massnahme gegen den Klimawandel.
Zu dieser Studie veröffentlichen wir diese Woche zwei Stellungnahmen. Die erste kommt vom DGS-News-Redakteur Götz Warnke, die zweite von PIK-Forscher Stefan Rahmstorf.
1. Aufforstung als Klimaschutz (Götz Warnke)
Angesichts der immer weiter steigenden CO2-Konzentration in unserer Atmosphäre sowie der zunehmenden Bedrohlichkeit der Klimakrise und ihrer Auswirkungen können neue Lösungsansätze des Problems sich eines breiten, öffentlichen Interesses sicher sein. Einen solchen „neuen“ Vorschlag zur Einhaltung des Pariser 1,5°-Ziels präsentierten Anfang diesen Monats Forscher der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich im renommierten Fachmagazin „Science“. Das Ergebnis der Studie lautet in Kurzfassung: mehr Bäume pflanzen. ... Insofern lehnt das Crowther Lab den Gedanken ab, man könne unseren Planeten allein durch das Pflanzen vieler Bäume retten. Das ist auch vollkommen richtig, denn inzwischen geht es nicht mehr nur darum, die vom Menschen neu erzeugten Klimagase zu begrenzen und die seit längerem schon in der Atmosphäre befindlichen Klimagase wieder einzufangen, sondern die sich selbst verstärkenden Sekundär-Effekte der Erd-Erhitzung zu begrenzen: immer häufiger und größer brennende Wälder und Moore, die Methan-Ausgasungen der arktischen Tundren und die verminderten Rückstrahlungseffekte (Albedo-Effekt) durch das Schwinden des arktischen Eises.
Das Verdienst der Studie ist, einen effektiven, günstigen und akzeptablen Weg zur Abwendung der Klimakrise aufgezeigt zu haben. Denn so umstritten manche Maßnahmen sind, da viel zu viele Lösungen gleich als Einschränkung der persönlichen Freiheit abgekanzelt werden – gegen das Pflanzen von Bäumen kann eigentlich niemand etwas haben.
lesen Sie hier die komplette Stellungnahme
2. Können Bäume das Klima retten? (Stefan Rahmstorf)
Die letzten Wochen hat eine neue Studie von Forschern der ETH Zürich für weltweite Schlagzeilen gesorgt. Es geht um Bäume. Die Forscher hatten sich die Frage gestellt: wieviel Kohlenstoff könnten wir speichern, wenn wir überall dort auf der Welt Bäume pflanzen, wo das Land nicht schon für Ackerbau oder Städte genutzt wird? Da die Blätter der Bäume diesen Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid – CO2 – aus der Luft ziehen und dann den Sauerstoff – O2 – wieder freigeben, ist das eine tolle Klimaschutzmaßnahme. Die Forscher kamen auf 200 Milliarden Tonnen Kohlenstoff – vorausgesetzt wir pflanzen über tausend Milliarden Bäume.
Der Knalleffekt der neuen Studie beruhte vor allem auf der Aussage der Pressemitteilung der ETH, Bäume könnten damit zwei Drittel der bisherigen menschengemachten CO2-Belastung ausgleichen. Die Folgen von über zwei Jahrhunderten industrieller Entwicklung mit einer derart simplen und wenig kontroversen Maßnahme zum größten Teil ausgleichen zu können – das klingt wie ein Wunschtraum! Und wurde umgehend begrüßt von jenen, die von Klimaschutz träumen, der niemandem weh tut:
Leider ist es auch zu schön um wahr zu sein. Denn dabei werden Äpfel mit Birnen verglichen und wichtige Rückkopplungen im Erdsystem vergessen. Mit ein paar Grundfakten zum CO2-Anstieg in unserer Atmosphäre ist das leicht zu verstehen. Die Menschheit pustet derzeit jährlich 11 Milliarden Tonnen Kohlenstoff in Form von CO2 in die Luft – Tendenz steigend. Diese 11 GtC entsprechen 40 Gigatonnen CO2, weil das CO2-Molekül 3,7-mal schwerer ist als nur das C-Atom. Seit dem Jahr 1850 waren es insgesamt 640 GtC – davon 31 % durch Landnutzung (meist Abholzung), 67 % durch fossile Energienutzung und 2 % sonstige Quellen. All diese Zahlen sind vom Global Carbon Project, einem internationalen Forscherkonsortium, das sich dem Monitoring von Treibhausgasen widmet.
