28.06.2019
Start für 14.800 Quadratmeter Solarthermie in Ludwigsburg
Jetzt geht es los: Die Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim (Baden-Württemberg) haben in der vergangenen Woche die Baugenehmigung von der Stadt erhalten, um Deutschlands größte Solarthermieanlage zu errichten. Am Stadtrand, auf dem Römerhügel, wird nun ab Juli auf zwei Flächen eine Solarwärmeanlage mit 14.800 Quadratmetern Kollektorfläche errichtet, die zukünftig jährlich 5.500 MWh Sonnenwärme liefern soll. Das Kollektorfeld ist Teil des kommunalen Klima-Modellprojektes „Errichtung und Anbindung der größten Solarthermieanlage in Deutschland an ein optimiertes Wärmeverbundnetz“ (SolarHeatGrid). Derzeit werden im Stadtgebiet insgesamt drei Nahwärmenetze zu einem größeren Fernwärmenetz verknüpft, im März dieses Jahres wurde außerdem mit der Errichtung eines großen Wärmespeichers begonnen. Dieser Speicher mit 2.000 m3 Fassungsvermögen soll zum einen für den Ausgleich der schwankenden Solarerträge eingesetzt werden, zum anderen erhöht er durch Pufferung auch die Effizienz des Biomasse-Heizwerkes, das im Winter die Wärme zur Verfügung stellt. Diese Anlage kann durch den großen Speicher kontinuierlicher und damit effizienter als auch CO2-ärmer betrieben werden. Das Holzheizkraftwerk wird im zukünftig verbundenen Wärmenetz dann auch meist die „Führung“ übernehmen, die weiteren – zum Teil fossilen – Wärmeerzeuger werden nur bei zusätzlichem Bedarf zugeschaltet. Um den fossil-Anteil weiter zu reduzieren, gibt es bereits die Idee, zukünftig an den Standorten der anderen Heizwerke weitere KWK-Erzeuger zu errichten.
Der dänische Anbieter Arcon-Sunmark hat mit seiner Tochter in Regensburg den Zuschlag für den Bau der Kollektoranlage erhalten. Neben Ludwigsburg hat Arcon in Ostdeutschland derzeit zwei weitere Großprojekte in Vorbereitung. Arcon produziert und baut die 1.088 Flachkollektoren für das Projekt in Ludwigsburg selbst, inklusive der Regelung etc., in den vergangenen 30 Jahren hat man schon über 1,3 Mio. Quadratmeter Kollektorfläche realisiert. Arcon denkt dabei oft in Superlativen: Derzeit entsteht in einem Joint-Venture auch die größte Solarthermie-Anlage in China. Dort soll in Zhongba (Tibet) ein 35.000 qm großes Kollektorfeld mit Rohrnetz, Gebäudeanschlüssen sowie einem 15.000 m3 Wasserspeicher entstehen.
Aber zurück nach Ludwigsburg und Kornwestheim: Das Projekt wird von den Stadtwerken Ludwigsburg-Kornwestheim (SWLB) umgesetzt. Deren Vorsitzender Geschäftsführer Bodo Skaletz betonte bei einem Pressetermin in der vergangenen Woche die Bedeutung des Projektes für die CO2-Einsparung im Versorgungsgebiet. Auch gab es von Seiten der Landwirtschaft Gegenwind zu dem Projekt, der aber im guten Dialog abgebaut werden konnte. Neben dem noch leeren Baufeld stehend, wies Skaletz darauf hin, dass von der Gesamtprojektlaufzeit von drei Jahren bereits zwei Jahre vergangen sind. Der Bau der Kollektoren soll bis Ende 2019 abgeschlossen sein, die Anlage im Mai 2020 in Betrieb gehen - das Gesamtprojekt wird damit fristgerecht umgesetzt.
Neben der Stadt Ludwigsburg ist auch die benachbarte Stadt Kornwestheim beteiligt, die auf ihrer Gemarkung ebenso eine größere Fläche zur Verfügung gestellt hat, um das Kollektorfeld in der projektierten Größe realisieren zu können. Der Ludwigsburger Oberbürgermeister Werner Spec, gleichzeitig Aufsichtsratsvorsitzender der SWLB, betonte, dass die Stadt bereits seit 2007 mit einem strukturierten Energiekonzept unterwegs sei. Im Rahmen der Umsetzungen dieses Konzeptes wurde bereits 2010 das damals größte Holzheizkraftwerk in Baden-Württemberg realisiert. Dank des Engagements wurden die lokalen Klimaziele für das Jahr 2020 schon im Jahr 2016 erreicht, neben der CO2-Minderung der Energieversorgung sieht Spec nun auch die Dekarbonisierung des Verkehrs als wichtiges Zukunftsprojekt an.
Erstaunlich ist auch die Realisierung des Projektes in der verdichteten Region Stuttgart, wo eigentlich ein hoher Druck auf alle verfügbaren Flächen besteht. Die große Fläche für das Kollektorfeld kam auf der Seite Ludwigsburgs vor allem deshalb in Frage, weil auf dem Areal durch Altlasten keine Bebauung in den kommenden Jahrzehnten möglich ist. Auf der Gemarkung von Kornwestheim, dem kleineren Flächenanteil, wurden dagegen landwirtschaftliche Flächen in Anspruch genommen.
Das Projekt schlägt mit rund 15 Mio. Euro Gesamtkosten zu Buche und wird mit knapp 10 Mio. Euro seitens des Bundes im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative gefördert. Finanziell unterstützt wird dabei nicht nur die Errichtung des Kollektorfeldes, sondern das gesamte Klimaschutz-Modellprojekt SolarHeatGrid, also auch die fünf Kilometer neue Leitungen und der Wärmespeicher.
Weitere Informationen zum Projekt finden sich im Internet unter: www.swlb.de/solar-heat-grid
Dort haben die Stadtwerke neben Projektinformationen auch zwei Baustellenkameras eingebunden, die den Baufortschritt beim Wärmespeicher und (ab Juli) beim Kollektorfeldbau sichtbar machen. Wir werden auch in den DGS-News in einigen Monaten über den Baufortschritt berichten.