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19.07.2019
Zellularer Ansatz, zum Zweiten
Der VDE versucht es noch einmal: „Statt unbeliebtem Netzausbau: Zellulares Energiesystem.“ In fünf Worten lässt sich diese ganz aktuelle Studie der „Energietechnischen Gesellschaft ETG im Technologieverband VDE“ [2] zusammenfassen. Als dieselbe ETG vor fünf Jahren ihre erste Version vom „zellularen Ansatz“ veröffentlichte, wurde die von Politik und Übertragungs-Netzbetreibern ÜNB einfach ignoriert. War deren zentrale Feststellung zu revolutionär? „Durch mehr lokale Strukturen bei der Energieversorgung weniger Stromnetzausbau und bis zu 45 % weniger Stromtransportbedarf.“
Dennoch haben damals den „zellularen Ansatz“ besonders nordbayerische Verteilnetzbetreiber wie die Main-Donau-Netz GmbH aufgegriffen. Dies wiederum war nach Aussage von Gerhard Kleineidam aus dem ETG-Autorenteam „Motivation, den beschriebenen Konzeptansatz zu konkretisieren“, damit „eine dezentrale Energieversorgung auf Basis zellularer Strukturen“ tatsächlich Wirklichkeit werden kann.
Dabei sehen die ETG-Fachleute unser Energiesystem bereits heute auf dem Weg „von einer zentralen hin zu einer dezentralen und CO2-armen Energieerzeugung“ – aber mit vielen neuen Anforderungen. Denn nicht mehr wie bislang hauptsächlich die ÜNB, sondern die Verteilnetzbetreiber würden dadurch „zum Rückgrat der Energiewende“. Damit bestätigt die VDE-ETG die „Stadtwerkestudie 2017“ des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW. Denn momentan „erfolgt eine Abkehr von der nachfragegesteuerten Bereitstellung elektrischer Energie und der Wandel zu einer angebotsgesteuerten Energienutzung“, sind sich die VDE-Fachleute sicher. Deshalb haben sie Fragen und Antworten zu Planung, Betrieb, Sektorenkopplung, sinnvoller Digitalisierung und zur Sicherheit der Informationen ins Zentrum ihrer neuen Arbeit gestellt.
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19.07.2019
Von der Leyen: Viel heiße Luft, wenig Konkretes
Am frühen Dienstag-Abend bestimmte das Europaparlament mit einer recht knappen Mehrheit von 383 Stimmen die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen zur neuen Präsidentin der EU-Kommission. Die Abstimmung war geheim und daher bleibt unklar, aus welchen Kräften sich diese Mehrheit zusammensetzt. Neben den 182 Christdemokraten gehörten mit ziemlicher Sicherheit die Liberalen und Macronisten zu ihren Unterstützern, darunter die Stimmen der deutschen FDP. Von den restlichen etwas über 90 Stimmen scheinen die Meisten aus der 153-köpfigen sozialdemokratischen S&D-Fraktion gekommen zu sein. Ob die 16 deutschen und die fünf österreichischen Sozialdemokraten tatsächlich, wie angekündigt, gegen die CDU-Politikerin gestimmt hatten, wird wohl deren Geheimnis bleiben.
In den kurzen zwei Wochen „Wahlkampf“, in denen Ursula von der Leyen durch so ziemlich alle Brüsseler Fraktionen tourte, machte sie sich nahezu überall Liebkind und versprach den politischen Konkurrenten wie den eigenen Parteigänger so ziemlich alles, was diese hören wollten. Manche kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Man kann davon ausgehen, dass politische Positionen, die nach außen kommuniziert wurden, nicht alles gewesen sein dürften, was vereinbart wurde. Entsprechend wenig Konkretes lässt sich daher bis jetzt über den zu erwartenden politischen Kurs der ehemaligen deutschen Verteidigungsministerin sagen. Werfen wir einen Blick auf die Energie- und Klimapolitik.
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19.07.2019
Auch Fraunhofer ISE findet Gefallen am Fuel Switch
Einen „erfreulichen Nebeneffekt dieser rein marktgetriebenen Ereignisse waren deutlich geringere Kohlendioxidemissionen aus der fossilen Stromerzeugung“, mit diesen Worten feiert Prof. Bruno Burger, Schöpfer der Fraunhofer ISE Energy Charts im aktuellen Newsletter seines Instituts den Fuel Switch von der Kohleverstromung hin zum Erdgas. Im Juni 2019 hätten die deutschen fossilen Kraftwerke 33% weniger Kohlendioxid emittiert als im Juni des Vorjahres. Gründe für diesen „dramatischen Rückgang“ seien hauptsächlich die gestiegenen Kosten für CO2-Zertifikate des European Trading Systems (ETS), die niedrigen Börsenstrompreise und ein geringerer Stromverbrauch, so die ISE-Pressemitteilung. Erstaunlich an dieser Jubelarie ist die offene Parteiname eines Solarforschungsinstitutes für die Energiepolitik der Bundesregierung und der internationalen Erdgaskonzerne.
Dem „dramatischen Rückgang“ der CO2-Werte in den deutschen Kraftwerken steht eine Zunahme des Klimagases Methan in der Atmosphäre gegenüber, wie die FAZ Ende Mai 2019 meldete. Von Fraunhofer ISE wird das nicht erwähnt. Hätte man sich statt auf CO2 auf CO2-Äquvalente bezogen, wären die Daten anders ausgefallen. Dazu die FAZ: „Methan ist das nach Kohlenstoffdioxid (CO2) bedeutsamste Treibhausgas und daher mitursächlich für die globale Erwärmung; Wissenschaftler rechnen aus diesem Grund in sogenannten CO2-Äquivalenten, wenn es um die jährlich freigesetzte Menge geht.“ Dass bei einem Fuel Switch von der Kohle hin zu Solar- und Windstrom der „dramatische Rückgang“ ein ganz anderer gewesen wäre, ist bei den Freiburger Solarforschern offenbar in Vergessenheit geraten.
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19.07.2019
Eiskollaps in Westantarktis könnte durch Beschneien mit Meerwasser verhindert werden
(PIK) Der Westantarktische Eisschild droht auf lange Sicht ins Meer zu rutschen. Während eine weitere Destabilisierung der Eisflächen in anderen Teilen des Kontinents durch eine Verringerung von Treibhausgasemissionen begrenzt werden könnte, wird der langsame, aber unwiederbringliche Eisverlust in der Westantarktis wohl auch im Falle einer Klimastabilisierung noch weiter fortschreiten. Ein Zusammenbruch der Eismassen würde zwar Jahrhunderte dauern, aber den Meeresspiegel weltweit um mehr als drei Meter ansteigen lassen. Eine Gruppe von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) hat jetzt einen besonders kühnen Weg untersucht, das Eis zu stabilisieren: mit Billionen Tonnen zusätzlichen Schnees, erzeugt aus Meerwasser, könnten die instabilen Gletscher beschneit werden. Das würde beispiellose Ingenieurslösungen erfordern und eine der letzten unberührten Regionen der Erde erheblichen Umweltrisiken aussetzen – um den langfristigen Anstieg des Meeresspiegels in einigen der am dichtesten besiedelten Gegenden der Welt entlang der Küsten von den Vereinigten Staaten über China bis an die Nordseeküste zu verhindern.
„Im Kern geht es um die Abwägung, ob wir als Menschheit die Antarktis opfern wollen, um die heute bewohnten Küstenregionen und das dort entstandene und entstehende Kulturerbe zu retten. Hier geht es um globale Metropolen, von New York über Shanghai bis nach Hamburg, die langfristig unterhalb des Meeresspiegels liegen werden, wenn wir nichts tun“, sagt Anders Levermann, Physiker am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Columbia University in New York und einer der Autoren der Studie. „Der Westantarktische Eisschild ist das erste Kippelement in unserem Klimasystem, das wir gerade kippen sehen. Der Eisverlust beschleunigt sich und hört wahrscheinlich erst auf, wenn das Eisschild der Westantarktis praktisch schon verschwunden ist." ... „Die offensichtliche Absurdität des Unterfangens, die Antarktis künstlich zu beschneien um eine Eisinstabilität zu stoppen, spiegelt die atemberaubende Dimension des Meeresspiegelproblems wider", schließt Levermann. „als Wissenschaftler sehen wir es jedoch als unsere Pflicht an, die Gesellschaft über jede einzelne mögliche Option zur Bewältigung der anstehenden Probleme zu informieren. So unglaublich es auch erscheinen mag: Um ein noch nie dagewesenes Risiko zu vermeiden, muss die Menschheit vielleicht auch noch nie da gewesene Anstrengungen unternehmen."
Lesen Sie hier den kompletten Text des Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
19.07.2019
Wie geht es mit privaten Aufdachanlagen nach dem EEG weiter?
Mit dieser Fragestellung befasst sich zurzeit nicht nur die DGS, sondern auch das DGS-Mitglied, der Ökostromanbieter LichtBlick aus Hamburg. 2021 ist es bereits soweit: Anlagenbetreiber, die in den 1990er Jahren über das 1.000-bzw. 100.000-Dächer-Programm gefördert wurden und ab dem Jahr 2000 die EEG-Vergütung erhielten, werden keine Einspeisevergütung mehr erhalten. In den Folgejahren wird es die Anlagen der frühen 2000er treffen.
Somit werden sich immer mehr Betreiber der ersten Stunde die Frage stellen müssen „Was mache ich jetzt mit meiner noch funktionierenden, 20 Jahre alten Anlage und dem Strom, den die Anlage produziert?“. Um ein Stimmungsbild unter den Betroffenen einzufangen, hat der Hamburger Energieversorger LichtBlick eine Umfrage gestartet. Sind Sie Betreiber einer älteren Photovoltaikanlage (Baujahr 2013 und älter)? Dann nutzen Sie das Umfragetool – es dauert nur wenige Minuten:
hier geht es zur Umfrage
Die Daten werden anonym ausgewertet. LichtBlick analysiert im Anschluss die Ergebnisse und eruiert, inwiefern das Energieunternehmen die PV-Pioniere zukünftig nach der EEG-Förderung unterstützen könnte.
19.07.2019
Neue INSM-Kampagne will die starke Klimaschutzbewegung der Jugend aushebeln
Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), eine einflussreiche Lobbyorganisation, die die Interessen der großen Konzerne der deutschen Wirtschaft vertritt, hat eine neue Kampagne gestartet: „Klimaschutz“.
Diesmal ist sie klar gegen die erfolgreichen jugendlichen Klimaproteste gerichtet, um sie einzufangen und so zu schwächen, dass sie die großen Geschäfte des fossilen/atomaren Wirtschaftsgefüges nicht ernsthaft gefährden können. Im Rahmen von Themenkampagnen übernimmt die Initiative neue soziale Marktwirtschaft Begriffe der Gegenseite („sozial“, „Gerechtigkeit“, „Energiewende“, „Klimaschutz“), und sorgt dafür, eine neue Assoziation zu den Begriffen in ihrem Sinn herbeizuführen. Beim Thema Klimaschutz heißt das: 2°C Ziel statt 1,5°C Ziel, Ausbremsen schneller, massiver Klimaschutzmaßnahmen für die Industrie, Verhindern einer CO2-Abgabe, Erdgas-Offensive, Emissionshandel statt schnellem Kohleausstieg.
INSM-Themenkampagnen werden umgesetzt durch dauerhaftes, intransparentes, flächendeckendes Platzieren und Erzeugen von Schlagzeilen in Print, TV, Funk und Internet über einen langen Zeitraum. Ergänzt wird dies durch Anzeigen- und Plakatkampagnen. Die Interessenorganisation der großen Konzerne stellt sich nach außen so dar, dass sie unbedingt Klimaschutz, Energiewende, soziale Gerechtigkeit etc. will, bewirkt mit ihren Vorschlägen aber immer genau das Gegenteil das, was der jeweilige Begriff ihrer Themenkampagne ist.
Die Initiative neue soziale Marktwirtschaft (INSM) ist die Tochtergesellschaft des Instituts der deutsche Wirtschaft (IW) Köln, was wiederum von den beiden Industrieverbänden BDI und BDA finanziert und kontrolliert wird.
Hans-Josef Fell
Anmerkung: In dem Zusammenhang empfehlen wir auch die zweiteilige Serie "Vom Hoffnungsträger zum Sündenbock" von Tina Ternus, seinerzeit erschienen in der SONNENENERGIE. Die Artikel befassen sich intensiv mit der damals maßgeblich von der INSM durchgeführten Kampagne zur Abschaffung der EEG-Umlage.
Vom Hoffnungsträger zum Sündenbock, Teil 1
Vom Hoffnungsträger zum Sündenbock, Teil 2
19.07.2019
Einige Daten zum Rekordjuni 2019
(KlimaLounge) “Doppelrekord! Noch nie war ein Juni in Deutschland wärmer und sonniger“ – so der Titel der Pressemitteilung des Deutschen Wetterdienstes zum vergangenen Juni. Um satte 0,4 °C im Deutschlandmittel wurde der bisherige Rekord aus dem „Jahrhundertsommer“ 2003 übertroffen. Ein „Jahrhundertsommer“ wäre 2003 ohnehin nur nach den Maßstäben des 20. Jahrhunderts – für das 21. Jahrhundert dürfte 2003 eher zu den normalen bis kühlen Sommern zählen (siehe unten). Dazu war es sehr trocken und sonnig, aber es gab auch schwere Gewitter mit großen Regenmengen und Hagelgeschosse mit bis zu 8 Zentimetern Durchmesser.
An unserer Säkularstation in Potsdam (direkt neben dem Gebäude in dem ich arbeite), wo seit dem Jahr 1893 eine qualitativ hochwertige Klimareihe gemessen wird, wurde der bisherige Junirekord von 20,2 °C gar um volle 2,2 °C überboten. Die Medien schauen gerne auf Tagesrekorde, und die hat es ja auch zur Genüge gegeben. Aus wissenschaftlicher Sicht sind Monatsrekorde aussagekräftiger, da bei Mittelwerten über längere Zeiten die Zufallsschwankungen geringer sind als bei Tageswerten.
Weltweite Häufung von Monatsrekorden
Dass es durch die fortschreitende Erderhitzung zu einer Häufung von neuen Monatsrekorden kommt ist unmittelbar logisch. Um wieviel genau haben wir in einer Studie im Jahr 2013 gezeigt (Abb. 1). Die Grafik zeigt, dass die durch den globalen Temperaturanstieg erwartete Zahl von Monatsrekorden heute schon rund fünfmal höher liegt als ohne globale Erwärmung. Die tatsächlich beobachtete Zahl von Hitzerekorden schwankt um diesen erwarteten Wert herum. Schon in gut 20 Jahren wird die Zahl der monatlichen Hitzerekorde sogar um den Faktor 12 über dem Wert in einem stabilen Klima liegen – und diese Rekorde sind noch heißer als die derzeitigen, denn – als Beispiel – ein neuer Junirekord in Deutschland müsste dann ja noch wärmer sein als der Juni 2019, um wiederum als Rekord gezählt zu werden..
lesen Sie den hier den vollständigen Beitrag von Stefan Rahmstorf
Anmerkung: Stefan Rahmstorf hat den "ZEIT Wissen-Preis Mut zur Nachhaltigkeit" für seine Verdienste um die Vermittlung von Klimawissen erhalten. Damit wird unter anderem auch sein Wissenschafts-Blog "KlimaLounge" gewürdigt, aus dem dieser, wie zahlreiche hier schon veröffentlichte Beiträge, stammen.
19.07.2019
Sind Batterie- oder Brennstoffzellenzüge Dieselalternativen?
Über Brennstoffzellenzüge auf Bahn-Strecken ohne Oberleitung haben wir kürzlich ausführlich berichtet. Nun hat der VDE eine brandaktuelle Studie veröffentlicht: „Alternativen zu Dieseltriebzügen im SPNV“. Zwei zentrale Feststellungen des Verbands der Elektrotechnik: „Brennstoffzellen-Züge sind eine langfristige Alternative zur Elektrifizierung weitläufiger Schienenwege. Sie sind die beste Lösung auf Bahnlinien, die gänzlich ohne Oberleitung sind oder Lücken von weit über 80 Kilometern aufweisen.“ Und: Batteriezüge seien schnell wirkende „Diesel-Alternativen bei Stromleitungslücken unter 80 km“.
Zwar sind für den VDE „Oberleitungs-Triebzüge auch zukünftig die ideale Lösung für elektrifizierte Schienennetze“. Doch die Elektrotechniker benennen auch das große Hindernis: „Das heutige sehr aufwändige Planfeststellungsverfahren behindert die zügige Elektrifizierung“; das gelte sowohl für aktuell genutzte wie auch momentan stillgelegte Bahnstrecken. Die Studienmacher hoffen deshalb auf „das in Umsetzung befindliche (Bundes-) Planungsbeschleunigungsgesetz“.
Heinz Wraneschitz
Die Studie ist hier kostenfrei herunterzuladen
19.07.2019
Tagung der Energiegenossenschaften: Neue Wege für den Klimaschutz
Sie sind herzlich zu unserer bundesweiten Tagung für Energiegenossenschaften und lokale Klimaschutzakteure am 20. und 21. September 2019 nach Kassel eingeladen! Ziel der Tagung ist es, einen fachlichen Austausch unter lokalen Energiewendeakteuren zu ermöglichen, um so Inspiration, Motivation und Know-how für die nächsten Umsetzungsschritte zu schaffen.
Zu den Themen gehören u.a. Strategien zum weiteren PV-Ausbau, genossenschaftliche Geschäftsmodelle für Elektromobilität, ergänzende Dienstleistungen für Nahwärmegenossenschaften und Vorgehensweisen zur Steigerung der gesellschaftlichen Wirkungskraft von lokalen Energiewendemaßnahmen.
Diskutieren Sie mit spannenden Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Verbänden.
Das Tagungsprogramm und den Link zur Anmeldung finden Sie hier.
Die DGS ist Mitveranstalter der Tagung
19.07.2019
Kleiner Medienspiegel
Woidke hält früheren Kohleausstieg als 2038 nun doch für möglich: Voraussetzung sei jedoch, so der Brandenburgische Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD, dass es neben dem bis 2022 geplanten Atomausstieg gelinge, das deutsche Energieversorgungssystem in kurzer Zeit umzubauen. Dazu müssten mehr dezentrale Lösungen zur Nutzung Erneuerbarer Energien entwickelt werden. Die Kohlekommission der Bundesregierung hatte zum Klimaschutz einen Kohleausstieg bis spätestens 2038 empfohlen. Dabei denkt er an einen weiteren Ausbau von PV und Windkraft in seinem Bundesland, das bereits heute mit der bundesweit höchsten Erzeugung bezogen auf Einwohner und Fläche aufwarten könne. "Wir haben in Brandenburg den Rohstoff der Zukunft", sagt Woidke nun plötzlich, ein Satz der ihm vor kurzem nicht mal im Schlaf eingefallen wäre. Und weiter, „der Vorteil dezentraler Erneuerbarer Energien sei hier, dass keine größeren Übertragungsnetze gebraucht würden“. Zur Förderung des Klimaschutzes müssten zudem die bundesweit rund 25 Milliarden Euro jährliche Steuereinnahmen aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz vernünftiger eingesetzt werden, so Woidke weiter. Dies müsse Vorrang vor möglichen neuen Steuern wie einer CO2-Steuer haben: Radio Berlin-Brandenburg rbb 16.07.2019 .
Fridays-for-Future: Erste Bußgelder (dann aber doch nicht): Erstmals sind für die Teilnahme an Friday-for-future-Demonstrationen Bußgelder verhängt worden: Im Baden-Württembergischen Mannheim haben vier Familien jeweils einen Bescheid über 88,50 Euro erhalten. Besondere Auffälligkeit: Ausgerechnet das Mannheimer Geschwister-Scholl-Gymnasium griff nun zu dieser Maßnahme, deren Namensgeber Symbolgestalten des Widerstandes (Weiße Rose) waren. Auf der Website der Schule klingt das so: „Mit ihrem Mut und ihrer Zivilcourage sind sie für uns ein Vorbild, an dem wir uns orientieren wollen.“ Auf der Website der GLS-Bank (https://www.gls.de/privatkunden/fuer-mut-und-klimaschutz) findet sich bereits ein Aufruf, auf das für die Rechtshilfe der betroffenen fff-Schüler gespendet werden kann. Auch bei der heutigen Demonstration in Mannheim sollen Spenden gesammelt werden, um die Kosten zu decken: https://www.morgenweb.de/mannheimer-morgen_artikel,-mannheim-fridays-for-future-bussgeldbescheide-fuer-mannheimer-schueler-_arid,1486637.html. Am Donnerstag kam dann der Rückzieher: Die Stadt Mannheim hat vier Bußgeldbescheide gegen Schüler wieder aufgehoben. Begründung: "Die Besonderheit dieser Fälle im Vergleich zum klassischen Schulschwänzen" sei zunächst nicht aufgefallen.
Mehr neue Elektroautos: Die Zahl der Neuzulassungen bei Elektro- und Hybridautos sind im ersten Halbjahr 2019 weiter gestiegen. Dabei wurde der bisherige Europa-Spitzenreiter Norwegen erstmals überholt- 48.000 neue Fahrzeuge (gegenüber 44.000 in Norwegen) wurden bei uns gemeldet. Weltweit führend vor Deutschland sind China und die USA mit 628.000 (China) und 149.000 (Amerika) elektrischen Neufahrzeugen. Das in Deutschland am Häufigsten verkaufte Elektroauto ist wie bisher der Renault ZOE mit über 5.500 Zulassungen im 1. Halbjahr (Marktanteil 18%) vor dem Tesla Model 3, der sich für den Monat Juni auf Platz 1 schob. Erst auf den Plätzen drei bis fünf folgen inländische Marken: Der BMW i3, der e-Golf von VW und der e-Smart. Sichtbar: Die Top5 gehören den kleinen bis mittleren Autogrößen. Der Vergleich der absoluten Zahlen täuscht jedoch: Vergleicht man Norwegen und Deutschland beim Anteil der Elektrofahrzeuge, erkennt man, wie weit die Verkehrswende in Norwegen bereits ist: Während in Deutschland nur 2,6 % der neuen Autos einen Elektro- oder Hybridantrieb haben, sind es in Norwegen 56 (!) Prozent: https://www.automobilwoche.de/article/20190716/NACHRICHTEN/190719921/1276/groesster-markt-fuer-e-autos-in-europa-deutschland-ueberholt-norwegen?utm_source=mailchimp&utm_medium=newsletter&utm_campaign=nachrichten
Floating-PV in Baden-Württemberg: Deutschlands größte schwimmende PV-Anlage ist auf dem Maiwaldsee am Oberrhein in Betrieb gegangen. Auf der Wasserfläche der Kiesabbaustätte installiert, soll die PV-Anlage pro Jahr 800.000 kWh Strom erzeugen. 70% davon will der Besitzer des Kieswerks, die Ossola GmbH, gleich selbst verbrauchen, und so 560 Tonnen CO2-Emissionen vermeiden. Die Anlage gilt als Vorzeigeprojekt für die rund 150 am Oberrhein in Betrieb befindlichen Baggerseen. Der Betreiber Erdgas Südwest erwartet, dass durch die Kühlung des Wassers ein Mehrertrag von rund zehn Prozent im Vergleich zu Freiflächen- oder Dachanlagen erzielt werden kann. Bei der Einweihung durch Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller kritisierte dieser die gesetzlich vorgeschriebene Höchstgrenze von 750 KW Leistung bei PV-Anlagen, ab der die Anlagen gemäß EEG im Ausschreibeverfahren angemeldet werden müssen. Durch diese Begrenzung bleibe ein erhebliches Potential an möglichen Großanlagen ungenutzt: https://www.iste.de/aktuell/umweltminister-untersteller-weiht-schwimmende-pv-anlage-der-firma-ossola-gmbh-ein/
Gute Windernte in der Nordsee: Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet meldet, dass die von ihm übertragene Leistung der Offshore-Windparks in der Nordsee im ersten Halbjahr 2019 gegenüber dem ersten Halbjahr 2018 um 16 Prozent zugelegt hat: waren es in den ersten sechs Monaten in 2018 8,17 Terawattstunden (TWh), so gingen im Vergleichszeitraum 2019 sogar 9,51 TWh durch die Leitungen. Das waren ca. 15 Prozent der gesamten Windstromerzeugung Deutschlands. Tennet wird die Offshore-Übertragungskapazität in der deutschen Nordsee bis 2024 auf fast 9 Gigawatt erhöhen, hält aber die aktuelle Ausbaurate in Europa beim Offshore-Wind für nicht ausreichend, um die Zielvorgaben des Pariser Klimaabkommens zu erfüllen: https://www.tennet.eu/de/news/news/nordsee-windernte-des-ersten-halbjahrs-2019-uebertrifft-das-erste-halbjahr-2018-um-16-prozent/
Staatliche Speicherstudie in Österreich: Na, da haben uns die Nachbarn doch mal was Sinnvolles vorgemacht. Aber bestimmt verweigern wir die Nutzung des Eingemachten aus der Alpenrepublik schon aus deutscher Eitelkeit. Dabei würde sie nichts mehr kosten, die Studie: Sie steht zum Runterladen bereit. Sechs Speichertechnologien sind darin analysiert worden, die auch hierzulande und nicht nur „für Österreich gegenwärtig als besonders relevant eingeschätzt werden: Pumpspeicher, stationäre Batterie im Haus mit Photovoltaik-(PV)-Anlage, virtueller Großspeicher bzw. Pooling, Batteriekraftwerk, industrielles Batteriespeichersystem sowie die mobile Anwendung im Bereich Elektrofahrzeuge.“ Und – laut Umweltruf – geht es bei Speichern nicht nur um Technologie, „sondern auch um sozialwissenschaftliche, juristische, ökonomische und ökologische Abschätzungen, mit anderen Worten, um eine inter- und transdisziplinäre Aufgabe“: www.umweltruf.de/2019_Programm/news/news3.php3?nummer=4201
Die Spitze der Erde steht in Flammen: Schon seit Juni brennen riesige Flächen der Arktis. Der Permafrostboden taut auf, Treibhausgase entweichen in großem Ausmaß. Der Klimawandel verstärkt sich also noch „je mehr Fläche abbrennt, denn der verkohlte, dunkle Boden absorbiert deutlich mehr Sonnenlicht als die unverbrannte Erde und führt zu einer weiteren Erwärmung“. Auf diese Weise haben „die arktischen Feuer allein im Juni mit 50 Millionen Tonnen CO2 so viel Klimagas abgegeben wie eine mittelgroße Industrienation in einem ganzen Jahr“. Und fast niemand bekommt es mit: https://www.faz.net/aktuell/wissen/erde-klima/feuer-im-polarkreis-die-arktis-steht-in-flammen-16282777.html
Das Redaktionsteam der DGS-News